Gabriela, ein Stück weit verstehe ich, dass es für dich schwierig ist nachzuvollziehen, weshalb die Themeneröffnerin dein Päckli nicht wollte.
Die exakten Gründe dazu weiss nur sie, es ist nicht an uns über die Gründe zu spekulieren und urteilen.
Darf ich dir jedoch ein paar Dinge aus meiner Lebenserfahrung mit schwierigsten finanziellen Umständen erzählen?:
Bei uns kam es vor, dass sich morgens vor unserer Haustüre Säcke mit Kleidern stapelten.
Mag gut gemeint gewesen sein, oder auch nicht, Fact ist, dass 12 Säcke Mädchenkleider in den Grössen 56 bis 140 nicht exakt das war was wir benötigten, mit 2 Teenagermädels und 4 Jungs zwischen 4 und 9 Jahren.
Ebensowenig Verwendung hatten wir für Damen- und Herrenkleider der verstorbenen Urgrosseltern unserer anonymen Spender.
4 meiner 6 Kinder sind Autisten, beim Essen absolut schwierig, das Spektrum dessen was sie mögen war sehr, sehr eng.
Deshalb war es so schwierig mit Lebensmittelspenden umzugehen.
Die Essbedürfnisse und Geschmäcker der Kinder sind nun mal nicht 1 zu 1 an die finanziellen Mittel gekoppelt. Oder ist es so verwerflich, dass ein Kind Milchschokolade nicht mag, nur dunkle, obwohl die Eltern wenig Geld haben?
Ist es nicht etwas unfair zu denken, diese Kinder müssten doch einfach froh sein, überhaupt etwas zu bekommen?
Also Schokolade hätte ich nun zwar stets angenommen, irgendjemand in der Familie hätte diese bestimmt gemocht, notfalls hätten wir zusammen Kuchen daraus gebacken.
ABER wir haben im Laufe der Jahre unzählige Packungen Ovomaltinepulver bekommen, unzählige Gläser Konfi aus der Migros, ersteres mochte niemand, bzw durfte nicht weil Gluten drin war, zweiteres hatten wir selbstproduziert stets im Überfluss, zumal die Kinder kaum Konfi essen...100e Packungen Tee waren auch immer wieder in irgendwelchen Spenden, aber selbst ich mag nun mal nur zwei, drei Sorten Tee....
Wir hatten mal kurz diese Karte für "Tischlein deck dich", aber für uns war das echt rein gar keine Option, a) Freitagmorgen? Naja, ich war/bin in der Pflege berufstätig, mein Mann auch, also meist hatte keiner von uns frei, wenn doch, mindestens drei Stunden Zeit investieren für 2 Tragetaschen mit Lebensmitteln welche zu 80% keins der Kinder mochte? Das schlechte Gewissen, weil am Schluss Lebensmittel im Müll landeten?
Wie unendlich viel lieber war mir da ein Gutschein.
Wobei Gutschein: erinnerst du dich an BSE? Damals kaufte kaum jemand noch Rindfleisch, obschon es super billig war.
Also wurden Gutscheine für Rindfleisch an Bedürftige abgegeben.
Doch auch die wollten teilweise das Rindfleisch nicht. Deshalb suchten x Hilfsorganisationen händeringend Bedürftige um die vom Bund geschaffenen Gutscheine unters Volk zu bringen, um das Rindfleisch loszuwerden.
Wir bekamen damals ungefragt für viele, viele 1000 Franken solcher Gutscheine, von allen Seiten, nur auf Grund der Tatsache, dass wir kinderreich waren.
Klingt wie Schlaraffenland, war es aber nur bedingt. Nun ja, da ich drei Jahre lang nichts ausser Rind gekocht habe, kann ich das Zeugs heute zumindest zubereiten, trotzdem habe ich seltenst das Bedürfnis nach Rind
Glaub mir, wenn man finanziell so knapp ist, dann ist man permanent Freiwild auf dem Acker der Verurteilungen und Vorurteile der Allgemeinheit.
Wir bezogen nie Sozialhilfe, waren nie arbeitslos, und doch haben uns wildfremde Leute unterstellt: schau mal, das und das ist von unseren Steuergeldern bezahlt...
Wie gesagt, heute geht es uns viel besser, die Kinder grösser, teils erwachsen, mein Mann und ich haben zwei gute Ausbildungen abgeschlossen, Zeit und Geld sind zwar immer noch knappe Resourcen, die schwierigen Jahre sind jedoch noch sehr präsent. Ich will mich auch nicht beklagen, denn wir wurden immer wieder getragen, aufgefangen und unterstützt. Von vielen verschiedenen Menschen.
Bitte urteile nicht über andere, wir sehen und verstehen immer nur einen Bruchteil.