Vom Kanton Freiburg nach Bern ins Gymnasium

pilgrim
ThemenerstellerIn
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Unser Kind ist in der letzten Klasse des Progymnasiums in Freiburg, welches der Quarta am Gymnasium in Bern entspricht oder Spez.-Sek. oder 9. gymnas. Unterricht.
Somit könnte sie in Bern direkt an der Tertia beginnen.
Wer hat gute oder schlechte Erfahrungen mit diesem Kantonswechsel ? Auf was ist zu achten ? Niemand kann mir so richtig Auskunft geben, vielen Dank !
jacqueline sommer
Dabei seit: 30.06.2002
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Wir wohnen auch im Kanton Freiburg und unser Sohn geht in Bern ins Gymnasium Neufeld. Er hat die 7./8. Klasse hier besucht (Sek A, progymnasiale Stufe) und ist dann direkt in die Quarta eingetreten. Das ging absolut problemlos, er war in einigen Fächern den Bernern gegenüber eher voraus, insbesonder Französisch. Doch hängt das sicher auch mit der Schule und Klasse vorher zusammen, nicht jede hat genau das gleiche Niveau, auch wenn der Lehrplan gleich ist.

Der Übertritt war für ihn problemlos. Aber der Unterricht ist schon ganz anders und es sind viel mehr Fächer. Ich finde, er hat einen strengen Stundenplan. Das würde ich jetzt vielleicht als einen Nachteil empfinden, wenn der Übertritt erst in die Tertia erfolgt. Die Meisten konnten sich schon in der Quarta an den neuen Rythmus gewöhnen. Was aber nicht heisst, dass es nicht zu schaffen ist. Es gibt immer auch solche, die erst in die Tertia eintreten. Nur kann ich dir da jetzt nicht von Erfahrung berichten.

Das Gymnasium in Bern ist aber auf alle Fälle strenger als das in Fribourg.

Ein Nachteil ist auch, dass die Ferien dann halt anders sind. Unser Jüngerer geht immer noch hier bei uns zur Schule und wir können deshalb im Moment nicht in die Skiferien und im Herbst haben sie auch nur eine Woche gemeinsam Ferien. Dabei haben wir noch eine Sonderregelung. Bei den "normalen" Freiburger Schulferien wäre im Herbst keine einzige Woche gemeinsam. Das tangiert dich natürlich nur, wenn du noch andere Kinder hast, die im Kanton Freiburg zur Schule gehen.
Henrietta
Dabei seit: 19.11.2002
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Meine zwei ältesten Kinder gehen in Fribourg ins Gymnasium. Für das 3. Kind, das im Moment Sek A progymnasiale Stufe geht, erkundigte ich mich, ob es möglich wäre in der Stadt Bern ein öffentliches Gymnasium zu besuchen. Ich erhielt eine sehr ausführliche Antwort. Wenn die Wohngemeinde kein Abkommen mit Bern hat (Kerzes hat das, da nahe am Kanton Bern. Die meisten anderen Gemeinden haben das nicht), müssen die Eltern das Schulgeld des ausserkantonalen Schülers selber bezahlen, das sind pro Jahr etwa 25'000.--. Somit hatte sich dann mein Anliegen erledigt und er wird wie seine Geschwister in Fribourg in die Schule gehen. Vorteil von Bern fanden wir, dass es nach dem 9. Schuljahr nur 3 Jahre bis zur Matur sind, in Fribourg sind es 4 Jahre, zudem ist das Französisch weniger streng in Bern.
jacqueline sommer
Dabei seit: 30.06.2002
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Das Französisch ist in Bern nicht weniger streng, sehe ich nicht so.

Dadurch, dass in Fribourg nach dem 9. Schuljahr noch 4 Jahre gemacht werden, verteilt sich der Stoff auch entsprechend. Freunde meines Sohnes und der Nachbarjunge gehen nach Fribourg, die haben einen weniger strengen Stundenplan, mehr Ferien usw.
Henrietta
Dabei seit: 19.11.2002
Beiträge: 133
@Jacqueline
Durch das dass in den Gymnasien in Fribourg ca. die Hälfte der Klassen aus bilinguen Kindern bestehen, wird das Niveau diesen Kindern angepasst. Das Niveau ist extrem hoch und leider nicht auf Kinder mit nur deutscher Muttersprache ausgerichtet. Meine zwei Aeltesten haben ein Franzjahr gemacht und kommen daher gut mit, mein Dritter möchte das nicht machen. Meiner Erfahrung nach ist der Gymer in Bern einfacher, darum hatten wir auch einen Schulbesuch für unser drittes Kind dort erwogen, aber er wird es auch in Fribourg schaffen icon_smile.gif Das 1. Gymerjahr in Fribourg ist tatsächlich für nichts, nachher zieht die Schraube sehr stark an.
jacqueline sommer
Dabei seit: 30.06.2002
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Nun, bei uns in Kerzers wird das eben so kommuniziert, dass in Fribourg der Stoff, welcher in Bern in drei Jahren gemacht wird, quasi in vier Jahren unterrichtet wird. Wer es lockerer will, geht ganz klar nach Fribourg. Nach Bern dürfen eh nur die, welche in der Sek A einen Schnitt von über 5 haben + sehr gute Zusatzqualifikationen. Andernfalls muss eine Prüfung machen, wer nach Bern will. Da sind einfach die Auflagen strenger, vielleicht auch, um nicht zu viele Schüler nach Bern schicken zu müssen.

Diejenigen Fribourger-Gymnasiasten, die ich kenne, haben halt noch nie gejammert, dass das Französisch viel schwieriger sein soll. Und ich kenne nicht nur solche, die im ersten Jahr sind. Was ich bei meinem Sohn so sehe, was sie machen, ist halt normaler Gymi-Stoff. Wortschatz erweitern (er hat letztes Wochenende 40 Seiten! Vokabeln gelernt. O.k. er hat es sich wieder mal bis zum letzten Moment aufgespart. Mind. 2/3 waren neue Vokabeln, Rest kam irgendwann im Bonne Chance schon mal), Grammatik, innert kürzester Zeit alle Zeiten und dann halt viel französische Lektüre. Sein Französischlehrer ist übrigens Welschschweizer oder Franzose und natürlich wird nur französisch gesprochen. Es ist vielleicht auch das Problem, dass das Bonne Chance halt wirklich kein gutes Lehrmittel ist. Ich kritisiere u.a. auch daran, dass sehr, sehr lange nur Präsenz, dann Passé Composé vorkommt. Die meisten Zeiten kannte mein Sohn nach 6 Jahren Französisch noch nicht! Im Gymer wurden sie dann alle in recht kurzer Zeit durchgenommen.
pilgrim
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 13.01.2005
Beiträge: 49
Herzlichen Dank für Eure Antworten, sie haben mir etwas geholfen.
Unser Kind hatte immer Durchschnitte über 50 Punkte und sehr gute Referenzen. Momentan hat sie aber etwas Mühe, dieses hohe Niveau zu halten, besonders in Mathe. haperets...
Wie habt Ihrs in Englisch erlebt ? Bern hat ja früher als Freiburg Englischunterricht.
Trotz "Bonne chance" sind sie aber sehr flott unterwegs, die Zeiten haben sie praktisch alle durch, sogar das Subjonctif sind sie am Bewältigen.
Danke für den Austausch, merci à Fribourg et à Berne !
jacqueline sommer
Dabei seit: 30.06.2002
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Englisch war kein Problem. Ich hatte mich extra vorher erkundigt. Der Fachvorsteher Englisch hat mir gesagt, dass das im Kanton Bern verwendete Lehrmittel schlechter sei als unseres und die aus dem Kanton Freiburg stammenden Schüler keine Probleme hätten.

Auch unser Sohn hatte diesbezüglich keine Schwierigkeiten, die Berner waren nicht weiter. Er ist übrigens mittlerweilen in der Tertia und hat Englisch als Schwerpunktfach gewählt.
JJ
Dabei seit: 17.04.2008
Beiträge: 765
@jacqueline:
so schlecht ist das bonne chance nicht. bin dann gespannt, wies mit dem franz geht, wenn wir einige jahre mille feuille erfahrung haben. dass passé composé wird in der Sek A und B schon in der 7 gelernt. es sit wichtig, dass sie bis dahin im präsens sattelfest sind und z.b die 3 schlüsselformen (je, nous, ils) kennen, weil darauf viel aufgebaut ist.
es hat halt auch schwächere schülerInnen und für ist es gut, wenn nicht zu viele zeiten vorkommen. lieber präsens und viel mündlich, kommunizieren, schreiben, als nur die grammatik beherrschen!
was ich an den freiburgen collèges toll finde, ist dass deutsch und welsch unter einem dach sind und so ein sozialer und kultureller austausch gewährleitet ist!
jacqueline sommer
Dabei seit: 30.06.2002
Beiträge: 1113
Die Frage ist dann nur, ob dieser Austausch auch stattfindet. Ich habe seinerzeit das Gymnasium in Biel besucht, da ist auch das deutsche und französische Gymnasium zusammen. Vermischt wurde da aber sehr wenig, auch nicht z.B. in der Mensa.

Heute sind vielleicht die Anstrengungen etwas grösser und es gibt ja auch die bilingue Matura-Lehrgänge, wo ein Tel der Fächer in einer Fremdsprache unterrichtet werden (Französisch oder Englisch).

Ich bleibe aber dabei, ich finde das Bonne Chance kein gutes Lehrmittel. Es hat auch viele Fehler drin. Und ich glaube, ich habe da viele Anhänger, auch unter Lehrpersonen. Bist du auch Lehrerin?