Wir sollten jedem höchsten Respekt geben, der von seinem eigenen GEIST Gebrauch macht und damit nach wirksamen Lösungen sucht. Dabei entstehen natürlich viele verschiedene Idee = Sichtweisen, doch gerade das kann uns ja neues Leben aufschließen.
Ich lese mit Begeisterung: "Meiner Meinung nach muss das ganze Schulsystem von Grund auf erneuert werden, mit Reformen ist es nicht getan." Dann bin ich aber erstaunt, dass Du schon im ersten Punkt nichts als Re-formen bringst. Du konstruierst die übliche Unterrichtsvollzugsanstalt neu durch. Das ist mir viel zu wenig, ich bestehe wirklich auf einer neuen, WIRKLICHEN SCHULE, nicht auf einer verbesserten Unterrichtsvollzugsanstalt.
Für die Ich-kann-Schule habe ich mich erst einmal gefragt, was SCHULE ist. Wir haben ja mit "Schule" gerade das Gegenteil daraus gemacht, was dieses Wort bedeutet. Und das ist nicht bloß mit dem Wort Schule so sondern mit allem, was mit Schule zu tun hat. Fast alles ist sein Gegenteil pervertiert. Daraus lässt sich auch verstehen, warum es uns in unseren "Schulen" immer schlechter geht, je besser wir es machen.
Ich würde zuerst einmal in der 3./4. Klasse gar keine Schulbücher brauchen; die würden die Schüler selber schreiben. Das habe ich vor über 30 Jahren schon mit meinen 4.Klässlern gemacht. So gut, wie es in unserem Sprachbuch stand, konnten wir das selber; wir konnten es vor allem lebendiger. Und die Textausgaben, die sich meine Schüler selbst ausdachten, waren motivierender als die, die im Buch standen.
Vorgegebene Aufgaben verschiedenen Schwierigkeitsgrades führen doch zuerst einmal dazu, dass Menschen IN SCHABLONEN EINSORTIERT werden. Leben aber bedeutet: ÜBER ALLE KÜNSTLICHEN SCHABLONEN HINAUSWACHSEN. Du verstehst, dass ich da nicht mitmache.
Ich suche nicht nach optimierten Schablonen, ich proviziere lieber Wachstum. Als ich als Schüler in der 3.-5.Klasse einer Dorfschule saß, fühlte ich mich gbesonders gut und stark und wachsend, wenn ich einem 5.Klässler als 3.- oder 4.klässler zeigen konnte, wie´s geht. Das wirkt stärker als wenn dir nur immer die passende Aufgabe zugewiesen wird wie der Kuh im Stall das Futter. Das bewirkt PERSÖNLICHKEITSWACHSTUM, und erst dadurch dass er WÄCHST, wird der Mensch dem Leben GEWACHSEN.
Wenn ich den Kindern immer nur die optimale Schablone biete, verkümmere ich ihre Persönlichkeit. Das ist versuchte Seelentötung - mit auch körperlichen Auswirkungen. Die Überlebensinstanz im Menschen kann so etwas nicht beliebig lange mitmachen. Die muss für´s Überleben sorgen. Von optimalen Schablonen werden die Kräfte von Geist und Seele nicht satt.
Schaun wir doch einmal ganz genau hin: Dein Problem als Schüler war doch nicht, dass die Aufgaben langweilig waren - dafür hast Du Dir doch selbst was Geniales einfallen lassen, aber sie haben Dein GENIE nicht zur Kenntnis genommen. Sie haben es einfach VERHUNGERN lassen!
Und Du???
Statt dass Du Dir und Deinen so genialen Talenten die Treue gehalten und für sie gesorgt hättest, hast Du sie im Stich gelassen. Du hast Dich bloß darüber aufgeregt, dass man Deinem Rechengenie nicht adäquate Aufgaben zureicht. Darüber hast Du verdrängt, dass da noch ganz andere, noch viel genialere Talente in Dir da waren, um die DU DICH überhaupt nicht gekümmert und die DU SELBER glatt verkommen lassen hast.
Du hättest Dich mit Deiner Intelligenz ohne weiteres von den beschränkten päd. Vorgaben abnabeln, Dir selbst nicht nur Dein Mathe- sondern vor allem auch Dein Selbstreflexions-, Selbstwahrnehmung-, Selbstachtungs-, Selbstentwicklungs-Talent bestätigen, stärken, zum Wachsen bringen und davon Gebrauch machen können. Da hast Du aber den Schwanz eingezogen. Dir ist heute noch wichtiger, gegen die mangelhafte formale Verschablonisierung zu opponieren, als Deine wirklich genialen weiteren Talente endlich zu rehablitieren, zu entwickeln und zum Zug kommen zu lassen.
Du verlangst immer noch, dass man für Dich mehr Geld ausgibt. Dabei wäre Deiner Intelligenz doch viel angemessener, Du kämest endlich soweit frei, dass Du mehr Intelligenz für Dich verlangst. Das wird allerdings nur klappen, wenn Du es vormachst.
Schule kann es sein, wenn Lehrer Lehrer und Schüler Lerner sind.
Bei uns sind die Lehrer aber nirgends Lehrer, sie sind überall Unterrichter. LEHREN bedeutet, ein mitreißendes Beispiel für LERNEN zu sein. Unterrichter sind exakt das Gegenteil. Sie wissen noch nicht einmal, waS LERNEN bedeutet. Das Herkunftswörterbuch würde ihnen aufschließen: "Eine Fährte des Lebens verfolgen, eigene ErFAHRungen sammeln". Wenn sie selbst von ihren eigenen Erfahrungen so begeistert wären, dass man neugierig würde, ihnen VON SICH AUS ZU FOLGEN, dann hätten sie SOG-Wirkung und dann wären sie WIRKliche LEHRER. Sie gehen aber nicht mit SOG voraus, sie treiben die Herde mit DRUCK hinten an. Da lässt sich gar nicht vermeiden, dass Schule ein einziges Scheitern ist, wenn man ständig selöbst das Gegenteil von SCHULE macht.
Ich wünsche Dir nicht, dass Du das aushalten musst: weltweit überall dieselbe, einheitliche Schablone. Alle Versuche für so etwas sind weltweit bis heute gescheitert. Sie müssen scheitern, da sie die Grundgesetze des Lebens missachten, die doch jeder durch sein eigenes Leben ständig selbst beachten und zu seinem Nutzen lernen könnte.
Wenn man über solch intelligente Talente verfügt, müsste das doch die Aufgabe für Dich sein, mit der Du nicht nur Dich ENT-FALTEN kannst sondern auch allen Menschen zeigen kannst, wie das geht und welche Lebensqualität es eröffnet.
Ich freue mich auf Deinen Erfolg.
Franz Josef Neffe
"Wenn ich Sie in dem Irrtum lasse, dass ich es bin, der Sie gesund macht, dann mindere ich Ihre Persönlichkeit!" Émile Coué