Vater schüttelt Kind... wie weiter?

Gelöschter Benutzer
Smilies sind hier einfach nicht angebracht.
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
@Goldfisch: Oh ja, das ginge mir gleich wie dir. Als mein Kind das erste mal ein paar Stunden am Stück geschlafen hatte, schlief ICH ganz schlecht, da ich ganz unruhig war und immer wieder nachschauen ging, ob es ihm auch ja gut gehe. Ich legte sogar die Hand auf seinen Brustkorb, nur um mich wirklich zu überzeugen, dass es noch atmete. Ich hatte immer Resepekt (nicht wirklich Angst) vor dem Plötzlichen Kindstod.

Nur eben, wenn sich die Mutter auf den Vater des Kindes verlässt, und einfach übermüdet und noch erschöpft von der Geburt war, kann es schon sein, dass sie einfach durchschläft.
jeruscha
Dabei seit: 30.12.2003
Beiträge: 1196
@Anduria

Wahrscheinlich würde ich wieder so entscheiden, aber der Preis ist so hoch, dass ich niemand anderem mit gutem Gewissen dazu raten würde. Es ging jedoch um ein anderes Delikt als bei euch. Und ja, wir haben Kinder. Die Probleme die durchs Zusammenbleiben entstanden sind, sind wahrscheinlich nicht grösser, als die die entstanden wären, wenn wir uns getrennt hätten. Den Kindern gehts heute auf jedenfall sehr gut.
taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
Beiträge: 1317
Ich bin nicht psychisch krank und doch habe ich meine Tochter vor 17 Jahren geschüttelt, als sie einfach nicht aufhören wollte mit schreien. Bestimmt wollte ich sie nicht töten. Ich weiss gar nicht, was ich wollte. Ruhe? alleine sein? Hilfe? War ich überfordert? War ich hilflos? Wahrscheinlich alles zusammen hat zu dieser Reaktion geführt. Ich habe keine Ahnung, wie fest ich sie geschüttelt habe. Mir war wohl auch nicht bewusst, DASS ich meine Tochter schüttle. Ich habe darüber nie nach gedacht.

Wenn ich lese, dass du deinen Mann verlassen willst, dass du davon sprichst, er habe deine Tochter fast getötet - dann beschleicht mich tatsächlich ein ganz komische Gefühl. Ich weiss nicht, wie es mir gegangen wäre, hätte mein Mann so mit mir gesprochen. Ich habe es mir noch nie überlegt.

Für mich war es ein Signal, dass ich Unterstützung brauchte. Die habe ich mir geholt. Meine Tochter ist inzwischen eine flotte, junge Frau, voller Lebenslust.

Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
Gelöschter Benutzer
Moment mal - nicht dass hier etwas verniedlicht wird: es ist NICHT normal, dass man sein Baby schüttelt. Eltern in einer gesunden psychischen Verfassung haben eine innere Bremse, die sie davon abhält, ihr Kind zu verletzen oder zu gefährden. Sie denken vielleicht mal: Grrrr, ich könnte.... Aber sie können eben genau nicht, zum Glück. Das heisst aber auch, dass sowas nur in einem Ausnahmezustand passiert und auch verziehen werden kann, wenn der Ausnahmezustand nicht anhält, gerade weil die böse Absicht fehlt.
Anduria
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 15.12.2011
Beiträge: 8
Mag sein, dass ich übertreibe und das zu hoch spiele, wie manche das sehen. Wie ich schon erwähnte, habe ich selbst miterlebt, wie es ist einen Vater zu haben, der gerne ausflippt und sich nicht scheut das Kind dafür büssen zu lassen. Physisch, psychisch oder sexuell. Ich habe eine riesen grosse Angst davor, dass sich diese Geschichte bei meiner Tochter wiederholt. Das ist der Grund, warum ich mir Gedanken gemacht habe, ob es richtig ist bei einem Mann zu bleiben, der einmal falsch gehandelt hat. Der Schock sass eben tief und wenn man selbst schlimme Dinge erlebt hat, die man noch mit sich rum trägt, gehen einem immer wieder die eigenen Bilder durch den Kopf. Da kann man in dem Moment wenig gegen tun.

Ja, es ist nichts passiert und ja er hat es nicht absichtlich getan. Und genau das ist der Punkt, warum ich mich für ihn entschied. Er hat es nicht absichtlich getan und das spricht dafür, dass sich meine Geschichte bei meiner Tochter nicht wiederholen wird. Und trotzdem bleibt da eine ekelhafte Angst, die hoffentlich bald weg gehen wird. Aber das ist eine Sache, die ich mit meiner Therapeutin besprechen werde.

Es hat mir sehr geholfen, darüber zu schreiben und das ganze loszuwerden, um langsam einen klaren Kopf zu bekommen. Es hat eben jeder sein Päckchen zu tragen. Mein Freund seines, und ich meines. Wir schaffen das schon. Ich mag ihn nicht verlieren. Er ist nicht nur mein Lebensgefährte, Partner und Liebhaber, sondern auch mein aller bester Freund.



Ich kann mir die Thread-Frage mittlerweile selbst beantworten. Wie weiter? So wie immer. Irgendwie.



@Goldfisch: Sie schläft in unserem Bett neben mir und da höre ich sonst jeden Pups. Ich kann dir nicht sagen, warum ich ausgerechnet in dieser Nacht gepennt habe, als hätte ich seit Wochen nicht mehr geschlafen. Manchmal glaube ich, das alles musste passieren. Ich kann mir auch nicht erklären, warum ich kurz bevor er sie schüttelte wach wurde, warum ich den ollen Pulli nicht im Zimmer anzog sondern einfach mitnahm um rechtzeitig da zu sein. Ich weiss auch nicht, warum meine Mutter in der selben Nacht genau davon träumte oder warum ich bereits einige Tage davor so ein komisches Gefühl hatte, etwas würde passieren. Manchmal ist das Leben eben eigenartig.
Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
Beiträge: 2397
liebe anduria,

ich wünsche dir ganz viel kraft, diese steckt in dir. ganz viele liebe menschen, die dir bei seite stehen, wenn es dir mal zu viel wird. zeit, um zur ruhe zu kommen. viel glück mit deiner kleinen. schau auch zu dir gut.

ohne den vorfall bewerten zu wollen - es ist geschehen und ist wie es ist. freue dich, dass es deiner tochter gut geht.
dein partner scheint überfordert... wenn man nachts nicht mehr schlafen kann, belasten einen dinge, die er jetzt aufarbeiten kann. er wird mit hilfe der ärzte heruasfinden müssen was ihn in diesen ausnahmezustand getrieben hat. er ist in guten händen. die chance für ihn, für euch.

ich finde es gut, dass du dir auch hilfe geholt hast.... auch jemand mit dem du sprechen kannst.

niemand ist perfekt, das leben schon gar nicht - ein baby ist ein wunder, ein geschenk.... doch ich errinere mich an sehr strenge nächte, an erschöpfung an emotionschaos von glück/verzweiflung.... eine strenge und trotz allem schöne zeit. vertrau deinem bauchgefühl, der wird dir, was deine partnerschaft betrifft, den richtigen weg zeigen. geniesse die schönen momente es gibt diese auch in schwierigen zeiten.

alles liebe & gruss

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 19.06.2012 um 07:21.]
Anduria
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 15.12.2011
Beiträge: 8
Obwohl einige der Meinung sind, dass ich vielleicht sogar etwas übertreibe, untertreibe ich anscheinend, wenn ich die ganzen Ärzte so höre...

Das Gespräch, was wir gestern hätten haben sollen, wurde auf heute verlegt. Da sassen dann zwei Ärzte und eine Sozialarbeiterin. Ende des Liedes war, dass sie höflicherweise auf eine Strafanzeige gegen meinen Partner verzichten, weil er sich mit der Klinik selber gestellt hätte, und dass ich meine Tochter vorerst nicht mit nach Hause nehmen darf. Bis sie sicher gestellt haben, dass es ihr zu Hause gut geht. Auch haben sie Angst, dass mein Partner nach Hause gehen könnte und ihr was antun könnte, weil er nicht in der geschlossenen Anstalt sitzt und ja nur freiweillig dort ist.

Manche Mütter können sich vielleicht vorstellen, was in dem Moment in mir vor sich ging. Leider bin ich nahe am Wasser gebaut und ich wusste erstmal nicht was tun. Ich bin in die Klinik geflüchtet und habe da Hilfe gesucht. Eine nette Beraterin sagte mir, ich solle gerade stehen, auf den Tisch hauen und kämpfen. Heulen bringe nichts. Sie hat ja Recht.

Also habe ich selbst die Vormundschaftsbehörde informiert. Nun warte ich auf einen Rückruf. Da wird wohl noch einiges auf mich zukommen. Ich hoffe, sie sprechen mir das zugute, da ich sie selbst informiert habe und das Krankenhaus das nicht übernehmen muss.

Meinem Freund habe ich das heute für mich verzeihen können. Er war sofort für mich da und hat mich getröstet. Es war alles wieder wie früher. Genau so vertraut. Was vorgefallen war, war auf einmal vergessen. Ich spürte, dass ich richtig entschieden habe und alles wieder gut wird. Nun fehlt nur noch die Kleine.
Vilu
Dabei seit: 18.07.2002
Beiträge: 2006
Sicher wäre ich auch geschockt gewesen, aber ich gehe davon aus, dass es deinem Freund jetzt sehr wohl bewusst ist dass er etwas "Verbotenes" getan hat! Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das nochmals macht, denn auch bei ihm wird der Schock tief sitzen.
Ihn verlassen und deiner Tochter den Vater wegnehmen? Es gibt doch sicher bessere Lösungen. Dein Freund braucht wohl momentan auch etwas mehr Erholungsphasen, organisiert euch Verwandte, Freunde oder sonst einen Entlastungsdienst, der euch Freiräume schafft.
Alles Gute!

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