verheiratet und unglücklich verliebt

kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
Verlieben kann man sich besonders gut in jemanden, den man nicht besonders gut kennt. Man findet ewige Inhalte in jemandem. Verlieben und Leidenschaft gehört zum Leben, auch wenn man in einer festen Partnerschaft lebt. Die Frage ist, was diese Inhalte sind. Was weckt dieser Mensch in mir? Welche Teile von mir, die bisher schlafen? Nur vergessen und verdrängen des Gefühls ist keine Lösung, da kommt der nächste gleich um die Ecke. Man sollte sich vielmehr fragen, wie man sich selbst der neuen Leidenschaft annähern kann (ohne dies physisch zu interpretieren). Dies ist ein sehr schwieriges, sehr essentielles Problem, das viele Menschen plagt. Eine einfache Lösung gibt es nicht, nur Leiden. Ich finde es gut, wenn man dies akzeptiert und das Leiden auf die eigenen Schultern nimmt. Nicht im Sinn von "ich will nun mal Spass und Liebe haben, und mein Partner kann sehen, wo er bleibt". Sondern lieber "ich habe da einen Lebensbereich, der mir fehlt, und leide darunter. Wie kann ich mich vervollständigen, ohne dass meine Familie darunter leiden muss?"
mercedes
Dabei seit: 14.02.2002
Beiträge: 445
Diese Pseudomoral entspricht unserem indoktrinierten monogamen - meist unhinterfragten - Weltbild. Mann / Frau kann auch mehrere Menschen lieben, ohne dass jemand zu kurz kommen muss, im Gegenteil! Auch ein Lösungsansatz...
Scheri
Dabei seit: 22.12.2014
Beiträge: 399
@Wirbelsturm

Danke für die Rückmeldung. Ja, ich verstehe, dass sich diese zwei Aspekte in meinem Leben zu wiedersprechen scheinen. Es ist sicher so, dass mir meine Partnerschaft und meine Familie sehr am Herzen liegt. In diesem Sinne sind sie mein Lebensmittelpunkt.
Jedoch möchte ich, je älter meine Kinder werden, mich selber und all die Aspekte, die zu mir gehören, wenn möglich nicht einschränken müssen.

Durch das, dass ich weiss, was mir in der aktuellen Lebensphase (immer noch) am Wichtigsten ist, kenne ich jedoch auch meine Grenzen. So kann ich es mir auch leisten, mich zwischendurch bis an meine Grenzen zu wagen und oder auch einmal Neuland zu betreten.
Scheri
Dabei seit: 22.12.2014
Beiträge: 399
"igelfischin" schrieb:

Aber ist es wirklich 100 Prozent? Oder eher ein sich arrangieren, zuwarten?

Ich will die Familie nicht zerstören...Ja, ich zweifle sogar, dass es danach wirklich besser ist. Aber ich kann ihn nicht mehr aus tiefstem Herzen lieben...das macht mich sehr traurig.

Ich weiss, über das Verliebtsein werde ich hinweg kommen. Wir sehen und schreiben uns ja nicht, so geht das recht schnell...Aber wirklich 100 Prozent in die Beziehung zurückfinden??


Gerne komme ich nochmals auf deine Situation zurück.

Ich glaube, das heilvollste für eine Beziehung wie du deine beschreibst ist, dich deinem Partner gegenüber transparent zu machen mit allem was zu dir gehört.
Das ist nicht einfach und braucht Mut. Aber was hast du zu verlieren, wenn der Status Quo dich unglücklich macht.
Das sich Fremdverlieben zeigt immer auch auf, was einem in der Partnerschaft fehlt, was man schmerzlich vermisst, nicht ausleben kann. So habe ich es erlebt. Ich habe mich in eine Frau verliebt, welche sehr umgänglich schien und gerne neue Leute Kennenlernte. Ich habe mich mit ihr unter Leuten gut gefühlt. Das ist etwas, wobei ich mich mit meiner Frau immer sehr eingeschränkt gefühlt habe, da sie mindestens zu dieser Zeit noch sehr zurückhaltend war, was spontane Interaktionen mit anderen Menschen anbelangte. Für mein Wesen ist jedoch das offene auf Menschen zugehen können essenziell.
Diese Erkenntnisse haben meiner Frau aufgezeigt, dass sie sich im Kontakt mit Menschen mehr entspannen möchte und sie hat begonnen zu akzeptieren, dass ich manchmal auch ohne sie oder überhaupt unterwegs sein möcht, um mein Bedürfnis mit einer grossen Offenheit anderen Menschen begegnen zu können, gerecht zu werden.

Es geht also zum einen darum, dem Partner im Ausleben seiner Bedürfnisse nicht im Weg zu stehen und noch besser ihm aktiv Freiräume zu schaffen, damit er sich entwickeln und ausleben kann. Zum anderen, sich selber weiterzuentwickeln. Es wird in Beziehungen immer eine Herausforderung, wenn der eine sich weiterentwickelt und der andere am Staus Quo festhält, meist aus einer Angst heraus. Diesem Thema sind wahrscheinlich alle langjährigen Partner früher oder später ausgesetzt.

Ich bin sicher, Igelfischin, dass es einen Weg gibt, der euch als Paar zu mehr Zufriedenheit führt. Am aktuellen Punkt musst du eine Kraft und Zuversicht entwickeln um dich mutig auf einen Prozess mit deinm Mann einlassen zu können. Wenn ihr das beide wollt und zuwenig an eure eigenen Ressourcen glaubt, könnt ihr euch auch helfen lassen. Der Paarcouch kann jedoch auch nicht zaubern, sondern euch einfach helfen eure Ressourcen, welche jetzt schon in euch stecken, zu nutzen.
Scheri
Dabei seit: 22.12.2014
Beiträge: 399
@kaye
Yep
fraulein
Dabei seit: 26.10.2003
Beiträge: 1583
@Igelfischin
Du schreibst, dass ihr aber mind. du wieder am gleichen Punkt seid, wie vor 4 Jahren. Was mir da als erstes durch den Kopf geht:
Seid ihr denn mit Hilfe eines Therapeuten wieder zusammengekommen? Oder war es einfach ein selber zueinander finden. Man hat sich dann wieder zusammengerissen, versucht, Dinge zu ändern. Vielleicht die Dinge, von denen man wusste, dass der Partner damit Probleme hat etc.

Meiner Meinung nach wird aber so nicht zwangsläufig die Wurzel des Problems gefunden. Schon gar nicht, wenn man nach einer gewissen Zeit wieder in alte Muster verfällt.

Dass man sich dann leicht verliebt, in das Gefühl des Verliebtseins und in die Vorstellung, wie jemand ganz anders als ist, wie es ganz anders sein könnte, finde ich verständlich.

Ich denke, ein offenes Gespräch könnte helfen. Nicht, dass du deine Gefühle für jemanden in den Vordergrund stellst, sondern deinem Mann sagst, dass du dich wieder am gleichen Punkt siehst, wie vor einiger Zeit. Das wäre dann für mich die Zeit, wo ihr in einer Beratung rausfinden könnt, ob ihr tatsächlich so verschieden seid (oder so festgefahren), dass es keine weitere gemeinsame Zukunft gibt. Oder ihr findet raus, wo wirklich etwas geändert werden muss oder kann, dass euch wieder zueinander finden lässt.

Möglicherweise sieht es dein Mann gleich und ihr werdet euch trennen. Aber das ändert dann dein unglücklich verliebt sein nicht. Du wirst immer noch Gefühle für eine (Traum)Vorstellung haben und gleichzeitig eine Trennung verarbeiten müssen.

So oder so sehe ich nur die Möglichkeit, sich der Realität zu stellen. In allen Belangen.

Partner, 4 Kinder mit teilweise Schwiegerkindern, aktuell 2 Enkel :-)
Stricken, Lesen und immer wieder an meinem Lieblingsplatz sitzen und den Bäumen zuhören.
fraulein
Dabei seit: 26.10.2003
Beiträge: 1583
@Scheri
Du schreibst, dass du gerne mit dem Feuer spielst, Dinge ausprobieren möchtest, entdecken, deinen Horizont erweitern.

Du wunderst dich, dass das deine Söhne mit dem heimlichen Porno gucken auch wollen?
Sie haben ja deine Gene icon_smile.gif)
Dann steh doch nicht so negativ IHRER Entwicklung und IHREM Entdeckertum gegenüber.

Partner, 4 Kinder mit teilweise Schwiegerkindern, aktuell 2 Enkel :-)
Stricken, Lesen und immer wieder an meinem Lieblingsplatz sitzen und den Bäumen zuhören.
igelfischin
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 03.06.2016
Beiträge: 15
Lieber Scheri, liebe Fraulein

Vielen Dank für eure Gedanken zu meiner Situation.

Im Moment fehlt mir der Wille und die Kraft, wieder auf meinen Mann zuzugehen, mich einzulassen und mich auseinander zu setzten. Es fehlt mir auch die Zuversicht, dass es dauerhaft anders sein wird zwischen uns...Der Glaube, dass wir wirklich offen sprechen können und sich etwas verändern wird. Ich kann das nicht einfach erzwingen, im Moment habe ich keinen Zugang zur Liebe zu ihm...habe irgendwie aufgegeben.
In mir ist ein Durcheinander, ein starkes Gefühl für jemanden anders, das mich wegzieht...

Aber sicher wird das der Weg sein, ich brauche wahrscheinlich einfach noch Zeit. Zeit, mich von dem Gefühl zu lösen und wieder an unsere Beziehung zu glauben, mich zu öffnen, über meine Bedürfnisse zu sprechen.
Weil ich ja keine Trennung will. Wir haben drei Kinder und ein halbes Leben zusammen.

Herzlichen Dank für eure Gedanken! Ihr habe mit geholfen!

Igelfischin
Scheri
Dabei seit: 22.12.2014
Beiträge: 399
"fraulein" schrieb:

@Scheri
Du wunderst dich, dass das deine Söhne mit dem heimlichen Porno gucken auch wollen?
Sie haben ja deine Gene icon_smile.gif)
Dann steh doch nicht so negativ IHRER Entwicklung und IHREM Entdeckertum gegenüber.


Ich finde dich herzig, wie du immer noch davon ausgehst, dass das Porno schauen speziell etwas mit mir oder meinen Söhnen zu tun hat. Es scheint mir, du hast keine grosse Ahnung von männlicher Sexualität.

Ich versuche es nochmals so einfach wie möglich zu erklären:

-Dass sich Jungs ab frühem Alter für Sexualität interessieren und darum relativ bald auf Pornoseiten landen, finde ich das Natürlichste auf der Welt.
-Einen Groll habe ich bei diesem Thema auf den Staat, der trotz verankertem Jugendschutz (kein Porno für Menschen unter 16), die Internetanbieter nicht in die Verpflichtung nimmt.

Bitte nachfragen, wenn du mich noch nicht verstehst, liebe fraulein, denn es irritiert mich, dass du mich diesbezüglich immer noch einfach so schubladisierst und meinen so vielen Erklärungen hier auf dem Forum gar kein Interesse und Verständnis, was ich da eigentlich von mir gebe, aufbringst.


Viele haben mir auf dem Forum Rückmeldungen gegeben, ich solle keinen Groll hegen, sonder proaktiv agieren. Und natürlich haben alle diese Forum-User recht.
Ich habe Kontakt aufgenommen mit dem Jugendmedienverantwortlichen von ASUT. Es hat sich herausgestellt, dass er auch der Geschäftsführer ist.
Wir hatten in Form von Mails einen Austausch, den ich gerne hier gepostet hätte. Dazu gab er mir jedoch nicht das Einverständnis.
Jedoch wollte er sich dem Dialog mit mir nicht versperren und wir haben irgendwann im April zusammen abgemacht, uns im Café zu treffen. Find ich natürlich spannend.

Meine Forderung an den Staat, an ASUT ist, dass die Internetanbieter eine bedeutende Hürde einbauen müssen, um an Porno auf dem Netz zu kommen.

Liebe fraulein, wenn du dir einmal Statistiken anschauen würdest, auf denen ersichtlich ist, wieviel Prozent an 10 jährigen Kindern schon in Kontakt mit Porno auf dem Netz gekommen sind (mit 12 Jahren ist es bei Knaben in der Schweiz schon die grosse Mehrheit), dann kannst du ev. besser verstehen, von was ich rede.

Ich finde dich wirklich herzig, deine Kinder sind auch schon die wertvollen Jahre älter, als die Generation, welche heute mit 12 Jahren unbedingt Internet im Hosenfüdli haben muss, sonst ist etwas nicht in Ordnung mit ihnen.
Scheri
Dabei seit: 22.12.2014
Beiträge: 399
@Igelfischin

So wie du deinen aktuellen Zustand beschreibst, kann ich sehr gut nachvollziehen, dass zu keine Energie für Beziehungsarbeit hast.

Ich kann mir vorstellen, dass du dich in deiner aktuellen Phase einfach auf dich konzentrieren musst.
Denk dich so eigenständig wie möglich und mach das, was dir am Besten tut.
Deine Kinder sind auch nicht mehr die Jüngsten, überlass ihnen mehr Verantwortung und nimm dir mehr Freiheiten heraus.

Alles Gute!