Lieber David Müller
Ich unterrichte an der Oberstufe und ich bin Mutter zweier schulpflichtiger Kinder.
Ich finde es schön, dass sich jemand Gedanken über das Schulsystem macht und nicht nur lamentiert, sondern Ideen äussert.
Hm, der Föderalismus ist mir wirklich ein Dorn im Auge, das ist echt mühsam, das ist klar. Ein einheitlicheres Vorgehen wäre da sicher wünschenswert.
Es ist bezeichnend, dass die so toll individualisierten Aufgaben aus dem Bereich Mathematik kommen. Können Sie genau solche Aufgaben bringen für Fremdsprachanfänger (Französisch oder Englisch ist egal). Da wirds schwierig.
Eine Klasse mit einem guten Zusammenhalt ist enorm wichtig. Oft gerade für "spezielle" Kinder mit einer Lernschwäche oder einer Überbegabung.
Themen wie Mobbing, Medienkompetenz etc. sind längst selbstverständlich.
Kirche und Schule müssten strikt getrennt werden, da gebe ich Ihnen mehr als Recht. Auch ökumenischen Unterricht und ReligionEN in der Schule finde ich unhaltbar. Unter anderem, weil die Unterrichtenden halt auch nur Menschen sind, die bei allem guten Willen oft vor allem ihre Haltung weiter geben.
Die Pflicht, einen Sportverein zu besuchen, finde ich schlecht. Drei Lektionen Sport pro Woche in der Schule sind für alle obligatorisch und das ist gut so. Da könnte man schon viel tun, wären die Rahmenbedingungen besser, d.h. ganz klar kleinere Klassen!!! Bessere Infrastruktur, besseres und mehr Material.
Für die einen Kinder kann es nicht genug sein, die können locker noch drei-, viermal pro Woche zusätzlich ins Training gehen, die anderen brauchen ganz einfach mehr Zeit, die unverplant ist. Zeit für sich. Wieso Sie Tennis verteufeln, weiss ich nicht, viele Jugendliche spielen mit Begeisterung und das hat überhaupt nichts Elitäres.
Kürzungen im musischen Bereich: Bloss nicht!!! Dagegen kämpfen wir immer wieder, ab und zu fällt das einigen Deppen in den Bildungsdepartementen oder -kommissionen auch als super-Sparübung ein. Die Kinder brauchen das!
Nach wie vor braucht es leider keinerlei Ausbildung, um ein Kind zu bekommen und aufzuziehen. Viel "Selbstverständliches" geht verloren, darüber könnte ich Ihnen als Lehrerin ein endloses Liedchen singen. Kennen Sie den Film "Idiocracy"?