Rundherum zerbrechen lauter Ehen

sensefrau
Dabei seit: 02.10.2009
Beiträge: 723
"Ultramarin" schrieb:

Solange die Ehe als Lebensform idealisiert wird (nur schon das Wort Zerbrechen zeigt dies auf), werden sich trennende und sich scheidenlassende als Versager fühlen. Dabei sind einige vermutlich ehrlicher als viele noch-verheiratete, die nicht wahr haben wollen dass es nicht mehr geigt...

schaue mal die alten Ehepaare an, die dieses Ideal noch leben (weil andere Generationen), schaue mal den Umgang untereinander an... sehr wenige machen auf mich einen glücklichen, liebevollen Eindruck (doch, die gibt es auch).


ich unterschreibe diesen text von ultramarin.

ich lebe seit 2 jahren getrennt, nächstes jahr wird wohl die scheidung über die bühne gehen. ich fühle mich nicht als versager. warum auch? weil ich nicht mehr kämpfen wollte? für die kinder tut es mir nach wie vor leid, aber für mich war die trennung das richtige. auch für meinen ex war es richtig. auch er ist wieder glücklich liiert. eine trennung finde ich auch um welten ehrlicher, als eine beziehung weiterzuführen, die für beide schon seit längerer zeit nicht mehr stimmt. viele sind doch perfekte schauspieler. gegen aussen die intakte, nette familie spielen, aber hinter verschlossenen türen brodelts gewaltig. die frau und/oder der mann gehen seit jahren fremd etc. ich kenne persönlich 3 paare, die seit jahren auf heile welt machen, die frau sich aber am liebsten trennen würde. aber sie haben den mut nicht. aber man prahlt dann trotzdem, dass man "im fall schon seit über 20 jahren verheiratet sei" aha..ich habs halt nur 10-12 jahre geschafft..aber dafür einen ehrlichen strich gezogen.
Gelöschter Benutzer
"Ultramarin" schrieb:

Statistisch gesehen, waren in den 80-er 1/3 der Ehen geschieden. Heute 1/2... ich denke nicht, dass die Menschen so anders geworden sind, anders mit Beziehungen umgehen. Ich denke eher, es findet ein Umdenken statt, dass es auf dauer eben nicht glücklich macht (in wenigen Fällen, 12,5% laut zahlen). Ist es dann nicht besser, sich zuzugestehen: wir haben das Beste gewollt, wir sind mit dem Besten Willen gestartet, aber die Realität hat uns eingeholt, und es hat nicht funktionniert, als sich etwas vorzumachen ? (die 12,5% ausgenommen)


Kannst du die 12.5 % erläutern? Leute, die min. 30 Jahre verheiratet waren und ihre Ehe als glücklich bezeichnen? Ich kenne keine Zahlen, habe aber im Hinterkopf, dass Leute, die in einer langjährigen Beziehung leben, älter werden, also muss es einen guten Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden haben, kann also so schlimm nicht sein. Ausserdem müsste man mal vergleichen mit den Leuten, die nicht in einer Beziehung leben, wie glücklich sie dabei sind.

Ist eine Trennung ein Scheitern? Doch, irgendwie schon, denn man hatte bei der Eheschliessung einen anderen Plan und der ist nun eben gescheitert. Aber ist das schlimm? Gehören Pläne schmieden, durchziehen, abändern, verwerfen, umdenken, neu orientieren, Neuanfänge nicht genauso zum Leben? Ich glaube nicht, dass wir von einer Idealisierung der Ehe/langen Beziehung abrücken sollten, denn im Grunde ist es doch das, wonach wir suchen: Halt, Unterstützung, Wärme, Nähe, Wohlwollen, Sicherheit, Beständigkeit. Die Suche geht in der Regel auch nach einer gescheiterten Beziehung weiter, nicht wahr?




@ondemand

Wahnsinnstext, danke.
ondemand
Dabei seit: 31.03.2010
Beiträge: 98
@Me2: icon_smile.gif
Model
Dabei seit: 27.12.2004
Beiträge: 29
Ui, mal schauen, ob ich mit dem neuen Forum zurecht komme. Was bedeuten der Feldstecher und das Bröscheli eigentlich?

Ich unterschreibe bei ondemand und Me2 icon_biggrin.gif

Trotzdem werte ich das Wort "scheitern" nicht "negativ". Ich selber bin - zum Glück - immer noch glücklich verheiratet. Mein Mann und ich versuchen zum Einen zu unserer Beziehung Sorge zu tragen und zum Anderen bin ich mir bewusst, dass einfach auch viel Glück dazugehört, dass man aus Liebe und Zufriedenheit zusammenbleibt.

Wenn ich mich von meinem Mann - aus welchem Grund auch immer - trennen würde, wäre das für mich traurig. Selbst wenn ich am Schluss vielleicht sogar froh, wäre, dass es endlich vorbei wäre. Es wäre für mich traurig und deshalb ein "Scheitern", da ich ja eigentlich geplant hätte, mit meinem Mann alt zu werden. Me2 hat mir mit ihrem Text aus dem Herzen gesprochen. Auch wenn es altmodisch klingen mag: Ich träume davon, mit meinem Mann alt zu werden und ich bin überzeugt, dass es auch immer noch viele Paare gibt, die glücklich zusammen alt werden. Ich liebe meinen Mann aus tiefstem Herzen und ich finde es - auch noch nach 10 Jahren - wunderschön, mit ihm verheiratet zu sein. Ich fühle mich geborgen, verstanden, geliebt und einfach zu Hause. Und dies eben nicht nur in guten Zeiten. Das Schöne ist doch einfach auch, dass mann füreinander da ist, auch wenns mal nicht so gut läuft, dass man sich einfach ohne Worte versteht und nicht immer alles wieder neu erzählen muss.

Um noch mal zum Anfang zurückzukommen: Ich werte das Wort "scheitern" nicht negativ; es ist m.E. einfach traurig, wenn sich das, was man sich mal gewünscht hat, nicht erfüllt.

Was mir aber sauer aufstösst, ist eine Haltung à la "versuchen wir es doch mal, wenn es dann nicht klappt, so lassen wir uns wieder scheiden", oder die Haltung, dass man sich bei der kleinsten Krise gleich trennt etc. und dann das Argument bringt, dass man es sich heute leisten könne, sich scheiden zu lassen und früher eben nicht und dass alle Ehepaare, die zusammenbleiben eh blöd oder unehrlich etc. sind.

Und nochmal: Ich finde es gut, dass man sich scheiden lassen kann, wenns gar nicht mehr passt und ich finde es auch gut, dass man in diesem Fall - auch wenn sich die Trennung nicht leisten könnte - Sozialhilfe kriegt.

Aber wenn man sich so locker vom Hocker trennt - weil es vielleicht mal nicht mehr so gut geht und man nicht gelernt hat, auch Krisen gemeinsam durchzustehen - auch wenn man es sich eigentlich nicht leisten könnte, mit einer Haltung: die Allgemeinheit zahlt ja dann schon, der Staat zahlt auch die Scheidung an sich (unglaublich viele Scheidungensverfahren sind uP-Verfahren = unentgeltliche Prozessführung), etc., dann nervt mich das manchmal schon.

Das musste auch mal gesagt sein, auch wenn es jetzt dann böse Kommentare hagelt. Ich logge mich mal aus....icon_wink.gif



Marienkäfer
Dabei seit: 05.02.2003
Beiträge: 251
"Me2" schrieb:

Ich kenne keine Zahlen, habe aber im Hinterkopf, dass Leute, die in einer langjährigen Beziehung leben, älter werden, also muss es einen guten Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden haben, kann also so schlimm nicht sein. Ausserdem müsste man mal vergleichen mit den Leuten, die nicht in einer Beziehung leben, wie glücklich sie dabei sind.


Positiv auf die Gesundheit wirkt es wohl deshalb, weil alles in allem weniger Stress entsteht. Man ist wirtschaftlich sicherer gebettet. Ich denke, die bessere "Wirtschaftlichkeit" ist überhaupt der Ursprung der Ehe.
Nicht Religiösität oder Liebe.

50% der Ehen werden geschieden. Von den restlichen 50% bleibt ein Grossteil aus Bequemlichkeit zusammen oder weil weniger hohe Ansprüche vorhanden sind.

Ich denke, jeder, der seine Ehe nach 20, 30, 40 Jahren betrachtet wird sagen können: "Andere hätten sich in dieser und jener Situation wohl getrennt." Es ist doch zeitweise ein ausharren. Dann wieder ist man wirklich happy zusammen. Aber das ist nie ein Dauerzustand. Auch in einer "glücklichen" Ehe nicht.

Für mich ist nicht entscheidend, was ich von der Ehe erwarte, sondern was ICH tun kann, was ICH im Leben machen kann, damit es reicher wird. Wenn ich auch in einer Ehe als Individuum funktionieren kann und damit glücklich bin, dann schätze ich die Ergänzung des Partners, weil er mich so machen lässt, wie ich es für mein Glück brauche. Und ihn lasse ich auch das tun, was ihn erfüllt. So wird das Gemeinsame auch interessanter.

"Glück" sieht für jeden anders aus.
Gelöschter Benutzer
@model: also das mit der sozialhilfe sehe ich jetzt etwas anders....
gut, wenn gewalt im spiel ist, ist es richtig sich zu trennen auch wenn frau noch keine eigene existenz hat.
aber sonst? warum soll man die gesellschaft zahlen lassen, weil man das gefühl hat, man habe "sich halt auseinandergelebt" wie es oft so schön heisst? ich finde die regel sollte sein, dass man sich eine scheidung leisten können muss. scheiden lassen dann, wenn beide ihre existenz gesichert haben.
der vorsteher von unserem sozialamt hat mir mal gesagt, das bei einer scheidung einer von beiden praktisch immer aufs sozialamt kommt (in unserer stadt jedenfalls).
Gelöschter Benutzer
@muff wuff: bessere wirtschaftlichkeit? steuerlich besteht da immer noch eine "heiratsstrafe" wenn beide berufstätig sind und im ahv alter bekommen ehepaare weniger ahv als wenn jeder für sich selber beziehen würde.
mauserl
Dabei seit: 20.07.2008
Beiträge: 1186
"Quest" schrieb:


Aussage meiner Schwiegermutter. "Ich lebe auch schon seit Jahren mit einem Arschloch zusammen. Dann kannst du das ja wohl auch!!!"




erinnert mich an meine schwimu, wenn ich mich beschwert hatte meinte sie "ich mach das bei meinem mann seit 40 jahren, auch du wirst lernen damit zu leben"
ja und dafür dann auch so verbittert und unzufrieden sein?!
aber seit mütterchen nicht mehr reinredet hat er sich sehr gebessert (ging auch um faulheit)


was mir auch etwas mühe macht ist das man allgemein aus den posts herausliest das viele ehen etwas vorschnell geschieden würden aber bei allen kommt das gefühl rüber das es absolut richtig ist wenn "untreue" im spiel ist.
"untreue" finde ich persönlich ein doofes wort. wann bin ich untreu? wenn ich mit einem andern mann ins bett gehe, einen andern ansehe oder nur schon meiner grossen liebe nachtrauere?
wieviele der ehen die wegen untreue geschieden werden, werden ohne wenn und aber, ohne 2. chance geschieden und alle finden es richtig? (zumindest dann wenn der mann fremdging)

ja ich weiss ich habe wohl eine etwas eher eigenwillige einstellung und ihr dürft es gerne falsch finden aber ich frage mich manchmal schon wie aussenstehende über richtig und falsch werten....

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 14.06.2012 um 00:51.]

du bist nicht allein
Co-71
Dabei seit: 29.05.2012
Beiträge: 168
Das hat schon was mauserl. Das ist eben dann, wenn die Ehe als Wegwerf- oder Auslaufmodell angeschaut wird und nicht als etwas kostbares. Unter solchen Ansichten kann Untreue, wo auch immer sie anfängt, nicht verziehen werden..

Betrogene Ehepartner müsste sich übrigens auch mal selber hinterfragen, warum es dazu gekommen ist. Es ist nämlich zu einfach, dem anderen die alleinige Schuld zu geben..
mauserl
Dabei seit: 20.07.2008
Beiträge: 1186
@co

gefällt mir!

es braucht immer 2 damit eine ehe gut läuft und damit es eben nicht mehr geht genauso...

du bist nicht allein