Der ewige Zweite

Blumerl
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 25.10.2007
Beiträge: 1497
Okay, es ist ein totales Luxusproblem, aber man hat eben die Probleme die man hat.

Mein Mann arbeitet seit 13 Jahren bei der gleichen Firma. Er hat viel geleistet, zurückgesteckt und investiert, um in der jetzigen Position zu landen. In seiner Firma ist es möglich, sich ganz heraufzuarbeiten, bis zum Teilhaber. Allerdings gibt es nur sehr wenige offene Positionen, und man muss - neben der Qualifikation - zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein (und Glück haben).

Aaaalso, mein Mann und sein Arbeitskollege sind Kopf an Kopf auf dem Sprung, den letzten Teilhaber, der in Pension geht, zu ersetzen. Den Konkurrenten meines Mannes kenne ich auch, er hat mit meinem Mann die letzten zwei Weiterbildungen besucht, und während mein Mann bei beiden Abschlussprüfungen jeweils die zweitbeste Prüfung geschrieben hat (ja ja, immer der Zweite), war der Konkurrent nur unter ferner liefen. Mein Mann ist sehr versiert und hat einen sehr guten Ruf in der Branche, und ist nun in den letzten Jahren immer wieder auf ausdrücklichen Wunsch der Teilhaber der Firma an andere Firmensitze oder Institutionen "vermietet" worden, was bedeutete, dass er nicht im Firmenbüro mit den Kunden der Region gearbeitet hat. Der Konkurrent blieb immer schön im Büro und hatte einige Jobs mit dem Big Boss zusammen. Mein Mann hat sich sehr darum bemüht, wieder Kunden im Heim-Firmensitz zu bekommen, aber es ist anscheinend sehr lukrativ, ihn anderen Firmensitzen auszuleihen.

Lange Geschichte, kurzer Sinn, Ihr wisst was nun kommt... der Konkurrent kriegt die Teilhaberschaft, mein Mann wird zwar befördert, aber eben nicht zum Partner.

Nun ist man natürlich ein- zwei Tage enttäuscht, aber schlimm ist das ganze ja nicht. Nur... meine Motivation, den ganzen Stress, die ganze Zeit allein mit den Kindern, all die ausserordentlichen Einsätze seinerseits zu rechtfertigen war eben die Aussicht für ihn auf die ganz grosse Beförderung. Ich habe auf diese Karte gesetzt, und nun weiss ich nicht, ob ich noch weiterziehen mag, wenn das Spiel anders heisst. Es ist natürlich mein Problem, und ich will meinen Mann damit nicht belasten oder ihn unter Druck setzen. Ich finde auch, er sollte jetzt nicht kündigen und eine andere Stelle annehmen, sondern mal schauen wie sich die Dinge entwickeln und ob es für ihn so auch stimmt. Die Aussicht auf eine weitere Chance für so eine Position ist übrigens da, aber verschwindend klein.

Alles ist gut, wir sind gesund, ich liebe meinen Mann und bin sehr stolz auf ihn, mein Mann hat eine gute Arbeit, mir gefällt unser Leben, aber eben, ich muss die Sache einfach noch richtig verkraften.

Kennt die Situation jemand?
Fida
Dabei seit: 12.12.2002
Beiträge: 979
darf ich dich kurz virtuell durchschütteln??

hey, bist du etwa enttäuschter als dein mann? was hast denn du dir im speziellen von der beförderung nach "ganz oben" erhofft? (ausser mehr geld natürlichicon_wink.gif ruhm, ehre, anerkennung....von wem denn?!

Man kennt mich oder man kann mich!
Fida
Dabei seit: 12.12.2002
Beiträge: 979
als option wäre da noch, sich an den sieger zu schmeissen! icon_wink.gif

*nichternstnehmen*

Man kennt mich oder man kann mich!
Blumerl
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Ich habe mir Ruhe erhofft. Nach dreizehn Jahren sich beweisen wäre mein Mann angekommen.
Blumerl
ThemenerstellerIn
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Beiträge: 1497
Ne danke Du icon_wink.gif.
hanni6
Dabei seit: 25.03.2004
Beiträge: 669
Mein Vater hat Ähnliches erlebt. Immer viel und gut gearbeitet, Überstunden und Nachteinsätze geleistet, ...und schlussendlich bekam ein Kollege den erwarteten Führungsjob. Ich glaub aber, es war für meine Mutter damals viel schlimmer als für meinen Vater. Sie erzählt noch heute, mit 83, wie ungerecht das doch gewesen sei, damals...

Mein Vater hatte wieder mehr Zeit für seinen geliebten Garten und für seine Vereine. Bei der Arbeit ein gutes Team, das für ihn durchs Feuer gegangen wäre. Ich glaube, an der Führungsstelle wäre er gar nicht so glücklich gewesen.

Ach ja - kurze Zeit später wurde die Firma übernommen und die Chefs durch neue Manager ersetzt. Nur die unteren Kader durften bleiben...(irgendwer musste ja die Arbeit machen...).

Vielleicht tröstet dich das ja ein wenig: es gibt Mitarbeiter, die sind an ihrer Stelle so gut, dass man sie gar nicht (weg-)befördern kann.
Blumerl
ThemenerstellerIn
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Danke Dir, Hanni6.
eineFremde
Dabei seit: 17.02.2004
Beiträge: 1958
nein, ich kenne die Situation nicht und ich verstehe nicht, was du damit meinst, dass DU die Situation noch richtig verkraften musst.
Wie richtig?
Gelöschter Benutzer
ja, ich verstehe was du meinst. natürlich ist es bitter, nun zu sehen, dass die familie jahrelang auf platz zwei war- alle und alles hinter dem erklärten ziel zurückstehen mussten- und nun der erwartete erfolg nicht eingetreten ist.
die frage ist nun, was mit dieser erfahrung machen? ich handhabe es jeweils so: ich investiere meine energie nur noch dort und in dem mass, wie es für mich und meine familie stimmt-ohne erwartungen. so habe ich auch nichts zu verlieren.
anna_stesia
Dabei seit: 25.10.2007
Beiträge: 2623
vielleicht wäre mal ein firmenwechsel angebracht...!? nach 13 jahren. aufstiegschancen innerhalb der firma haben die wenigsten.

doof bleibt doof, da helfen keine pillen.