@dalai
Was heisst heisst für dich Karriere machen?
Ich habe mit der ersten Geburt meine Berufstätigkeit aufgegeben. Schon bald merkte ich, dass ich mit dem Mamisein zu wenig ausgefüllt bin. Also begann ich Schulen und Weiterbildungen zu besuchen Inzwischen habe ich den ersten Teil meines Studiums beendet und meine älteste Tochter ist in die Lehre gestartet. Nach 15 Jahren Berufsunterbruch steige ich nächste Woche mit dem Praktikum wieder in den Berufsalltag ein.
Eine kurze Zeit habe ich es sehr genossen, voll für meine Kinder da zu sein, meine Zeit voll und ganz ihnen widmen zu können, ihnen all die Unterstützung zukommen zu lassen, die sie benötigten. Doch schon bald fühlte ich mich unterfordert, die ständigen und ausschliesslichen Diskussionen rund um die Kinder gingen mir auf den Keks, ich fühlte, wie sich mein Gehirn langsam aber sicher zurück zu bilden begann. Ich wurde unzufrieden - eingestanden habe ich es mir erst, als meine Ehe fast zerbrach. Und da kam der Wendepunkt. Ich lernte mich selber wieder wahrnehmen. Ich merkte, dass ich nicht geschaffen bin dafür, "nur" für Kinder, Mann und Haus da zu sein. Auch lagen mir die Käfelirunden, die Spielplatzgespräche und Klatschecken nicht besonders.
Mit dem Beginn des Studiums kam auch das schlechte Gewissen: bin ich jetzt keine gute Mutter mehr? Vernachlässige ich meine Kinder? Wäre mein Job nicht ein anderer? Was denken die anderen von mir, wenn ich studiere und die Kinder darum an den Mittagstisch müssen?......Nun gut, wenn mir ein Job keinen oder zu wenig Spass macht, dann suche ich mir eine neue Herausforderung - und genau das machte ich.
Es benötigte viel Organisation, viele Gespräche mit meinem Mann und den Kindern, auch viele Abstriche aber noch viel mehr neue Erfahrungen, neue Glücksmomente, neue Selbständigkeiten. Heute bin ich überzeugt, dass mein Schritt in die "Karriere" der ganzen Familie mehr Pluspunkte beschert hat, als wenn ich als Hausmütterchen zu Hause vergrämt wäre.
Aber! Wenn sich eine Mutter (oder ein Vater) zu Hause wohl fühlt, wenn sie glücklich ist, sich rund um die Uhr um die Kinder kümmern zu können, wenn sie sagen kann my home is my castle,......dann soll diese Mutter ihren Traum zu Hause erfüllen. Sie macht das nähmlich ganz wunderbar! Sie hat diese ellenlange Geduld, diese liebevolle Ausstrahlung, sie ist genau dort, wo sie sein möchte und wo es ihr wohl ist.
Genau so geht es der Mutter, die neben den Kindern auswärts arbeitet. Sie zieht ihre Kräfte genauso aus der ausserhaus-Arbeit wie aus den Stunden mit ihren Kindern. Denn diese Stunden geniesst sie ganz ausserordentlich. Auch die Kinder geniessen diese Stunden. Diese Mutter macht es genau richtig, dass sie zwei Herausforderungen verbindet - denn so kann sie ihre Ressourcen genau dort einsetzen, wo sie für sie am meisten Gewinn und Erfüllung bringen.
Entscheidet sich eine Frau für eine Karriere und Kinder - mit Karriere meine ich eine mind. 100%-Tätigkeit, dann kann es sein, das etwas auf der Strecke bleibt. Welche Prioritäten diese Mutter setzt, ist genau so ihre Freiheit wie bei den anderen Müttern. Sie hat unter Umständen besserer Möglichkeiten, die Kinder rundum betreuen zu lassen. Ob das besser oder schlechter ist, als von der eigenen Mutter betreut zu werden, das können wir nicht beurteilen.
Dann gibt es noch die Väter. Ein berufstätiger Vater ist das Normale - eine berufstätige Mutter ist genau so normal. Ob der Vater oder die Mutter die Kinder betreut, sollte keine Rolle spielen. Mir persönlich scheint wichtig, dass ein Kind bis ca zum 6. Altersjahr eine feste Bezugsperson hat zu der es eine gute Bindung eingehen kann.
Vielleicht gelingt es uns zu respektieren, dass jeder einen anderen Weg den für sich guten und momentan richtigen findet. Wenn wir das schaffen, dann sind wir einen grossen Schritt weiter im Finden von neuen Familien- und Arbeitsmodellen.
Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.