Wer hat Erfahrung mit Dyskalkulie?

Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
Beiträge: 2397
http://www.youtube.com/watch?v=wnc-zH3cFlI

etwas kritischer. v. f. brikenbihl icon_eek.gif)
Gelöschter Benutzer
einer meine söhne wurde am ende der 2.ek auf meine initiative hin auf diskalkulie bei spd abgeklärt. es wurde dann auch eine schwere diskalkulie bestätigt. er hat auch an der studie teilgenommen die damals am kispi in zürich durchgeführt wurde. im bildgebenden verfahren (mri) konnte im hirn nachgewiesen werden, dass er tatsächlich eine rechenschwäche hat. mein sohn konnte zweimal in der woche zur an der schule tätigen therapeutin. diskalkuliker müssen beim rechnen lernen das ganze mit sprache, bildern verbinden (sie rechnen in der anderen hirnhälfte als nichtdiskalkuliker).
ich denke, ohne diese therapie stünde er heute nicht da wo er ist. notenmässig konnte er sich in der oberstufe sogar auf eine 5 steigern und fängt im sommer eine technische lehre an, wo er im rechnen gut sein muss.
taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
Beiträge: 1317
@taucherli74

Eine Rechenschwäche (früher Dyskalkulie) tritt sehr häufig in Kombination mit einer Lese-Rechtschreibescchwäche (früher Legasthenie) auf.

Kinder mit diesen Schwächen müssen viele Frustrationserlebnisse verarbeiten, was wiederum zum Schulangst führen kann. Daher ist es wichtig, die Kinder möglichst früh gut zu begleiten.

Schulpsychologen können entsprechende, breit abgestützte Abklärungen durchführen und entsprechende Hilfestellungen darlegen. Bei den Wahl der Unterstützung ist darauf zu achten, was dem Kind am Besten hilft, mehrheitlich geht es um klare Strategien, wie Aufgaben angegangen werden sollen, damit mit möglichst geringem Aufwand ein annehmbares Ergebnis erreicht werden kann.
Rechenschwächen können von speziell ausgebildeten Fachpersonen begleitet werden (z.B. Mathehaus in Baden/AG). Wichtig ist jedoch sich darüber im Klaren zu sein, dass sich keine dieser Schwächen auswächst, die Kinder werden mit diesen Schwächen lernen zu leben. Um dies zu erreichen ist es wichtig, ihren Selbstwert zu stärken mit Dingen sie sie gut können und mit Strategien (dies kann evtl. auch eine Lernzielbefreiung sein), damit sie in einem annehmbaren Rahmen ihre Leistungen erbringen können.

Eine breite Abklärung ist auch aus dem Grund wichtig, um ein konkretes Begabungsprofil zu erhalten. Für IV-Unterstützungen gibt es bestimmte Grenzwerte, die abgeklärt werden müssen.

Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
hypericum1
Dabei seit: 18.05.2004
Beiträge: 779
Carmen100
PN ;o)
speedy-luna
Dabei seit: 01.11.2007
Beiträge: 52
Wir haben eine Tochter mit der Diagnose Diskalkulie.
Letztes Jahr hatten wir die Variante Lernziel-Befreiung gewählt. Ihr wurde während eines Jahres die Zahlen näher gebracht ohne Notendruck und Tränen.
Sie lernte alle Operationen und Brüche wie der Rest der Klasse - einfach mit kleinen Zahlen, Zeichnungen, Gegenstände, Bilder u.s.w. in einzel Lektionen im IF.
Dieses Jahr macht sie noch einmal die 5 Klasse - mit Noten, aber ohne Druck und ganz Entspannt. Sie kann auch die schlechteren Noten in der Mathe akzeptieren. rWar aber ein langer Prozess - da sie sonst eine sehr gute Schülerin ist. Sie bekommt weiterhin einzel Lektionen im IF mit einem super geduldigen IF-Lehrer. Ich bin riesig froh dass sie trotzt der schwierigen Jahre immer noch so gerne zur Schule geht!
petra13
Dabei seit: 16.05.2003
Beiträge: 444
Habe nicht mitgelesen, aber habe vorhin gehört dass heute im SF1 in Einstein ein Bericht über Dyskalkulie kommt. Ich glaube es geht um ein Lernprogramm oder sowas..
ninaanna
Dabei seit: 11.01.2007
Beiträge: 594
hier für alle die Einstein nicht gesehen haben:

http://www.videoportal.sf.tv/video?id=8ebd3b63-17d7-4493-94de-18240aa815ec

auch meine 9-jährige Tochter ist betroffen, dieser Bericht macht viel Mut für die Zukunft.....
emmastella
Dabei seit: 14.09.2013
Beiträge: 1
Guten Tag

Per Zufall bin ich auf den Beitrag betr. Dyskalkulie gestossen. Ich selber bin Dyskalkulietherapeutin und kenne die beschriebenen Probleme sehr gut. Ich möchte allen Eltern Mut machen, nicht zu lange zu warten um ihrem Kind zu helfen. Während in der Schule (z.B. im integrierten Unterricht) eigentlich nur eine Nachhilfe (also man bleibt eigentlich mehr oder weniger am Stoff) stattfindet, wird in einer Therapie alles von Grund auf neu aufgebaut. Kinder mit einer Dyskalkulie sind oft zählende Rechner, alles üben nützt nichts. Deshalb ist ein Neuaufbau unbedingt nötig. Es ist auch nicht so, dass diese Kinder mit dem Problem leben müssen. Man kann etwas dagegen tun, je früher man beginnt umso besser!
Christa
Dabei seit: 01.01.2002
Beiträge: 422
@ emmastella

Hab bei meiner Tochter letzthin festgestellt das sie in der 2.Oberstufe immer
noch mit den Fingern rechnet und auch manchmal mit der Uhr mühe hat. manchmal mit der Uhrzeit.
Hast du mir Tips auf was ich achten soll, dachte eigentlich sie könne
Mathe, ist eher Schlecht in der Rechtschreibung.
ich bin momentan mal am beobachten ob dies nur bei Stress auftaucht
oder immer, sie kann sie da eben auch sehr gut durchmogeln.

Kann mann den in diesem Alter auch noch was tun?
Platibus
Dabei seit: 08.10.2005
Beiträge: 239
Meine grösste Angst war es immer gewesen, dass meine Kinder meine Dyskalkulie einmal erben werden. Gott sei Dank hat sich diese Angst als unbegründet erwiesen. Denn als selber Betroffene erinnere ich mich mit Schaudern an meine eigene Schulzeit zurück. Mal ganz abgesehen davon, dass schon das Wort Dyskalkulie damals nicht weiter bekannt war, hat mir dieses Übel meine gesamte Schulkarriere vermiest icon_evil.gif

Dank der guten Noten in den anderen Fächern konnte ich mich mehr schlecht als recht durchmogeln. Aber in der fünften Klasse war einfach endgültig Schluss mit lustig, es gab endlich eine Abklärung. Ich habe es dann schwarz auf weiss bestätigt gekriegt: Die Schülerin ist faul, frech und aufsässig, will immer im Mittelpunkt stehen und stellt sich deshalb beim rechnen extra dämlich an, um Aufmerksamkeit zu erreichen. Dass dem so ist, beweist ja der Umstand, dass die Noten in den anderen Fächern überdurchschnittlich hoch sind....

Paff, da wusste ich es! Man hat mich dann viele Jahre mit Mathenachhilfe geplagt, Resultat: Unternull. Ans Gymi habe ich es zwar noch geschafft, an eine Matur war aber mit meinen Rechenkünsten absolut nicht zu denken.

Erst mit über 20 Jahren erfuhr ich von meiner Dyskalkulie. Ich habe viel darüber gelesen und mir sind dabei die Kronleuchter gleich Reihenweise aufgegangen. Zum Beispiel ist es wirklich so, dass ein Dyskalkuliker die Zahlen in Bildern denkt. Wenn ich rechne, dann sausen vor meinem inneren Auge seltsame Bilder vorbei (z.B ein blauer Hase und ein Sigrist im Rollstuhl ist die Rechnung 92+15, ausser der Sigrist schiesst auf den Hasen, dann heisst es 92+155. Ich weiss, leicht schräg, funktioniert aber recht gut)
Lustigerweise bin ich heute in einem Beruf tätig, wo durchaus mit grossen Zahlen jongliert wird. Das ist aber überhaupt kein Problem. Erstens liiiiebe ich meine Exeltabelle und zweitens habe ich überall im Haus Taschenrechner griffbereit liegen. Denn der Rechnungsweg ist für einen Dyskalkulker nicht das Problem, sondern nur die eigentliche Zahlenbeigerei.

Meinen Tipp für dich und dein Kind: So schnell wie nur irgendwie möglich abklären lassen! Ohne genaue Diagnose ist und bleibt die Schule ein Gewurstel. Sollte die Diagnose wirklich Dyskalkulie heissen (und NICHT Rechenschwäche, das ist nicht das gleiche!) Hände weg von endlosen Zusatzlektionen oder Nachhilfe. Das wäre ungefähr so, wie wenn du einen Blinden zur Legatherapie schicken würdest mit der Hoffnung, dass er die Buchstaben dann irgendwo schon mal begreift.

Was mir am allermeisten geholfen hatte, das war die Erfindung dieser kleinen Taschenrechner gewesen. Ich hatte immer einen im Etui und rechnete heimlich damit. Wenn dein Kind endlich vom Kopfrechnen befreit wird, dann kann es sich auf alles andere Konzentrieren, Lösungswege, Funktionen, Zahlenräume, alles alles begann Sinn zu machen, nachdem ich mich vom Kopfrechnen verabschiedet hatte.

Ich weiss, Pädagogen stehen bei solchen Aussagen die Haare zu Berge (ausser vielleicht eine meinem alten Mathelehrer, der hatte eine Glatze) Das Problem ist, dass sich diese Leute unter Dyskalkulie einfach nichts vorstellen können und mit ihren oft gut gemeinten Therapien oft mehr verschlimmern als bessern.

Und: Setzte dich ein für deine Tochter! Das wichtigste was sie braucht, sind Erwaschsene, die hinter ihr stehen. Ein Kind kann sich selber nicht gegen die Maschinerie von Schule und Psychologen behaupten. Es braucht in jedem Fall eine Rückenstärkung von deiner Seite.