Kein Lob vom Ausbildner bei guten Leistungen, da das negativ wirkt?

GabrielaA
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Unser jüngerer Sohn startete im Sommer mit der Ausbildung zum Gärtner. Entgegen dem, was uns seitens Fachkräfte geraten wurde. Es hiess immer wieder, es sei zu schwer, er würde das wohl nicht schaffen. Wir glaubten an unseren Sohn, und auch er war bereit zu lernen und hatte stark den Wunsch, diesen Beruf zu erlernen.

Schon bald schrieb er sehr gute Noten in der Schule. Anfangs keine Note unter 5.5, mit der Zeit ging es wenig runter. Fazit: Er hatte gesamthaft 3 Noten unter 5 (4.6, 4.7, 4.9).

Im Zeugnis hat er nun 5er und eine 5.5. Sein Ausbildner meinte, er würde ihn nicht gross loben. Er befürchte, dass das dazu führt, dass er (Lehrling) sich künftig nicht mehr anstrengen müsse und schlechtere Leistungen erziele.

In Jungen Jahren hatte ich auch einen Chef, der mich immer nur kritisierte, motzte, ausrief, etc. Seine Haltung war gleich: Lob führt zu negativen Leistungen!!

Sorry, aber weshalb sollte ein Lob negative Auswirkungen haben? Gerade bei einem jungen Menschen, der das erste Mal in seinem Leben so tolle Ergebnisse erzielt?

Wir haben ihm (Sohn) jedenfalls gesagt, dass wir stolz seien, ihn weiterhin unterstützen werden, und er sich bemühen soll, diese gute Leistungen zu behalten.

Was findet ihr? Kann ein Lob tatsächlich dazu führen, dass der gelobte Mensch sich künftig weniger anstrengt?
fraulein
Dabei seit: 26.10.2003
Beiträge: 1583
Das ist individuell verschieden. Auch ich hatte schon Lehrlinge, die sich "sicher" fühlten, wenn man sie gelobt hat. Als Folge liess die Aufmerksamkeit nach und die Leistungen wurden tatsächlich etwas schwächer.

Andere Lehrlinge fühlten sich bestätigt und machten so weiter oder steigerten sich noch.

Was für ein Typ bist du?

Partner, 4 Kinder mit teilweise Schwiegerkindern, aktuell 2 Enkel :-)
Stricken, Lesen und immer wieder an meinem Lieblingsplatz sitzen und den Bäumen zuhören.
leycro
Dabei seit: 05.06.2005
Beiträge: 914
Lob stärkt und spornt an, das meine Erfahrung. Man muss es ja nicht gleich übertreiben... 😉
GabrielaA
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Ich frage mich gerade, @fraulein, wie du dich fühlen würdest, wenn du nie ein positives Feedback erhältst. zB kochst du für deine Familie, Schwieger-Familie ein mehrgängiges Easen. Du dekorierst den Tisch wunderschön, das Essen scheint dir echt gelungen, dein Aufwand war riesig. Du fragst vielleicht nach, ob es geschmeckt hätte. Als Antwort gibt es dann ein knappes Grumneln oder ein 'man konnte es essen' oder 'nicht schlecht...

Ist das nicht frustrierend? Weshalb gibt es Menschen, die sich schwer tun, anderen etwas Positives mit zu teilen?

In der Psychologie wird beigebracht, möglichst positiv zu formulieren. Dabei darf ruhig auch mal eine positive Arbeit, Geste, usw. erwähnt werden.

Ich kenne einen Unternehmer, der seinen Angestellten nie danken würde noch sie loben. Schliesslich machen die ihr Job. Dafür sind sie angestellt.
fraulein
Dabei seit: 26.10.2003
Beiträge: 1583
ahhhh, ich wusste doch, dass du wieder jemanden kennst, bei dem sich deine Frage gleich selbst beantwortet.

Apropos Antwort @GabrielA, du hast meine Frage nicht beantwortet.

Und ja, ich habe schon für verschiedene Sorten "Chefs" gearbeitet und ich hab meine Arbeitshaltung nicht vom Lob abhängig gemacht. Spätestens beim jährlichen Qualigespräch gab es eine Rückmeldung. In der heutigen Arbeitswelt ist viel mehr Druck da und wenn ich sehe, welchen mein aktueller Chef hat, dann sind die 2 oder 3 positiven Rückmeldungen im Jahr für mich ok. Auch Chefs sind nur Menschen und viele sind Chef ohne einen Psychologiekurs belegt zu haben. Führungseigenschaften sind auch nicht allen Chefs gegeben. Das gilt es zu respektieren.

"Fishing for compliments" ist nicht so meins. Wer was positives sagen möchte, kann das tun und klar, dann freu ich mich. Aber wenn nichts gesagt wird, frag ich auch nicht nach, nur weil ich Bestätigung brauche. Wie es anderen schmeckt frag ich nur, wenn ich ein neues Rezept ausprobiert habe. Aber dann hat die Nachfrage einen anderen Kontext.

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 24.01.2019 um 19:41.]

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fraulein
Dabei seit: 26.10.2003
Beiträge: 1583
Um aber bei deinem Sohn zu bleiben: es wäre sinnvoll zu erklären, dass andere loben nicht jedem Menschen gegeben ist. Und das nicht gut oder schlecht ist, sondern schlicht menschlich.

Das Lob kann er dann ja bei dir abholen.

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goodie
Dabei seit: 12.11.2011
Beiträge: 3198
Lob finde ich sehr wichtig oder Positives Feedback. Sogar ich bekomme regelmässig Lob und ein Lehrling braucht das erst recht.
Finde ich nicht gut dass er es ablehnt Lob zu geben, nur damit seine Noten sich verschlechtern. Kann ich nicht nachvollziehen.

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg."

Mahatma Gandhi
GabrielaA
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Ich weiss jedenfalls, was ICH persönlich von einem Menschen halte, der sich schwer tut, anderen etwas Positives zu sagen. Solche Leute sind so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass es ihnen nicht gelingt, anderen etwas Positives zu sagen.

yucca
Dabei seit: 08.02.2007
Beiträge: 3069
Ich kann mich goodie nur anschliessen.
Gerade Lehrlingen die sich neu in der Welt von Erwachsenen bewegen, ist Lob wichtig, Lob spornt an. Lob vermittelt Freude am tun und wirken. Lob ist aber nur dann sinnvoll wenn es ehrlich ist und den Tatsachen entspricht. Lob aus Sympathie bringt keinem etwas.

Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
Karla Maierhof
Dabei seit: 04.03.2020
Beiträge: 113
Versteh ich nicht wirklich. Wenn der Ausbildner gut über dich spricht kann dir das doch nur helfen im späteren Leben.