Ein Interview mit meinen Kindern

Moderator Florian
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Blog von Nathalie Sassine-Hauptmann vom 26. August 2015:
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Ein Interview mit meinen Kindern

Was die Kinder wirklich davon halten, dass Mama arbeitet.

«Und die Kinder?» ist eine Frage, die ich sehr oft höre. Sei es in Bezug auf ihr Befinden oder die Betreuung während ich arbeite. Meine Mutter – aber nicht nur sie – ist überzeugt, es tue den Kindern nicht gut, wenn Mama 5 Tage die Woche arbeitet. Und die Betroffenen? Anstatt Studien zu zitieren, möchte ich heute gerne die Kinder zu Wort kommen lassen. Denn die haben auch eine Meinung. Eine ehrliche Kindermeinung eben.

Befragt habe ich meine 6-jährige Tochter (E) und ihren 11-jährigen Bruder (L).

Mama: Könnt ihr euch noch erinnern, wie es war, als Mama nicht gearbeitet hat?.

E: Nein.
L: Ja, als meine Schwester ein Baby war und ich vom Kindergarten nach Hause kam.

Wäre es euch lieber, ich würde nicht arbeiten?

E: Mir ist lieber, dass du arbeitest, dann haben wir mehr Geld.
L: Nein. Da wäre es dir ja langweilig und dann wärst du schlecht gelaunt.

Was findet ihr cool daran, dass eure Mama eine Firma hat?

E: Dass wir günstiger und viel in die Ferien fliegen können.
L: Es ist cool, dass du eine eigene Firma hast, weil du die Chefin bist.

Und was ist gar nicht lässig daran?

E: Dass du weniger Zeit hast, um mit mir auf den Spielplatz zu gehen. Also früher. Jetzt bin ich ja gross und kann alleine mit meinen Freundinnen gehen.
L: Doof finde ich eigentlich nichts, ich bin ja gross genug, um mich selber zu beschäftigen. Aber manchmal bist du abends schlecht gelaunt, weil du zu viel in den Bildschirm geschaut hast oder zu viel gearbeitet hast.

Was würdet ihr an der heutigen Situation ändern?

E: Nichts. Ich mag die Tagesschule, weil da meine Freunde sind.
L: Nichts. Aber mir wäre lieber, es gäbe in der Tagesschule nicht immer so viel Gemüse...

Wie wollt ihr später leben als Familie, als Eltern?

E: Ich möchte später auch arbeiten, aber nicht so viel, damit ich etwas mit den Kindern unternehmen kann.
L: Arbeiten werden wir beide, aber vielleicht jeder etwas weniger. Kommt darauf an, ob wir Kinder haben. Ich könnte mir auch vorstellen, dass meine Frau auswärts arbeitet und ich zu Hause bei den Kindern bleibe und von da aus arbeite.


An dieser Stelle wollten meine Kinder keine Fragen mehr beantworten, sondern lieber mit ihrem Vater Schoggi-Mousse zubereiten.

Die Befürchtung, den Kids wäre lieber, ich würde nicht arbeiten, hat sich nicht bestätigt (Ja, ich werde dieses Interview auch meiner Mutter zu lesen geben). Ich muss aber offenbar noch etwas an meiner schlechten Laune arbeiten und mit der Tagesschule ihre Gemüse-Auswahl besprechen... Ansonsten machen wir jetzt erst mal so weiter.

Was sagen eure Kinder dazu, dass ihr berufstätig seid? Oder eben nicht?

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Den Blog gibt es auf der Website unter http://www.wireltern.ch/artikel/blog-ein-interview-mit-meinen-kindern

Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
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So wirklich wissen beide nicht, wie es wäre wenn ...

Fragte ich in der Primarschule meine Jungs, so wollten beide absolut nicht, dass ich arbeiten ginge! Allein die Vorstellung, in den Mittagshort zu müssen, liess beide brav wie Lämmchen werden...

Kinder vermissen nicht, was sie nicht kennen ...

Aber ich gebe hier nun offen zu: mit allen Beiträgen von Nathalie habe ich meine grosse Mühe - alle klingen für mich wie eine Rechtfertigung und Selbstbestätigung! Ergo sind meine Beiträge nicht objektiv ....

Ich denke, also bin ich hier falsch !
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Generell kann man die Frage stellen, welche Kinder den Hort/Krippe etc. dem Elternhaus vorziehen würden, denn das ist ja der springende Punkt.

als unser Erstgeborener 10 Monate alt war, hatte ich die Chance auf einen tollen Büro-Job, 2 Tage die Woche. Betreut wurde er von der Grossmutter und stundenweise von der Urgrossmutter. Da er dort nach Strich und Faden verwöhnt wurde, vermisste er mich bzw. sein Zuhause nicht.

NAch der Geburt vom zweiten Kind gab ich meine Tätigkeit auf. Schon bald verdiente ich ein Taschengeld, indem ich andere Kinder hütete und meine dabei haben konnte.

Als sie in den Kindergarten und Schule kamen, erhielt ich ein Job-Angebot, welches ich immer noch ausführe, nach 10 Jahren.

Ich geniesse bzw. genoss jeweils, meine Freizeit und Ferien mit den Kindern zu verbringen. Da ich glücklicherweise 13 Wochen Ferien habe, verreise ich oft mit meinen Kindern, dh. nun noch mit dem Jüngsten.

dude
Dabei seit: 20.05.2003
Beiträge: 1275
Also ehrlich, Frau Sassine, langsam gehen sie mir auf den Wecker.

Warum machen sie nicht einfach ihr Ding und erwarten nicht von der ganzen Welt, dass man es toll findet!!!

Ich war zu Hause, wenn ich meinen Kindern diese Frage in der Art stellte, wollten sie nichts ändern. Und, was sagt das jetzt aus?

Ich habe gerade kürzlich von einer Mutter die arbeitet hören müssen, dass es also schon extrem sei, wie Kinder von Daheim Müttern sich vieeeel schwerer getan haben am ersten Kindsg Tag ihrer Tochter.
Sooo ein Quatsch erwiderte ich, der Charakter ist ausschlaggebend. Meine ältere Tochter hat mich von Tag eins an locker verabschiedet, Tochter zwei hat geweint und geweint.
Ich kann diese Pauschalaussagen von arbeitenden Müttern nicht mehr hören.


You can judge the character of a person by the way they treat those who can do nothing for them
goodie
Dabei seit: 12.11.2011
Beiträge: 3198
War auch daheim und habs nicht wirklich bereut. Arbeitstechnisch vielleicht schon, aber für die Kinder wars nicht negativ und geklammert haben sie auch nie oder hatten mühe am ersten Schultag. Wie dude schreibt ist der Charakter ausschlaggebend.
GabrielaA, deine Variante ist natürlich auch cool, da haben alle was davon.

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg."

Mahatma Gandhi
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Ich hatte auch ein Kind, welches nie von mir weg wollte und eines, das ich schon als Kleinkind fast problemlos abgeben konnte. Der Ältere war schon immer der Selbständigere, während der Jüngere noch bis vor kurzem eine Träne verdrückte, wenn er ohne mich ins Lager fuhr. Nichts destotrotz packte er immer seine Koffer und fuhr mit seiner Jugendgruppe ins Lager. Das fand ich immer ganz toll und unterstützte auch, dass er oft von mir weg ging; damit meine ich in Vereine, eben Lager, etc.

Es gibt auch Kinder, die weinen und schreien in der Spielgruppe, aber in der Kita gibts keine Probleme. Weshalb nicht: Weil die Kinder in die Kita müssen, da können sie weinen und toben, da gibt es kein zurück; aber in der Spielgruppe hat Mama eher ein schlechtes Gewissen, da sie ihr Kind sonst schon mehr abgibt. So oder so: Es besteht dort die Möglichkeit, dass die Mutter angerufen wird, wenn es gar nicht geht (was ich auch gut finde). Dass eine berufstätige Mutter nicht einfach so vom Arbeitsplatz weg kann, weil ihr Kind jetzt weint, versteht sich von selbst.

Mir ist das an meinem ersten Arbeitstag passiert, als unser Grosser 10 Mte. alt war. Eine Kollegin anerbot sich als TaMu. Selber hatte sie ein 1 3/4 jähriges plus ein Frühling von 4 Monaten. Dazwischen war mein 10-monatiger. Sie stellte sich das total easy vor, doch ihre Rechnung ging nicht auf. Da rief sie mich kurz nach dem Mittag im Geschäft an, es gehe nicht mehr, ich müsse den Kleinen holen kommen icon_frown.gif. Ich wusste genau, wenn ich schon am ersten Arbeitstag deshalb früher gehen würde, wäre die Stelle bald anderweitig besetzt. Wir fanden dann eine Lösung, und ab da wurde er nur noch familien intern betreut.

Natürlich hatte ich grosses Glück, dass meine Familie die Betreuung übernahm. Dafür genoss ich dann meine freie Zeit, als ich beide Kinder hatte.

Sehr oft machte ich Spagat zwischen Arbeit und Familie. Regelmässig hätte ich kurz vor Feierabend noch was erledigen müssen, zusätzlich an freien Tagen arbeiten müssen, etc. Wird das Kind in der Familie betreut, ist es eher möglich, die Abholzeiten auszudehnen. In der Krippe haben die genaue Vorschriften.

Welches Modell das richtige ist, soll jede Familie für sich entscheiden. Aber: Wenn ein Kind die Aussage macht, "wenn Mami auch arbeiten geht, haben wir mehr Geld" ist das eingetrichtert!
Vilu
Dabei seit: 18.07.2002
Beiträge: 2006
Oft ist es doch so, dass für die Kinder genau das stimmt, was eben für die Eltern stimmt. Würde die Themeneröffnerin nicht arbeiten gehen und hätte als "nur" Hausfrau das gleiche Gespräch geführt, hätten die Kinder es toll gefunden, dass Mami immer für sie das ist und sie hätten kaum gesagt, "es wäre besser wenn du arbeiten gehen würdest".

Für mich kam Krippe usw. nie in Frage. Ich habe mich selber um meinen Sohn gekümmert und wenn ich stundenweise gearbeitet habe, durfte er zu meinen Eltern. Den Job habe ich damals also aufgegeben und ja, es wäre wohl für den Wiedereinstieg besser gewesen, wenn ich mindestens einen Tag weiter gearbeitet hätte. Fremdbetreuung hätte ich trotzdem nicht gewollt, wenn schon hätte mein Mann reduzieren müssen.

Was meinen Sohn betrifft, so behaupte ich, war es gut für ihn wie es war / ist. Er ist auch ohne Fremdbetreuung sehr offen anderen Leuten gegenüber, geht seit der 1. Klasse in Lager, schläft gerne bei Kollegen und Grosseltern, auch schon bei Kollegen von uns als es am 1. August spät wurde. In der Spielgruppe hat er uns 2x nicht grad gehen lassen wollen, so sind wir bis zur Pause geblieben, dann wars ok. Im Kindergarten / Schule gab es überhaupt keine Ablöseprobleme.
Die These, dass Kinder die nur von der Familie betreut wurden nachher Probleme mit der Ablösung haben, kann ich also absolut nicht bestätigen. Das hängt von vielen Faktoren ab, vom Charakter des Kindes zum Beispiel und auch vom Verhalten der Eltern! Manche Mütter können nämlich ihre Kinder nicht gehen lassen (innerlich) was die Kinder sehr wohl spüren.

Nun zur eigentlichen Frage: Mein Sohn schätzt es sehr, dass ich bisher immer für ihn da war und fast immer zuhause bin, wenn er von der Schule kommt. Er sagt aber auch, dass er es ok fände, wenn ich nun wieder 2 Tage arbeiten gehen würde. Er wird dieses Jahr 15 und kann jetzt am Mittag auch mal mit einem Freund zusammen essen. Sie haben schon vereinbart, dass sie dann 1x zusammen bei uns und 1x beim Kollegen essen würden, wenn ich einen Job gefunden habe.. icon_wink.gif

Leben und leben lassen
Globi
Dabei seit: 30.07.2008
Beiträge: 2774
Wirklich fertiger Quatsch, dass Kinder, deren Mütter "nur" zu Hause sind, dann mehr Probleme haben!

Ich konnte, wenn schon, eher das Gegenteil beobachten.

Und von wegen die Kinder fragen wie es für sie ist: Meine würden es auch nicht anders wollen, als sie es eben kennen.

Evt. wäre das dann eine Frage, wenn sie selber mal Kinder haben. Ob es dann noch alle so toll finden, dass die Mutter soviel gearbeitet hat oder nur zu Hause war, wird dann vielleicht etwas anders ausfallen. Mit all der Lebenserfahrung die zwischenzeitlich gesammelt werden konnte.
Scheri
Dabei seit: 22.12.2014
Beiträge: 399
Wieviel wir uns als Vater und Mutter ausserhalb der Familie engagieren und wieviel Präsenz und Aufmerksamkeit es Zuhause braucht, für die Kinder, den Partner, die Familie, das richten wir nach unserem Gefühl ein. So, dass es sich gut oder mindestens gut lebbar anfühlt.
Dass tolle an der heutigen Zeit ist ja, dass jede Familie oft verschiedene Möglichkeiten hat, wie sie sich organisieren möchte.
Ich finde es schade, wenn sich die Vollzeithausfrauen, die beruflich stark engagierten Mütter oder auch die teilzeitarbeitenden Väter rechtfertigen müssen.

Ich selber lasse meine Kinder nicht wählen, wie sie es möchten, sondern zeige ihnen bei Interesse auf, wieso wir es so leben, wie wir es leben.
*Fanta*
Dabei seit: 22.01.2006
Beiträge: 981
"dude" schrieb:

Also ehrlich, Frau Sassine, langsam gehen sie mir auf den Wecker.

Warum machen sie nicht einfach ihr Ding und erwarten nicht von der ganzen Welt, dass man es toll findet!!!

Ich war zu Hause, wenn ich meinen Kindern diese Frage in der Art stellte, wollten sie nichts ändern. Und, was sagt das jetzt aus?

Ich habe gerade kürzlich von einer Mutter die arbeitet hören müssen, dass es also schon extrem sei, wie Kinder von Daheim Müttern sich vieeeel schwerer getan haben am ersten Kindsg Tag ihrer Tochter.
Sooo ein Quatsch erwiderte ich, der Charakter ist ausschlaggebend. Meine ältere Tochter hat mich von Tag eins an locker verabschiedet, Tochter zwei hat geweint und geweint.
Ich kann diese Pauschalaussagen von arbeitenden Müttern nicht mehr hören.



@dude
pass auf, es geht nicht mehr lange und sie beschwert sich dann auf Facebook lauthals wie blöde die Antworten auf ihren Blog seien!icon_rolleyes.gifbanghead.gif