Abschied von toter Grossmutter

Ultramarin
Dabei seit: 30.03.2009
Beiträge: 1425
Hey Nea

Ich hatte es auch nicht so gut, mit meiner Grosmutter, fühlte mich oft von ihr bevormundet, und ich habe sie mit den Kindern auch nicht so oft besucht, wie sie es sich gewünscht hätte.

Am schlimmsten wars als meine Mutter und mein Onkel ihr Zimmer räumten, und wir da ganz viele Spielsachen entdeckten die sie für meine Kinder bereit hatte, falls wir mal kommen icon_frown.gif((. hatte ganz schlimme Gewissensbissen.

Ist wohl auch der Grund warum ich ging. Bei meiner Mutter hängt ein Foto wo sie lacht, und noch kein Sauerstoff hatte, und genau dieses Bild habe ich auch in Erinnerung, und nicht die tote, aufgebahrte.

ich habe mich eben sehr sorfältig in den Aufbarungsraum gewagt, meine Mutter war allerdings dabei.

Alles Liebe!

We stopped checking for monsters under our bed, when we realized they were inside us
Sunnäbluämä72
Dabei seit: 05.05.2006
Beiträge: 70
@Boenu: Auch das wird sehr unterschiedlich wahrgenommen, betreffend "schön aussehen"... Ich fand meinen Mann - in Anbetracht der Tatsache, dass er nach dem Unfall offenbar fast alles, was gebrochen sein kann, gebrochen hatte - sehr schön. Ich hatte mir seinen Anblick extrem viel schlimmer vorgestellt (eben, wegen den unzähligen Verletzungen). Seine Familie hingegen fand ihn alles andere als schön, und hatten das Gefühl, dort liege gar nicht ihr Kind/Bruder sondern fast ein Fremder. Und beides ist richtig, beides hat seine Berechtigung - jeder nimmt anders wahr....

Möge Gott mir die Kraft geben, anzunehmen was nicht zu ändern ist. Den Mut zu ändern was zu ändern ist und die Weisheit zu unterscheiden.
hexenbesen
Dabei seit: 21.07.2002
Beiträge: 121
DU schreibst, du hättest das noch nie gemacht, weil du kein Bedürfnis danach gehabt hättest. Das scheint mir genau der Punkt zu sein. Wenn du ein Bedürfnis danach hast, dann mach es. Horche in dich hinein und entscheide dann, das ist die richtige Entscheidung.
Yaelle
Dabei seit: 18.12.2007
Beiträge: 212
Mein herzliches Beileid zum Tod Deiner Grossmutter!

Mein Grossvater ist ziemlich genau vor einem Jahr ebenfalls 90 jährig gestorben. Mir war es ein grosses Bedürfnis, ihn nochmals zu sehen und mich zu verabschieden. Die lebenden Erinnerungen wirst Du ja trotzdem behalten und einfach noch ein weiteres Bild haben. Hab keine Angst, die Verstorbenen sehen meist wirklich friedlich und schön aus. Vielleicht kannst Du ihr ja noch ein paar Dinge sagen und mit ihr klären. Vielleicht wird Dir das gut tun. Kannst Du nicht eine Freundin mitnehmen, damit Du nicht alleine gehen musst?

Alles Liebe!
Sinalco
Dabei seit: 23.04.2003
Beiträge: 1255
Ich könnte mir gut vorstellen, dass Deine Ueberlegungen aus einem Bedürfnis heraus kommen. Ich kenne die Angst 'einen Toten zu sehen', im Nachhinein war ich dankbar für dieses Erlebnis und die Möglichkeit Abschied genommen zu haben.

Alles Gute Dir !
Herzlichst
S.

You don't get always what you want - you get what you need!
Corinna
Dabei seit: 05.02.2010
Beiträge: 2187
Liebe Nea

mein herzliches Beileid. Es tut immer weh, wenn jemand geht. Ich wünsch Dir viel Trost und Kraft in der Trauerzeit.

Zweimal habe ich mich am Sarg noch verabschiedet. Ich persönlich möchte nie mehr einen toten Menschen sehen. Bei mir hat sich das Totenbild eingebrannt im Gedachnis. Aber ich stimme den anderen zu, dass es eine ganz persönliche Sache ist und jeder für sich entscheiden muss.

Bei meinem Papi habe ich ins Grab einen ganz persönlichen Brief beigelegt. Das war für mich die bessere Art Abschied zu nehmen. Ich fühlte mich so näher.
Vielleicht ist das für Dich eine Möglichkeit um Abschied zu nehmen? Und so kannst Du Deiner Grossmutter noch alles sagen, was Dir auf dem Herzen liegt.

So oder so, ich wünsch Dir, dass Du die Entscheidung nach Deinem Herzen treffen kannst, und nicht danach was "man" dann macht, oder andere evtl. erwarten. Hör in Dich hinein, dann weisst Du, was zu Dir passt und was für Dich zu tragen ist.

Alles Gute und sei getröstet *drück*

http://www.9-i.ch

♥ Lache - und die Welt lacht mit dir ♥
goodie31
Dabei seit: 04.04.2002
Beiträge: 2079
Mein herzliches Beileid.
Als mein Vater gestorben ist, sind wir auch in sein Zimmer und haben abschied von ihm genommen. Er sah so friedlich aus und das Palliativ-Care-Team hat ihn so schön gemacht mit Blumen und es war ganz und gar nicht schlimm. Ich hatte mir das nur als schlimm ausgedacht und wollte zuerst meinen Vater nur lebendig in Erinnerung behalten. Aber bei meiner Mutter durfte ich damals nicht mehr abschied nehmen und jetzt bin ich so froh, dass ich mich von meinem Vater nochmals verabschieden durfte. Geh hin du kannst nur profitieren.
nea
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 02.03.2005
Beiträge: 225
Danke Ihr alle. Es tut gut, Eure Worte zu lesen. Es ist hilfreich, Eure Erfahrungen und Ratschläge zu hören.
Ich denke ich werde gehen. Habe mich gerade erkundigt, wie das funktioniert.
Ich weiss nicht so recht, ob ich die Kinder mitnehmen will/soll.

Never ever give up!
Gelöschter Benutzer
Ich war acht Jahre alt, als ich meinen toten Urgrossvater gesehen habe. Er hat in einem Tessiner Bergdorf gelebt und dort war/ist(?) es üblich, dass die Toten schön angezogen in ihrem Haus eine Zeit lang aufgebahrt waren. Das ganze Dorf kam dann um Abschied zu nehmen, bevor er dann eingesargt wurde. Anschliessend begleitete ein ganzer Trauerzug ihn zum Friedhof vor dem Dorf.
Ich habe das in sehr guter Erinnerung. Er hat so schön ausgesehen, mit seinem Hochzeitsanzug. Er wurde noch geküsst und gestreichelt von den Hinterbliebenen.
Schade, haben wir hier das Sterben grösstenteils in die Institutionen abgeschoben, so verlernen wir, das Sterben und Tod zum Leben gehören, und somit den Umgang damit.
Petzi
Dabei seit: 31.03.2004
Beiträge: 218
Meine Kinder waren 5 als mein Vater trotz schwerer Krankheit überraschend schnell starb. Ich wollte mich von ihm verabschieden - überliess die Entscheidung aber den Kindern, ob sie mit ins Leichenschauhaus wollten oder ob sie vor den Haus (mit meinem Mann) warten wollten. Beide wollten mit - einer wollte schnell wieder hinaus, einer wollte bleiben... Einen Tag später wollten sie beide noch einmal hingehen. Es hat beiden gut getan, zu sehen, wie friedlich der Opi ausschaut - gleichzeitig aber eindeutig zu sehen, dass er nicht einfach nur schläft...
Vor drei Monaten starb dann meine Mutter eine Woche nach einem Hirnschlag. Beide Kinder (icon_cool.gifhaben sie im Sterbeprozess begleitet, einer mit Kurzbesuchen, einer mit Langzeitbesuchen. Als Mutter (Omi) dann sterben durfte nahmen wiederum beide Abschied - der Kurzbesucher lange und der Langzeitbesucher kurz. Nach dem Abschied sangen beide auf der Heimfahrt Lieder icon_wink.gif