Darf man den Kontakt zur eigenen Mutter abbrechen?

Sonnenblume
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 10.07.2009
Beiträge: 78
Seit ich Kind bin leide ich unter meiner Mutter. Als Kind gab es Schläge, psychischen Terror..... dazu muss ich sagen, dass meine Mutter immer irgendwie in ärztlicher Behandlung, Tabletten schluckte, depressiv war uns später noch der Alkohol dazukam. Seit 25 Jahren ist der Alkohol ein grosses Thema bei ihr mit kurzen trockenen Zeiten. Meine Mutter hat wahnsinnige Erwarungen an uns Kinder und immer wieder hört man "ich bin eure Mutter, ihr müsst...." Ihr Zustand wechselt seit Jahren von Monat zu Monat. Manchmal lieb, manchmal aggressiv, böse, unberechenbar, egoistisch, ab und zu trocken oder in der psychischen Klinik. Mein Vater hat sich vor einigen Jahren getrennt, da es alle in ihrem Umfeld nur noch "fertig" machte. Da ich mit diesen Schuldgefühlen aufgewachsen bin, nagt die Situation noch heute an mir und ich weiss nicht, was ich müsste und sollte.Vor 2 Jahren hatte ich zum ersten Mal eine Angstattacke, bekam Medikamente, ging in Therapie und kann sagen, dass ich durch die Therapie viel gelernt habe. Mittlerweile hatte ich meine letzte Attacke vor 1 1/2 Jahren und nehme keine Medis mehr. Vor Weihnachten gab es wieder eine ganz böse Auseinandersetzung mit meiner Mutter und dies auf öffentlichen Raum, weil die liebe Tochter nicht so tickte wie sie wollte. Am darauffolgenden Tag hatte ich seit langem wieder eine Angstattacke. Ich spüre so stark, dass meine Mutter mir nur schadet und nicht nur ein bisschen, vorallem dieser psychische Terror. Am liebsten möchte ich einen Schlussstrich ziehen, es wäre ein solche Erleichterung.

Aber anderseits, sie ist meine Mutter!!! Darf man den Kontakt zur eigenen Mutter überhaupt abbrechen, gehört es dazu, dass man diesen Leidensweg aufsichnehmen muss und lernen muss, damit umzugehen? Ich bin 40+ und habe eigentlich nebst meinen Kindern keine Energie mehr für diesen Terror und mein Körper zeigt mir auch ganz klar die Grenzen.

Was meint ihr zu diesem Thema?
RenaW
Dabei seit: 06.10.2005
Beiträge: 1792
Ich denke, Du kannst uns ja nur einen Bruchteil wieder geben von dem was alles vorgefallen ist. Und ich finde, ja in Deinem Fall darf man das. Wenn einem ein Mensch so schadet, auch wenn es die eigene Mutter ist, muss man den Kontakt nicht aufrecht erhalten.
goodie
Dabei seit: 12.11.2011
Beiträge: 3198
Wow, nicht einfach deine Situation. Wie handhaben es deine Geschwister?

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg."

Mahatma Gandhi
Sonnenblume
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 10.07.2009
Beiträge: 78
Ehemann weg, ihre 4 Geschwister haben den Kontakt zu ihr abgebrochen und meine beiden Schwestern ebenfalls. Sie hat niemand mehr.....
Sonnenblume
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 10.07.2009
Beiträge: 78
Und in erster Linie geht es um "meine Familie". Meine Kinder und Ehemann leiden auch, wenn es mir nicht gut geht. Vorallem in der Zeit, als ich diese Angstattacken erlebte und ich will und muss mehr auf mich achtgeben, ich bin auch nur ein Mensch und habe Grenzen. Ist sooo schwierig.....
RenaW
Dabei seit: 06.10.2005
Beiträge: 1792
Eben, Deine ganze Familie leidet. Das der Kontaktabbruch nicht leicht fällt ist nachvollziehbar, das schlechte Gewissen sie jetzt auch noch im Stich zu lassen lässt grüssen. Nur sieh es mal von der Seite: als Alkohlikerin hat Deine Mutter sich schon längst selbst im Stich gelassen und Du kannst ihr nicht helfen. Sie hat genug Klinikaufenthalte und trockene Zeiten hinter sich um zu wissen, dass sie sich nur selber helfen kann.
Tu was für Dich und such Dir evtl. selber wieder Hilfe, damit lernen kannst los zu lassen.
goodie
Dabei seit: 12.11.2011
Beiträge: 3198
Das ist wahrscheinlich nur ein kleiner Teil von dem was du sonst so erlebt habt. Also in deinem Fall würde ich den Kontakt auch abbrechen, wenn du die Kraft hast, sag ihr dass sie eine Therapie machen soll. Hat sie das denn überhaupt bemerkt dass alle den Kontakt zu ihr abgebrochen hat? Hat sie sich darüber überhaupt schon mal Gedanken gemacht, dass es an ihr liegen könnte?

Trotzdem eine schwere Entscheidung. Versuche auf jedenfall den Kontakt zu deinen Geschwistern und Tanten/Onkel aufrecht zu erhalten.

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg."

Mahatma Gandhi
NicciD
Dabei seit: 17.08.2012
Beiträge: 9
Ja, das darfst du! Ich finde sogar, dass du es dir und deiner eigenen Familie schuldig bist - sonst gehst du in dieselbe Richtung wie deine Mutter: die Familie, die Angehörigen (welche dich sehr lieben und welche du liebst) leiden wegen deines zustandes.

Zuerst kommst du! Deine geistige/körperliche Gesundheit ist zentral. Sprich mit einer Vertrauensperson darüber, schütte ihr dein Herz aus und v.a. hab' kein schlechtes Gewissen! Du lebst dein Leben und nicht ihres! Sei keine Gefangene, sei eine freie Person!

(Ich spreche aus eigener Erfahrung, Stichwort "Mutter-Tochter-Beziehung"; musste lange damit kämpfen. Die externe Unterstützung war ab meiner Krankheit da... es ging lange, aber zumindest hab' ich's jetzt endlich "gecheckt".)
dibidaebi
Dabei seit: 22.09.2012
Beiträge: 80
tut mir Leid wass Ihr alles durchmachen müsst, das kann man als aussenstehende kaum nachvollziehen. Wenn ich in Deiner Situation wäre würde ich mich so glaube ich,mich von meiner Mutter lossagen. Falls Du diesen schritt gehen willst sag ihr klipp und klar das Du keinen Kontakt mehr willst. Und Du bist nicht der Eigentum von Deiner Mutter. Lass Dich nicht als Gegenstand benutzen wie sie diesen gerade braucht, sei es als Tröster, Prellbock oder sonstiges.
Ich wünsche Dir und Deiner Familie viel Kraft für die Zukunft.
nanny72
Dabei seit: 21.05.2006
Beiträge: 991
du musst dir überlegen, was für dich schlimmer ist, ob du mehr leidest, wenn du in konntakt mit ihr bleibst, oder ob du mehr leidest, wenn du dich von ihr distanzierst?
was du auch immer bedenken solltest, sind deine eigene kinder und dein mann, was passiert mit deiner eigenen famillie, wenn du bleibst oder gehst, besteht möglicherweisse die gefahr, das wenn du weiter mit deiner mutter in konntakt bleibst, das du deinen mann und/oder deine kinder verlieren könntest