Als Kind geschlagen, heutiges Verhältnis zu den Eltern?

Polly
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 27.12.2007
Beiträge: 72
Meine Geschwister haben keinen Kontakt mehr zu ihr.
Sie kann mich heute auch nicht mehr verletzen und ihre Drohungen berühren mich nicht mehr. Ich weiss, sie handelt aus Verzweiflung. Aber trotzdem ist die Beziehung zu ihr so anstrengend und kräfteraubend. Und wenn ich ein Fest für sie organisiere, dann nur aus Mitleid, weil sie niemand hat und weil ich das Gefühl habe, als Tochter sollte ich. Ich bin hin- und hergerissen. Ist auch eine schwierige Sache so Mutter-Tochter-Verhältnis.
Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
Tornado, das ist ein Widerspruch in sich, denn systemische Betrachtung der Vergangenheit geht nur IN und MIT dem beteiligten System, nicht einseitig!

Und einen Weg als KEINE Lösung zu werten ist im Grunde nicht systemisch ...

Es sollte jeder Weg als Lösung in Betracht genommen werden - inklusive der daraus resultierenden Konsequenzen.

Ich denke, also bin ich hier falsch !
~Tornado~
Dabei seit: 25.01.2005
Beiträge: 1384
ich weiss nicht recht ob ich dich verstehe blue64....?

ich habe eine systemische therapie gemacht und dies OHNE das meine familie dabei sein musste...systemisch heisst, dass man nicht nur den klienten uns sein problem alleinig erfasst und versucht zu verändern, sondern ihn im kontext mit seinem system sieht. also was alles auf ihn wirkt und gewirkt hat.
wenn ich mein verhalten verändere, bewegt sich automatisch auch das verhalten der menschen, die sich im selben system bewegen. manchmal mehr, manchmal weniger...
sehe ich das system als mobile und gebe links unten einen schubbser...so kommt das ganze gebilde in bewegung - es sind ja alle vernetzt....

...unterbreche ich aber den kontakt durch meinen abruch, nehme ich keinen einfluss mehr und kann auch nicht erwarten, dass sich das mobile selbst weiterentwickelt und erst recht nicht so, dass es für mich besser werden könnte.

ich sage nicht, dass meine überlegungen dazu die einzig richtigen sind - ich persönlich glaube aber an den systemischen gedanken und da ist ein kontaktabruch eher schädigend als hilfreich...aber auf jeden stopp er die weiterentwicklung der beziehung.

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Ultramarin
Dabei seit: 30.03.2009
Beiträge: 1425
Für mich ist der Kontaktabbruch im Moment das einzig richtige.

Mir ist wichtig zu hören, dass das zwar damals gang und Gäbe war, aber mir ist auch wichtig zu hören, dass ich nicht schuld bin. Ich möchte dieses "du warst eben schwierig und hast dauernd provoziert" einfach nicht mehr mit mir rumtragen, auch nicht unterschwellig. Klar, man könnte sagen, es reicht wenn ICH es weiss. Im Moment reicht mir das aber nicht, mir ist die Einsicht wichtig, damit ich eine Chance habe, die Schuld loszuwerden.

Klar, vielleicht gibt es irgendwann wieder Kontakt. Vielleicht auch nicht, es kann sein, dass mein Vater stirbt, und dass das Schweigen für immer über unsere Beziehung herrscht.

We stopped checking for monsters under our bed, when we realized they were inside us
Vilu
Dabei seit: 18.07.2002
Beiträge: 2006
Ist es nicht so, dass dem normalen "Klapsen", also mal eines aufs Füdli und nicht das Kind "grün und blau schlagen" überbewertet wird?

Meine Eltern waren immer für uns Kinder da. Meine Mutter war stets zuhause, wenn wir von der Schule kamen. Ich habe das so geschätzt! Sie ist mit uns am Morgen aufgestanden und hat Zmorge mit uns gegessen, auch noch in der Lehrzeit. Wir durften gratis zuhause wohnen, um eine Weiterbildung machen zu können. Obwohl meine Eltern nichts "Vörigs" hatten. Sie haben mit uns Hausuafgaben gemacht, mit den Lehrern geredet, wenn - na ja, eben..., uns viel Sicherheit und Nähe gegeben. Und ab und zu gabs eins hintendrauf.

Nun gibt es noch Eltern, die klapsen nie - sind vielleicht aber auch weniger present. Gehen arbeiten, Kinder sind alleine zuhause, und ob sie die Hausaufgaben gemacht haben, interessiert sie auch nicht gross, das Mittagessen steht in der Mikrowelle...

Ich provoziere damit natürlich absichtlich. Denn es ist ja nicht so, dass sich die "nicht klapsenden" Eltern grundsätzlich nicht für ihre Kinder da sind, sonst wäre ich ja auch eine von diesen Müttern. Aber ich möchte damit sagen, dass Kinder die nie geklapst werden vielleicht dafür ganz andere "Probleme" haben, die das Kind viel mehr prägen! Aber davon wird selten geredet.

@Shanti
Danke für die guten Wünsche an meine Mutter!

Leben und leben lassen
Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
Tornado, Systemische Therapie bezeichnet ein Cluster psychotherapeutischer Ansätze, das sich ab Mitte dieses Jahrhunderts neben tiefenpsychologischen, verhaltenstherapeutischen und humanistischen Richtungen zunächst als “Familientherapie” etablierte (Psychotherapie), dann aber zunehmend unabhängig vom Familien-Setting spezifische Konzepte und therapeutische Vorgehensweisen entwickelte. Daher findet man heute Systemische Therapie gleichermaßen als Einzelsetting, Paartherapie oder Familientherapie, wobei sich wesentliche Prinzipien der Systemischen Therapie in der Literatur immer wieder auf die folgenden Aspekte beziehen lassen (Schiepek 199icon_cool.gif:

1) Berücksichtigung der Autonomie des intervenierten Systems,

2) Berücksichtigung der Eigendynamik des intervenierten Systems,

3) Berücksichtigung der Systemumwelt,

4) Veränderung konstruierter Wirklichkeiten,

5) wechselseitiger Bezug zwischen Problem und interpersoneller Kommunikation.

Du siehst, es geht jedoch immer darum, das System miteinzubeziehen - und das ist eben in einigen Konstellationen einfach nicht zielführend.
Bei systemischen Therapie passiert das Wesentliche im Grunde aussen, im System, die Therapiestunde ist dazu da, das Geschehen dann zu besprechen.

Aber es gibt nun mal Menschen, die - aus welchen Gründen auch immer - sich nicht mehr/noch nicht mit dem System auseinander setzen wollen/können. Und wenn diese in einer anderen Therapieform erkennen, dass sie es wohl nie können, so darf man ihnen diesen Lösungsweg nicht versperren, schon gar nicht als negativ verkaufen.

Ich denke, also bin ich hier falsch !
~Tornado~
Dabei seit: 25.01.2005
Beiträge: 1384
@blue64

ich habe klar geschrieben, dass es auch andere gute wege gibt...

ich bin einfach überzeugt von meinem, weil ICH darin FÜR MICH eine logik entdecke die MICH selbst weitergebracht hat.

www.elterncoach.ch
~Tornado~
Dabei seit: 25.01.2005
Beiträge: 1384
übrigens heisst "berücksichtigen" nicht "einbeziehen" und "einbeziehen" heisst nicht = anwesend sein müssen...

da ich selbst eine systemische therapie und eine systemische WB gemacht habe, kenne ich die möglichkeiten schon recht gut - glaube ich mal icon_smile.gif

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Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
Beiträge: 2397
@ Polly
es gibt sicherlich einen grund, warum du trotz allem den kontakt zu deiner mutter behalten hast (im grunde liebst du sie, doch im moment gibst du mehr als das was du zurückbekommst)

wenn du aber jetzt zu sehr beansprucht wirst - so würde ich den abstand suchen - an dich arbeiten, damit du selbstbewusster und nicht mehr so verletzbar bist - es ist ja nicht so, dass man ganz abbricht - einfach mal pause.

sag deiner mutter ganz klar, es geht DIR nicht so gut - du schaffst es nicht ihr geburtstag zu organisieren. Sie muss es nicht verstehen, es ist einfach ein Nein - und lass dir kein schlechtes gewissen einreden.
Amore
Dabei seit: 25.02.2003
Beiträge: 1472
jep ich war auch so ein Opfer...psychisch und physisch..
ich hatte paar Jahren keine Kontakt mehr...Mittlerweile ist er soweit gut dass wir beide damit Leben und umgehen können....
Musste aber selber stark daran arbeiten mit Tiefenpsycholog und und und....

http://www.creamore.ch

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