Überforderung im Umgang mit dem Smartphone

KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
Dann könnte man den Spiess doch umdrehen: Sie sind nicht im Umgang mit dem Smartphone überfordert, sondern mit der Planung ihrer Freizeit. Vielleicht bräuchte es eher ein tolles Hobby anstatt ein Handyverbot?

Meine Kids sind 18.5 und 16. Handregeln gibt es keine mehr, ausser selbstverständlich, dass am Tisch keine Handys benutzt werden. Aber echt, die Regel ist sowas von sonnenklar und schon immer da und für alle gültig, dass sie nie daran erinnert werden müssen. Das ist in meinen Augen auch keine Regel, sondern eine Frage des Anstands und der Prioritäten.

Nächtliche Sperrzeiten hatten wir früher mal, aber mittlerweile sind sie in einem Alter, in dem sie das selber regeln können und sollen. Bei 13-Jährigen würde ich das aber schon machen. Ansonsten erlebe ich einen ganz normalen Umgang mit dem Handy. Beide sind in ihren Hobbys und in der Schule so engagiert, dass stundenlanges Handystarren sowieso die Ausnahme ist. Hä ja und dann sollen sie mal. Ich starre ja auch stundenlang ins Buch.

Umgekehrt gibt es bei meiner Tochter auch regelmässig handyfreie Tage und Wochen - in der Pfadi. Das geht durchaus. Als sie vor zwei Jahren während 2 Wochen (freiwillig) ohne Handy in Japan war, fand ich das dann übrigens etwas gewöhnungsbedürftig. Kein Kontakt in der ganzen Zeit und ich konnte nie nachfragen, wie es ihr geht. Einfach zum Aufzeigen, dass wir als Eltern eben auch "handy-abhängig" sind.

Die Zeiten ändern sich, und das ist gut so.

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 19.05.2017 um 12:11.]
Universum
Dabei seit: 13.05.2013
Beiträge: 1515
Ganz genau- einer meiner Söhne absolviert zur Zeit die Offizierschule. Wenn sie Übungen haben, müssen sie die Handys abgeben. Da wird es MIR mulmig, wenn ich tagelang nicht nachfragen kann, wie es ihm geht😩

Versprich nichts, wenn Du glücklich bist.
Antworte nicht, wenn Du wütend bist
und triff keine Entscheidungen wenn Du traurig bist.

Autor unbekannt.
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Ich pflichte KlaraM und Universum voll und ganz zu.
Meine Söhne (knapp 19) und 16 3/4 dürfen ihre Handys eigentlich auch unlimitiert benutzen. Das heisst, wenn ich zB mit dem jüngeren spreche, erwarte ich, dass er sein Handy dann weg legt. Es nervt mich nämlich, wenn ich mich mit jemandem unterhalte, der während der ganzen Zeit ständig aufs Handy schaut - und das erlebe ich oft auch bei Erwachsenen.

Meine Söhne arbeiten beide dh. der jüngere jeweils 2 Tage die Woche, der ältere (noch) 4 Tage. Da dürfen und können sie ihr Handy nicht benutzen. Ausnahme: während der Pause.

Sie beide sind in 2 Vereinen und treiben 1x pro Woche Sport. Sie sind in der Jungschar (Leiter) und haben zB immer 1 Abend die Woche Höck.

Der Grosse geht einen Abend die Woche in den Turnverein und ist im Moment viel am Abend weg, bei der Freundin.

Ich bin auch froh ums Handy. So kann ich zB nachfragen, wann der Sohn heim kommt, oder sie können sich melden, wenn was ist, etc.

Wir kommunizieren auch viel übers Handy, sei es WhatsApp oder Telefonieren (wir können alle unbegrenzt telefonieren).

Wie schon mehrmals gesagt: Alles in Masse
Scheri
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 22.12.2014
Beiträge: 399
"KlaraM" schrieb:

Vielleicht bräuchte es eher ein tolles Hobby anstatt ein Handyverbot?


Ja, das sehe ich auch so, dass natürlich, wie auch schon Thea geschrieben hat, eher "Stubenhocker" von regelmässigem pausenlosen Bildschirmkonsum betroffen sind.
Junge Menschen, welche in ihrer Freizeit eher aktiv sind, betrifft das, was ich beschrieben habe, natürlich nicht.
Bei unserem mittleren Sohn, bald 13, braucht es diese zeitliche Einschränkung nicht, weil er sehr viel auf Achse ist.

Von Handyverbot habe ich allerdings nichts geschrieben, sondern dass ich neuestens nicht mehr akzeptiere, dass er mehr als die Hälfte seiner Freizeit an zwei freien Nachmittagen und an den Wochenendtagen in den Bildschirm guckt.




[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 19.05.2017 um 17:21.]
Altfrank
Dabei seit: 03.11.2007
Beiträge: 227
Es sind nicht nur die Kinder, die anders sind - es sind auch die Eltern, die eine unterschiedliche Anschauung des Handygebrauchs haben.

Ich finde, unser Sohn ist zuviel am Handy. Er geht ans Gymnasium, muss viel für die Schule arbeiten und treibt 3x/Woche Sport. Der Rest ist er am Handy. Wenn ich dann aber andere Mütter frage oder andere Jugendliche beobachte (und auch sehe, zu was für Zeiten noch WA geschrieben werden), gehören wir doch schon zu den strengeren Eltern. Das Handynachtverbot z.B. wird bei uns durchgezogen - egal wie alt die Kinder sind. Das ist eine Hausregel. Wir stellen nachts auch das Wlan ab - alle Sender sind "offline", wir haben auch keine Funkwecker. Während dem Essen gibt es sowieso kein Handy, wir nehmen in der Mittagsstunde auch keine Telefone ab. Das sind so unsere "Offline-Stunden" pro 24 Std.

Die Anschauung, ob ein Kind viel oder wenig an den digitalen Medien hängt ist in meinen Augen total subjektiv. Wichtig ist, dass die sozialen Interaktionen stimmen.
Scheri
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 22.12.2014
Beiträge: 399
Meine Erfahrung ist, dass unsere Jugendlichen zu zuwenig Schlaf und Ruhezeit kommen, wenn sie ihre Handys nicht zu bestimmten Zeiten rausgeben müssen.
Eltern, welche solche Vorgaben machen, kann man als streng bezeichnen oder man kann sagen, sie bieten dort Unterstützung, wo es noch welche braucht.
"Streng" sein ist auf jeden Fall bedeutend anstrengender. Ich hab immer Freude, wenn es keine korriegierenden Interventionen meinerseits braucht. Dann kann ich mich einfach am Nachwuchs freuen.
KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
"janvier" schrieb:

Die Anschauung, ob ein Kind viel oder wenig an den digitalen Medien hängt ist in meinen Augen total subjektiv. Wichtig ist, dass die sozialen Interaktionen stimmen.


Da stimme ich dir zu. Aber das Problem ist ja nicht die Anschauung anderer, sondern wenn sich Eltern und Jugendliche in dieser Frage nicht einig sind. Wie weit dürfen Eltern ihre Meinung den Jugendlichen aufdrücken? Wie viel regulierendes Eingreifen seitens der Eltern ist in welchem Alter noch angemessen?

In der Jugendzeit geht es ja darum, erwachsen zu werden und für sich selber Verantwortung zu übernehmen. Schritt für Schritt, aber wir müssen den Jugendlichen auch den Raum geben, diese Entwicklung zu vollziehen. Als Eltern von der regulierenden Funktion hin zur beratenden Funktion. Klar, Beratung gibt es immer, aber Regulierung sollte immer weniger werden und im späten Jugendalter ganz wegfallen, zumindest was die persönliche Lebensgestaltung betrifft.
Zum Zusammenleben gibt's natürlich schon Regeln, solange "Kinder" zu Hause wohnen. Aber hier geht es um den absolut persönlichen und privaten Bereich der Freizeitgestaltung, und da grenzt es - zumindest im späteren Jugendalter - schon an einen Eingriff in die Privatsphäre, wenn Eltern Regeln setzen. Man muss sich ja auch überlegen, was man macht, wenn der Teenager die Regeln bricht. Einem 17-Jährigen das Handy wegnehmen, weil er es nachts nicht abgeben will?

Wie gesagt, mit 13 sind einige Basisregeln sicher noch angebracht, aber auch da soll die Kontrolle langsam lockern. Spätestens mit 18 darf aber jeder selber über seine Freizeitgestaltung entscheiden, solange er/sie damit niemanden stört. Dies ganz unabhängig davon, was Teenager in diesem Alter machen (Schule, Lehre).

Meine 19-Jährige geht noch zur Schule (bis nächsten Mittwoch icon_smile.gif ), aber mir würde nie einfallen, ihr Vorschriften betreffend Handynutzung, Ausgang o. ä. zu machen. Beraten natürlich schon, manchmal auch ungefragt.
Scheri
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 22.12.2014
Beiträge: 399
@KlaraM
Ja, ich sehe das auch so, wie du es schön beschreibst, bezüglich der elterlichen Begleitung von Jugendlichen bis hin zu ihrer vollständigen Selbständigkeit.

Mein Ansatz ist, alles wenn immer möglich laufen lassen und sogar bestärken, so wie sich die Jungen entscheiden. Regulierende Eingriffe, nur wenn wirklich nötig.
Was von den Eltern als "wiklich nötig" empfunden wird ist subjektiv.

Ich wünsche mir von den Jungen, dass sie für sich Entscheidungen treffen.
Beim pausenlosen Handygucken stelle ich bei meinem bald 16 jährigen Sohn fest, dass es sich dabei nicht um eine Entscheidung seinerseits handelt, sondern um ein sich gehen lassen (auch nicht eine Entscheidung, sich gehen lassen zu wollen).
Darum ist es für mich in dieser aktuellen Situation auch passend, dass ich für ihn stellvertretend entscheide und regulierend eingreife.
Altfrank
Dabei seit: 03.11.2007
Beiträge: 227
Ich finde, dass eine Hausregel "strahlenfreiere Zeit" keine Vorschrift oder Einschränkung der Persönlichkeit ist. Es geht ja nicht darum, dass das Handy um 20.00 Uhr abgestellt ist, sondern nachts.

Ich finde auch, dass Jugendliche, junge Erwachsene und Erwachsene sich vor der 24-Stunden-Erreichbarkeit schützen müssen. Ich kenne einige, die durch die digitalen Medien in ein Burn Out gelangt sind. "Muss nur noch schnell die Mails/Nachrichten checken...." - SCHNELL! Das ist genau das, was es ausmacht. Und dieses SCHNELL findet 24 Stunden/Tag statt - geht ja nicht lange....

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 25.05.2017 um 08:52.]
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Ich finde es viel praktischer, meine Mails schnell vom Handy aus zu checken und ggf. kurz zu antworten.

A propos 24 h erreichbar: ich habe mein Handy bei mir auf dem Nachtisch. Ich muss theoretisch 24 h erreichbar sein. Ich könnte auch das Festnetz Telefon bei mir haben. Und Internet schalte ich aus, sobald ich ins Bett gehe. Es kommt immer wieder vor, dass mir jemand zu später Stunde eine WhatsApp schreibt.

Das kann auch sein, wenn jemand im Ausland mit Zeitverschiebung ist.

Diese Nachricht kommt dann halt rein, wenn ich aufgestanden und Internet eingeschaltet habe.

Mein Handy ist auch mein Wecker.

A propos Strahlen: Funkwecker oder schnurlose Telefone und WLAN der Nachbarn senden genauso Strahlen aus.