@;o)tja: und alle
Nach meiner Beobachtung ist Erfahrungen weitergeben etwas anderes als den Lehrplan durchziehen und durchdrücken, dass alle mitmachen müssen.
Geben ist etwas anderes als Zwingen.
Die geistigen Kräfte des Kindes in liebevoller Erwartung hervorrufen ist etwas anderes als den Geist mit Unterrichtsstoff zu attackieren. Darum sind die Mütter auch mit der Muttersprache so erfolgreich während die Lehrerinnen mit derselben Muttersprache massenhaft Schwierigkeiten haben. Die Mütter rufen in Respekt vor dem Leben aus ihren Kindern seine Talente vor und stärken sie mit ihrer Bewunderung.
Der Respekt der Lehrer ist auf den Lehrplan und die Vollzugsvorschriften gerichtet, nach denen sie den "Stoff" "durchzunehmen" und in das Kind hineinzubringen haben. Das ist per se schon eine Attacke gegen den Geist. Wenn sich der Geist diese plumpe Behandlung nicht gefallen lässt, steigert die Pädagogik den DRUCK.
Ich habe es immer wieder hoch brinsant empfunden, wenn Mütter vor dem Lehrplanvollzieher ihr Kind verteidigen: "Aber zu Hause kann er´s doch!" und dies von der Gegenseite einfach weggewischt wird: "Aber in der Schule kann er´s nicht!"
Zum Überleben der Menschheit wäre doch notwendig, dass die, die es NICHT können, von denen lernen, die es können - und nicht umgekehrt.
Nun finde ich auch schon sehr bemerkenswert, dass zwei Praktikantinnen ihre eigene Situation eigenständig reflektieren. Das allein schon verdient hohen Respekt.
Wenn wir genau hinschauen, so haben viele Lehrer so engagiert begonnen. Was hat dieses Engagement im Laufe der Jahre aufgefressen? Ich möchte gern erleben, dass diese edlen Kräfte bei jedem Pädagogen sich bis ins hohe Alter immer freier und stärker entfalten und ihm ein gesundes, sinnvolles Leben schenken. Lehrer haben sich in den letzten Jahrzehnten in der Krankheitsstatistik in die Spitzengruppen hochgearbeitet.
Ich bin ja nun auch ein Lehrer und würde uns durchaus eine Umkehrung dieser Entwicklung gönnen. Dafür müssen wir aber UMKEHREN. Und damit wir genau wissen, wo und worin wir umzukehren haben, müssen wir einmal bereit sein, ALLES Punkt für Punkt sorgfältig IN FRAGE ZU STELLEN, um mögliche Antworten zu finden.
Nicht Antworten gegeneinander sondern Antworten für eine Ent-wicklung von uns allen. Die Ver-wicklungen, in denen wir alle stecken, sind nicht zu übersehen.
Gerade die Jungen sind auf dem LERNweg für uns von großer Bedeutung.
Ich habe immer dafür plädiert, dass wir besonders von Kindern lernen, einfach weil sie noch nicht so VERbildet sind wie wir. Auch im Beruf des Lehrers spräche durchaus vieles dafür, wenn die Etablierten anfangen würden, von Neuankömmlingen zu lernen, wie es im Leben außerhalb der gewohnten Schablone ist.
Es wäre schon allein hilfreich, wenn sich die "ausgelernten" Pädagogen am konkreten Beispiel einmal genau ansehen, wie NOCH-NICHT-KÖNNEN konkret funktioniert. Wenn ich den Neuen dafür, dass sie es zeigen, meine Hochachtung gebe, dann kann das funktionieren. Hier liegen größte Chancen für ein tiefes Verständnis des Lebens in der Lehrerausbildung - sie werden leider fast immer verspielt.
Ich denke, wir sollten allen Anfängern unseren Respekt für die Entfaltung und das Wachstum ihrer Kräfte und Fähigkeiten geben. Dafür, dass sie sich von ihren Fehlern (und denen anderer) zeigen lassen, was fehlt. Dafür, dass sie den guten Kräften all das zusprechen und zudenken, was sie als fehlend erkannt haben und was für eine gute Entwicklung nötig ist.
Es müsste doch immer die größte Freude für unsere genialen Talente sein, mit den genialen Talenten anderer das bestmögliche zu versuchen. Ich freue mich auf Euren Erfolg.
Franz Josef Neffe
"Wenn ich Sie in dem Irrtum lasse, dass ich es bin, der Sie gesund macht, dann mindere ich Ihre Persönlichkeit!" Émile Coué