Auswandern wenn die Kinder ü18 sind?

Möwe
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 31.05.2012
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Mein Traum war immer am Meer zu leben. Einmal im Leben am Meer leben. Meine Kinder sind alle ü18 und sie motivieren mich zu diesem Schritt. Mein Problem ist, ich wünsche es mir und gleichzeitig habe ich sooo ein schlechtes Gewissen. Es wären 800km Entfernung und man könnte nicht mehr so kurz einen Besuch abstatten. Man nimmt nicht mehr gleich intensiv am Leben der Kinder teil. Spontane Treffen gibt es nicht mehr. All diese Gedanken zerreissen mir das Herz. Und doch ist mein Wunsch so gross und ich sehe auch, dass meine Kinder langsam ihr eigenes Leben leben und Freunde, Reisen, Ausbildung.. Prioritäten haben und nicht mehr die Eltern. Eltern werden geliebt, müssen immer verfügbar sein und ein Nest bieten, dass jederzeit genutzt werden kann.

Wie denkt ihr darüber, darf man als Elternteil auswandern oder ist das egoistisch?
yucca
Dabei seit: 08.02.2007
Beiträge: 3069
Schwierig zu sagen, da ich sehr ortsbezogen bin und mir nicht vorstellen könnte auszuwandern. Wenn dein Wunsch vorhanden ist, du die Möglichkeit hast und deine Kinder dich ermuntern, Versuchs doch einfach. Vielleicht musst du dir 6-12 Monate Zeit geben damit du feststellen kannst wie es sich anfühlt, wie fest du deine Kinder vermisst, ob du es aushältst, ob du Heimweh hast. Vielleicht ist es einfacher als du es dir vorstellst, vielleicht kehrst du nach wenigen Monaten zurück. Bezgl. Kontakt ist es schon anders, als noch vor Jahren. Man kann skypen oder Facetimen, was auch reeller ist als bloss telefonieren.

Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
goodie
Dabei seit: 12.11.2011
Beiträge: 3198
Könnte ich mir nicht vorstellen, möchte da sein wo meine Kinder sind. Ausser sie wandern zuerst aus icon_redface.gif

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg."

Mahatma Gandhi
Möwe
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 31.05.2012
Beiträge: 79
Ich möchte den Versuch so wagen wie es Yucca schreibt. Es muss ja nicht für die Ewigkeit sein. Mir eine "Probezeit" geben und schauen wie es tut. Meine Eltern leben auch wieder im Ausland und die Zeit zusammen ist anders geworden. Wir sehen uns seltener, aber dafür intensiver.

Wie weit "darf" man als Eltern seine Träume leben? Bei diesem Thema muss ich oft an Milena Moser denken, die nach Amerika ausgewandert ist.
fraulein
Dabei seit: 26.10.2003
Beiträge: 1583
Darf man als Eltern ein eigenes Leben haben? Stellt man sich diese Frage nicht hauptsächlich, weil man sich fragt, was "andere" denken? Könntest du ganz alleine für dich entscheiden und keiner würde diese Entscheidung kommentieren oder werten, wüsstest du die Antwort?

Ja, du wüsstest sie.

Du hast Kinder, die sind jung und enthusiastisch und finden es cool, dass du das wagen willst. Wären die Kinder etwas älter, hätten womöglich bereits eigene Familien, würden sie vermutlich etwas anders klingen.

Also nutze diese Zeit und wage etwas, was du dir erträumst. Dass es nicht immer einfach sein wird, ist dir klar. Heimweh wird auch mal da sein, man vermisst Familie oder Freunde. Dennoch: man sollte sein Leben nicht irgendwann beenden mit dem Gedanken "hätte ich doch damals nur......".



Partner, 4 Kinder mit teilweise Schwiegerkindern, aktuell 2 Enkel :-)
Stricken, Lesen und immer wieder an meinem Lieblingsplatz sitzen und den Bäumen zuhören.
Möwe
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 31.05.2012
Beiträge: 79
"fraulein" schrieb:

Darf man als Eltern ein eigenes Leben haben? Stellt man sich diese Frage nicht hauptsächlich, weil man sich fragt, was "andere" denken? Könntest du ganz alleine für dich entscheiden und keiner würde diese Entscheidung kommentieren oder werten, wüsstest du die Antwort?

Ja, du wüsstest sie.

Du hast Kinder, die sind jung und enthusiastisch und finden es cool, dass du das wagen willst. Wären die Kinder etwas älter, hätten womöglich bereits eigene Familien, würden sie vermutlich etwas anders klingen.

Also nutze diese Zeit und wage etwas, was du dir erträumst. Dass es nicht immer einfach sein wird, ist dir klar. Heimweh wird auch mal da sein, man vermisst Familie oder Freunde. Dennoch: man sollte sein Leben nicht irgendwann beenden mit dem Gedanken "hätte ich doch damals nur......".




Lieben Dank für deine ermutigenden Worte. Sicher weiss ich die Antwort. Aber die Bedürfnisse meiner Kinder stehen mir über allem und ich habe sehr Mühe mit dem Thema "Eigenegoismus". Sehr rasch plagt mich das schlechte Gewissen und dass ich quasi das Nest für meine Kinder wie auflöse und 800km weit weg wieder aufbaue. Ihr Nest der Kindheit, der Erinnerungen. Ich möchte diesen Schritt wagen, aber ohne schlechtes Gewissen. Ich möchte meinen nächsten Lebensabschnitt mit Überzeugung geniessen und nicht mit dem schlechten Gewissen im Nacken. ich bin auf dem Weg....
RenaW
Dabei seit: 28.04.2019
Beiträge: 18
Das Nest und die Erinnerungen können auch aus anderen Gründen weg sein. Meine Eltern haben ihr Haus vor 7 Jahren verkauft, nachdem sie aus gesundheitlichen Gründen ins Altersheim gezogen waren. Obschon ich das Haus nicht wollte und fast 40 war, tut es heute manchmal noch weh, auch wenn es die vernünftigste Lösung war.

Zweiter Punkt: ich find, wir Eltern dürfen auch "egoistisch" sein. Wir haben uns (ich denke alle hier im Forum), bewusst für Kinder entschieden. Wir wollen alle das Beste für sie, auch wenn sie erwachsen sind. Das heisst nicht, das wir unsere Träume aufgeben müssen, auch wenn diese sich halt auch mal zuerst um uns selber drehen.
Ich bin der Meinung, wenn es uns selbst gut geht, geht es auch unserem Umfeld gut. Ich habe so das Gefühl, das grad wir Frauen dies oft vergessen und viel zu wenig auf uns schauen.
Ausserdem die Entfernung tut an einer guten Beziehung zu den Kindern keinen Abbruch. Räumliche Nähe garantiert ja auch kein gutes Verhältnis.
Gibts Probleme wirst Du Deinen Kindern so oder so beistehen. Auf andere Art und Weise, doch Du bist da. Und Selbständigkeit hat noch keinem geschadet.



[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 14.08.2019 um 06:36.]
fraulein
Dabei seit: 26.10.2003
Beiträge: 1583
@Möwe
Das ist ja auch ein Prozess der Ablösung. Auch des Umdenkens. Einmal Mutter, immer Mutter - ja, sicher. Aber das heisst sicher nicht, dass man auch mit 50 noch bereit steht um den (erwachsenen) Kindern Nasen zu putzen oder Wäsche zu waschen.

Und dann baust du den Kindern halt mal ein Ferien-Nest icon_smile.gif
Aktuell ist es ja nicht in Stein gemeisseslt, dass du nie mehr zurück kommst, sondern es ist etwas, wo du dich ausprobieren willst. Und ja - es lebt sich durchaus etwas besser mit etwas mehr Egoismus. Es heisst ja nicht, dass einem die Kinder dann egal sind, sondern man ist sich selbst (endlich) wieder wichtiger.

Ich glaube nicht, dass bisher eins meiner Kinder überlegt hat, was aus mir wird, wenn es irgendwo hinzieht. Aber ist sicher mal ne Frage, die ich ihnen bei Gelegenheit stellen werde icon_smile.gif

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Helgas
Dabei seit: 20.08.2019
Beiträge: 6
Lassen Sie Ihren Traum hinter sich und denken Sie an nichts. Das Leben am Meer ist sehr gut für die Gesundheit. Wenn Kinder bereits über 18 Jahre alt sind, muss sich niemand um sie kümmern. Vielleicht wollen sie auch am Meer wohnen.
Möwe
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 31.05.2012
Beiträge: 79
Lieben Dank für Eure Antworten. Viele Inputs, die mir helfen eine gute Lösung zu finden, damit es für mich auch im Herzen stimmt. Ein Versuch ist es Wert, und wie gesagt, zurück könnte ich immer icon_smile.gif.