Als Deutsche nicht erwünscht in der Schweiz

Paxxie
Dabei seit: 04.01.2002
Beiträge: 594
Ich finde es meistens einfach nur peinlich, wie wir Schweizer "hochdeutsch" oder eben "schriftdeutsch" reden. Wenn ich längere Zeit mit einer (wirklich) deutschsprachigen Person verbringe, dann geht es einigermassen, aber was wir in der Schule gelernt haben.... schlimm, schlimm....
Manya
Dabei seit: 30.05.2002
Beiträge: 1707
Ich finde es sehr interessant, wie unterschiedlich Schweizer das "Schweizer Hochdeutsch" ansehen. Ich denke ein Romand hat keine Freude, wenn sein Gegenüber nur "ch" statt "k" sagt u.s.w.
Dann versteht er mit seinem Schuldeutsch nämlich mal wieder nicht allzuviel. Denn vermutlich lernt er ja Bundeshochdeutsch?

Aber offenbar wird das ja sogar gefördert in den Schulen, das war mir bisher so nicht klar und ist mir auch unverständlich.
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
haha, der Romand versteht mein Schulfranzösisch auch nicht!
"Gefördert" würde ich nicht gerade sagen. Und eben, korrektes Schriftdeutsch mit Schweizer Akzent und Schweizer Besonderheiten (die im Duden ja aufgeführt sind) ist durchaus nicht zum Schämen. Ich spreche es, weil ich will, und nicht, weil ich kein "Hauchdeutsch" könnte. Das möchte ich doch sehr bezweifeln, dass die Romands das besser verstehen. Ich kenne soagr einige, die besser Dialekt als Hochdeutsch reden. Und sonst gibt es ja Englisch.
Besonders lustig ist es ja immer in Deutschland, wenn die Leute meinen: " ich versteh ja das Schweizerdeutsche doch recht gut", dabei habe ich Schriftdeutsch gesprochen.
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Kenne einen, der aus Dresden kommt, seit einiger Zeit hier in der Schweiz lebt. Also, den versteh ich wirklich fast nicht. Er muss langsam und deutlich sprechen. Letztes mal, als ich "Haus" erst nach dem 3.mal verstanden habe, meinte ich, er solle doch Deutsch mit mir sprechen...

Und als Schweizer sich schämen, wie wir Hochdeutsch sprechen, ist m.E. nach absolut nicht angebracht. Wir haben nun mal unsere Sprache, und das Hochdeutsch ist eben mal nicht unsere.

Die Liechtensteiner bezeichnen ihren Dialket auch als eigene Sprache, also nicht als Deutsch (Schweizerdeutsch) sondern liechtensteiner Dialekt.
Eine sagte mal, zu Hause spreche sie Schweizerdeutsch und sonst spreche sie halt liechtensteinisch (liechtensteiner Dialekt). Und auch hier gibt es noch grosse Unterschiede!
Gott sei Dank gibt es so viele Dialekte und Sprachen. Wäre doch langweilig, wenn alle das "reine" Deutsch sprechen würden.
tjatja
Dabei seit: 06.12.2008
Beiträge: 329
ich überlege gerade....

unsere nachbarin ist aus deutschland, sie lebt mit ihrer familie nun schon 5 jahre nebenan und ist inzwischen ausgebildete seklehrerin. trotzdem spreche ich mit ihr immer noch hochdeutsch. eine berufskrankheit von mir? ich spreche sehr gerne hochdeutsch und schalte extrem schnell um, wenn jemand mit mir hochdeutsch oder wie wir sagen deutschdeutsch dh einen dialekt aus deutschland spricht.

und nun zu meinem gedanken...der kam mir erst gerade jetzt beim lesen im forum. letzthin erklärte mir meine nachbarin, in der schule würde sie hochdeutsch sprechen, hier in ihrem privaten umfeld schon lieber schweizerdeutsch. damals grinste ich innerlich es bitzeli, denn vom schweizerdeutschen hatte ich bei ihr noch nichts gehört.

ich glaube, indem ich privat mit ihr hochdeutsch spreche, habe ich sie ev ein bisschen beleidigt oder? oder hat sie gar nicht bemekt, dass ich hochdeutsch spreche? vielleicht tönt für sie mein hochdeutsch genau so schweizerdeutsch wie ihr schweizerdeutsch bei mir deutschdeutsch tönt?

cool dabei finde ich, egal ob sie schweizerdeutsch oder ich hochdeutsch spreche...wir verstehen uns und können gemeinsam lachen, klönen und tolle feste planen!
KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
"kaye" schrieb:

haha, der Romand versteht mein Schulfranzösisch auch nicht!
"Gefördert" würde ich nicht gerade sagen. Und eben, korrektes Schriftdeutsch mit Schweizer Akzent und Schweizer Besonderheiten (die im Duden ja aufgeführt sind) ist durchaus nicht zum Schämen. Ich spreche es, weil ich will, und nicht, weil ich kein "Hauchdeutsch" könnte. Das möchte ich doch sehr bezweifeln, dass die Romands das besser verstehen. Ich kenne soagr einige, die besser Dialekt als Hochdeutsch reden. Und sonst gibt es ja Englisch.
Besonders lustig ist es ja immer in Deutschland, wenn die Leute meinen: " ich versteh ja das Schweizerdeutsche doch recht gut", dabei habe ich Schriftdeutsch gesprochen.


Das unterschreibe ich. Der Romand kommt in der Regel gar nicht dazu, den Unterschied festzustellen, weil er ja sowieso stoisch französisch spricht. Apropos: Die Franzosen machen sich auch lustig über das Französisch der Romands. Sollen die Lehrer im Welschland deshalb schneller sprechen?
Jetzt gehe ich zur Arbeit und trinke zuerst mal Kaffee mit einer süddeutschen Kollegin, die "wäng" früher anfängt zu arbeiten. Ich liiiiiebe diesen Ausdruck! An ihr, nicht an mir. So sind wir verschieden, alles ist Deutsch, und keines ist mehr oder weniger wert. Man kann die Vielfalt ja einfach als Bereicherung sehen.
Chiquilla
Dabei seit: 24.11.2003
Beiträge: 158
ja und doch zeigt gerade diese Diskussion wiedereinmal dass es immer aufs gleiche rausläuft. Wenn jemand etwas Negatives hören will dann hört er es egal wie sehr ich mir Mühe gebe! Und das stört mich am Ganzen so sehr, das ganze Gehabe mit "ich weiss es besser, ich kann es besser, so macht man es richtig und so ist es falsch. Wer macht die Regeln was hier in der Schweiz richtig und falsch ist? Die Ausländer oder wir Schweizer? Wir passen uns überall viel zu sehr an, das ist unser Problem oder ist es das Problem der anderen? Soll es nicht jedermann so machen wie er es für richtig hält? Wir sehen ja gerade hier in der Diskussion dass es viele Wahrheiten gibt. Schwiizerdütsch isch mini Sprach. Ob ich nun Hochdeutsch mit CH-Akzent spreche oder nicht, hauptsache ich spreche es oder? Denn es ist eine Fremdsprache und wenn du französisch, spanisch oder sonst eine Sprache sprichst hast du dann auch den Anspruch es zu 100 % perfekt mit Akzent und so zu sprechen? Wo kämen wir hin wenn die ganze Welt solche Ansprüche hätte? Nein, ich schüttle wieder mal den Kopf. Verstehe diese Diskussion nicht, oder vielleicht verstehe ich gerade doch wo das Problem liegt.

la SENCILLEZ es la forma de la verdadera GRANDEZA
Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
"Chiquilla" schrieb:

Wir passen uns überall viel zu sehr an, das ist unser Problem oder ist es das Problem der anderen?


Dann hast du noch nie in St.Gallen gelebt.

Als Wienerin dorthin übersiedeln (zügeln), ist der Horror. Dort hat nie irgendjemand daran gedacht, mich wenigstens zu fragen, ob ich Schweizerdeutsch verstehe. Und nicht nur, dass es wirklich schlimm ist, draussen auf der Strasse nichts und niemanden zu verstehen, wenn man nicht mal beim Einkaufen versteht, was man gefragt wird, sich dafür entschuldigt und bittet, der andere möge doch die Frage nochmals auf Hochdeutsch stellen und erhält ein Schulterzucken gepaart mit einer Schweizerdeutschen Antwort, dann fühlt man sich weder als Gast noch willkommen.

Dieses "wir sind wir und der Rest geht uns nichts an" - Getue sollten viele Schweizer mal überdenken.

Wenn ich in Österreich merkte, jemand spricht Englisch, habe ich auch zuerst in Englisch geantwortet oder zumindest mal gefragt, ob er Deutsch versteht - ich kann ja nicht wissen, wie lang der schon im Land ist. Und neu in einem anderen Land zu sein, ist immer hart.

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 16.04.2013 um 10:09.]

Ich denke, also bin ich hier falsch !
Chiquilla
Dabei seit: 24.11.2003
Beiträge: 158
ja Blue das kann ich ganz gut verstehen und es tut mir leid wenn du es so schwer hattest in der ersten Zeit. Aber es geht wohl allen Menschen so wenn sie von Zuhause weg gehen... ich glaube nicht dass das nur in der Schweiz so ist. Geht man weg von Zuhause muss man sich neu anpassen, neu orientieren und das ist nie einfach, es wäre nicht anders für einen Schweizer in Oesterreich. Jedoch glaube ich, dass Schweizer und Oesterreicher von der Art her eher weniger aneinander geraten.
Ich persönlich bin eine, die immer Hochdeutsch mit deutschsprachigen Menschen spreche, ich kann es gar nicht anders, es ist wie ein Schalter der sich von selbst dreht und ich passe mich auch in anderen Sprachen an, klar weiss ich dass das nicht alle machen und können hier. Vielleicht sollte man das dann auch nicht sofort persönlich nehmen, sondern als Unvermögen desjenigen, der es einfach nicht anders kann, was ist daran so schlimm? Wenn du in England bist erwartest du auch nicht dass man mit dir Deutsch spricht, oder? Man könnte es ja als Ansporn sehen, dass man noch schneller CH-Deutsch zu verstehen lernt damit man sich nicht mehr so ausgeschlossen fühlt. Die Erwartungen uns gegenüber sind wahrscheinlich einfach zu gross, man hat viel zu oft das Gefühl, in der Schweiz sei alles wie im Heimatland, die Menschen müssen gleich funktionnieren und reagieren denn wir sprechen ja alle Deutsch... so ist es eben nicht, man sollte zwar meinen dass wir uns von der Sprache her relativ einfach verständigen können, haben aber andere Hintergründe, Erziehungen und Mentalitäten und das ist wohl doch nicht ganz zu unterschätzen und die ganze Problematik an allem icon_wink.gif

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Chiquilla
Dabei seit: 24.11.2003
Beiträge: 158
"Blue64" schrieb:


Dieses "wir sind wir und der Rest geht uns nichts an" - Getue sollten viele Schweizer mal überdenken.


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