Wechsel in Förderklasse als "Schutz" vor der Lehrerin

pascale11
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 24.11.2012
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Unsere Tochter wird vermutlich im Sommer in die Förderklasse versetzt. Für mich sehr speziell und gewöhnungsbedürftig,, vorallem stört mich die ganze Situation drumherum massiv.
Die Lehrerin hat so grosse zwischenmenschliche Probleme mit ihr, dass es quasi die Rettung ist, um aus der Klasse rauszukönnen.
Unsere Tochter ist blitzintelligent, aber sehr direkt, offen, laut, stürmisch, unbeherrscht, hat einen unbeugsamen Willen und eine innere Stärke um die mancher anderer froh wär.
Die Lehrerin ist eine ältere, gestandene Lehrperson und kann einfach nicht mit ihr. Mehrere Gespräche, auch mit der Schulleitung brachten keine Besserung. Sie stellt unsere Tochter regelmässig vor die Türe, weil sie "O-Ton" ihren Anblick nicht mehr erträgt oder sagt Dinge wie: "wenn ich am Abend nachdenke, was ich gemacht habe, stelle ich fest, dass ich den ganzen Tag mit XY geschumpfen habe." Unsere Tochter ist an allem schuld, ist immer Sündenbock, wird nicht beachtet und nicht wahrgenommen. Nun hatten wir das grosse Glück, für mehrere Monate eine Aushilfslehrerin zu bekommen. Es klappt super, XY ist wie ausgewechselt, geht gerne in die Schule und macht zum ersten Mal freiwillig Hausaufgaben. Da die andere Lehrerin nach den Sommerferien zurück kommt, haben wir nun mit der Schulleitung beschlossen, nicht mehr länger zuzuschauen sondern zu handeln. Handeln heisst in dem Fall - Förderklasse. Die Förderklasse ist nicht nur für Kinder die sich schwer tun in der Schule,das ist mir klar - aber wie wird sich unsere Tochter da machen - ihre Noten bewegen sich immer um einen 6 rum, es gibt Fächer, in denen sie noch nie was anderes wie 6er hatte, lernen findet sie grundsätzlich unnötig... Individuelle Förderung, klar super - aber wie wird es, wenn sie in zwei Jahren in die Oberstufe muss? Kann sie sich wieder an den Schulalltag mit vielleicht 30 Kindern gewöhnen?
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
tjatja
Dabei seit: 06.12.2008
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was ist/bedeutet eine förderklasse?
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
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So wie ich verstanden habe, ist diese Förderklasse eine Art Kleinklasse, eher für leistungsschwache Kinder oder verhaltensauffällige.

In diesem Falle würde ich so ein gescheites und begabtes Kind auf keinen Fall in diese Klasse versetzen, dann eher eine Klasse überspringen.
Gäbe es auch die Möglichkeit, in eine andere ("normale"icon_wink.gif Klasse versetzt zu werden? Oder gar die Schule - in die Nachbarsgemeinde - wechseln? Dein Kind ist sehr intelligent. Wäre sie nun unterfordert, würde sie eher den Unterricht stören, als jemandem - vorallem sich selbst - nützen.
Es ist halt immer so, dass die Chemie zwischen LP und Schüler extrem wichtig ist.

Sehe es bei unserem jüngeren Sohn, der eine Sonderschule besucht. Die ersten 4 Jahre war er bei einer tollen Lehrperson. In der 5. hatte er einen Wechsel, wo er täglich heim kam und mit glänzenden Augen schwärmte, wie toll doch Frau X. sei. Leider wurde die Klasse nach 1 Jahr aufgeteilt, da verschiedene Jahrgänge zusammen waren. Die Jüngeren blieben, die Älteren kamen zu einer neuen LP. Unser Sohn freute sich, wir hingegen nicht besonders, liessen uns nichts anmerken.

Leider hilt die Freude genau 1 Woche hin. Seither ist es ein auf und ab. Sie beklagt sich oft, er sei unkonzentriert, müde, etc. Uns sagte sie im Herbst, es sei nicht gut, wenn wir oft an den Wochenenden in die Berge fahren, er wäre am Montag deswegen immer so müde.

Eines Morgens brachte ich ihn etwas später zur Schule, verliess das Schulzimmer und treffe gleich die vorherige LP. Die sagt: "Ach wissen Sie, ich bin ja so traurig, dass ich Euren Sohn nicht mehr habe, er ist ein so tolles Kind. Und dass Sie als Eltern so viel mit ihm unternehmen, finde ich einfach toll. Da merke ich richtig, wie er Kräfte tanken kann. Das braucht er zum Ausgleich."
Fazit: Selbes Kind, 2 komplet verschiedene Aussagen von LP.

Ich hoffe für Euch, Pascal, dass Ihr da eine Lösung stimmt, die vorallem fürs Kind stimmt.
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
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Falls in der Förderklasse noch andere hochbegabte Kinder sind, würde ich zustimmen. So wie Du schreibst, ist das eher nicht der Fall. Und da würde ich unbedingt eine andere Lösung suchen. Als erstes lass sie abklären, um etwas in der Hand zu haben. Es gibt vielleicht auch Stellen, die Dir helfen können, eine geeignete Schule wie zB. die Talenta in Zürich zu finden (gibt es die noch?). Auf jeden Fall ist aus dem perfekten Funktionieren Deines Kindes in den letzten paar Monaten ganz deutlich geworden, dass sie keine Defizite hat, die gefördert werden müssen, sondern viele Talente, die nicht unterdrückt werden dürfen. Im schlimmsten Fall, wenn nichts anderes (wie eben Klasse überspringen, Schulhaus wechseln, Privatschule etc.) in Frage kommt, würde ich der Kleinklasse zustimmen. Aber nur dann, denn es wird auch die soziale Umgebung stark durcheinanderbringen. Den schulischen Anschluss in der Oberstufe schafft Dein äusserst vifes Kind vermutlich dennoch locker.
tjatja
Dabei seit: 06.12.2008
Beiträge: 329
die schulleitung hat zugestimmt, dass en hochbegabtes kind in eine förderklasse = kleinklasse für leistungsschwache kinder, umgestuft wird?
pascale11
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 24.11.2012
Beiträge: 59
Laut Schulleiter ist die Förderklasse genau das - sie fördert... sicher eher lernschwache Kinder, aber auch sehr verhaltensoriginelle Kindericon_wink.gif oder eben solche Fälle wie meine Tochter. Die Lehrerin ist sehr gut, meine Tochter hat sie kennengelernt in der Projektwoche und schwärmt. Sie kann im sozialen Umfeld bleiben, ihre langjährigen Freundinnen wären noch auf dem gleichen Schulhof und sie hätten auch einige Lektionen zusammen bei Fachlehrern. Handarbeit, Turnen, Singen, Werken, Englisch.
Sie würde individuell gefördert, könnte sich vorallem Projekten, Forschungen im Internet und solchen Sachen widmen, nebst dem normalen Schulstoff. Sie ist nicht unterfordert, sie ist auch nicht ehrgeizig - sie ist wohl recht bequem, es läuft einfach so "einfach" für sie.
Ich denke, wenn die Beziehung zur Lehrerin gut wär, wär die Klasse ok. Ob sie immer 6en oder 5einhalber schreibt, ist ja egal. Sie hat es sicher viel leichter wie andere Kinder, aber sie ist nicht hochbegabt.
Überspringen kommt nicht in Frage, weil sie eben nicht der typische "Streber" ist und es wahrscheinlich echt hart wäre für sie, zudem ist sie bereits 1 Jahr jünger wie die anderen ( Kindergarten übersprungen) und käme dann (wenn sie eine Lehre machen wollte), mit 14 zur Oberstufe raus. Das ist ja auch nichts.
Ihr Wunsch wäre halt, in der Klasse zu bleiben und die Lehrerin soll bitte lieb sein mit ihr. Na supericon_frown.gif(


[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 30.04.2013 um 22:09.]
kaye
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sorry, ich bin nicht Expertin in Sachen Hochbegabung, und ich masse mir schon gar nicht an, Deine Tochter so gut zu kennen. Aber soviel ich weiss, gibt es ziemlich verschiedene Auswirkungen einer überdurchschnittlichen Intelligenz. Die schulische Performance, Leistung und Motivation sind keine guten Zeichen, da sie eben gerade durch die Unterforderung zum Verschwinden gebracht werden können. Ich meine, ein Kind das in einer unglücklichen Schulsituation immer noch sehr gute Noten schreibt, ohne sich auch nur anzustrengen, ist unterfordert, da es nicht gefordert wird. Kann gut sein, dass sie keine Streberin ist und wenig Ehrgeiz zeigt. Ich glaube auch nicht, dass dieser unbedingt in der Schule geweckt werden muss. Aber es gibt auch Kinder, die sher gut in der Schule sind und keine Probleme mit de Lehrern haben. Da deine Tochter grosse Probleme mit dieser Lehrerin hat, aber nicht mit den Kollegen oder anderen Lehrern, zeigt dies, dass sie ein Problem hat, das viele hochbegabte Kinder kennen. Und vielleicht spielt es nicht mal so eine Rolle, ob sie nun in einer Abklärung als hochbegabt eingestuft würde oder nicht. Sie macht massiv Schwierigkeiten, wenn sie nicht gefordert, falsch verstanden, nicht gerecht behandelt und nicht gemocht wird. Das ist eine sehr gesunde Reaktion.
Vielleicht ist die Förderklasse doch die beste Möglichkeit. Allerdings würde ich auf jeden Fall auf dem Beizug des Schulpsychologen bestehen. Es muss schriftlich festgehalten werden, dass Deine Tochter nur aus Inkompatibilität mit dieser einen Lehrerin in die Förderklasse geht.
GabrielaA
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Stimme kaye zu. So wie du die Förderklasse beschreibst, tönts wirklich toll. Ist sie das auch in Wirklichkeit? Kann deiner Tochter geholfen werden?
Ich würde sie auch eher als hochbegabt bezeichnen oder sehr intelligent. Bin ja auch keine Fachperson. Wenn ein Kind lauter 5.5 + 6er schreibt, dann ist es viel mehr als durchschnttlich begabt.

Wie ist das Klima in der Klasse, wenn es so verschiedene Kinder hat? Wäre das für die Tochter kein Problem, wenn eines die ganze Zeit stört, z.B.?

Würde da wohl auch professionelle Hilfe holen. Denkst du denn, es gibt keine Möglichkeit, dass sich die LP "bessert"? Das wäre ja genau das, was die Tochter will.
Paxxie
Dabei seit: 04.01.2002
Beiträge: 594
@pascale11

dein zweiter Beitrag tönt aber gut, und ich denke, dieses Jahr wird deiner Tochter sicher besser tun, als noch ein Jahr mit einer Lehrerin, wo die Chemie so gar nicht stimmt.

Ich denke aber schon, dass sie schulisch unterfordert ist und einen hohen IQ hat icon_wink.gif All deine Argumente dagegen überzeugen mich gar nicht. icon_wink.gif

tjatja
Dabei seit: 06.12.2008
Beiträge: 329
dein bild von hochbegabung musst du wohl etwas korrigieren. hochbegabte können total "faul" sein, unmotiviert und im unterricht stören. viele werden als adhs-kinder eingestuft. auch streber sind sie selten. der spd ist sicher ein guter ort um den richtigen weg für euer kind zu finden. wenn die lp der förderklasse weiss, dass die bandbreite ihrer schüler extrem breit ist, dann ist diese klasse ein guter ort für dein kind.

lebst du in deutschland? ich kenne den begriff förderklasse nur von dort.