Abschied von toter Grossmutter

Co71
Dabei seit: 26.02.2006
Beiträge: 241
Ich habe schon zwei mal Abschied von einem Toten genommen. Einmal war es der Grossvater meines Mannes, den ich nur ca. 1 1/2 Jahre kannte. Das andere mal war es mein Vater, den ich davor ca. 7 Jahre nicht gesehen hatte, er war an Lungenkrebs gestorben, das hatte ich nicht gewusst, ich habe ihn erst als Toten wieder gesehen.

Beides mal habe ich eigentlich nur jemanden begleitet, meinen Mann bwz. die Partnerin meines Vater, die ich am selben Tag kennengelernt hatte. Ich hatte beides mal nicht gross Zeit, zu überlegen, ob ich das will, ich habe es einfach spontan getan und bin im nachhinein froh darüber. Es gehört irgendwie zum Leben, auch mal einen Toten zu sehen, je älter man wird, je öfter wird man mit dem Tod konfroniert... so traurig es ist.

Allerdings will ich mir jetzt nicht vorstellen, jemand tot zu sehen, den ich sehr liebe...
Frau_Vilo
Dabei seit: 18.10.2006
Beiträge: 368
Als mein Vater starb, wollte ich ihn auch unbedingt nochmal sehen. Er lag auf dem Bett, die Hände auf der Brust gefaltet und sah aus als würde er schlafen. Ich berührte seine Hand und sein Gesicht und staunte wie kalt er war. Ich bin froh dass ich mich noch verabschieden konnte und ihn nochmal sah. Hätte mich wohl sonst immer gefragt wie er aussah. Auch mein Gotti sah ich nochmal.

Beginne jeden Tag mit einem Lächeln!
Frupi
Dabei seit: 10.04.2004
Beiträge: 495
Vor knapp einem Jahr ist meine Grossmutter auch gestorben, auch über 90. Wir waren gerade in den Skiferien, kamen aber am Tag nacher (sowieso) nachhause. Ich bin als erstes ins Pflegeheim gefahren (zusammen mit meiner Mama), wollte sie unbedingt noch sehen. Für mich war es gut so. Sie hat ausgesehen, wie ich sie schon oft gesehen habe, schlafend, friedlich schlafend...
Frupi
Dabei seit: 10.04.2004
Beiträge: 495
Wenn ich jetzt an meine Grossmutter denke, kommt mir nicht als erstes das Bild im Sarg, sondern ganz viele andere Erinnerungen. Allerdings habe ich auch, gerade als Kind ganz viel mit ihr erlebt.

Ich würde zuerst alleine gehen, und dann entscheiden, ob es gut ist, die Kinder mitzunehmen. Je nachdem, wie "natürlich" sie aussieht.

Ich wünsche dir, dass es für dich ein positiver Moment sein darf!
Langstrumpf
Dabei seit: 26.12.2005
Beiträge: 515
Ich habe schon sehr viele Menschen bis zum Tode begleitet, privat wie auch beruflich.
Meine Mutter starb in meinen Armen, als ich 28 jahre alt war, ich durfte sie bis zum schluss begleiten. Ich war froh hat sie mir dieses Geschenk gemacht, es war für mich das Zeichen der grössten Liebe und Vertrauen dass und half mir nachher in den Zeiten des Trauerns ernorm.
Der Anblick eines toten Menschen ist sicherlich speziell, die Person ist nicht mehr da, die Hülle zwar, aber die Person selber nicht.. das kann helfen um Abschied zu nehmen... mir hat es dies jedenfalls.
Auch meine Grossmutter starb in meinem Beisein und auch sie sah nachher zufrieden und erlöst aus, als hätte man ihr noch ein Lächeln hingezaubert... und dies nach 4 schweren Tagen des Sterbens...

Hör auf Dein Gefühl, lass Dich nicht von Erwartungen anderer an Dich drängen zu etwas was Du nicht willst...

... und trotzdem sag ich allen, welche noch keine Erfahrungen mit dem Sterben und dem Tod gemacht haben, dass sie keine Angst haben müssen, das Sterben ist die letzte Lektion des Lebens, sie gehört dazu zum Leben... Das Trauern und das Loslassen sind Bestandteil dessen...

Lieben, Lächeln, Kämpfen
*savita*
Dabei seit: 22.06.2010
Beiträge: 1481
als mein Grossvater starb, wollte und konnte ich ihn nicht sehen. Ich hatte ein sehr inniges Verhältnis zu ihm und ich brachte es nicht fertig, ihn im Sarg zu sehen. Ich wollte ihn lebend im Gedächdnis behalten. Natürlich ist es sehr persönlich, was du willst und was nicht, für mich stimmte das damals so. Alles Gute
jasashi
Dabei seit: 16.08.2008
Beiträge: 149
Liebe Nea, erst einmal mein herzliches Beileid zum Verlust Deiner Grossmutter...
Diese Entscheidung wird Dir wohl niemand abnehmen oder Raten können, so verschieden wie die Menschen sind auch die "Umgänge" mit dem Abschiednehmen...
Ich habe von Beruf her immer wieder mit dem Tot zu tun, doch wenn es in Privater Reihe geschieht, ist es immer etwas anderes!
Als mein Vater starb, war meine grösste 1/2 Jahr alt, bereits, als er auf keinen von uns mehr reagierte, drückte er Ihre Hand, als er spührte, dass Sie da ist.... somit waren wir bei Ihm, als er eingeschlafen ist.
Gleich nach seinem Tod war es für uns "schön", dass wir als familie noch bei Ihm sein konnten.
Da meine Mutter Tage später natürlich auch noch den Wunsch hatte, dass wir zum Friedhof gehen, damit wir noch mal zu Ihm könnten, ging ich mit.... Heute muss ich sagen, für mich wäre es besser gewesen, es wäre beim letzten Eindruck geblieben, ich empfand den Anblick meines Vaters, in ungewohnten Rüschenkissen etc.... sehr entfremdend, zudem hatte ich das Gefühl, dass dies nicht mehr mein Papi ist, der da liegt......
Jeder geht auf seine Weise damit um.... Meine Kinder legen noch heute Zeichnungen zu Opi, freuen sich,wenn wir Geschichten oder wesensgleichheiten zu Ihrem Opi erzählen.....
Errinnerungen machen Verstorbene "lebendig" im Alltag.... nicht, wie man Abschied nahm!!!
nea
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 02.03.2005
Beiträge: 225
Danke nochmals viel vielmals für Eure Berichte.
Ich habe mich gestern auch noch lange mit meinem Mann unterhalten und wir haben beschlossen, dass wir heute morgen als ganze Familie nochmals "zu Besuch" gehen würden. Die Kinder hatten wir vorher gefragt und sie wollten mitkommen.
Wir waren unterdessen dort und ich muss sagen, meine Grossmutter sah nicht wirklich besonders schön aus, wirklich tot. Und der offene karge Sarg mit dem synthetischen Innenleben war schon irritierend. Aber es war gut dort zu sein, nochmals mit ihr zu reden, ihr eine gute Reise zu wünschen, ihre Hand zu streicheln. Ich fand den toten Körper überraschenderweise nicht abstossend, auch wenn der Mund und die Augen leicht offen waren, man sah, dass sie ihr Gebiss nicht mehr trug (was die Kinder bemerkten).
Die Kinder haben gut reagiert. Eher verhalten. Haben aber auch eine Menge Fragen gestellt. Der kleine war nachher sehr traurig, meinte er vermisse die Uroma. Ich fand es halt auch irgendwie richtig, dass sie mit dem Tod in Kontakt kommen, bevor sie wie ich selbst schon deutlich erwachsen sind. Der Tod gehört ja wirklich dazu.
Wegen der Bilder, die bleiben muss ich sagen, dass dieses Bild der Toten nun nicht alle anderen irgendwie überlagert, sondern halt eins mehr von vielen ist. Es ist kein besonders schönes, aber es würde fehlen. Entscheidender als das letzte Bild ist die Nähe, die ich nochmals mit meiner Grossmutter haben konnte.
Danke Euch nochmals. Die Auseinandersetzung mit Euren Antworten hat mir sehr geholfen! Lieber Gruss. Nea

Never ever give up!
mogli
Dabei seit: 03.10.2002
Beiträge: 150
Liebe Nea

Mein Beileid...

Du hast dein Abschied nehmen sehr schön umschrieben, es war für dich sicher die richtige Entscheidung. Ich finde es toll, dass ihr die Kinder habt mit entscheiden lassen.

Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass dieses Abschied nehmen hilft, den Tod zu akzeptieren und zu verarbeiten. Bei meiner Gotte durfte ich das leider nicht (auch nicht an die Beerdigung) und ich habe auch nach Jahren das Gefühl, ich sehe sie bald irgendwo auf der Strasse...

Alles Liebe und viel Kraft
mogli