Partner verschliesst sich

oceans11
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 27.03.2013
Beiträge: 11
Ich brauche Austausch, Meinungen, Anregungen...

Ich bin seit drei Jahren mit meinem Partner zusammen. In diesen Jahren war und ist er mein Seelenpartner, ich kann es nicht anders ausdrücken. Es stimmte in jeglicher Hinsicht und wir waren und so unglaublich nahe.

Nachdem ich ein absolutes Horrorjahr hinter mir habe (2 Todesfälle in engster Familie) habe ich im Oktober gemerkt, dass er mir entgleitet. Er hat in diesem Jahr alles für mich gemacht, ging mit mir durch dick und dünn. Nach sehr langem Fragen hat er mir dann im Dezember gestanden, dass er sich in eine andere Frau verliebt hat. Ich habe dies von Anfang an gespürt und war dementsprechend nicht geschockt. Bei diesem Gespräch waren wir uns wieder unglaublich nahe.

Er selbst macht sich riesige Vorwürfe. Er verstehe es selber nicht, sagt er. Er wolle uns nicht aufgeben, ich sei eine wunderbare Frau, aber er wisse nicht ob er mich noch liebe. Und die Gefühle für die andere Frau zerfleischen ihn.

Ich kann so vieles verstehen. Er hat mich ein Jahr lang verschont mit seinen Problemen. Wollte mir nicht noch mehr zumuten. Ich konnte ihm auch nicht mehr viel von mir geben. Und dann kam sie, und hörte ihm zu. Sie hat sich leider ebenfalls in ihn verliebt.

Vor 2 Wochen dann hat er den Kontakt zu ihr freiwillig abgebrochen - ich habe dies so nicht erwartet und bin dankbar dafür.

Aber ich sehe wie er leidet. Er kann mir nicht viel geben und der Schmerz zerfrisst ihn. Er kann nicht mit mir darüber reden, sagt er finde keine Worte dafür.

Mein Standpunkt war bisher klar. Eine solche Beziehung, welche in jeder Hinsicht einmalig und wundervoll war, kann ich nicht einfach hinter mir lassen. Ich möchte mit ihm diesen Weg gehen, und mir ist bewusst, dass dies kein einfacher Weg wird. Jedoch bin ich überzeugt, dass wir es schaffen können.

Aber was mache ich mit mir und meinem Schmerz? Was mache ich mit dem Gefühl, immer wieder aus seiner Gefühlswelt ausgeschlossen zu werden? Ich halte es bald nicht mehr aus.
Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
oceans11, ich rate dir in diesem Fall: manchmal muss man zuerst loslassen, damit eine neue Bindung entstehen kann.

Lass ihn ziehen, mit all deinen guten Wünschen, so weh das auch tut.
Er soll das Neue ausprobieren, soll die Neue kennen lernen. Sprecht euch aus und, sollte es für euch beide wichtig sein, vereinbart eine Zeitspanne, die er "allein" leben soll. In dieser Zeit könnt ihr, wenn es ein Bedürfnis von euch b e i d e n ist, jours fixes vereinbaren (zB sich jeden 1. Samstag im Monat zum Essen treffen). Ihr könnt natürlich auch alles dem Zufall überlassen, wie es für beide stimmt.

W e n n eure Beziehung so einmalig ist, dann reisst der "rote Faden" nicht, im Gegenteil, er wird merken, dass ein helles, kurzes Feuer nicht so warm ist wie ein kleines, lang anhaltendes!

Die Zeit nütze für dich, nütze, um Vergangenes gut aufzuarbeiten, erkenne deinen Veränderungen an dir - so ein Horrorjahr verändert einen. Nimm diese Veränderungen an und such das Positive in ihnen.

Ich bin überzeugt, dass er sich so dir gegenüber wieder öffnet, weil er auch sieht, dass du auch ohne ihn "leben" kannst - immer nur der Starke sein kann einen Menschen auch an die Grenzen bringen.

Ich wünsch dir viel Gelassenheit und Geduld!



Ich denke, also bin ich hier falsch !
erikahhnk
Dabei seit: 29.10.2014
Beiträge: 14
Ehrlich gesagt finde ich den Rat von Blue64 unverständlich. Auch wenn das für dich erstmal bedeutungslos ist, fände ich ein solches "doppeltes" Spiel für die "Neue" recht hinterhältig und ist einfach aus Respekt vor anderen Gefühlen auszuschließen.
Meiner Meinung nach soll sich dein Freund eindeutig entscheiden (was er offensichtlich getan hat). Wenn euer Problem ein körperliches ist, solltet ihr euch vielleicht fragen, ob ihr Liebe und Freundschaft verwechselt.
Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
Erika, ich schrieb meinen Rat für oceans, was die Andere betrifft, ist SEIN Ding! Er muss entscheiden, wie offen er mit ihr umgeht, wie weit er sich auf die Andere einlässt!

Nun, ich sehe das Leben nun mal nicht aus der Schwarz-Weiss-Perspektive, weil es so einfach selten ist!

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 28.12.2014 um 17:51.]

Ich denke, also bin ich hier falsch !
oceans11
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 27.03.2013
Beiträge: 11
Danke für eure Worte. Auch ich habe mir überlegt, ob ich vorerst den Kontakt abbrechen soll. Aber ich kann nicht.

Wir hatten heute ein Gespräch. Es kam heraus, dass er über alle Massen enttäuscht von sich selber ist. Enttäuscht darüber, dass er mich hintergangen hat, enttäuscht, dass er mir nicht treu war. Ehre und Treue sind und waren immer seine wichtigste Charaktereigenschaft. Nun hat er sich selber hintergangen und hasst sich dafür.

Kurz als Hintergrundinfo: Zwischen ihm und der anderen Frau sei nie etwas gelaufen, einfach die Gefühle sind da. Die andere Frau ist verheiratet und will ihre Ehe noch nicht aufgeben. Dennoch ziehen sie einander an.

Aber er sagt immer wieder, er will UNS. Er will uns nicht aufgeben.

Ich bin auch nicht für Schwarzweiss-Denken, daher finde ich Blues Vorschlag nicht schlecht. Aber ich habe entsetzliche Angst. Es geht auch ihm schlecht, was geschieht wenn ich mich nun zurückziehe? Wird es ihn dann erst recht in die Arme der anderen treiben, als Zuflucht in der Not? Ich bin noch nicht soweit, dass ich das kann.

Ja ich weiss, er war sehr lange der Starke von uns beiden und ich weiss, dass er sich und seine Bedürfnisse total hinten angestellt hat. Deshalb kann ich ihm auch nicht böse sein. Auch deshalb möchte ich nun für ihn da sein, wenn er mich braucht. Nur zerfleischt es mich beinahe. Dass ich nicht an ihn rankomme, diese Wut gegen sich selbst.

Zu der körperlichen Liebe: Die Leidenschaft ist erstaunlicherweise immer noch so überwältigend wie früher. Also nichts mit Freundschaft, im Gegenteil...

Es tut gut zu schreiben, danke.
oceans11
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 27.03.2013
Beiträge: 11
Noch was: Er hinterfragt auch mich immer wieder, fragt immer wieder wieso ich denn noch bei ihm sei. Es sei doch gar nicht auszuhalten mit ihm.

Was würdet ihr da antworten? Ich sage jeweils, dass ich ihn liebe, trotz allem und dass ich das liebte, was wir waren, vorher. Und dass ich wisse, alles könne wieder gut werden.
Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
oceans11, mein Vorschlag ist ja deshalb so formuliert, dass es darum geht, euch beiden Raum zu geben! Er, damit er seinen Gefühlen besser nach"hören" kann und du, um dich selbst wieder zu fühlen! Ich weiss, dass in so einer Situation man selbst wieder Boden unter den Füssen erhält!

Hm, was antwortet frau in so einer Situation? Die Wahrheit .....!!!!

"Ja, es ist kaum auszuhalten, es schmerzt in jeder Faser meines Körpers! Aber ich war wohl im letzten Jahr auch kaum auszuhalten! Lass uns Raum geben, ich will dich nicht wegen eines grösseren Problems verlieren, aber ich will wieder meine innere Balance und Stärke finden, möchte dich wieder als Partner neu kennen lernen, möchte, dass du Raum und Zeit bekommst zu hinterfragen, warum dich diese Frau so in den Bann zieht!"

So oder so öhnlich würde ( und habe ich schon mal) geantwortet!



Ich denke, also bin ich hier falsch !
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
Ich finde eine, wenn auch temporäre, Trennung hier nicht die Lösung. Ich glaube, Du machst das ganz richtig so wie Du es machst. Miteinander reden, versuchen, die Gefühle des anderen zu verstehen und die eigenen mitzuteilen, das ist alles, und das beste, was Du machen kannst. Denk daran, dass Worte nicht so wichtig sind. Ob Du jetzt die perfekte und wahre Antwort gibst oder nicht, spielt eigentlich keine Rolle. Wichtig sind die starken Gefühle, die Ihr beide habt, und die ihr auch füreinander habt. Du wirst sehen, dieses Tief schweisst Euch noch mehr zusammen. Eine Beziehung wächst mit der Zeit, besonders mit den Tiefs, die man zusammen übersteht. Es kommt immer wieder vor, dass man jemand anderen anziehend findet, sich auswärts verliebt. Das liegt in der Natur des Menschen und hat nichts mit Versagen oder böser Absicht zu tun. Man kann sich dann zB. fragen, was denn an der "unmöglichen" anderen Liebe so wichtig und faszinierend ist, und ob man das im eigenen Leben irgendwie verwirklichen kann (nicht mit der Person, sondern in sich selbst).
Eine Partnerschaft würde ich solange nicht anzweifeln, solange Leidenschaft und tiefe Gefühle da sind (auch Schmerz ist ein tiefes Gefühl!). Und man muss immer daran denken, dass die anfängliche Verliebtheit, das "Eins-Sein" mit dem Partner, ein Zustand ist, der nicht das ganze Leben anhalten kann. Es muss eine tiefere, bewusste Beziehung hergestellt werden, wo man sich auch klar ist, dass der andere ein eigener Mensch ist, mit Gefühlen und Gedanken, die nicht unbedingt mit den eigenen übereinstimmen. Erst dann kann man ihn richtig lieben. Lieben ist immer auch "trotzdem lieben".
Rebbie
Dabei seit: 13.02.2009
Beiträge: 6
Wäre es für Euch denkbar eine professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen? Eine neutrale Person kann manchmal helfen die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen. Oder auch das Positive an einer Situation zu sehen, das einem im Moment vielleicht nicht mehr auffällt. Das Positive wäre hier für mich dass Ihr offenbar eine Beziehung habt, die sehr viel aushält.


oceans11
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 27.03.2013
Beiträge: 11
@kaye
Wie wunderschön du das geschrieben hast! Ja, ja und nochmals ja. Genau so denke ich auch. Aber wenn man drin steckt... phuu... das ist tausend mal schwieriger. Das alles auszuhalten. Ich wünschte, ich könnte dem allem so gelassen entgegenblicken. Kann ich nicht, weil mir die Angst die Luft nimmt.

@Rebbie
Ja, ich möchte gerne eine professionelle Begleitung, einfach damit gewisse Sachen in einem geschützten Rahmen gesagt und gefragt werden können. Ich kenne auch jemanden, bei dem ich es mir ganz gut vorstellen kann. Aber mein Partner blockt total ab.