Freunde und Familie - vorwiegend oberflächliche Gespräche

Möwe
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 31.05.2012
Beiträge: 79
Mich interessieren Menschen, was sie zu erzählen haben, wie es ihnen geht, wo sie im Leben so stehen und wie sie das Leben so meistern. Vorallem bei meiner Familie, Freunde und alle Bekannten, die mir lieb sind. Seit einiger Zeit fällt mir auf, dass bei einem grossen Teil die Gespräche eher einseitig sind und man eigentlich selten bis nie gefragt wird "wie geht es eigentlich Dir"? Nicht das ich diese Erwartung habe, aber trotzdem macht es mich auch traurig, dass man selten gefragt wird, wie es mir geht und wo ich im Leben so stehe mit meinen Freuden und Ängsten. Es wird einem so bewusst, dass sich wirklich niemand (wenige Ausnahmen icon_smile.gif) für Dich interessieren. Hat man aber etwas gröberes, eine Krankheit oder so, dann heisst es dann immer "warum hast du nichts gesagt, dass wusste ich ja gar nicht.....". aber es fragt ja auch keiner.

Was habt ihr für Empfindungen diesbezüglich? Werdet Ihr ab und zu gefragt, wie es Euch geht (ernsthaft)?
KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
Fragst du denn dein Gegenüber ernsthaft, wie es ihm geht und hörst bei der Antwort aufmerksam zu?
Möwe
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 31.05.2012
Beiträge: 79
Ja selbstverständlich. Die Leute die mir lieb sind, da interessiert es mich doch, wie es ihnen geht und wo sie gerade so stehen im Leben. Bei Freunden und Familie ist es doch selbstverständlich. Sie stehe mir nahe und man macht es doch automatisch. Wer sonst soll fragen wenn nicht ich?!
mauserl
Dabei seit: 20.07.2008
Beiträge: 1186
mit meinen eltern, geschwistern und den engten freundinnen schon da wird gegenseitig gefragt und alles erzählt, und wir können jederzeit zueinander wenn was ist. alles was "weiter entfernt" ist oder die familie meines mannes möchte ich auch nicht immer alles erzählen!!!

du bist nicht allein
ibex
Dabei seit: 11.07.2012
Beiträge: 546
Vielfach wird man dies mehr als Floskel gefragt, kommen dann unwichtige Probleme, wie ein eingewachsener Zehennagel wir das dankend aufgenommen und mitfühlend aufgebauscht, spricht man aber tief gehende Sorgen an sieht man schnell, wer die wirklichen Freunde sind.

Das Problem ist, dass die grossen Probleme meist sehr intim und oft auch mit Werten verbunden sind, die in unserer individuellen Gesellschaft nicht mehr von allen gleich getragen werden und so sich der Kreis eben auch ziemlich einschränkt.

Ich hab zum Glück für alle meine Themen die entsprechenden Ansprechpartner. Vor allem aber freut es mich, dass auch ich für viele meiner guten Freunde genau derjenige bin zu dem sie mit diese Fragen und Problemen kommen, denn meistens braucht es keine wertenden Antworten und Lösungsvorschläge, sonder nur ein verständnisvolles, offenes Ohr und eine Schulter dazu um anzulehnen.
taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
Beiträge: 1317
Ich habe gerade ganz unterschiedliche Umgänge mit der Frage nach dem Wohlbefinden erlebt.

Vergangenen Freitag wurde mein Papi beerdigt. Mich hat dies komplett aus der Bahn geworfen. Der Pfarrer (altbekannt) kam zu mir und meinte: "es geht dir nicht gut - kann ich etwas für dich tun?" Diese Anteilnahme ist bei mir angekommen - Hilfe konnte ich keine annehmen, ich hätte nicht gewusst, welche.

Am Sonntag war ich in der Kirche. Ein mir unbekannter Pfarrer hielt die Predigt. Bei der Verabschiedung meint er: "Sie gehören zur Trauerfamilie? Wie geht es Ihnen?" Meine Antwort: "Wenn ich ehrlich bin, beschissen.". Pfarrer: "Ja gut, ich wünsche Ihnen einen guten Tag".
Er hätte besser nicht gefragt, mit meiner Antwort konnte er gar nicht umgehen.

Ich halte es so, dass ich nur nach dem Wohlbefinden des anderen frage, wenn ich in der Lage bin, auf die Antwort - egal wie sie ausfällt - zu antworten. So handhabe ich es auch in der Familie. Ein Teil der Familienmitglieder interessiert mich mehr als die anderen. Und das ist auch ok so.


Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
lasia
Dabei seit: 11.07.2013
Beiträge: 45
Ich glaube, man hat da aber ja einfach immer eine Handvoll Leute mit denen man so tief gehende Gespräche führen kann, die wirklich wissen, wie es einem im Innersten geht... und diese Handvoll reicht mir z.B. auch einfach für so intime Sachen!
mosaik1
Dabei seit: 23.07.2012
Beiträge: 116
Manchmal liegt es gar nicht am Interesse an der anderen Person, sondern daran, dass man mit seinem eigenen Leben genug zu tun hat und nicht noch das Leben der anderen mittragen kann. Ich merke das jeweils an meiner Frage, ob ich wirklich Platz für eine negative Antwort habe. Wenn ich frage:"Gehts dir gut?" dann habe ich keinen.


Life is like a box of chocolates. You never know what you get. (Forrest gump)
yucca
Dabei seit: 08.02.2007
Beiträge: 3069
Ich habe schon öfters festgestellt, dass die Frage "wie geht es dir?" auch eine verlegenheitsfrage ist. Manchmal wird sie auch gestellt, obwohl es den Gesprächspartner gar nicht intressiert wie es dem gefragten geht. Ich überlege mir immer sehr gut, wem ich was erzähle. Es ist doch eine recht intime Frage, die je nach dem tiefe Gespräche ergeben. Unter guten Freunden ist es aber selbstverständlich dass es solche tiefere Gespräche geben soll. Es muss aber von Freunden auch respektiert werden, wenn man nicht in die Tiefe gehen möchte. Mir geht es manchmal so, wenn mich etwas grösseres beschäftigt, kann und möchte ich am Anfang nicht darüber reden, ich muss es zuerst "sortieren" und "büschele" bevor ich darüber reden will.

Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
carlitosmrti
Dabei seit: 29.07.2013
Beiträge: 56
Ich für meinen Teil denke das es eben oberflächig bleibt wenn es eben nix zu erzählen gibt.

In diesen Jahren hatte sowohl ich als auch meine Eltern viele Probleme, teils auch recht Ernste. Klar das die Frage "wie geht es?" schnell mal ein längeres Gespräch nach sich zieht. Ähnlich verläuft es mit Freunden.

Manchmal aber hat man einfach keine Lust zum Xten mal ein Problem anzusprechen oder einfach nochmals alles zu erzählen und sagt schnell mal: "jo, alles ok… und du so?"

Ich spreche sehr oft mit meinen Eltern und regelmässig kann ich mit beiden über alles Mögliche reden. Vor allem meine Mutter erzählt immer viel, auch von damals oder über Sachen die sie bedrücken.

Früher erzählte ich nie was… ich meine nie was das mich in der Zeit bedrückte oder besorgte. Früher habe ich alles in mich gefressen. Die Zeit und einige Umstände haben mich diesbezüglich sehr verändert.

Wenn dir wichtig ist auch über dich und deine Sachen zu reden, solltest du dies deinen lieben auch sagen. Werd dir wirklich Nahe steht wird das verstehen.