Wie wir heute schlummern, ist historisch gesehen relativ neu: Allein oder zu zweit im eigenen Bett und nachts durchgehend haben unsere Vorfahren nur ganz selten geruht. Vielmehr pflegte man den Großteil der Menschheitsgeschichte über, gemeinsam und über den Tag verteilt seine Nickerchen zu halten.
Gästen die Übernachtung im Familienbett anzubieten oder die Schlafstätte stundenweise an „Bettgeher“, auch „Schlafgänger“ genannt, zu vermieten, war noch in jüngerer Vergangenheit gang und gäbe. Heute wird es meist mit Müßiggang assoziiert, wenn man sich tagsüber „auf die faule Haut legt“. Jedenfalls in unseren Breiten, in denen sich die mediterrane Siesta oder der asiatische „Power Nap“ (Energieschlaf, Anm.) nie wirklich durchsetzen konnten, auch wenn dies beispielsweise im für seine Strebsamkeit bekannten Japan durchaus üblich und gesellschaftlich akzeptiert ist.
Wie, wo, wie lange und wann man schläft, besagt die jeweilige „Schlafkultur“. Diese hängt von vielen Faktoren ab, auch heute noch: Neben den kulturellen haben etwa die gesellschaftlichen und klimatischen Rahmenbedingungen einen großen Einfluss. Die Wissenschaft befasst sich nur am Rande mit der Thematik, soziologische Untersuchungen über die Lebensumstände beleuchten aber meist auch die Schlafgewohnheiten. Unterschiede gibt es viele: Im westlichen Kulturkreis zieht man sich in die eigenen vier Wände zurück und ruht meist solo oder im Duo. Die längste Zeit war es allerdings üblich, in der Gruppe zu schlummern. Der praktische Grund: Man schützte und wärmte einander.
Geruht wird oft jederzeit, wenn körperliche Aktivitäten gerade nicht notwendig oder zu anstrengend sind. In einigen Kulturen – etwa im arabischen Raum – ist dies durchaus keine Privatangelegenheit, man macht sein Nickerchen in aller Öffentlichkeit unter freiem Himmel.
Bis zur Erfindung des elektrischen Lichts richtete sich die Schlafkultur in erster Linie nach den naturgegebenen Umständen: Geruht wurde, wenn die Sonne unterging und wenn gerade nicht gearbeitet wurde oder werden konnte. Durchgeschlafen wurde nachts nur selten. Man musste nach dem Feuer oder dem Vieh sehen oder den Nachttopf leeren. (APA)