Schon in meiner Kindheit hat man denen, die es nicht begreifen, etwas zum Greifen gegeben. Sie "begriffen" es danach aber noch weniger. Warum? Wenn sie wirklich dumm gewesen wären, hätte ihre Dummheit doch gleich bleiben müssen!
In der Ich-kann-Schule achte ich darauf, was die Menschen denken, wenn sie etwas tun. Das erklärt die Fehler und eröffnet Lösungsmöglichkeiten.
Auf die "Nichtkönner" kam alles immer MIT DRUCK VON OBEN HERAB. Sie übten schon vorher gar nie Rechnen oder einen guten Umgang mit Zahlen ein. Sie übten stets ihre Angst vor dem Rechnen. Sie übten stets die übernommene Einstellung, dass sie das eh nicht können. Sie übten stets, beim Rechnen nach Auswegen und Ausflüchten zu spähen u.dgl.m.
Deshalb ist das erste Ich-kann-Schule-Experiment mit so einem "Versager" stets ein Experiment, das ihm sein Können beweist und ihn neugierig darauf macht, es zu entwickeln.
Dazu bekomme ich ihn aber mit Rechnen garantiert nicht.
Dazu bekomme ich ihn, wenn ich ihn als Mensch ernst nehme und ihm die besten Angebote immer genau die für Kräfte & Talente mache, die ich entwickelt haben will.
Statt Kinder täglich in schäbige Statistenrollen für den Unterrichtsablauf zu drängen, begegne ich ihnen erst einmal IN DER HAUPTROLLE IHRES LEBENS. Die Pädagogik weiß noch gar nicht, was das ist; dabei sind wir nur auf dieser Welt um in unserem Leben die Hauptrolle zu spielen.
Jeder Mensch ist in seinem Leben König in seinem Königreich. Da ich nicht blind dafür bin, unterhalte ich mich mit dem Schüler wie mit dem Schulleiter sozusagen von Majestät zu Majestät. Das eröffnet Möglichkeiten auf höchster Ebene, hoch über dem Niveau üblicher päd. Nötigungsversuche.
Vor vielen Jahren war ich bei Nadine zu Haus - ich hab es in einem meiner Lebens-Lieder besungen. Die Lehrerin wollte zwecks besserer Förderung in der 5.Klasse endlich von der lernbehinderten in die geistig behinderte Schule haben. Das war nicht das, was sich die Eltern als Ergebnis von 5 Jahren lernbehinderter Pädagogik akzeptieren wollten.
Nadine geriet schon bei einfachsten Rechnungen in Panik. Ich schlug ihr vor, mit den Finger zu zählen. Da dürfe sie nicht, weil sie schon so alt sei. Mein Gott, Minister zählen öffentlich mit den Fingern. Da möchte ich mal die Kollegin sehen, die sich traut, dem Herrn Minister zu sagen: "Das darfst Du nicht, da bist Du zu alt dafür!"
Rechnen üben musste ich mit Nadine überhaupt nicht.
Ich zeigte ihr nur an schwierigen Stellen an je einem Beispiel, wie es geht. Das wäre noch nicht mal überall notwendig gewesen. Ich stärkte jedoch massiv ihre irritierten, verängsten Talente: Wenn der Mensch wächst, wird er dem Leben gewachsen. In einer guten Stunde konnte das Kind, das am Anfang schon für 1 + 1 ein verkehrtes Ergebnis gesagt hatte, mühelos und begeistert mehrere Millionenbeträge richtig addieren. Nadine war wie ausgewechselt; sie wollte gar nicht mehr aufhören und strahlte meterweit. In 5 Jahren plumper, geistloser "Förderung" hatte man dieses Feuer der Begeisterung in Nadine fast zum Erlöschen gebracht.
Das ist schlimm. Wir wissen nicht, was wir einem Menschen damit antun. Und uns selbst.
Um Zahlen zu begreifen und Rechnen zu verstehen, muss man erst einmal ein anerkannter, geachteter und gefragter Rechner sein - nicht ein abgenoteter. Das Experiment zeigt, dass Rechnen unter guten Bedingungen meist wie von selbst geht. Das bedeutet aber ganz konkret praktisch, dass wir zu besseren Ergebnissen nicht durch "päd." Druck kommen sondern durch eine intelligentere Pädagogik.
Guten Erfolg!
Franz Josef Neffe
"Wenn ich Sie in dem Irrtum lasse, dass ich es bin, der Sie gesund macht, dann mindere ich Ihre Persönlichkeit!" Émile Coué