Was heisst für euch "ein Kind ist hochbegabt"?

Sunnäbluämä72
Dabei seit: 05.05.2006
Beiträge: 70
Unser Ältester wird bald 10, seit ca. 1 Jahr haben wir offiziell durch Hawik IV bestätigt, was ich seit 7 oder 8 Jahren eigentlich schon "wusste", er gilt als hochbegabt. Er geht in die Regel-4. Klasse, und hatte im letzten Zeugnis einen Notendurchschnitt von ca. 5.0. Aber es war ihm oft sehr langweilig und darum hat er manchmal gestört im Unterricht. Auf Drängen der Lehrer hin haben wir dann die Abklärung machen lassen mit dem Resultat HB. Nun erhält er seit Beginn des Schuljahres eine Lektion Einzelunterricht pro Woche, während dem die anderen Mathe haben. Er hat jetzt anstelle 5 Lektionen Mathe nur noch 4 pro Woche. Dadurch strengt er sich nun in Mathe mehr an, weil er das, was er in den 4 Lektionen nicht schafft, sonst noch zu Hause erledigen muss. Resultat: ein viel zufriedeneres Kind (in der Einzellektion schreibt er mit dem Lehrer zusammen ein Dinosaurier-Buch für seine Schulklasse) mit massiv besseren Noten (fast nur noch Sechser). Obwohl ich mich anfangs etwas gegen eine Abklärung sträubte (mein Sohn ist so wie er ist, und ich musste das gar nicht unbedingt schwarz auf weiss wissen, wie intelligent er nun ganz genau ist, dass er clever ist wusste ich auch so...) bin ich nun doch sehr froh, dass seine Lehrerin zu dieser Abklärung drängte!

Ach ja, ich selber habe erst mit 18 mal in Eigenregie so einen IQ Test durchgeführt (ca. 6 Stunden Test) und kam ebenfalls bei mir auf einen IQ im hochbegabten-Bereich... Damals kannte man aber eh noch keine Spezialförderung - und weil ich nie gelernt hatte, wie man lernt (hatte bis zur 5. Klasse nie was anderes als Sechser und trotzdem nie Hausaufgaben gemacht), verpasste ich dann den Einzug ins Gymi... naja, meine Eltern hätten mich bei einem Studium auch nicht unterstützt... waren ihre Worte damals...

Möge Gott mir die Kraft geben, anzunehmen was nicht zu ändern ist. Den Mut zu ändern was zu ändern ist und die Weisheit zu unterscheiden.
solo
Dabei seit: 06.03.2004
Beiträge: 20
@sunnabluäma
schade wegen dir.Das mit dem Notendurchschnitt 5.0 meinte ich ja in unteren Postings.Ein Fünfer ist auch für ein normal begabtes KInd zu schaffen, und daher denke ich, das oftmals die wirklich" Begabten "untergehen.Oftmals wird nur Programm für die "Schwächeren angeboten.
Gelöschter Benutzer
@solo

Das ist die Gefahr, wenn die Begabung einmal bekannt ist: "man" erwartet bessere Noten als eine 5. Dabei ist eine 5 doch völlig ok. Das Kind versteht den Stoff spielend, macht mit links eine gute Note und hat noch viel "spatzig". Wenn der Stoff dann anspruchsvoller wird und die Latte höher liegt, dann zeigt es mehr von seiner Begabung.

Bei uns gibt es Begabungsförderung, aber das ändert dann ja an der Note nichts, da diese häufig unabhängig vom Schulunterricht läuft und es da keine Noten, sondern einen Mentoringbericht gibt. Hier auf jeden Fall läuft das so. Was ich aber fast noch besser finde, sind Massnahmen, die allen offen stehen, also auch den Nur-Begabten auch, denn auch die sind in der Primarschule unterfordert, zumindest teilweise. Enrichment im regulären Unterricht. Kleines Beispiel: Mathe läuft hier in der Mittelstufe so: Alle Kinder kriegen Kontrollaufgaben. Wer diese fehlerfrei oder mit einem Fehler lösen kann, kriegt Förderaufgaben, also schwierigere Aufgaben. Wer es noch nicht so gut kann, kriegt Vertiefungsaufgaben, d. h. noch mehr Aufgaben der gleichen Art, der gleichen Schwierigkeitsstufe. Im Gegensatz zu den Zusatzaufgaben müssen so die begabteren Kinder nicht zuerst alle einfachen Aufgaben lösen, sondern nur die Hälfte davon. Ganz einfach, aber gut für alle. Und jedes Kind kann die Förderaufgaben kriegen, also ist es auch ein Ansporn für alle. Oder Deutsch: Zwei LP spannen zusammen. Die eine nimmt eine kleine Gruppe Kinder zu sich und wiederholt mit ihnen ein Thema, das noch nicht richtig sitzt. Die Kinder, die es verstanden haben, sind beim andern Lehrer und machen in dieser Zeit kreatives Schreiben, und zwar etwas, was den eigentlichen Schulstoff sprengt. Oder zwei Kinder, die bereits fertig sind mit dem Wochenplan, arbeiten zusammen an einem Projekt. An unserer Schule läuft das häufig so, und so ist ganz viel Förderunterricht nicht als solcher bezeichnet, findet aber dennoch statt. Ich finde es in dieser Form sogar um Welten besser als das Separieren. Ist vielleicht einfach auf der Mittelstufe als bei den jüngeren. Hochbegabte Kinder brauchen ja nur Raum und Möglichkeit und entfalten sich dann von selbst.
Gelöschter Benutzer
die schule ist doch für die grundbildung da. um diese schwächeren schülern beizubringen, braucht es besondere massnahmen/zuwendung, damit sich der rest der klasse nicht langweilt bis die schwächeren es auch drauf haben. aber die stärkeren könnten doch ihre intelligenz nutzen um zusammen oder auch alleine etwas zusätzliches zu machen, finde ich
emu
Dabei seit: 21.02.2007
Beiträge: 132
ich finde es sehr wichtig, dass auch kinder mit hb gefordert werden, insbesondere, um das lernen zu lernen. wer immer mit wenig tun sehr gute noten hat, hat zwar oft ein gutes zeugnis, aber dem fehlt die lernerfahrung. in höheren klassen wird dies zum bumerang.
Gelöschter Benutzer
ja das fände ich auch wichtig, aber das wird ja den kindern sowieso nicht beigebracht. sie haben ein tolles lehrmittel, aber das ist in der schule, und wie die kinder zuhause lernen sollen wissen sie dann nicht. ich halte das immer noch für das grössere problem für schwächere kinder.
neuer name
Dabei seit: 08.02.2011
Beiträge: 189
Unser Sohn hat Teilhochbegabungen.In Mathe und Deutsch. Was heisst Das für mich? Eine Erleichterung, nicht so einen immensen Stress für die Schule zu haben. Mehr im Moment eigentlich nicht. Einfach ein Sörgeli weinger
taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
Beiträge: 1317
@jelena

Ich kenne beide Seiten. Ein Kind A, das schulisch unbesorgt durch die Schulzeit geht/ging, ein Kind B das den Stoff täglich repetieren muss und dennoch nur mit ach und krach auf einen grünen Zweig kommt.

Als Mutter finde ich beides anstrengend, herausfordernd und oft eine Gratwanderung.

Die Geschichte von A

A ist vom KIGA in die 2. Klasse eingeschult worden. Nach 3 Wochen kam die Lehrperson auf uns zu und teilte mit, dass A jetzt soweit wäre um in die 3. Klasse zu wechseln. A wollte nicht. Nach 4 Jahren Primar wechselte A in die Bez. Gute 3 Monate war A vollkommen happy, hat alles in sich aufgesogen, war begeistert vom Angebot. Es folgten 3,5 eher langweilige, durchzogene Jahre. A war neben der Schule sehr aktiv, fand in der Klasse keinen Kontakt, lebte zurückgezogen, zeigte erste psychische Auffälligkeiten.
A wollte partout nicht weiter zur Schule. A bemühte sich um eine Lehrstelle - was, war A nicht klar. A fand einen Ausbildungsplatz als Chemilaborant, parallel besuchte A die Berumfsmatur. A blühte auf, war begeistert von der BM, beklagte sich über Langeweile im Betrieb. 1 Monat nach Lehrbeginn blühten die psychischen Symptome auf, körperliche kamen dazu, Spitalaufenthalte folgten. Nach einem dreiviertel Jahr hatte A die Kraft und den Mut die Lehre abzubrechen. Aufgrund der Erfahrung in der BM stellte A fest, dass Schule doch Spass machen kann. A konnte in die Kanti wechseln. A ist happy! A DARF gut sein, A DARF "strebern", A DARF die Stärken noch stärker werden lassen. A darf sich selbst sein.

Für uns Eltern aktuell eine riesengrosse Entlastung! Seit 10 Jahren sehen wir A wieder ausgeglichen, zufrieden mit sich und der Welt. Bereit, das Leben in die Hand zu nehmen, gwundrig darauf, was die Zukunft bringen wird.

Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
;o)tja
Dabei seit: 11.02.2007
Beiträge: 3402
neuer name - ich hoffe, dass du deine erfahrungen mit deinem sohn auf alle hb- und teilhb-kinder überstülpst. ich gönne es dir, dass es bei euch so einfach geht und dein kind keine grossen probleme hat mit der hb. leider ist das nicht bei allen hb-kindern so!

maul halten, land gewinnen, sicherheitabstand!
neuer name
Dabei seit: 08.02.2011
Beiträge: 189
Tja

Ich antworte auf die Frage der Themeneröffnerin: Was heisst für uns das. Und ich habe auch nur für UNS geantwortet. Was andere damit machen, hm, vielelicht zuviel. Wenn ich dan wieder Kinder habe die rumbosaunen: Ich bin im Fall Hochbegabt, dan denke ich auch meine Sache. Trotz HB bleibt es ein "normales" Kind für mich.