Abschied von toter Grossmutter

nea
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 02.03.2005
Beiträge: 225
Hallo zusammen
Gestern Abend ist meine Grossmutter gestorben. Sie ist über 90jährig eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht.
Ich überlege mir nun, ob ich nochmals zu ihr soll, mich quasi von ihr (oder ihrer Hülle) verabschieden. Vielleicht ist das für manche von Euch nun eine komische Frage oder überhaupt klar. Ich selbst habe noch nie eine Leiche gesehen und hatte auch noch nie das Bedürfnis oder auch nur die Gelegenheit von jemandem so Abschied zu nehmen.
Könnt Ihr mir vielleicht raten oder Eure Erfahrungen und Meinungen mitteilen?
Also um es vielleicht noch etwas mehr auf den Punkt zu bringen: Bringt es was, sich nochmals direkt von einem Toten zu verabschieden? (Ja, irgendwie fürchte ich mich und irgendwie habe ich Angst, etwas nicht zu machen, was mir später leid tut.)
Danke Euch!
Gruss. Nea

Never ever give up!
Manya
Dabei seit: 30.05.2002
Beiträge: 1707
Ich habe die Erfahrung gemcht, dass all diese Überlegungen (noch nie eine Leiche gesehen..) keine Rolle mehr spielen, wenn es sich um einen mir lieben Menschen handelt.
Das ist nicht angsteinflössend, sondern halt der Körper eines lieben Menschen.
Verabschiede Dich nur.
;o)tja
Dabei seit: 11.02.2007
Beiträge: 3402
das kann dir wahrscheinlich niemand für dich beantworten. jeder mensch hat andere bedürfnisse. wichtig scheint mir jedoch, dass es für dich stimmt. erfülle nicht erwartungen, zu denen du nicht stehen kannst.als meine mutter gestorben war, habe ich nicht mehr abschied genommen. meine schwö dagegen schon, bei ihr wars vorallem ihre tochter, die den wunsch hatte und meine schwö hatte damit keine mühe,die beiden machten den besuch gemeinsam und für beide stimmte es. mein vater ging jeden tag 2x hin.


zum thema angst haben;
vor ca 2 wochen kam ein kindergartenkind zu mir und erzählte mir, dass sie am nachmittag die grossmutter besucht hätten. sie sei nämlich gestorben und sie wären nochmals zu ihr gegangen. ich fragte das kind, wie es denn gewesen sei. das mädchen meinte; schön, die grossmutter habe sogar gelächtelt

maul halten, land gewinnen, sicherheitabstand!
fisi
Dabei seit: 05.04.2007
Beiträge: 4066
ich für mich gehe nie tote besuchen, weil ich als letztes bild nicht eine leiche in erinnerung haben will, sondern jemand lebenden.
ist aber sehr persönlich.

Der Vorteil der Klugheit besteht darin, daß man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.
windspiel
Dabei seit: 09.07.2006
Beiträge: 639
Ich habe mich vor ein paar Jahren auch nochmals von meiner Grossmutter verabschiedet. Sie lag angezogen in der Tracht, schön zurechtgemacht in einer "Schauhalle" auf dem Friedhof aufgebahrt. Damals habe ich mir geschwohren, niemals mehr so Abschied von jemandem zu nehmen. Ich möchte lieber ein anderes Bild im Gedächtnis behalten, ein Lachen, eine Geste oder dergleichen.

Dies meine Erfahrung...alles Gute für dich und finde deinen Weg.
Ultramarin
Dabei seit: 30.03.2009
Beiträge: 1425
Hallo

Ich habe meine Grossmutter aufgebahrt besucht, und es nie bereut. Meine Kinder sind auch alle mitgekommen

Sie lag da, ganz friedlich in ihren Lieblingskleidern, hübsch frisiert und sah wirklich aus, als schliefe sie. Einzig an ihren Händen, die auf dem Bauch zusamengefalten waren, sah man dass kein Leben mehr im Körper ist, die Hände sahen aus wie wachs.

Mich hat das überhaupt nicht traumatisiert, im Gegenteil. Würde es jederzeit wieder machen.

We stopped checking for monsters under our bed, when we realized they were inside us
Ultramarin
Dabei seit: 30.03.2009
Beiträge: 1425
windspiel... ups, da sieht man wieder wie unterschiedlich menschen sind.

We stopped checking for monsters under our bed, when we realized they were inside us
nea
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 02.03.2005
Beiträge: 225
Hey danke Euch für Eure Zeilen. Ich sitze hier und heule das erste Mal, seit ich weiss, dass sie tot ist.
Ich bin eben nicht sicher, ob ich sie als Tote in Erinnerung behalten möchte, wie Thomas das auch schreibt. Und ich müsste allein gehen. Erschwerend kommt noch dazu, dass ich ihr noch bis zu ihrem Tod gegrollt habe und sie deshalb auch nicht so oft besucht habe.

Never ever give up!
Sunnäbluämä72
Dabei seit: 05.05.2006
Beiträge: 70
Als erstes: Mein Beileid!

Ich schliesse mich an - es ist wohl wirklich unterschiedlich... Ich selber hatte noch immer das starke Bedürfnis, den Verstorbenen nochmals zu sehen. Als mein Mann vor 10 Jahren tödlcih verunfallte, plangte ich richtig auf den Moment, wo er von der Gerichtsmedizin freigegeben, in unseren Kanton transportiert und "zwäggmacht" ist. Das ging ab Unfall fast 3 Tage. Danach war er noch 4 Tage aufgebahrt. Ich ging jeden Tag mehrmals hin, am liebsten hätte ich mich gleich dort im Kühlraum einquartiert... Seine Eltern und sein Bruder hingegen besuchten ihn 1x und das stimmte für sie so. Als vor 1.5 Jahren mein Bruder starb, bin ich auch mehrmals zu ihm hin und ich durfte gemeinsam mit meinem Mami den Sarb schmücken... das war ganz etwas schönes, was wir sehr gern gemacht haben...

Auch meine Kinder waren bisher bei allen Todesfällen immer beim Verstorbenen, es war für sie interessant und sie hatten keine Angst davor. Sie kennen es gar nicht anders. Mein Aeltester hat in seinen 9 Jahren schon 2 Grosselternteile und seinen Götti (eben meinen Bruder) so persönlich verabschiedet...

Wenn du aber nicht das echte Bedürfnis hast, sie nochmals zu sehen, dann ist es auch nicht schlimm, wenn du es sein lässt. Das spürst du bestimmt in deinem Herz selber, was dir gut tut...

Viel Kraft!

Möge Gott mir die Kraft geben, anzunehmen was nicht zu ändern ist. Den Mut zu ändern was zu ändern ist und die Weisheit zu unterscheiden.
Boenu
Dabei seit: 04.11.2003
Beiträge: 1330
Ich denke es hilft, den toten Menschen noch einmal zu sehen, um wirklich "begreifen" zu können, dass er/sie "auf der anderen Seite" ist. Ich habe als Kind immer wieder "tote Menschen" gesehen, meine Eltern stammen beide aus einer Grossfamilie. Oft waren die Verstorbenen Angehörigen dann im Wohnzimmer aufgebahrt. Das war ganz normal damals. Mir hat es geholfen Abschied zu nehmen. Aber ja, das muss jeder selber wissen. Die Verstorbenen sehen ja nicht "schlimm" aus, sondern sind schön zurechtgemacht. Denke auch, dass die Seele der verstorbenen Person mindestens bis zur Beerdigung noch irgendwo "in der Nähe ist", und noch nicht "im Licht", und dass sie sieht/spürt, dass man Abschied nehmen geht. Also da ist zwar "nur" die Hülle aber die Seele ist sicher nicht weit...