Vater schüttelt Kind... wie weiter?

Anduria
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 15.12.2011
Beiträge: 8
Danke für die vielen Antworten und Ratschläge. Ich hatte die letzten Tage reichlich Zeit um mir über die ganze Situation Gedanken zu machen. Ich denke wir hatten alle drei extremes Glück und sollten die Chance nutzen um weiter zu machen. Als er sie schüttelte, hatte er einen leeren Blick, starrte nur auf sie ein und war total ruhig. Er wird das tatsächlich nicht begriffen haben, was er da gerade tut. Hätte er aus einer Aggression heraus so reagiert, könnte ich nicht mehr mit ihm zusammen sein. Erstens muss ich mein Kind vor einem gewalttätigen Mann schützen und zweitens will ich nicht nochmal mit so einem Mann unter einem Dach leben.

Trotzdem darf ich das natürlich nicht herunter spielen und werde meine Konsequenzen daraus ziehen müssen. Das Vertrauen ist auf dem Null-Punkt und muss langsam wieder aufgebaut werden. Unsere Tochter darf er für eine lange Zeit nicht mehr alleine beaufsichtigen und sobald sie weint, werde ich mich um sie kümmern müssen. Das ist hart für ihn, aber er versteht das.

Sie braucht ihren Papa, den alten, normalen Papa, der sich liebevoll um sie kümmert und ich brauche meinen Freund, in den ich mich damals so sehr verliebte und noch heute liebe. Also muss es irgendwie weiter gehen.

@Dio: Die süsse Maus ist seit ihrer Geburt ein Glückskind. An dem Tag hat ihr Papa fünf 4-Blättrige Kleeblätter und ein 5-Blättriges Kleeblatt gefunden^^
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Auch uns wurde schon immer, auch während der Schwangerschaft, immer wieder eingebläut, wie gefährlich Schütteln sein kann.

Unser 1.Baby war eher leicht und klein bei der Geburt. Er hatte lange Mühe, die Brustwarze zu finden. Obwohl ich ihm die Brust fast in den Maul schob, hatte er einfach den Saugreflex zu wenig.

Einmal nachts schrie er vor Hunger. Ich wollte ihn ansetzen, doch statt zu trinken, schrie er und suchte verzweifelt die Brust. Da spürte ich, dass ich selber fast durchdrehte. So legte ich das schreiende Kind zurück ins Bett, verliess das Zimmer und kam wenige Minuten später zurück. Ganz ruhig legte ich das Kind nochmals an, und er trank wunderbar. Ich spürte, dass ich das Kind einfach für den Moment ins Bett legen musste. Ich musste mich wirklich zusammennehmen. Doch lieber liess ich das Kind einen Moment schreien, als dass ich es geschüttelt hatte. Im Nachhinein wurde mir klar, wie schnell es geht, wenn Eltern ihre Babies schütteln. Einen kurzen Moment der Verzweiflung. Deshalb legen sie ihre Kinder lieber für einen Moment ins Bett und verlassen den Raum, oder geben das Kind jemand anderem, auch Eltern von Schreibabies sollten sich nicht scheuen, Hilfe zu suchen und anzunehmen.

Dir und Deinem Freund und dem Baby wünsche ich alles Gute.
second2
Dabei seit: 01.06.2012
Beiträge: 815
"GabrielaA" schrieb:

Auch uns wurde schon immer, auch während der Schwangerschaft, immer wieder eingebläut, wie gefährlich Schütteln sein kann.



Meine Kinder sind schon älter (12, 9), doch als ich schwanger war, habe ich nirgends was von Schütteln und den damit verbundenen Gefahren gehört. Das war echt noch kein Thema.

Vielleicht ist das heute anders, und man macht wirklich die Eltern bereits vor der Geburt darauf aufmerksam. Das wäre natürlich gut.

Ich denke aber auch, dass sich die Leute eben oft gar nicht bewusst sind, wie gefährlich es ist, ein Baby zu schütteln. Wie pluto schon schrieb, wollen sie wohl das Baby nicht schlagen und greifen auf diese Ersatzhandlung zurück.

-
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Meine Kinder sind übrigens 14 und bald 12. Bereits schon vor der Schwangerschaft und auch während der Schwangerschaft wurden wir immer wieder darauf aufmerksam gemacht. Auch im Geburtsvorbereitungskurs rieten sie uns, lieber das Baby schreien zu lassen und den Raum zu verlassen, bevor man die Nerven verliert und niemals schütteln.

goodie
Dabei seit: 12.11.2011
Beiträge: 3198
Kann das eigentlich bestätigen was GabrielaA schreibt, bei uns wars zwar nicht vor der Geburt, aber gleich nach der Geburt als die Hebamme und MüBe bei uns Hausbesuche gemacht hat, wurde das immer wieder angesprochen. Ich weiss nicht ob das heute noch "Trend" ist aber in der Bergregion ist die MüBe jeweils ins Haus gekommen. Hab das sehr geschätzt und grad fürs erste Kind finde ich das eine tolle Sache. Es wirkt sehr entlastend für frischgebackene Eltern. Mein Mann war oft auch anwesend. Mein erstes Kind war nämlich ein richtiges Schreibaby die ersten 3 Monate und die ersten 16 Monate eine schlechte einschläferin. Da geht man an seine Grenzen. Meine Kinder sind jetzt 9 und 12.

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg."

Mahatma Gandhi
Anduria
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 15.12.2011
Beiträge: 8
Bei uns war das weder während noch nach der Schwangerschaft der Fall. Allerdings hört man das sehr oft in den Nachrichten, dass es Eltern gibt, die ihr Kind zu Tode geschüttelt haben. Was jedoch die wenigsten wissen oder realisieren ist, was denn dabei vorgeht und was genau im Kopf eines Babys passieren kann, wenn es geschüttelt wird. Ich weiss, dass es gefährlich ist, welche weiteren Folgen es nebem Kindstot haben kann, weiss ich erst seit dem Vorfall von Donnerstag, weil ich danach direkt gegoogelt habe. Man müsste das Thema mehr angehen. Im Geburtsvorbereitungskurs oder spätestens im Krankenhaus.
jeruscha
Dabei seit: 30.12.2003
Beiträge: 1196
@alle

Ich habe vor bald 23 Jahren im Geburtsvorbereitungskurs bereits davon gehört, dass Schütteln absolut tabu ist. Eigentlich ist das schon sehr lange bekannt!

@ Anduria

Wenn du dich jetzt entscheidest, den Weg (vorerst oder vielleicht für immer) mit deinem Partner zusammen weiter zu gehen, denke daran, dass es nie mehr sein wird wie zuvor. Du wirst ein grosses Mass an Aufsicht und Verantwortung übernehmen müssen, trotzdem zu schaffen, dass die Beziehung im Gleichgewicht bleibt ist ein nie endender Spagat.
Ich wusste das in der Theorie alles vor 14 Jahren, als ich mich entschied, meine Beziehung nach einer sehr gravierenden Geschichte weiterzuführen.
Therapien, Gerichtsprozess und alles was da war ist längst vorbei, die Unbekümmertheit kam nie wieder, Wunden sind wohl verheilt, aber die Narben werden für immer bleiben.
Anduria
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 15.12.2011
Beiträge: 8
Das hört sich nach viel Arbeit an, Jeruscha. Nicht gerade aufbauend icon_smile.gif Hat es sich für dich gelohnt, trotzdem weiter zu machen und weiter für die Beziehung zu kämpfen? Wenn du nochmals an dem Entscheidepunkt vor 14 Jahren stündest, würdest du dich mit dem jetzigen Wissen wieder so entscheiden? Hast du Kinder? Wenn ja, sind da auch noch Probleme entschanden?

Ich frage nur, weil ich mir auch schon überlegt habe, wie meine Kleine wohl eines Tages darauf reagiert, dass ich trotzdem bei dem Mann geblieben bin, der sie beinahe getötet hätte icon_eek.gif Ich werde es ihr wohl nie erzählen, was vorgefallen war. Angenommen alles käme wieder gut, würde sie vielleicht ihren Papa plötzlich ganz anders sehen. Ausserdem.. er HÄTTE sie BEINAHE getötet. So nach dem Motto, und wenn der Hund nicht da hin gemacht hätte... icon_confused.gif
EarlyCampell
Dabei seit: 24.04.2005
Beiträge: 209
Beim Lesen deiner Beiträge kommt in mir das Gefühl hoch, dass du die ganze Sache ziemlich aufbläst und überbewertest. Dies finde ich nicht hilfreich für eure Zukunft.
Versteh mich nicht falsch, auch ich finde es unverständlich und tabu, ein Kleinkind zu schütteln. Kann mir gar nicht vorstellen, wie man dazu kommen kann, einen 2wochen alten Säugling so anzufassen. Obwohl ich mit meinem Sohn die Erfahrung eines Schreibabys gemacht habe und die Ohnmacht und Überforderung kenne.
Aber - dein Partner hat es nicht mit Absicht gemacht, er wollte eurer Tochter nicht schaden, sie nicht misshandeln oder wie du schreibst gar töten. Er ist wohl selber ab seiner Reaktion erschrocken, sonst hätte er sich nicht in einer psychiatrischen Klinik Hilfe geholt. Er zeigt doch damit, dass er bereit ist an sich zu arbeiten.
Deinem Kind geht es glücklicherweise gut, es ist ohne bleibende Schäden davongekommen. Freue dich daran und mal dir nicht immer wieder aus, was hätte passieren können. Damit bleibst du in einer Negativspriale. Versuche lieber zu überlegen, wie du eine solche Situation in Zukunft verhindern kannst, wie du wieder Vertrauen fassen könntest in deinen Partner und was von seiner Seite her geschehen müsste.
Gelöschter Benutzer
da geht es mir ganz ähnlich wie dir early campell. ich finde, da sind zwei in der verantworung. auch eine mutter muss sich hinterfragen. mir persönlich ist es eh ein rätsel, wie man als frischgebackene mutter bis am morgen um 8.30 durchschlafen kann. aber das soll kein vorwurf sein, es sind wohl nich alle so glucken wie ich es eine war-immer mit einem ohr wach...