Wer hat Erfahrung mit Ritalin?

susi
Dabei seit: 07.01.2002
Beiträge: 583
@muffwuff
ich bin deiner meinung. ich zieh auch keine brille an nur weil mein mann eine hat.

In jeder Minute die man mit Ärger verbringt, versäumt man 60 glückliche Sekunden
taucherli74
Dabei seit: 19.10.2004
Beiträge: 553
Muffwuff, ich kann dir nur beipflichten.

Es ist echt "vergeudete" Zeit sich mit Eltern von Nicht-ADS/ADHS Kinder über Ritalin zu diskutieren denn sie verstehen die Familiensituation und die Leidensgeschichte schlichtweg nicht. Was ich mir schon alles anhören musste als wir erstmals den Verdacht hatten, dass unsere Grössere Tochter evtl. ein ADS hat. Nein, sie doch nicht, sie ist doch so ein liebes und härziges Meitschi und strahlt einem immer an, sagt nie ein böses Wort usw. Dass dieser Sonnenschein aber auch ein kleiner, tickender Vulkan sein kann und es daheim manchmal nicht mehr zum aushalten ist, sieht niemand. Auch sieht niemand wie SIE leidet - wie sie zwar will aber einfach nicht kann.
Wie schon geschrieben, wir sind erst in der "Versuchsphase" mit Ritalin aber ich sehe deutlich wie es besser geht (Auch wir haben sehr viel ausprobiert von Kinesiologie, Homeopathie usw).
Gestern Nami hatte ich mit der Logopädin ein Gespräch und zuvor hatte sie grad eine Lektion mit unserer Tochter gearbeitet - sie meinte, es sei heute so gut gelaufen wie noch nie, sie wäre sehr bei der Sache gewesen und hätte super mitgearbeitet - es wäre eine reine Freude gewesen, wenn sie so weitermache komme dies gut. Die Logopädin wusste nichts von Ritalin auch die Lehrerinnen wissen (noch) nichts, unsere Ärztin wird sie nächte Woche kontaktieren und nachfragen ob sie in den letzten Wochen eine Veränderung bei ihr bemerkt hätte.

@la lune: Was war dies für ein Elterncoaching? Würd mich sehr interessieren. Mein Mann war grad letzten Samstag an einem Workshop von ELPOS für "Väter von POS Kindern".
froeschlii
Dabei seit: 11.01.2003
Beiträge: 19
Als nach der Abklärung meines Sohnes zum 1. Mal Ritalin erwähnt wurde, war ich geschockt und habe mich verweigert. Ich sah viele Parallelen zu mir selber und dachte, er sei halt einfach so. Nach langem Ringen haben wir es versucht - und unser Sohn war viel zentrierter, hatte ich das Gefühl.

Ich habe mich darauf selber abklären lassen und bekam die "Diagnose" eines leichten ADS. Ich habe darauf selber Concerta versucht und - es tönt vielleicht schräg - ich hatte das Gefühl, endlich nach Hause gekommen zu sein. Zum 1. Mal hatte ich das Gefühl, dass ich meinen ganzen Körper bewohne und nicht nur in meinem Kopf lebe. Alle Einzelteile, welche ich immer mühsam beisammen hielt, waren am richtigen Platz und ich endlich ein Ganzes. Es ist vielleicht schwer zu verstehen für jemanden, der ganz "normal" funktioniert - aber für mich war es ein Segen.
jacqueline sommer
Dabei seit: 30.06.2002
Beiträge: 1113
@taucherli74
Dein Mann war sicher bei Markus Stucki im Workshop, gell?
taucherli74
Dabei seit: 19.10.2004
Beiträge: 553
@jacqueline: jaicon_smile.gif
Bambam
Dabei seit: 29.06.2004
Beiträge: 236
Mein Gotti-Bueb hat vor ca 15 Jahren Ritalin bekommen. Als noch nicht Mami und total uninformiertes Gotti fand ich, dass meine Schwester eine Rabenmutter sei, zuzulassen, dass "MEIN" Bub, Ritalin bekommt. Doch im Nachhinein muss ich sagen, es war mehr als gut so. Auf diese Art und Weise hat er die Schule wunderbar überstanden. Aus ihm ist ein toller junger Mann geworden! Ich behaupte jetzt mal frech, wenn er kein Ritalin bekommen hätte, dann wär er abgestürzt! Vor Ritalin war er sehr unkonzentriert und hatte riesige Mühe mit der Sprache. Mit der Einnahme von Ritalin hat sich dies gebessert. Er wurde ein Musterschüler und konnte einwandfrei Sprechen. Das Ritalin hat er bis ca Mitte seiner Lehre genommen. Seither ist er frei von Medikamenten und frei von seinen Beschwerden.
Ich finde, Ritalin im richtigen Moment eine gute Sache. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Ärzte mit diesem Medikament leichtfertig umgehen.
*Mausibär*
Dabei seit: 01.08.2003
Beiträge: 11
@la lune, Muffwuff und taucherli74

danke, ihr sprecht mir aus dem herzen. icon_smile.gif

auch wir haben eine lange odyssee hinter uns mit: homöopathie, kinesiologie, osteopathie, ergotherapie, bachblüten, 2 triple-p- und gordon-kurse, ernährungsumstellungen: ohne zucker, ohne monosodium glutamat, etc. gamen und tv gabs selten bis nie, klare, strukturierte Tagesabläufe, usw. und was hat es geholfen? wenig bis gar nichts!!!!
ich habe meinen jüngeren sohn schon im kiga abklären lassen, da ich schon länger den verdacht hegte, dass er ein adhs haben könnte. da wurde mir von einem entwicklungspädiater gesagt, dass er eine diskrepanz zwischen den einzelnen entwicklungsständen habe (kognitiv und sozial), so dass sich adhs-ähnliche züge zeigen können. nun gut, ich hab's ihm geglaubt und seinen rat befolgt, dass man nur abwarten müsse bis sich die entwicklungsstände angenähert oder angepasst hätten ...
sohni kam in die 1. ek im nachbarort, wo er von seinem lehrer während der stunde,wie auch von oberstüflern in der pause geplagt, beschimpft und geschlagen wurde. leider erzählte er zu hause nichts, weshalb das erst rauskam, als mein älterer sohn einen schulbesucht machte im nachbarort. ich kämpfte für mein kind, dass er ende der 1. ek in die 1. regelklasse in unser dorf wechseln könne, das wurde von der schule im nachbarort bewilligt, aber unser dorf stellte sich quer und meinte, er müsse die ek fertig machen, so dass er wieder in einem anderen nachbarort die 2. ek besuchen hätte müssen. ich kämpfte nun mit anwalt dagegen. gleichzeitig musste ich für meinen sohn, der völlig am boden zerstört war wegen den erlebnissen in der schule, psychiatrische hilfe suchen. diese kinderpsychiaterin fragte mich, ob sie ihn abklären dürfe, was ich befürwortete. dabei wurde die diagnose adhs gestellt. in der abklärung erzählte sohni, dass sein 1,5 jahre älterer bruder (damals gerade 9 geworden) immer noch in die hosen mache. die kinderpsychiaterin bot mir ihre hilfe an, welche ich nach den vielen therapieversuchen (siehe oben) trotzdem gerne annahm. bei ihm wurde ein ads diagnostiziert.
sohni durfte nach dem sieg des anwalts in unserem dorf in die 1. regelklasse. nach ca. 2 monaten, als die abklärungen abgeschlossen waren, begannen wir mit der ritalin-therapie. das ritalin wurde langsam gesteigert, bis die richtige dosis für meinen sohn erreicht war. die lehrerin rief mich an und bat um ein gespräch. sie fragte uns, was mit unserem sohn passiert sei, denn er sei plötzlich offen, mache im unterricht mit, könne an einer aufgabe dranbleiben, seine schrift habe sich extrem zum positiven verändert, sein selbstwertgefühl sei endlich gestiegen, etc. sie wollte uns nämlich erst mitteilen, dass es so nicht weitergehen könne und sohni in eine spezialschule wechseln müsse - aber so, nein so könne er selbstverständlich bleiben und weiter machen ...
auch unser älterer sohn bekam ritalin und wurde sukzessive an die korrekte dosierung herangeführt. und siehe da!: unser sohn hörte von einem tag auf den anderen auf beide "geschäfte" in die hosen zu machen! welch ein segen für ihn, aber auch für uns. seine lehrerin gab uns die rückmeldung, dass er nicht mehr aggressiv sei und sich nun auf seine mitschüler einlassen könne und sein selbstbewusstsein sei endlich existent. zu hause hörten endlich, nach 8 jahren, die täglichen schlägerein und verbalen erniedrigungen zwischen den beiden kindern auf!
mein mann hatte anfangs viel mehr mühe als ich mit der gabe von ritalin. er ging deshalb alleine zur kinderpsychiaterin um sich noch mehr darüber zu informieren. nach dem gespräch kam er nach hause und meinte: “schatz, ich lass mich auch abklären. „ nach dem mein mann die tests abgeschlossen hatte, stand für ihn ebenfalls die diagnose ads fest. er entschloss sich, ebenfalls ritalin zu versuchen, auch damit er wisse, wie es unseren kindern dabei geht. plötzlich konnte er sich besser organisieren, strukturierte seinen arbeitsplatz effizienter, verzettelte sich bei der arbeit nicht mehr im detail und erledigte so seine aufgaben schneller und fehlerfrei. auch konnte er sich in unserer beziehung besser auf mich und die kinder einlassen, liess mich endlich ausreden und hörte mir zu.
auch ich habe ritalin versucht, nur um zu wissen, wie sich unsere kinder, aber auch mein mann damit fühlen. nur hat sich bei mir keine spürbare veränderung gezeigt, was mir auch die kinder und mein mann bestätigten.
anfangs kam wöchentlich ein ad(h)s-coach zu uns nach hause zur unterstützung der kinder auch für mich und meinen mann. unsere kinder haben beide eine separate, nur auf sie abgestimmte therapie, welche ihnen hilft mit dem ad(h)s besser umzugehen, so dass sie einmal ohne medikamentöse unterstützung ihr leben bestreiten können.
neri
Dabei seit: 15.10.2003
Beiträge: 29
Mausibär: danke für den Bericht, du sprichst mir aus dem Herzen! Wir sind kurz vor der Therapie und es bestärkt mich nun, dass wir es versuchen sollten. Alles andere (alle möglichen Therapien) haben fast nichts gebracht. DANKE
Gelöschter Benutzer
Ich habe zwar kein ADS-Kind, kann mir aber doch eine differenzierte Meinung bilden. Ich verstehe durchaus, dass man seinem Kind Ritalin gibt, aber das heisst nicht, dass ich die Ritalinabgabe in der heutigen Zeit nicht kritisch hinterfrage. Ich bin sicher: nicht jedes Kind, das Ritalin bekommt, bräuchte Ritalin. Auch verschreibende Ärzte sind mehr oder weniger Ritalin-freundlich eingestellt, und damit meine ich nicht die Gegner. Mir wurde auch mal ein Ritalinversuch bei meiner Tochter empfohlen, von einem KiArzt mit Praxis, seeeehr medifreundlich eingestellt. In der ersten Klasse, wegen Schulschwierigkeiten. Begabtenförderung und Instrumentalunterricht war der Gegenvorschlag der Schule :0).

Wie gesagt: Ritalin kann ein Segen sein und ist in einigen Fällen sogar ein Must. Aber nicht alleinig und längst nicht bei allen Betroffenen. Was ich NICHT nachvollziehen kann, ist dass man die LP nicht informiert, besonders in der Phase der Einstellung. Normalerweise spielen ja gerade Schule und Hausaufgaben eine zentrale Rolle beim Entscheid.
Marienkäfer
Dabei seit: 05.02.2003
Beiträge: 251
Me too
Wir haben die LP auch schnell informiert - nach einer Woche. So hatte sie die Gelegenheit, ein paar Tage unvoreingenommen Beobachtungen zu machen. Ich war einfach gespannt, ob sie in der kurzen Zeit eine Veränderung wahrnimmt. Hat sieicon_smile.gif
Aber ich finde auch, dass die LP schnell Bescheid wissen sollte. Auch, wenn es wieder abgesetzt oder die Dosis verändert wird. Denn die volle Wirksamkeit ist ja in der Schule.