Wie "wehren"?

murbeli
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 28.03.2004
Beiträge: 453
Meine Tochter (1. Klasse) hat grosse Probleme, von ihrer Schulfreundin als gleichwertig akzeptiert zu werden. Sie schreibt meiner Tochter die ganze Zeit vor, was sie zu tun hat, wie sie zu spielen hat, was nicht gut ist, etc. Und sie lässt da überhaupt nicht mit sich diskutieren. Natürlich darf meine Tochter auch nie sagen, was das Gspändli sein soll. Sie wird von ihr von A bis Z herumkommandiert. Da ich diese Szenen schon oft auch selber erlebt habe, verstehe ich, dass dies ein Problem für sie ist. Gegenwehr von meiner Tochter endet immer im Streit. Sagt meine Tochter, dass sie so halt nicht mehr mit ihr spielen will, wendet sich das andere Mädchen manchmal tagelang von ihr ab. Mit anderen Kindern gehe sie nicht so um, sagt meine Tochter. Irgendwie bin ich ziemlich ratlos, wie ich ihr helfen kann, bzw. wie sie sich selber helfen kann.

Urteile nicht über einen Menschen, ehe du nicht eine Meile in seinen Mokassins gelaufen bist.
hefrmaja
Dabei seit: 16.04.2004
Beiträge: 559
Na die anderen werden es sich nicht gefallen lassen. Deine Tochter soll sich abwenden, ihr sagen, dass sie so nicht mit ihr spiele. Und das aushalten!!, die andere scheint da ziemlich gut zu seinicon_smile.gif Unbedingt noch andere zum Spielen finden.
fisi
Dabei seit: 05.04.2007
Beiträge: 4066
indem sie sich eine andere freundin sucht.

Der Vorteil der Klugheit besteht darin, daß man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.
murbeli
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 28.03.2004
Beiträge: 453
Ja, sie ist wirklich gut icon_smile.gif. Und meine Tochter möchte halt lieber Frieden haben und gibt wahrscheinlich öfter mal nach. Das mit jemand anderen suchen ist nicht so einfach. Sie sind nur ganz wenige Mädchen in der Klasse und die zwei anderen bilden ein Team, in das sie kein anderes Kind lassen. Ab Sommer wird es dann hoffentlich besser. Dann kommen die neuen 1. Klässler und da hat sie zwei Mädchen, mit denen sie sich sehr gut versteht.

Urteile nicht über einen Menschen, ehe du nicht eine Meile in seinen Mokassins gelaufen bist.
bubble36
Dabei seit: 31.01.2003
Beiträge: 730
Deine Tochter strahlt wohl ein "Nein" nicht aus. Wahrscheinlich wirkt sie unsicher, und somit nicht glaubwürdig für das andere Kind, die dann manipuliert.
Meine Tochter hatte lange Mühe mit einem Mädchen, das sie jeweils überredete, Dinge zu machen die sie nicht wollte.
Ich habe mit meiner Tochter geübt ihrem "nein" einen Ausdruck zu geben.
Ein "nein" mit einem verlegenen Lächeln wird nicht ernstgenommen.
Also haben wir verschiedene Haltungen, Mimiken, Lautstärke ausprobiert.

Sie hat so geübt ihrem "nein" einen ernsten Ausdruck zu geben, und hat auch gelernt zu ihrem "nein" zu stehen. Auch wenn die andere betüpft war, war es nicht mehr ihr Problem, sondern des Mädchens eigenes. Vorher wollte sie einfach niemanden verletzen und war sich ihrer Sache nicht sicher, ob es jetzt ok ist nein zu sagen.
murbeli
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 28.03.2004
Beiträge: 453
Danke bubble. Das ist ein guter Vorschlag. Werden wir ausprobieren.

Urteile nicht über einen Menschen, ehe du nicht eine Meile in seinen Mokassins gelaufen bist.
jomoh
Dabei seit: 08.05.2006
Beiträge: 204
die Problematik kenne ich auch von meiner Tochter her... Bei uns handelt es sich um ein Nachbarsmädchen (erst seit einem halben Jahr hier, etwas schwierige Familiensituation etc.), das mit ihr den Schulweg macht, nächstes Jahr auch noch zusammen in der gleichen Mischklasse ist. Auch meine Tochter kann schlecht nein sagen, sie will es allen recht machen! Und das Nächbarsmädchen manipuliert sie dann öfters. Es nervt mich immer wieder, ist manchmal oft mühsam, auch weil sie sonst keine Freundinnen hat und sehr auf unsere Tochter fixiert ist. Unsere Tochter hat viele andere Freundinnen, aber das Nachbarsmädchen versucht sich auch da, immer wieder "anzuhängen", wenn unsere mit einer andern Freundin abmacht...
Es tönt schon recht extrem was du schreibst, Murbeli, mit dem Herumkommandieren und so, ich finde es kann einen echt nerven... Und wahrscheinlich ists wirklich so wie bubble36 schreibt, dass Kinder wie deine und meine Tochter natürlich von solch dominanten Kindern schnell mal wie "Opfer" werden.
Ich finde es super geschrieben, bubble36, dieses Nein-Sagen üben... Ich muss ehrlich sagen, ich habe selber auch ein Problem damit, und genau so ähnlich wie du es schreibst, hat mir meine Therapeutin das auch empfohlen (mich gegenüber den Eltern dieses Nachbarsmädchens abzugrenzen): nicht nur so zaghaft nein sagen und mit lachender Miene, da wirke es einfach nicht gut. Finde es toll, wie du das mit deiner Tochter geübt hast! Sollten ich und meine Tochter auch...
philosophia
Dabei seit: 01.02.2004
Beiträge: 232
und meist ist es ja noch so, dass die Kinder dann schliesslich auch gar nicht mehr respektiert und immer unsicherer werden. Sie sollte sich nicht erpressbar machen lassen (wenn du das nicht tust, spiele ich nicht mehr mit dir). Wenn Gegenwehr Streit gibt, ist er ja auch berechtigt. Eine muss lernen nein zu sagen, die andere ein nein zu akzeptieren. Da könntest du sie vielleicht auch bestätigen, dass es dann gut ist zu streiten. Könntest du evtl. Konfliktsupport leisten? Könnte deine Tochter vielleicht mal eine Zeit beobachten, wie die anderen Mädchen mit ihr umgehen. Könntest du nicht die zukünftigen Mitschülerinnen nicht schon häufiger einladen? Auf alle Fälle wäre es ungesund, wenn sie eine Opferhaltung lernt.
Besser keine Freundin, als eine die dich fertig macht oder nicht?
bubble36
Dabei seit: 31.01.2003
Beiträge: 730
Ich denke viele "starke" Mädchen können durchaus ein nein akzeptieren. Sie haben aber eine Antenne dafür, wer leicht zu manipulieren ist.
Meine Erfahrung mit unsicheren Kindern ist die, dass oft die Mütter auch unsicher sind, und sich nicht gut abgrenzen können. Das schauen diese Kinder ab. Schüchterne Kinder sind zudem sehr oft sensibel und feinfühlig. Sie wollen niemanden verletzen und suchen die Harmonie.

Solange es "nur" um Mädchen geht kann man sagen, ignorier es einfach und such dir jemand anderen. Im Beruf und später ist es nicht einfach Mitmenschen zu ignorieren, aber wichtig ernstgenommen zu werden, und dem Chef zu zeigen, dass seine Avancen nicht erwünscht sind.
Ernstnehmen kann dich nur jemand, wenn du dich selbst auch wichtig genug findest, ein "nein" auszusprechen.

Aber wie Philosophia sagt, ist es wichtig für die Zukunft, dass solche Mädchen zu ihrem "nein" stehen dürfen und die Konsequenz ("betüpfte" Freundin) kein Weltuntergang ist.
Ein unsicheres Kind steht nicht auf dem Boden. Diese Kinder brauchen Selbstbewusstsein und Stärke.
Meine Übungen sind jeweils stampfen, Arme vor der Brust verschränken und beide Beine auf dem Boden, sich im Spiegel beobachten, Kinn in die Luft, Augen entspannt, und eine "böse" Mimik lernen.Mami und Kind sollen sich gegenseitig coachen und sagen, ob das Nein das sie sagen glaubwürig ist

Bei meiner Tochter war es oft auch so, dass wenn sie sich ganz fest vorgenommen hatte, heute nein zu sagen, dass sie das Nein nicht mehr brauchte. Sie hatte eine andere Haltung eingenommen. Das andere Mädchen hat jeweils ihre Entschlossenheit gespürt, und sie nicht bedrängt.
Franz Josef Neffe
Dabei seit: 17.11.2006
Beiträge: 1021
Gegenwehr wäre ja nur die Dummheit der anderen wiederholen. Wenn sie schon verkehrt mit ihren Talenten umgeht, müssen wir das ja nicht auch noch tun.
Da Deine Tochter nicht stark genug ist, um genug EINFLUSS auf die entscheidenden Kräfte ihrer Freundin zu bekommen, geht es doch zuerst einmal darum, ihre Kräfte zu stärken und gut mit ihnen umgehen zu lernen. Via Schlafsuggestion (Beispiele im Coué Brief 9) könntest Du z.B. ihre Kräfte auftanken und da besonders ihre Feinfühligkeit und Intelligenz.
Dann stärkt ihr am Tag gemeinsam ihre Talente und werdet die besten Freundinnen dieser Kräfte. Mit starken, guten Kräften hat man eine starke, gute Ausstrahlung. In der neuen Ich-kann-Schule käme jetzt der schönste und einfachste Teil der Problemlösung:
Die Freundin muss sich ja so aufblasen und wichtigmachen, weil es ihren Kräften schlecht geht und sie das überspielen zu müssen glaubt. Ihr schickt jetzt diesen vernachlässigten Kräften von ihr bitte nicht mehr Wut und Zorn sondern alles GUTE, was sie für ihre GUTE Entwicklung brauchen. So werden ihre Kräfte durch Euch a) satt, b) gerettet und c) stark genug, sich durchzusetzen und natürlich d) Eure Freunde. Problemlösung verstanden? Es ist ganz einfach. Ich freue mich auf Euren Erfolg.
Franz Josef Neffe

"Wenn ich Sie in dem Irrtum lasse, dass ich es bin, der Sie gesund macht, dann mindere ich Ihre Persönlichkeit!" Émile Coué