Berufswahl

GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Kürzlich wurde ein Fall vor Gericht behandelt: ein Schwarzer mit Schweizer Pass verhielt sich merkwürdig. Die Polizei wollte ihn kontrollieren,aber er weigerte sich, sich auszuweisen.

Er klagte vor Gericht, dies wurde abgelehnt. Wenn ich kontrolliert werde, mache ich auch keinen Aufstand. Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten.
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
Das ist ein ganz schwieriges Problem. Wir sind wohl alle einverstanden, dass man nach "Fakten" auswählen darf, zB. jemanden nicht einstellen, von dem man sieht oder weiss, dass er unpünktlich, frech oder unfähig ist. Und wir sind uns hoffentlich auch einig, dass es unfair ist, jemandem nur wegen seines Namens, der Herkunft oder der Hautfarbe ohne irgendeinen Hinweis von vornherein negative Eigenschaften zuzuschreiben.
Die Schwierigkeit beginnt da, wo wir Wahrscheinlichkeiten abschätzen. Stellen wir eine 30jährige Frau ein, obwohl die Wahrscheinlichkeit statistisch gesehen gross ist, dass sie in den nächsten Jahren Kinder bekommt und also vielleicht mehrere Monate ausfällt? Nehmen wir einen Lehrlingsbewerber in die engere Auswahl, obwohl sein Name ausländisch klingt und wir irgendwie die dumpfe Überzeugung haben, dass die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass wir uns damit Probleme einhandeln?
Das einzige was da hilft, ist bewusste Gegensteuer zu geben, eben einen Bonus für alle diskriminierten Minderheiten. (doch, Universum, es gibt tatsächlich systematische Diskriminierung, das sieht man bei Studien, wo zB. identische Jobbewerbungen mit unterschiedlichen Namen verschickt werden).

Und sogar wenn erwiesenermassen die Leistungen unterschiedlich sind, zB. Mädchen meistens weniger gut im räumlichen Vorstellungsvermögen sind oder weniger Interesse an Technik haben. Ist Diskriminierung dann gerechtfertigt? Vielleicht hat man sie nur nie dazu ermutigt, dies zu können?
Bei uns wird Ausländerdiskriminierung oft gerechtfertigt mit dem Argument "der hätte ja nicht herzukommen brauchen". Was macht man aber, wenn diese Leute immer schon da waren, oder nichts dafür können, hier zu sein und so zu sein? Viele Länder haben massive Probleme damit, zB. Aborigines in Australien, Schwarze in den USA etc. Es gibt tatsächlich Unterschiede, diese sind aber durch sehr ungleiche Chancen verursacht. Wäre also eine positive Diskrimierung gerechter (affirmative action, zB eine Quotenregelung, dh. auch ungeeignete Bewerber müssen eingestellt werden)?
Und übrigens, es ist erwiesen, dass gemischte Teams bessere Leistung bringen, dass "Diversity" eine durchaus fruchtbare Wirkung hat. Seinen das nun Frauen oder Minderheiten oder ... einfach die volle menschliche Vielfalt.
Universum
Dabei seit: 13.05.2013
Beiträge: 1515
Kaye, ok- und weisst du was "Studien" herausgefunden haben, was mit Ü50 CHern auf dem Arbeitsmarkt passiert...wenn billigere ausländische Arbeitskräfte vorgezogen werden..? Im aktuellen Beobachter wird dazu ein exemplarischer Fall vorgestellt.

Versprich nichts, wenn Du glücklich bist.
Antworte nicht, wenn Du wütend bist
und triff keine Entscheidungen wenn Du traurig bist.

Autor unbekannt.
yucca
Dabei seit: 08.02.2007
Beiträge: 3069
Ich wohne in der NW Schweiz, nähe der Grenze und kenne einige Beispiele wo man langjährigen Mitarbeiter/innen (um oder Ü 50) gekündigt hat und die Stelle mit Ausländer besetzt wurden. Dem Mann, einer Kollegin von mir, erging es in 3 Jahren 2x so. Wie fühlt man sich da? Sorry, dass ist nicht diskriminierend, es war ja ein Schweizer...icon_redface.gif

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 26.11.2016 um 23:11.]

Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
kate71
Dabei seit: 07.08.2012
Beiträge: 231
Diskriminierung ist nicht gleich Rassismus...

Und beides sollte nicht salonfähig werden!
Und genau darum braucht es Menschen die hingucken und nicht schweigen!

Diskriminierung kann bei Schweizern, Frauen, Ausländern... im gleichen Masse passieren, da geht es nicht per se um Rassismus.

lgc


kate71
Dabei seit: 07.08.2012
Beiträge: 231
Danke @ KlaraM und @ Kaye!
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
Ja, Kate71, genau. Wie kann man eine Diskriminierung mit einer anderen rechtfertigen? Da sind wir ja genau wieder beim "die anderen sind auch nicht besser". Stimmt sicher, rechtfertigt aber nichts. Ich sage nicht, dass ältere Arbeitnehmer, Frauen, Behinderte, Schwule nicht auch diskriminiert werden. Leider. Aber ich glaube nicht, dass wir das verbessern, indem wir alle Schuld den Ausländern geben. Im Gegenteil, meistens grenzen wir ja gleich alle aus, die nicht der eigenen "Lebensweise" entsprechen, und schreiben ihnen dafür gleich eine ganze Menge negativer Eigenschaften zu. Das liegt in der menschlichen Natur, ich nehme mich da nicht aus, aber wir können wenigstens dagegen ankämpfen.
Ich bin übrigens durchaus nicht für Personenfreizügigkeit etc. Nur, wenn jemand rechtmässig hier ist, als Secondo oder als anerkannter Flüchtling, sollte er auch faire Chancen haben und nicht von Vorurteilen an allem gehindert werden. Besonders die Kinder und Jugendlichen.
Der Rest ist eben schwierig. Ich habe keine Ahnung, wie man die globale Wanderung steuern könnte. Jedenfalls glaube ich eher nicht an Abschreckung, dh. an die Wirksamkeit schlechter Behandlung, um weitere Flüchtlinge abzuschrecken. Dazu müsste es hier weitaus unmenschlicher zu und hergehen, um die Zustände in den Heimatländern noch zu übertreffen. Ebenso wenig allerdings glaube ich an die Wirksamkeit von Entwicklungshilfe in den Herkunftsländern...
Shajta
Dabei seit: 29.09.2016
Beiträge: 46
Bei Lehrstellen geht es meistens um Jugendliche.
Diese leben häufig schon seit Geburt oder früher Kindheit in der Schweiz und sind mehr Schweizer als sonst irgendwas.

Zudem werden die wenigsten davon auf eigenen Wunsch in die Schweiz gekommen sein, sondern weil die Eltern das so entschieden haben. Sollte man ihnen das wirklich zum Vorwurf machen?

Das einzige, was ein Problem sein könnte, ist die Sprache. Für manche Berufe braucht man eben gute Sprachkenntnisse. Das sollte für Jugendliche, die schon lange in der Schweiz leben, aber normalerweise auch kein Problem sein.
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
War mal auf der Bank, am Schalter. Da hat mich ein Lehrling bedient: Mustafa irgendwas. Er sprach akzentfrei Schweizerdeutsch.

Schade, wird immer alles pauschalisiert banghead.gifbanghead.gif
Universum
Dabei seit: 13.05.2013
Beiträge: 1515
Wie ich bereits geschrieben habe, vermute ich, dass man sich sehr gerne sofort hinter Rassismus verschanzt wenn einem etwas nicht in den Kram passt. Ich habe das schon öfters erlebt.
Es gibt sogar Firmen, die durch einen sehr hohen Ausländeranteil bei den Lehrlingen auffallen.
Es ist halt einfacher überall Rassismus zu vermuten als mit sich selbstkritisch ins Gericht zu gehen- und für die Gutmenschen ein gefundenes Fressen sich wieder mal herrlich profilieren zu können. Es macht mich nämlich langsam hässig, diese ewigen Unterstellungen (und da kann man bei mir auch nicht mit irgendwelchen Studien auftrumpfen..). Die Schweiz als Ganzes ist nicht rassistisch!! Capito?

Versprich nichts, wenn Du glücklich bist.
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Autor unbekannt.