Auszeit - hat jemand Erfahrung damit

Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
"MelK80" schrieb:

@Blue Und für „Zweisamkeiten“ dann ins Hotel? Ist aber auch irgendwie belastend?!



Für unsere Auszeit stand fest, dass wir in dieser Zeitspanne keine Zweisamkeit haben! Wir haben diese Auszeit gerade deshalb genommen, weil es in vielen Punkten nicht mehr gepasst hat, da war (also zumindest bei mir) keine Lust auf Sex.

Ich denke, also bin ich hier falsch !
Alfa69
Dabei seit: 19.03.2015
Beiträge: 4
Ich stehe selbst vor dieser Situation, allerdings mit einer anderen Ausgangslage. Nach schwierigen Jahren mit unserem mittleren Sohn (15) und darauf folgend 1 1/2 Jahren Dauerkriegszustand banghead.gif zusätzlich auch noch mit der Ältesten (16 1/2), haben sich erhebliche gesundheitliche Probleme bei mir eingestellt. Diese äussern sich seit Monaten mit Dauerschmerzen in der rechten Körperhälfte, von gefühllosen Fingern bis runter in die Wade krampfartige Schmerzen. Auch nachts... Schmerz- und Schlafmittel helfen nichts icon_eek.gif. Gelingt es mir ein bisschen zur Ruhe zu kommen, verringern sich die Symptome. Wenigstens ist es mir möglich, anfänglich etwas erschwert, Laufsport zu treiben. Ebenfalls Yoga und Pilates helfen, dann gehen die Schmerzen kurzzeitig deutlich zurück.
Gibt es wieder Ärger (was praktisch immer vorkommt) verstärken sich die Schmerzen sofort massiv.
Nun nehme ich mir auf ärztliches Anraten hin eine Auszeit in einer "Wohnung auf Zeit", um zur Ruhe zu kommen. Habe keine Ahnung, welche Auswirkungen das auf unsere Familie haben wird. Befürchtungen, dass alles in die Brüche gehen könnte, sind nicht ganz von der Hand zu weisen...
taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
Beiträge: 1317
Wie reagiert deine Familie darauf? Und wie geht es dir, nschdem du den Entscheid gefällt hast?

Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
Alfa69
Dabei seit: 19.03.2015
Beiträge: 4
Keine tolle Situation... Es besteht die Angst, dass die Familie auseinanderbricht. Eine derart extreme neue Situation birgt immer Risiken, die nicht vorhersehbar sind. Ich habe grossen Respekt vor dieser Auszeit, aber es geht nicht anders.
Hoffe, dass die Beschwerden bald weggehen, denn monatelanges Leiden unter permanentem Schmerz macht auch nicht gerade einen tollen Zeitgenossen aus einem 😢
Ebenso unsicher ist es auch, wie es dann nach der geplanten Rückkehr weitergeht und ob die ganze Geschichte wieder von vorne losgeht.
Wir haben noch keine Regeln des Zusammentreffens definiert. Diese werden aber aus den besagten Gründen/Ursachen heraus vermutlich nicht so krass sein, wie im Falle einer Beziehungskrise. Ich werde meine Erfahrungen posten.
nela65
Dabei seit: 17.04.2007
Beiträge: 716
Alfa, vielleicht wäre es auch eine Variante, wenn die Kinder eine Auszeit oder Timeout nehmen würden. Eine Familie bricht nämlich selten für ewig auseinander, eine Partnerschaft schon eher.

Hat das Gefühl, dass man eine Auszeit braucht, nicht auch mit dem Alter einen Zusammenhang?
Ich erleben dies immer mehr in meinem Umfeld. Man spürt plötzlich nach den intensiven Kinderjahren, dass man sich selber total vernachlässig hat? Dass das Leben noch viele andere Möglichkeiten für einen bereit hält?
taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
Beiträge: 1317
@nela
Ich denke, das Alter spielt mit eine Rolle...ist aber bestimmt nicht die alleinige Ursache. Verschiedene Faktoren kommen zusammen. Für mich steht nicht zur Diskussion, dass jemand aus der Familie das gewohnte Umfeld verlassen soll. Ich brauche den Tapetenwechsel. Über eine längere Zeit habe ich versucht, meine "Dinge" im gewohnten Umfeld aufzuarbeiten, "z'büschele"...bis der Zeitpunkt kam an drm ich mir gegenüber ehrlich sein konnte. Auszeit. Kein einfacher Entscheid, kein einfacher Weg!

Für mich am schwierigsten/belastendsten ist die Tatsache, dass ich Menschen, die mich unterstützen, für mich da sind und die mir wichtig sind....verletze und wohl auch vor den Kopf stosse. Es gelingt mir im Moment noch nicht, zu formulieren, warum dieser Schritt für mich so wichtig ist.

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 22.03.2015 um 17:27.]

Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
Pitsch11
Dabei seit: 31.12.2006
Beiträge: 75
per Zufall gerade gesehen:

Um die Liebe erleben zu können, muß man das Voneinander-getrennt-Sein erleben.
Erich Fromm
MelK80
Dabei seit: 10.02.2015
Beiträge: 55
Ja, hat was...

Junge Eltern aus dem schönen Harz in Mitteldeutschland!
taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
Beiträge: 1317
Den Entscheid für eine Auszeit zu fällen ist mit vielen Aufs und Abs verbunden. Viele Fragen bleiben unbeantwortet. Ist es richtig, was ich mache? Ist mir bewusst, was ich mit diesem Schritt aufs Spiel setze? Bin ich einfach nur egoistisch? Wie gehe ich mit der "neuen Freiheit" um? Werde ich diesen Schritt bereuen....irgendwann, warum auch immer? "Wartet" mein Mann auf mich, bis ich bereit für ein gemeinsames Weiter bin? Gibt es ein gemeinsames Weiter?.....
All diese Fragen gehen mir seit Tagen immer wieder durch den Kopf. Verstärkt durch die Tatsache, dass es mit der Wohnung nicht geklappt hat. Verstärkt auch durch Reaktionen des Umfelds. Müsste ich doch einen anderen Weg wählen?

Ich fühle mich verunsichert, alleine, hilflos....

Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
Nun, ich hatte davor bereits in der gemeinsamen Wohnung 2 Bereiche eingerichtet gehabt. Dachte, so schaff' ich es. Aber es funktionierte nicht so, wie ich spürte, dass es mir weiter hilft.

So wie das Ganze sehr extrem von meinem Gefühl gesteuert wurde. Ja, ich hatte genaue Abmachungen mit ihm getroffen, hatte sehr viel mit ihm geredet, habe versucht, ihm darzulegen, wie es mir geht. Ich weiss bis heute nicht, ob er es wirklich verstand, aber ich wollte mir nicht Unfairness nachsagen lassen. Deshalb war auch von meiner Seite klar, dass ich unter keinen Umständen wollte, dass er "wartet", "duldet", "über sich ergehen lässt" - ich wollte, dass er sich mit sich genauso auseinander setzt wie ich mich mit mir. Es sollte die Basis für die Gespräche sein. Später erkannte ich, dass er sein Leben einfach weiter lebte! Schade!

Der Tag, an dem ich in m e i n e Wohnung zog (allein das Gefühl, nun gehört etwas mir ganz allein!!), zehrte an mir. Himmelhochjauchzend - Zutodebetrübt. Und sein Sohn, der mit seinen knapp 19 Jahren dastand und immer wieder auf mich einredete: "Du schaffst es nicht allein" - "Du gehst ohne ihn sowieso unter" - "Du bist undankbar" usw usw.

Abends lag ich dann in meiner Wohnung und heulte mich in den Schlaf.
Und das ging 2 Monate lang so.
Ich packte nichts aus - lebte mit und zwischen meinen Schachteln und haderte mit meinen Zweifeln. Bis zu dem Tag, an dem ich von meiner Arbeit nach Hause kam, hinter mir die Türe zu sperrte und auf einmal ein unsagbares Gefühl der Leichtigkeit spürte. Da wusste ich, ich war bei mir angekommen.
Innert einer Woche packte ich alles aus - gestaltete meine Wohnung, mit meinen Erinnerungen, mit meinen persönlichen Sachen, nach meinem persönlichen Stil.

Und am nächsten Tag war mir klar, es wird für mich kein Zurück mehr geben. Gut, bei mir spielten auch noch Themen wie Vergewaltigung, Schläge, Untreue und Hörigkeit eine Rolle. Aber an diesem Tag war mir auf einmal sonnenklar, dass ich auf dem Weg zu mir war, dass ich all das vergeben konnte, aber nicht vergessen. Dass Respekt nie eine Rolle spielte in unserer Beziehung.

Wir trafen uns insgesamt 1/2 Jahr - es war die abgemachte Zeitspanne. Ich versuchte, so offen und ehrlich wie möglich zu sein. Wusste aber, er
tat nichts, wusste, er würde mir nie den Respekt entgegen bringen, der Bedingung für eine funktionierende Partnerschaft ist.




[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 07.04.2015 um 12:08.]

Ich denke, also bin ich hier falsch !