Wie zufrieden seid Ihr mit den Schulen? Würdet Ihr Eure Kinder in eine Privatschule schicken?

Universum
Dabei seit: 13.05.2013
Beiträge: 1515
...auch "Handlanger" braucht es...was für ein Wort...! Indem man ja vor ein paar Jahren das Eigenössische Berufsattest (EBA) geschaffen hat, sollte ja nun eigentlich nach der Schule niemand mehr durch die Maschen fallen. Schwache Schüler können somit eine zweijährige Berufsausbildung machen.

Woher kommt es eigentlich, dass so viele glauben, wer als Handwerker arbeitet, nage am Hungertuch? Kommt es daher, dass so viele dem Motto "Geiz ist geil" nachleben und man schaut, wo man was noch billiger bekommen könnte, notfalls halt aus dem Ausland?

Versprich nichts, wenn Du glücklich bist.
Antworte nicht, wenn Du wütend bist
und triff keine Entscheidungen wenn Du traurig bist.

Autor unbekannt.
Quest
Dabei seit: 05.11.2002
Beiträge: 975
@malaga

Deine armen Kinder....banghead.gifbanghead.gif

Ich finde es so tragisch, wenn man die Kinder so unter Druck setzt.

Man kann sehr wohl als kleiner Handwerker beginnen und sich dann im Laufe seines Lebens hinaufarbeiten.

z.B.
Mein Vater hatte nie eine Lehre fertig gemacht. Meine Mutter schon.
Ich und meine 2 Brüder haben alle eine Lehre gemacht. 1 Bruder wollte nicht in die Kanti.
Heute habe ich den Fachausweis in Buchhaltung, meine beiden Brüder sind Ingenieure.

Jedes der Kinder plus meine Eltern haben alle Wohneigentum. Und das Geld dazu selber Erarbeitet.

Alle unsere Kinder haben oder werden eine Berufsausbildung machen und jedes wird seinen Weg gehen.

Zum Glück gibt es immer noch Eltern auf dieser Welt, die ein gutes Handwerk mehr schätzen als irgend so ein studierter, der dann am Schluss trotzdem nicht kann.

Malaga1
Dabei seit: 01.12.2007
Beiträge: 521
"Malaga1" schrieb:

Und übrigens geht es bei der Sek A nicht um die ganz guten Leistungen, sondern um die guten. "ganz gut" heisst meiner Meinung nach Gymi und das muss nicht um jeden Preis sein. Mit einer guten Lehre und Berufsmatura stehen einem auch alle Wege offen. Aber für eine gute Lehre und die Aussicht auf Berufsmatura muss es halt schon Sek A sein.


Ich muss mich selbst zitieren, da mir andauernd Worte in den Mund gelegt werden. Habe ich irgendwo etwas geschrieben von Gymi und studieren um jeden Preis? Jemand hat hier geschrieben, es muss nicht jeder Astrophysiker werden - das sehe ich absolut gleich. Aber ich glaube, eine gute Ausbildung ermöglicht mehr Perspektiven im Leben. Und eine gute Ausbildung kann durchaus auch ein handwerklicher Beruf sein (Z.B. Maurer - Berufsmatura - Fachhochschule - Ingenieur). Aber auch dafür wird heute vielfach die Sek A verlangt. Im übrigen mute ich mir nicht an, zu urteilen, wie arm eure Kinder sind, weil ihr von Ihnen nicht so viel fordert, wie sie können. Ich würde jedenfalls heute an einem anderem Ort stehen, wenn meine Eltern nicht immer wieder auch Leistung von mir gefordert hätten.
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
ja genau, und zumindest bei uns ist halt die SekB das niedrigste Niveau, und es gibt gerade für Mädchen wirklich nicht viele Berufslehren, die danach in Frage kommen (Verkauf, Pflege, Coiffeuse, das wars dann schon bald). Vielleicht ist es in anderen Kantonen anders, wo es auch noch SekC gibt, und die Ansprüche der Lehrmeister vielleicht auch anders. Aber ich lasse mich auch gern durch Beispiele eines besseren belehren.
Und wie eben auch Manya sagte: die Stufeneinteilung in der Oberstufe löst die Probleme der öffentlichen Schule nicht. Die Selektion ist weder eindeutig, noch gerecht, noch muss es stimmen, dass ein in der Primarschule wenig leistender Schüler dann im tiefsten Niveau am besten gefördert wird oder dort endlich aufblüht, weil er weniger Druck verspürt. Sonst müsste es ja im tiefsten Niveau am wenigsten Schüler mit "Verleider" haben...
Die Eltern erkennen das und handeln, eben durch einen Wechsel an eine Privatschule, oft erst anfangs Oberstufe.
Deshalb glaube ich auch, dass es hier nicht um Einzelfälle geht, die nicht in die öffentliche Schule passen. Es ist eher grundsätzlich so, dass dieses Schulsystem sehr vielen Kindern nicht gerecht wird. Das wollte ich Bsp. meiner Tochter zeigen, die im Prinzip, da ziemlich durchschnittlich, eigentlich gut aufgehoben sein müsste...
KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
"Quest" schrieb:


Zum Glück gibt es immer noch Eltern auf dieser Welt, die ein gutes Handwerk mehr schätzen als irgend so ein studierter, der dann am Schluss trotzdem nicht kann.




Die Einstellung ist kein Deut offener als die von Malaga.

Ich verstehe die Einstellung von Malaga, als dass Bildungshoffnungen für die eigenen Kinder min. die gleiche Stufe zum Ziel haben, die man selber erreicht hat. Ein Handwerker mit Lehre möchte, dass seine Kinder auf jeden Fall mindestens eine Lehre machen, ein Jurist möchte seine Kinder studieren sehen. Veränderungen gegen oben sind in der Regel willkommen, Veränderungen gegen unten hingegen nicht. Ich verstehe das, haben wir doch alle Hoffnungen und Träume für unsere Kinder. Das ist grundsätzlich etwas Gutes. Aber wir müssen lernen, dass die Kinder nicht automatisch aus dem gleichen Holz geschnitzt sind wie wir, nur weil sie von uns abstammen. Sie sind nicht ein Rohklumpen Ton, den wir nach unseren Wünschen formen können. Nein, sie bringen Eigenschaften mit, die sich vielleicht von unseren unterscheiden, die uns vielleicht auch enttäuschen, die uns aber auch überraschen und bereichern können, wenn wir dafür offen sind.

Freunde von uns sind ehemalige Spitzensportler, beide. Eins ihrer Kinder hat wenig Interesse am Sport und schon gar keine Wettkampfabsichten. Es hat ganz andere Interessen und Fähigkeiten (ja, es ist auch KEIN Bewegungstalent, trotz der Eltern). Für die Eltern ist das gar nicht so einfach.
Für mich wäre es wohl auch nicht einfach, wenn ich ein Kind hätte, das schulisch limitiert wäre, ich gebe das offen zu. Aber anders als Malaga würde ich dann eine andere Lösung suchen: bei mir ansetzen, den Grund für die Enttäuschung anschauen, die Ziele überdenken, das Kind annehmen, lieben, respektieren und bewundern für seine Stärken, anstatt unbedingt dort zu rütteln, wo es weniger stark ist. Aber ja, ich bin auch froh, sind meine Kinder gute und interessierte Lerner.
KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
"kaye" schrieb:


Deshalb glaube ich auch, dass es hier nicht um Einzelfälle geht, die nicht in die öffentliche Schule passen. Es ist eher grundsätzlich so, dass dieses Schulsystem sehr vielen Kindern nicht gerecht wird. Das wollte ich Bsp. meiner Tochter zeigen, die im Prinzip, da ziemlich durchschnittlich, eigentlich gut aufgehoben sein müsste...


Welches Schulsystem fändest du denn besser?
goodie
Dabei seit: 12.11.2011
Beiträge: 3198
"Malaga1" schrieb:


Und eine gute Ausbildung kann durchaus auch ein handwerklicher Beruf sein (Z.B. Maurer - Berufsmatura - Fachhochschule - Ingenieur).


Das kann ich absolut unterschreiben!! Wenn man den Willen hat, schafft man es auch mit einem Hauptschulabschluss bis zum Ingenieur. Die Initiative muss aber von sich aus kommen, auch wenn man dafür selber bezahlen muss, das kommt einem irgendwann wieder zugute.

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg."

Mahatma Gandhi
KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
@goodie

Es geht doch nicht um Handwerker oder nicht Handwerker. Es geht darum, dass es nicht jedem möglich ist zu studieren, auch nicht an der Fachhochschule. Es ist nicht allein eine Frage des Willens, es ist auch eine Frage des Könnens. Genauso wie es nicht jedem gegeben ist, schöne Blumengestecke zu binden oder Holz zu bearbeiten. Nicht alle Fähigkeiten lassen sich lernen oder erzwingen beziehungsweise nur in beschränktem Mass. Sollte die Berufswahl nicht nach Fähigkeiten und Interessen geschehen?
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
@KlaraM: doch, genau! Und ich würde mir darum wünschen, dass eben die ganz vielfältigen Fähigkeiten und Interessen der Kinder in der Schule gewürdigt werden!!! ZB. wie jemand einmal von der Baumackerschule geschrieben hat: Kochen zählt genau gleich viel wie Mathe.
Das wäre vielleicht ein Anfang, dass auch in unserer Gesellschaft die verschiedenen Fähigkeiten gleichwertig gewürdigt und entlöhnt werden. Ich finde es zB. sehr viel wert, wenn sich jemand liebevoll um alte oder kranke Menschen kümmert. Wenn jemand das mit Hingabe und Können macht, soll das doch soviel wert sein wie der Arzt, der die Krankheit diagnostiziert und Medis verschreibt (und sich oft sonst nicht gross kümmert).
Also Leistung und Anstrengung ja, bin ich voll dafür, aber eben in verschiedenen möglichen Bereichen. Da würde es dann auch nicht mehr A,B,C heissen, sonder vielleicht sozial/musisch/kreativ/abstrakt/sprachlich... zum Teil ist es ja auf einem guten Weg mit den Fachhochschulen und allen Möglichkeiten. Es ist aber der falsche Weg, wenn dort wieder die abstrakte Denkleistung gefordert wird statt die anderen Begabungen, dh. es "akademisiert" wird. Und ganz unten in der Primarschule ist der Gedanke noch nicht angekommen... es gibt zwar verschiedene Fächer, und es zählt der Gesamteindruck und nicht nur Mathe/Deutsch. Aber Tatsache ist, dass die meisten der Fächer zB. eine gute Beherrschung der Sprache verlangen, ein gutes Kurzzeitgedächtnis, eine hohe Konzentrationsfähigkeit auf ein Blatt Papier... und wer würde schon ein Kind aufgrund der guten Handarbeitsnote in die Oberstufe einteilen? Die Jugendlichen müssen dann dem Lehrmeister erst mal erklären, dass sie trotz der schlechten Deutsch oder Mathe-Note im Prinzip intelligent, leistungsbereit und gut zu gebrauchen sind.
So eine Schule würde ich mir wünschen, und ich glaube, einige Privatschulen machen das. Das schliesst Leistung und hohe Anforderungen nicht aus. Aber nicht auf allen Gebieten gleichermassen!
all inclusive
Dabei seit: 03.04.2007
Beiträge: 1033
@kaye: ganz toll geschrieben!