Was erwartet Ihr von einer Lehrperson ?

hope
Dabei seit: 04.05.2009
Beiträge: 308
Es gibt so viel gute Lehrpersonen, ich erlebe grad eine ganz geniale bei meinem 1. Klässler. Ich bin durchwegs begeistert. Sie liebt ihren Job sichtlich, kann die Unarten und Defizite eines Kindes beim Namen nennen, wobei man merkt, dass sie dem Kind trotzdem wohlwollend gegenübersteht. Sie räumt den Kindern viel Zeit ein, um sich zu entwickeln und weiss, dass die Kinder im ersten Jahr eine enorm intensive Zeit erleben. Sie besitzt zwar Feingefühl, aber auch Durchsetzungskraft, um sich auch bei Kindern, die die Grenzen immer wieder suchen, durchzusetzen. Ausserdem lacht sie auch im Unterricht sehr viel mit den Kindern, ohne dabei den Unterricht aus den Augen zu verlieren.

Das andere erleb ich leider auch: die LP, der ein Kind, das nicht ins 0815 Schema passt, halt einfach nur lästig ist. Die LP, die nah am Burnout steht und deshalb nervenzusammenbruchsmässig Eltern überfällt und ihnen Schimpftiraden über ihr Kind an den Kopf schmeisst. LPs die wirklich schwierige und gewalttätige Kinder ständig in Schutz nehmen, wahrscheinlich aus lauter Überforderung.

Ja es gibt beide, ich bin umso dankbarer für die wunderbare Erfahrung, die mein 1. Klässler machen darf!
Gelöschter Benutzer
ich erwarte von einem lehrer dass er sein handwerk beherrscht und seine arbeit mit begeisterung macht, wie von jedem anderen in seinem beruf auch. wer lehrer wird, weiss, dass er einen raum voll verschiedener kinder hat, und diese haben wiederum eltern, mit denen man zusammenarbeiten will. die verschiedenartigkeit der menschen macht einem freude, denn die schule ist für die schüler da, und will jeden einzelnen fördern. ein lehrer sieht die herausforderung darin, jeden einzlenen schüler für sein fachwissen zu begeistern und aus jedem das herauszulocken, worin seine stärke liegt, so dass alle das lernziel erreichen und freude an der schule haben (natürlich nicht jede sekunde. weder lehrer noch schüler). ich erwarte keine perfektion, aber die bereitschaft sich zu entwickeln (ist doch selbstverständlich) und zur teamarbeit
eineFremde
Dabei seit: 17.02.2004
Beiträge: 1958
dass sie mindestens 15 Cousins und Cousinen hat, plus sonstige Freunde und Bekannnte, damit ich ordentlich was zu erzählen habe!

abgesehen davon, sehe ich es wie jelena (wieder einmal auf den Punkt gebgracht)
Gelöschter Benutzer
ah ja, von wegen: 24 elternpaare haben 24 verschiedene ansichten, wie ein guter lehrer sein soll

das ist normal. wenn man fragen würde, was ist ein guter bäcker, würden 24 leute vielleicht auch 24 verschiedene backwaren aufzählen, die ein buter bäcker besonders gut backen muss. nicht jeder bäcker kann torten genausogut wie kürbiskernbrötchen mit vollkornschrot, aber die erwartung ist eigentlich die selbe wie beim lehrer: er muss sein handwerk beherrschen und seinen beruf mit herzblut ausführen. dazu gehört dass er morgens pünktlich geöffnet hat und ein bestimmtes morgensortiment vorhanden ist. wenn mal um 9 die gipfeli ausverkauft sind ist das kein drama, aber als kunde will ich dann nicht angemotzt werden "meine güte, wissen sie eigentlich wieviele kunden ich habe? wie soll ich es denen allen recht machen? sie haben wohl persönliche schlechte erfahrungen gemacht mit bäckern!"
Babs
Dabei seit: 16.11.2007
Beiträge: 265
Ich schreibe jetzt mal aus der Sicht der Lehrerin. Kann die meisten Postings hier voll und ganz unterschreiben. Wohlwollen den Kindern gegenüber ist mir auch sehr wichtig, aber Kinder sollten auch einstecken können, wenn man mal mit ihnen schimpft. Natürlich nicht grundlos oder weil es eine Rechnung nicht konnte. Mich nervt, dass gewisse Eltern ihren Kindern vieles Unangenehme abnehmen wollen. Wenn ein Kind ständig etwas vergisst, muss es selber dafür gradstehen und es ist nicht richtig, wenn die Mutter ihm dann das Vergessene hinterherträgt.

Der Informationsfluss muss gewährleistet sein, keine Frage. Ich sage immer, dass Eltern sich melden sollen, falls Sie Fragen haben oder etwas unklar ist. Und auch ich melde mich, wenn ich am Kind Veränderungen (positiv oder negativ) feststelle.

Welche Erwartungen habe ich dann an die Eltern?
@Jelena schreibt: "...dass er sein Handwerk beherrscht und seine Arbeit mit Begeisterung macht..."
Manchmal komme ich mir vor, als wüssten die Eltern besser wie mein Job geht. Vieles wird kritisiert und hinterfragt. Ich finde es nicht grundsätzlich falsch, wenn man hinterfragt oder auch mal kritisiert, aber wir sind doch ausgebildet und beherrschen unser Handwerk. Ich wünsche mir etwas mehr Vertrauen von Seiten der Eltern.
Ich gehe meiner Arbeit zu 85% mit Begeisterung nach. Ich liebe es, den Kindern etwas beizubringen, nicht nur im Schulzimmer, auch draussen. Ich liebe es, auch mal mit ihnen zu lachen und Spass zu haben. Und ich liebe es, wenn ich merke, dass ich den Kinder erfolgreich etwas beibringen konnte. Leider gibt es Tage, an denen ich nicht mit Begeisterung dahinter bin. Ist das nicht menschlich?
Ich wünsche mir noch mehr Zusammenarbeit mit dem Elternhaus. Es gibt so viele Eltern, die einen Haufen Erwartungen haben, aber nicht bereit sind ihren Teil für ihr Kind und die Schule zu leisten.

@eineFremde
Leider habe ich keine 15 Cousins und Cousinen, bin ich jetzt bei dir unten durch??? icon_wink.gif

Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.
Gelöschter Benutzer
Was ich an den Lehrern meiner Kinder besonders schätze: dass sie Freude haben an ihrem Job, dass sie Freude haben an den Kindern und dass sie in den Kindern hauptsächlich das Positive sehen. Das ist das Allerwichtigste überhaupt. Der Rest sind Details, über die man sprechen kann, wenn's einen sehr stört, oder über die man sonst auch mal hinwegsehen kann.
Gelöschter Benutzer
babs: welche art von mitarbeit wünschst du dir von eltern?
eineFremde
Dabei seit: 17.02.2004
Beiträge: 1958
beim Oberstufenlehrer meines Sohnes freute mich besonders, dass der auch die Jungs mag. Auch die wilden Jungs.
Dass er sie im werken auch wirklich werken liess, ihnen was zutraute.
Der Unterricht auch immer wieder mal auch "männlich" gestaltet wurde.

Meine Tochter wurde vom gleichen Lehrer unterrichtet, auch hier mit Erfolg. Er "konnte" es also auch mit den Mädchen, aber das ist irgendwie selbstverständlicher...
GabrielaA
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
@Babs: Danke für Deinen Bericht. Finde es auch spannend, mal die Erwartungen seitens der Lehrerschaft zu hören.

Beim älteren Sohn hatten wir 4./5. PS zwei tolle LP. Wir konnten gut reden, die LP akzeptierten unseren Sohn wie er war. Sahen klar Vor- und Nachteile. Ich möchte gar keinen Lehrer, der sagt, wie gut mein Kind mitarbeite, er den Schulstoffverstanden hätte etc. wenn es gar nicht stimmt.

Ich hinterfragte ab und zu gewisse Sachen, mit den Worten, "können Sie mir erklären, wie das bewertet wurde ?" oder "wie setzt sich diese Zeugnis Note zusammen ?"

Hier gilt für alle: c'est le ton qui fait la musique. Kommen Eltern angerannt und rufen erst mal aus, ist es begreiflich, dass Lehrer wütend werden, wie auch Eltern die Welt nicht mehr verstehen, wenn bei einem Gespräch nach einem halben Jahr nur Negatives über das Kind berichtet wird. Jedes Kind hat etwas Positives und kann etwas gut. Hat ein Kind Schwächen, so erwarte ich von der LP dass sie diese erkennt, sich mit den Eltern auseinander setzt und Lösungsvorschläge bringt.

Wie auch Eltern fragen sollten, was kann ich für mein Kind tun ?
Zena
Dabei seit: 30.01.2006
Beiträge: 0
@Babs:
Eine kurze Rückmeldung zu deinem Satz:
" Und auch ich melde mich, wenn ich am Kind Veränderungen (positiv oder negativ) feststelle. "

Wenn du die Lehrerin meines Kindes wärst und ich über einen längeren Zeitpunkt nichts hören würde, dann wäre ich sehr beunruhigt, da ich dann davon ausgehen würde, dass sich das Kind nicht entwickelt, denn positive Veränderung ist in meinem Augen Entwicklung.