Gesucht: erwachsene Scheidungskinder mit damals Kontaktverbot zu einem Elternteil

Gufechnopf
ThemenerstellerIn
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Wir vom VeV beraten und begleiten gerade mehrere Personen (Väter und Mütter) welche der Kontakt zu ihrem Kind/Kinder unterbunden wird.

Die Gründe sind ganz unterschiedlich. Sexueller und psychischer Missbrauch, Depression, Konflikt zwischen den Eltern, Widerhandlung gegen das Urteil etc. Obwohl diese Missbrauchsvorwürfe offiziell dementiert wurden ändert das nichts am Besuchsrecht und auch bei den anderen Situationen wird nichts an dem Kontaktverbot geändert.

Diverse Kinder geben bei Befragungen an, dass sie keinen Kontakt zu ihrem anderen Elternteil wünschen. Ob sie das aus Eigenschutz aussagen, um sich emotional zu schützen, weil für sie der Konflikt zwischen den Eltern unerträglich ist oder ob sie durch den betreuuenden Elternteil manipuliert werden, das ist nicht bekannt, da dies nicht untersucht wird.

Mich interessieren vor allem folgende Fragen:
Wie habt ihr das als Kind erlebt?
Habt ihr als Kind erkannt, wie dieses Kontakverbot zustande kam?
Habt ihr euch als Kinder gewehrt?
In welchem Alter habt ihr die effektiven Zusammenhänge begriffen?
Wie empfindet ihr die verpassten Jahre mit eurem anderen Elternteil?
Gegenüber wem empfindet ihr Wut?

Es geht mir hier nicht um eine Hetzkampagne gegen Personen oder Behörden. Ich möchte einzig erfahren, wie ihr rückblickend diese Situation beschreiben würdet. Eure Erfahrungen sollen mir/uns in der Begleitung helfen.

Antworten auch gerne per PN.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Gelöschter Benutzer
hallo sw

ich kann dir erzählen, wie es bei meiner mutter damals gelaufen ist. der vater meiner mutter liess sich anno 1950 scheiden. meine mutter war damals vier und ihre ältere schwester sechs jahre alt. die kinder wurden dem vater zugesprochen. bis er wieder verheiratet war, lebten beide kinder bei der gotte meiner mutter. als der vater nach der verheiratung die kinder wieder zu sich nahm, hatte die leibliche mutter eine besuchsrecht. jeden mittwochnachmittag kam sie. die pflegemutter sagte dann jeweils zu den kindern: "gäll, ihr gänd dem mami dann kein küssli". und das mami das jeweils unten gewartet hat, fragte bei der begrüssung: "gisch du dänn am mami e keis kusseli" (himmeltraurig, ich weine noch heute, wenn ich das erzähle). eines mittwochnachmittags versprach das mami den mädchen, beim nächsten besuch eine bäbistube mitzubringen. zu diesem besuch ist es nie mehr gekommen. erst als erwachsene erfuhr meine mutter warum. offenbar hat sich die lehrerin beschwert, dass die mädchen nach diesen besuchsnachmittagen anderntags in der schule abwesend wirkten. (ist ja kein wunder, bei diesem loyalitätskonflikt in dem sich die kinder befanden.) das hat gereicht, dass mein grossvater seiner exfrau gesagt hat: "los, wänn du d'chind gärn häsch, chunsch nüme"....icon_frown.gif.
erst viel später, als ich schon auf der welt war, hat meine mutter den kontakt wieder aufgenommen, konnte dies aber nur heimlich tun, da das vom vater und der stiefmutter nicht goutiert worden wäre. somit ist der kontakt wieder eingaschlafen. erst jetzt, nach jahren hat meine mutter den kontakt wieder aufgenommen und besucht ihre hochbetagte leibliche mutter im altersheim (mein leiblicher grossvater ist schon lange gestorben ebenso seine zweite frau). ich habe sie leider noch nie kennenlernen dürfen.
diese geschichte belastete all die jahre unser familienleben in meiner ursprungsfamilie.
Gufechnopf
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 18.03.2007
Beiträge: 3509
@ Goldfisch
Danke für das Vertrauen. Es ist in der Tat so, dass solche Geschichten belasten und über Generationen weitergegeben werden. In einer Familienaufstellung nach Hellinger habe ich schon erlebt, wie solche Geschichten aufgelöst werden konnten. Ev. wäre das etwas für euch. Wenn ihr nicht an eine solcher Familienaufstellung nach Hellinger teilnehmen wollte, dann gibt es auch andere Formen.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Barbabottine
Dabei seit: 02.06.2010
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Gucksch Du FB icon_wink.gif

An it harm none do what ye will
Zoe007
Dabei seit: 28.02.2007
Beiträge: 1663
Liebe sw, du willst doch, dass es besser wird, oder? Was sollen dem vev Geschichten über diese traurigen Schicksale denn bringen? Wenn du den Kindern wirklich helfen willst, müsstest du doch Lösungen für diese Probleme suchen, nicht? Nach so vielen Jahren Kampf hast du doch sicher auch gemerkt, dass weder Anwälte, noch Gesetze noch Behörden diese Probleme lösen. Also muss man woanders suchen. Warum suchst du nicht Kinder, deren Eltern es schlussendlich doch noch geschafft haben, dass ihre Kinder zu beiden eine Beziehung aufbauen konnten, nachdem es zuerst harzig gelaufen war? Das könnte eine Hilfe für eure Kundschaft sein.
wolfgang
Dabei seit: 07.11.2008
Beiträge: 2034
@ Second wife

- Wie habt ihr das als Kind erlebt?
Also, das Kontaktverbot zu meinem Vater habe ich positiv empfunden, im Sinne dass niemand mehr Autorität über mich hatte und ich ab dem Zeitpunkt (12 Jahre) machte was ich wollte. Dieser Zustand dauert ja bis heute an... icon_smile.gif

- Habt ihr als Kind erkannt, wie dieses Kontakverbot zustande kam?
Ja, dieses Kontaktverbot kam durch Lügen meiner Mutter im Scheidungsverfahren zustande. Grund gab es so rückblickend aus meiner Sicht keinen.

- Habt ihr euch als Kinder gewehrt?
Ja Du bist gut... icon_smile.gif Wie denn?

- In welchem Alter habt ihr die effektiven Zusammenhänge begriffen?
Schon bald eigentlich... Kinder merken doch, wenn die Alten lügen.

- Wie empfindet ihr die verpassten Jahre mit eurem anderen Elternteil?
Hab ich mir jetzt nie so Gedanken gemacht... Ich hab das einfach so akzeptiert und mein Ding gemacht. Und - immer vor Augen gehabt: Du machst das mal nicht so.

- Gegenüber wem empfindet ihr Wut?
Sicher keine Wut... ich meine, es hat ja alles gute und negative Seiten. Jetzt kann man natürlich die negativen Seiten hervorkramen und drin rum wühlen und irgendwelche Vermutungen über allfällige Schäden und Verpasstes anstellen, oder halt einfach zufrieden sein, dass man selber nicht so dämlich ist. Ich bin für letzteres... Also blöde gesagt, durch dieses Erlebte weiss ich überhaupt, wie dämlich man sein kann. Ist ja eine Bereicherung... irgendwie... icon_smile.gif

Ist das so in Deinem Interesse? Hilft das?

Neid ist die aufrichtigste Form von Anerkennung
Gufechnopf
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Beiträge: 3509
@ Zoe
< Wenn du den Kindern wirklich helfen willst, müsstest du doch Lösungen für diese Probleme suchen, nicht? >

Da sind wir parallel dabei. In den letzten Monaten haben wir es geschafft, dass 6 Kinder ihren anderen Elternteil wieder sehen konnten. Wir wissen also schon, wie die Lösungen aussehen. Das Problem ist aber, dass es auch ganz schwierige Fälle gibt, bei denen die involvierten Behörden / Psychologen / betreuenden Elternteil das wehement verhindern oder verzögern. Man beruft sich dann auf die Aussage des Kindes, welches jede Kontaktaufnahme mit dem anderen Elternteil verweigert. Wie soll dann der ausgeschlossene Elternteil damit umgehen? Vor allem wenn er/sie überzeugt ist, dass die Aussage des Kindes durch PAS erfolgt ist.

Bis dann die erste Kontaktaufnahme erfolgt, kann es durchaus 1 - 2 Jahre gehen. Nach bereits einem Kontaktverbot von 3 Jahren.

Wie versch... sich der Elternteil fühlt, der sein Kind nicht sehen darf, das weiss ich. Aber wie tröstet man eine Mutter, welche nun die 3. Weihnachten ohne Kind erleben wird? Und das ohne Chance, ein Lebenszeichen vom Kind zu erhalten?

Mich interessiert aber auch die andere Seite.

Ich will hier nicht in Details gehen und auch niemanden anklagen. Betroffenen Personen verstehen schon, was ich suche.

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Gufechnopf
ThemenerstellerIn
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@ Wofgang
Folgenden Satz habe ich nicht verstanden:
... das Kontaktverbot zu meinem Vater habe ich positiv empfunden, im Sinne dass niemand mehr Autorität über mich hatte ...

War denn dein Vater sehr streng mit dir ... nein geht nicht auf .... da war ja noch dein Mutter und die hatte ja auch Autorität über dich ... ?

Hast du deinen Vater und dein Umfeld bei ihm wie Freunde, dein Zimmer, deine Spielsachen, ev. ein Haustier, Verwandte ... nicht vermisst?

Hast du heute Kontakt zu deinem Vater?


Sorry, merke, es hätte noch mehr Fragen gegeben, die ich im Eingangstext stellen müsse. Mist, wann kommt die Editierfunktion?

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wolfgang
Dabei seit: 07.11.2008
Beiträge: 2034
@ Second wife
Wenn jemand - hier jetzt mein Vater - bemüht ist, Regeln und Grenzen zu setzen, ist er natürlich im Vergleich zu demjenigen, der diese Regeln und Grenzen wieder aufhebt, nur um dem anderen eins auszuwischen, streng. Und als Kind fügt man sich ja nicht freiwillig irgendwelchen Regeln - zumindest ich nicht icon_smile.gif - sondern nützt es halt aus, wenn keine da sind. Also, empfand ich das positiv.

Nein, vermisst hab ich niemanden... wie gesagt, ich hab einfach mein Ding durchgezogen...

Ja, Kontakt hab ich schon... Also, Kontakt einfach. Mehr nicht. Anständig bin ich auch zu ihm und Vorhaltungen hab ich auch noch nie gemacht...

Was willst Du denn sonst noch gerne wissen?

Neid ist die aufrichtigste Form von Anerkennung
Gufechnopf
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@ Wolfgang
Was ich von dir noch wissen will? Nichts mehr icon_wink.gif

Etwas anderes. Es gibt schon Kinder die sich wehren. Ev. nicht beim betreuuenden Elternteil aber zum Beispiel bei anderen Bezugspersonen oder Lehrpersonen, Pfarrer, Beistand, ...

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