Therapie oder gleich Scheidung?

sid
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 01.03.2004
Beiträge: 72
Wir sind seit mehreren Monaten getrennt. Mein Mann hat ohne Absprache eine Wohnung genommen und ist damals ausgezogen. Seither ein ewiges hin und her zw. Annäherung und Distanz. Wir haben uns regelmässig getroffen und hatten auch Sex.
Er wollte lange nicht in eine Ehetherapie einwilligen, dann endlich doch. Vor einem Monat hatten wir unsere erste Therapiesitzung. Gleichzeitig hat er wohl eine Frau kennen gelernt und mir nun mitgeteilt, dass er seit zwei Wochen mit ihr zusammen sei.
Er wolle die endgültige Trennung, jedoch die Therapie weiterführen, um zu sehen, was bei uns schief gelaufen sei.
Bevor die Freundin aufgetaucht ist, hatte er immer wieder von offener Beziehung und totaler finanzieller Autonomie zwischen uns beiden geredet als sein Wunsch.
Ich habe zur Weiterführung der Therapie überhaupt keine Lust. Bin einfach nur enttäuscht und wütend.
Was meint ihr? Brauche Rat und Meinungen.
Wir haben Kinder.
Universum
Dabei seit: 13.05.2013
Beiträge: 1515
Wenn du kein Bedürfnis nach Therapie hast, würde ich keine machen. Er kann auch ohne dich rausfinden, "was schiefgelaufen" ist.
Ich würde eine endgültige Trennung wollen und ein neues Leben anfangen. Für ein andauerndes hin und her wäre ich mir zu schade.

Versprich nichts, wenn Du glücklich bist.
Antworte nicht, wenn Du wütend bist
und triff keine Entscheidungen wenn Du traurig bist.

Autor unbekannt.
sid
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 01.03.2004
Beiträge: 72
Mich beschleicht das Gefühl, dass er nur weiterhin in eine Therapie möchte, um eine gemeinsame Trennungsvereinbahrung auszuarbeiten, damit er finanziell besser wegkommt.
Da fühle ich mich ausgenutzt.
nanny72
Dabei seit: 21.05.2006
Beiträge: 998
da er sich anscheinend bereits gegen eine gemeinsame Zukunft mit dir entschieden hat, denke ich, macht es nicht viel sinn, wenn ihr die paartherapie weiterführt. wenn er wissen will, was in der Beziehung falsch gelaufen ist, mit dem Hintergedanken, dass er diese fehler in der neuen Beziehung nicht mehr macht, dann soll er alleine in die Therapie. es sei denn, du hoffst darauf, das du ihn mit hilfe der Therapie zurückgewinnen kannst. da musst du aber für dich selber wissen, ob du ihn überhaupt noch willst?
Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
sid, fühlst du dich wohl in den Therapiesitzungen? Fühlst du dich gehört?

Überlege mal: all deine negativen Gefühle, die du derzeit hegst, sind nicht weg, nur weil du schnell geschieden wirst. Dito dein Misstrauen deinem Noch-Mann gegenüber. Da sind Kinder und ihr beide braucht eine gesunde Basis, miteinander auszukommen, zu reden.

Ich denke, eine gemeinsame Therapie kann - gerade in Hinblick auf eventuelle spätere neue Beziehungen - sehr wohl sinnvoll sein. Voraussetzung dazu sind das Wollen beider Partner, das aktive Mit-sich-selbst-Auseinandersetzen und das Vertrauen dem Therapeuten gegenüber.

Aber auch eine Einzeltherapie kann dir helfen, deine Ehe und ihr Scheitern gut zu verarbeiten und eventuell doch mit einer positiven Bilanz aus ihr hinaus zu gehen.



Ich denke, also bin ich hier falsch !
sid
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 01.03.2004
Beiträge: 72
@Blue:
Der Therapeut geht nach einem festen Schema vor: er hat das Problem, das wir haben in Nähe/Distanz und Autonomie geortet, was sicherlich stimmt. Das letzte Mal hat er gemeint, dass man sich oft nicht von der Beziehung sondern von früheren Fesseln aus der Kindheit befreien müsse.
Für nächstes Mal (Ende Oktober) sollten wir unsere Ursprungsfamilie zeichnen und anhand der zeichnung erzählen.
Ich fühle mich schon gehört, jedoch war mein Ziel die Verbesserung der Paarbeziehung und ein erneutes Zusammenkommen.
Ich glaube nicht, dass mein Ex noch ernsthaft an einer Therapie interessiert ist. Er ist verliebt - und möchte nachher einfach so dastehen, als habe er alles versucht, um die Ehe zu retten.
Das mit den negativen Gefühlen stimmt schon, doch ob ich die in der Paartherapie ändern kann? Ich werde doch nur wieder verletzt. Irgendwo lieb ich ihn ja noch.
Bin sehr durcheinander, das ganze zieht sich nun schon neun Monate.
Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
sid, ich kann es nur vermuten, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass ihr in dieser Therapie nicht wirklich dort ansetzt, wo es euch weiterbringt. Ich denke, die Therapierichtung ist auch nicht die richtige für euer Problem.
Und diese neue Freundin ist real?
.
sid, in einer Therapie darf es NIE zu Verletzungen kommen, wenn dem so ist, ist der Therapeut ein Versager und man sollte schleunigst einen anderen Therapeuten suchen.

Ich finde, suche für dich einen Einzeltherapeuten und du und dein Mann besucht einen Mediator.
Deinen Gefühle, deinen Liebe zu ihm, deine Wut, deine Enttäuschung, die bearbeite mit einem Therapeuten. Mit dem Mediator versucht doch, eine gute Kommunikationsbasis zu finden, versucht, dass ihr die "banalen" Dinge einer eventuellen Trennung gut ausarbeiten könnt.



Ich denke, also bin ich hier falsch !
sid
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 01.03.2004
Beiträge: 72
Ja, die Freundin ist real.
Die Therapie ist eben darauf ausgerichtet, die Basis als Paar wiederzufinden.
Mediation hab ich auch schon überlegt, doch ich bezweifle, dass wir da zu einer Einigung betreffend Unterhalt usw kommen werden.
Mein Nochehemann hat kurz bevor er ausgezogen ist, selbständig angefangen zu arbeiten, ausserdem nicht mehr 100%, die hat zu einem grossen Lohneinbruch geführt. Wird schwierig werden, uns zu einigen. Es scheint, als ob er alles lange vorbereitet hatte. icon_frown.gif
Einzeltherapie ist sicher eine gute Idee.
sid
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 01.03.2004
Beiträge: 72
Verletzt fühle ich mich durch das, was mein Nochmann so alles abzieht, nicht während der Therapiesitzungen.
Ria
Dabei seit: 23.07.2012
Beiträge: 106
Ich habe mich damals auch überreden lassen zu einer gemeinsamen Therapie, in der Hoffnung, er käme zurück.
ABER ich merkte schon bei der ersten Sitzung, dass ich da total für mich persönlich profitieren kann. Und so war es auch.

Und noch ein grosses ABER: sobald klar war, dass es nicht mehr um unsere gemeinsame Zukunft ging, machten wir getrennt weiter.

Natürlich bringt der beste Paartherapeut deinen Mann nicht dazu, so mitzumachen, dass es mit euch beiden weitergeht, wenn dieser das nicht will icon_redface.gif

Heute sehe ich bei den Paaren, mit denen ich arbeite, dass dies nur gewinnbringend für die beiden möglich ist, wenn eine gemeinsame Zukunft beabsichtigt wird.
Denn die Gespräche sind ja sehr persönlich, manchmal kommen da auch Sachen zum Vorschein, die man über sich selber nicht gewusst hatte und man zeigt sich sehr verletzlich. Da braucht es das Vertrauen, dass das Besprochene nicht gegen einem verwendet wird.

Und gerade aus deinen Zeilen lese ich, dass das Vertrauen nicht sehr gross ist.
Für die Trennungs- oder Scheidungsvereinbarung kann ich dir Mediation absolut empfehlen, weil dort beide Seiten angehört werden und ein Weg gesucht wird, bei dem möglichst wenig Geschirr zerschlagen und eine für beide Seiten annehmbare Lösung gesucht wird.

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 04.10.2014 um 08:09.]

wozu ich mir das wohl in mein Leben eingeladen habe?