Aussage: "Es muss für mich stimmen"

cluster
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 03.03.2007
Beiträge: 97
Ja, ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich die im 2011 gehört habe. Und ehrlich, ich kann's nicht mehr hören. Grad jetzt zur Festtagszeit nicht mehr.

Es ist schon so, dass man nicht zum Sklaven mutieren soll, dass man fremde Ansprüche in ein gesundes Verhältnis zu seinen / der der Familie setzen muss. Doch langsam frage ich mich wirklich, wo diese Ego-Manie hinführt. Jeder schaut nur, dass es für "ihn stimmt". Muss es echt immer nur für einem stimmen?

Wie seht Ihr das? Wo sind eure Grenzen?

Wenn mich jemand um etwas bittet oder ich das Gefühl habe, ich könnte helfen. Dann tu ich das. Wenn es aus irgend einem Grund nicht geht, sag ich den Grund. Manchmal "stimmt es für mich" in einer gewissen Art nicht, dann probiere ich das zu erklären und sage, was ich aber beitragen könnte.

Ich bin weit weg von perfekt und mache auch Fehler etc. ist doch klar. Doch wie gesagt, mich stört es langsam, wie ich-bezogen die Welt wird...
Co71
Dabei seit: 26.02.2006
Beiträge: 241
Ich denke, die Aussage betrifft eher die Situation, wo man in eine Schublade gesteckt werden soll. Es soll ja heute alles einer bestimmten norm entsprechen.

Ich habe diese Aussage (glaub) noch nie im Zusammenhang mit Hilfe für jemaden gehört.
wülchli
Dabei seit: 18.12.2010
Beiträge: 1047
Meine Grenze ist dort, wo ich mit der Kompromissbereitschaft soweit einverstanden bin, dass ich mich nicht unterdrückt fühle. Das ist situationsbedingt. Ich bin aber ziemlich egoistisch geworden mit dem Alter.

Sprachkürze gibt Denkweite
Zoe007
Dabei seit: 28.02.2007
Beiträge: 1663
Ich finde, die Grenze ist dort, wo es auf Kosten anderer geht, also wenn ich auf anderen rumtrampeln muss, damit es für mich stimmt. Leider sind nicht alle Menschen feinfühlig genug, diesen Unterschied zu erkennen.
Gelöschter Benutzer
oh ja, finde ich auch einer von den besonders bescheuerten redensarten. allerdings genauso wie "so weit sind wir also schon" oder sinnähnliches

zu den unredensarten 2011 gehören für mich ausserdem "such dir professionelle hilfe" und "weil ich es mir wert bin"
Gelöschter Benutzer
ou in der aufzählung fehlte noch "das känned mer alles scho" icon_smile.gif

und um aufs thema zurückzukommen: cluster, es hat ja alles seine guten und schlechten seiten, sieh doch einfach das positive

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Gelöschter Benutzer
mich ärgert jeweils noch viel mehr die aussage von einigen grossmüttern die keine lust haben, ihre enkelkinder regemässig oder sporadisch zu hüten. sie verstecken sich dann hinter folgender aussage: "ich hatte damals auch niemand für meine kinder, musste auch alles alleine machen, also sollen sie auch selber schauen". habe ich grad kürzlich wieder von einer aus dem dorf gehört. ich finde das sowas von hart. ja grad genau aus diesem grund kann man doch eine bessere grossmutter sein, weil man es selber gerne anders gehabt hätte, oder?!
ja, cluster, ich finde auch, dass der egoismus im zunehmen begriffen ist. und hinter der von dir erwähnten aussage versteckt man sich halt gerne, weil man sich dann doch nicht so offen als egosit outen willicon_wink.gif
Corinna
Dabei seit: 05.02.2010
Beiträge: 2187
Mir scheint, dass ist auf der ganzen Welt der Fall, und zwar in allen Bereichen.
"genug" reicht schon lange nicht mehr. Lieber "noch mehr", oder "im Überfluss".
So sind wir auch auf der Beziehungsebene nicht mehr in der Lage "genug" zu spüren. Positiv wie negativ!
Wenn man nicht mehr spürt, was "genug" ist, nämlich nicht zuviel und nicht zuwenig, sondern eben "gerade richtig", dann ist es wahrlich schwer, noch zu spüren wer man ist.

Esse ich aus Frust zuviel, dann nehme ich zu. Esse ich aus Stress zuwenig, dann nehme ich ab. Das gleiche ist es doch mit Gefühlen.
Gebe ich am einen Ort zuviel, laugt es mich aus. Gebe ich am anderen Ort zuwenig, hinterlässt es Unzufriedenheit. Das richtige Mass zu finden ist schwer.

Die Welt (die Menschen) legen ein riesen Tempo an den Tag. Man will immer "mehr mehr mehr". Man ist kaum mehr in der Lage zu begreiffen, was alles abgeht. Da noch zur Ruhe zu kommen, und zu spüren, was man wirklich braucht und was man wirklich zu geben in der Lage ist, ist schwer.

So kommt es, meiner Meinung nach, dass man sich am einen Ort übernimmt (wird ja so viel von einem erwartet) auf der anderen Seite spürt man die Überforderung, die einem zum Stopp auffordert und den Egoismus fördert.

Da liegen genau solche Sätze wie "es muss für mich stimmen" sehr nahe. Der Mensch spürt instinktiv, dass das Tempo der Welt zu schnell ist und dass das nicht gut tut.
Jedoch gibt es halt nicht nur schwarz und weiss. Ich finde Neinsagen wichtig. Wenns aber in Egoismus überschwappt, dann nimmts halt wieder eine ungute Richtung. Das richtige Mittmass scheint wichtig. Das ist aber ein Lernprozess.

http://www.9-i.ch

♥ Lache - und die Welt lacht mit dir ♥
*paxxie*
Dabei seit: 29.06.2010
Beiträge: 1478
Ja ganz klar, wir leben in einem sehr egoistischen Zeitalter.

Der von dir erwähnte Ausspruch kann aber viele Seiten haben, nicht nur Egotripp. Könnte z.B. auch von jemand kommen, der erste unbeholfenen Versuche macht, sich nach Jahren endlich abzugrenzen (was dann bei manchen schon in Egotripp ausartet, hoffentlich nur vorübergehend?)
eineFremde
Dabei seit: 17.02.2004
Beiträge: 1958
In meinem Umfeld erlebe ich diesen Egoismus nicht. Da fühle ich mich wohl, es ist ein Geben und Nehmen.
So General-Rundum-Schläge wie schlecht die Welt ist, mag ich nicht.
Geradezu lächerlich ist das Beispiel vom goldenen Fisch.
Grosseltern sollen doch ihr Leben leben wie sie es mögen, ihnen deswegen Egoismus vorzuwerfen, ist dann tatsächlich egoistisch!