Die Frage ist: was heisst monogam. Wenn ich davon ausgehe, dass man im Leben eine Beziehung hat, dann ist wohl niemand monogam. Zu einer Zeit nur eine (sexuelle?) Beziehung zu haben, kommt Monogamie wohl am nächsten im alltäglichen Verständnis. Die Statistik sagt, dass 75% (oder so ähnlich, ich kann mir keine Zahlen merken) fremd gehen. Daraus leitet man nun ab, dass 75% in ihrer Beziehung betrügen oder betrogen werden. Das muss aber nicht wahr sein. Wenn die Frage war: sind sie schon mal fremd gegangen in einer Beziehung und man sagt ja, daraus kommen die 75%, heisst das nicht, dass einer in jeder seiner Beziehungen fremd geht, sondern vielleicht irgendwann in seinem Leben mal fremd ging. Das relativiert dann auch die 75% ganz enorm.
So oder so: es wird fremd gegangen, Neues scheint auf Menschen einen Reiz zu haben, das ihn kurzfristig zumindest vergessen lässt, was er am Alten hat. Das wird wohl immer so sein. Daraus aber abzuleiten, dass jeder, der behauptet, treu zu sein, lügt und jeder, der glaubt, in einer ebensolchen Beziehung lebt, ein Idealist und Träumer ist, finde ich sehr vermessen und zynisch.
Ich behaupte, dass man tief drin weiss und spürt, ob man seinem Partner trauen kann oder nicht. Ob man dann diesem Gefühl traut ist eine andere Sache und oft haben wir den Zugang zu unseren eigenen wirklichen Gefühlen abgeklemmt und mit viel Schrott und Ängsten zugepflastert. Ich denke, es wäre viel sinnvoller, diese Zugänge freizuschaufeln, denn sich mit solchen eigentlich unsinnigen Themen zu beschäftigen, ob man nun poligam oder monogam ist. Was zählt das, wenn man nicht mal weiss, was man eigentlich wirklich fühlt und denkt und ist?
Der Weg ist das Ziel