Wie zufrieden seid Ihr mit den Schulen? Würdet Ihr Eure Kinder in eine Privatschule schicken?

GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
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@Gundi: Mein Mann ist seit über 10 Jahren im selben Handwerksbetrieb tätig. Aufgefallen ist uns: Oftmals ist es schwer einen (passenden) Lehrling (BAU) zu finden. Sie hatten mal einen Lehrling, der kam über längere Zeit nicht zur Arbeit. Als der Arbeitgeber dann die Eltern kontaktierte, fielen die aus allen Wolken: Der junge Mann verliess frühmorgens in Arbeitskleidung das Haus und kehrte am Abend wieder zurück. Nur erschien er nie am Arbeitsplatz, sondern hängte irgendwo rum.

Auch sonst sind gewisse Lehrlinge nicht so diszipliniert und zuverlässig. Einer ist sehr oft krank oder hat Unfall, sie kommen zu spät, arbeiten nicht exakt, sind frech, etc. Selbstverständlich gibt es auch diejenigen, die zuverlässig sind und gut arbeiten (wollen).

Unser Ältester kommt im nächsten Sommer zur Schule raus. Erst wollte er Gärtner Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau lernen. Nun ging er 3x davon 2x im selben Betrieb schnuppern und machte leider beim 2.mal negative Erfahrungen. Inzwischen kehrte er zum ursprünglich geplanten Berufswunsch zurück: Maurer. Intressanterweise versuchen viele aus unserem Umfeld, ihm und uns diesen Beruf auszureden. Vorallem in meiner Familie haben bisher alle (!!!) eine kaufmännische Lehre, bzw, die höhere Fachschule bzw. Matura und Studium gemacht. Nun wird unser Sohn der erste in dieser Familie sein, der ein handwerklicher Beruf lernt.

Wie ich oben schon geschrieben habe, es braucht den Handwerker, es braucht studierte. Wie wäre es, wenn nur noch alle studieren würden? Wer würde dann all die andern Arbeiten verrichten? Und wie wäre es, wenn jeder nur noch eine Berufslehre, ob EFZ oder EBA lernt?
goodie
Dabei seit: 12.11.2011
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Ich kenne eure Bezeichnungen ehrlich gesagt nicht. Bei uns im SG/GR gibt Gymnasium, Sekundarschule und Realschule. Und ja ich hab die Lehre mit einer Realschule gemacht und die LAP hab ich sogar geschafft. Auch heute ist das noch möglich, man muss einfach Freude an Geometrie und Mathematik haben.

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg."

Mahatma Gandhi
anna_stesia
Dabei seit: 25.10.2007
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@goodie das ist in jedem kanton und auch innerhalb der gemeinden unterschiedlich.

bei uns haben wir die kooperative sekundarstufe: "Die Lernenden werden auf zwei Stammklassen (Real- (C+D) und Sekundarschule (A+B)) aufgeteilt und besuchen je nach Leistung in maximal vier Fächern Niveaukurse (Mathe- matik, Deutsch, Französisch und Englisch)."
diese niveaukurste in den hauptfächern sind dann in A, B, C und D eingeteilt.

das ist allerdings erst seit diesem sommer so. bisher hatten wir die getrennten sekundarstufen:
- Niveau D: Grundlegende Anforderungen (Werkschule)
- Niveau C: Mittlere Anforderungen (Realschule)
> Niveau 1C mit integriertem Niveau D
- Niveau B: Höhere Anforderungen (Sekundarschule B)
- Niveau A: Erweiterte Anforderungen (Sekundarschule A)

ich komme ursprünglich von bern und von da kenn ich es nur aus "meiner zeit" da gabs einfach real, sek und progymi was glaub ich heute noch so ist.

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 03.09.2013 um 11:29.]

doof bleibt doof, da helfen keine pillen.
goodie
Dabei seit: 12.11.2011
Beiträge: 3198
Jetzt haben die bei uns auch die Niveaufächer eingeführt. Jedoch ist die Bezeichnung immer noch die gleiche ausser dass noch ein Niveau hinten dran steht. Ich hab damals die Lehre 1986 begonnen und ich war eine der wenigen nur mit Real. Musste umso härter lernen und ich hab meinem Lehrbetrieb zu verdanken und meinem Durchhaltewillen, dass ich eine erfolgreiche Lehre abgeschlossen habe, im letzten halben Jahr hab ich zusätzlich noch 1 Nachmittag für die Vorbereitung zur LAP bekommen. Wenn beide Seiten wollen, dann klappt das auch. Aber von mir musste auch Engagement kommen.

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg."

Mahatma Gandhi
Quest
Dabei seit: 05.11.2002
Beiträge: 975
"KlaraM" schrieb:

"Quest" schrieb:


Zum Glück gibt es immer noch Eltern auf dieser Welt, die ein gutes Handwerk mehr schätzen als irgend so ein studierter, der dann am Schluss trotzdem nicht kann.




Die Einstellung ist kein Deut offener als die von Malaga.

Ich verstehe die Einstellung von Malaga, als dass Bildungshoffnungen für die eigenen Kinder min. die gleiche Stufe zum Ziel haben, die man selber erreicht hat. Ein Handwerker mit Lehre möchte, dass seine Kinder auf jeden Fall mindestens eine Lehre machen, ein Jurist möchte seine Kinder studieren sehen. Veränderungen gegen oben sind in der Regel willkommen, Veränderungen gegen unten hingegen nicht. Ich verstehe das, haben wir doch alle Hoffnungen und Träume für unsere Kinder. Das ist grundsätzlich etwas Gutes. Aber wir müssen lernen, dass die Kinder nicht automatisch aus dem gleichen Holz geschnitzt sind wie wir, nur weil sie von uns abstammen. Sie sind nicht ein Rohklumpen Ton, den wir nach unseren Wünschen formen können. Nein, sie bringen Eigenschaften mit, die sich vielleicht von unseren unterscheiden, die uns vielleicht auch enttäuschen, die uns aber auch überraschen und bereichern können, wenn wir dafür offen sind.

Freunde von uns sind ehemalige Spitzensportler, beide. Eins ihrer Kinder hat wenig Interesse am Sport und schon gar keine Wettkampfabsichten. Es hat ganz andere Interessen und Fähigkeiten (ja, es ist auch KEIN Bewegungstalent, trotz der Eltern). Für die Eltern ist das gar nicht so einfach.
Für mich wäre es wohl auch nicht einfach, wenn ich ein Kind hätte, das schulisch limitiert wäre, ich gebe das offen zu. Aber anders als Malaga würde ich dann eine andere Lösung suchen: bei mir ansetzen, den Grund für die Enttäuschung anschauen, die Ziele überdenken, das Kind annehmen, lieben, respektieren und bewundern für seine Stärken, anstatt unbedingt dort zu rütteln, wo es weniger stark ist. Aber ja, ich bin auch froh, sind meine Kinder gute und interessierte Lerner.



Ich will damit das sagen was so viele und auch du hier sagst.
Ein Kind muss nicht das sein was die Eltern wollen, sondern das was das Kind will und kann. Darum geht es doch.

Darum bitte meinen ganzen Text lesen und nicht nur Teile davon.

Nun nochmals zurück zur Privatschule:

Mein Sohn ist im Moment in der Real. Jetzt kommt die Zeit wo er sich für einen Beruf entscheiden muss. Ja es wird was Handwerkliches.
Wenn es raus ist was er will, und ev. doch ein Sek Abschluss nötig wird, dann wird er in der 3. Real so gepuscht (gut er hat auch die Chance dazu, da er Klassenbester ist) dass er danach noch ein Jahr Sek ranhängen kann und damit die Chance hat seinen Traumberuf zu erlernen.

Das gibt es in der öffentlichen nicht. Dort hat man nur nach der 1. Real die Chance in die Sek aufzusteigen.

Und da die Privatschulen oft sehr gut vernetzt sind, und viele Ehemalige selber Geschäfte haben, sind da natürlich Beziehungen da die man in der öffentlichen Schule auch nicht findet.


GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
@Quest: Bei uns im Aargau ist es möglich, nach der 1.,3. und auch 4. Real in die Sek aufzusteigen. Entweder mittels einer Aufnahmeprüfung oder gar prüfungsfrei, wenn der Schnitt erreicht ist.
Mein Sohn hatte einen Kollegen in der Klasse mit Migrationshintergrund. Die Eltern hatten beide in ihrem Heimatland eine höhere Schule besucht oder studiert. Der Junge besuchte erst die Realschule (eben niedrigste Stufe). Nach 1 Jahr konnte er prüfungsfrei in die Sek (mittleres Niveau) übertreten. Nach 3 Jahren Sek konnte er nun in die Bez (höchstes Niveau=Gymi) auch wieder prüfungsfrei übertreten. Sein Berufswunsch: Chirug. Dieser junge Mann hat mich immer sehr beeindruckt. Sehr höflich, ehrgeizig mit einem Ziel vor Augen.

Ab 2015 gibt es im Aargau auch 6 Jahre Primar und 3 Jahre Oberstufe. Welche Regeln dann gelten für den Übertritt in die höhere Stufe weiss ich nicht.

Unser jüngster Sohn hat einige Defizite und besucht seit der 1.Klasse eine Sonderschule für körperbehinderte Kinder, obwohl er nicht körperbehindert ist. Zwei mal starteten wir einen Versuch, dass er bei uns in die Regelklasse integriert werden kann. Beide scheiterte dieser Versuch.
Inzwischen ist er in der Oberstufe, und wir sind froh, dass er einen Platz in dieser Sonderschule hat. Er kann in seinem eigenen Tempo arbeiten, hat alle Therapien dort. Dort wird er eben auch aufs reelle Leben vorbereitet und die Selbständigkeit gefördert. So bewältigt er seinen Schulweg mit Zug und Bus selbständig. Jedes Kind, welches die Schule dort verlässt besucht entweder eine öffentliche Schule, weiterführende Schule oder hat die Möglichkeit eine Lehre oder mindestens ein Praktikum zu machen.

Bei uns wäre er in der Real, in einer Klasse mit rund 20 Schülern. In einer Klasse mit unter anderem leistungsschwachen Schülern, auffälligen und auch ruhigen, anständigen. Die Lehrperson/en hätten niemals diese Möglichkeiten, ihn zu fördern, wie in der Sonderschule.

Privatschule wäre für ihn wohl auch nicht das richtige gewesen, da er noch Therapien benötigt.
Quest
Dabei seit: 05.11.2002
Beiträge: 975
Habe heute den Jahresbericht der Privatschule meines Sohnes bekommen.

Da drin habe ich eine Liste gefunden, welche Berufe die 3. Real Schüler ausgesucht haben und auch eine Lehrstelle gefunden haben.
Die will ich hier mal auflisten, damit ihr sehen könnt welche Möglichkeiten man als Real Schüler haben kann.

Montage-Elektriker
Kälte-System-Monteur
Hochbauzeichner
Coiffeur
Maurer
Detailhandel
Multimedia-Elektriker
Fachmann Betriebsunterhalt
Heizungsmonteur
Metallbauer
Möbelschreiner

zürcherlis
Dabei seit: 01.03.2004
Beiträge: 745
Ansonsten gibt es ja immer noch die Möglichkeit ein 10. Schuljahr anzuhängen um schlussendlich auch auf Sekniveau (von der Real her) zu gelangen, damit der Traumberuf erlernt werden kann.

Erreichbar ist mit Real alles. Manchmal braucht es halt einen Umweg...
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
@zürcherlis: Das ist richtig. Ich kenne viele, die das 10.Schuljahr machen. Dort werden die Jungendlichen ebenfalls in Niveau Klassen unterteilt, dort müssen sie Bewerbungen schreiben, etc.
gita
Dabei seit: 07.10.2007
Beiträge: 385
"zürcherlis" schrieb:

Erreichbar ist mit Real alles. Manchmal braucht es halt einen Umweg...


Genau meine Meinung, ein guter Realschüler kann ebenso viel erreichen, wenn er will. Und vielleicht will er mit 15/ 16 oder nach einer ersten Lehre eher als mit 13 Jahren. Einverstanden, der Weg dahin wird wahrscheinlich zwei, drei Jahre länger dauern, aber heute fragt Dich ja auch niemand mehr, ob Du mit 3 oder 5 Jahren radfahren gelernt hast, Du kannst es einfach.

Und mal an alle, die meinen, bildungsferne und/oder finanzschwache Eltern können ihre Kinder nicht genügend unterstützen: Werte wie Anstand, Ordnung, sauberes und pünktliches Auftreten sowie einen gewissen Ehrgeiz, etwas erreichen zu wollen, können auch sie vermitteln! Dazu braucht es weder einen dicken Geldbeutel noch Fremdsprachenkentnisse. Und gerade auch schwächere Schüler haben damit ein grosses Plus bei einem zukünftigen Lehrmeister, bei späteren Arbeitsstellen sowieso!

@Quest
Vielen Dank für Deine Liste, da hat es ja ganz viel verschiedenes dabei!