"Scheri" schrieb:
Eine Frage beschäftigt mich noch.
Wie unterscheidest du zwischen Frauendiskriminierung am Arbeitsplatz und einer Situation, in welcher der Mann den Vorzug bekommt, was aber zu 100% nichts mit Diskriminierung zu tun hat?
Ich bin gegen jede Form von Diskriminierung, nicht nur von Frauen. Diskriminierung wird nur vermindert, wenn man sie wahrnimmt, darauf hinweist, etwas dagegen macht. Viele nehmen sie nicht mal wahr.
Bei Anstellungen/Beförderungen geht es ja um eine Stelle, zu der es gewisse Qualifikationen braucht. Diese sind bereits in der Stellenausschreibung ersichtlich und das HR (oder der Chef) wird eine Liste von Qualifikationskriterien haben für die Einstellungsgespräche. Geschlecht, Alter, Religion, sexuelle Orientierung, Nationalität sind keine Kriterien, weil sie nichts damit zu tun haben, wie gut jemand die Arbeit verrichten kann. Klar gibt es beispielsweise körperlich sehr anstrengende Jobs, die fast nur von Männern verrichtet werden können. Das Kriterium heisst dann aber nicht "männlich", sondern "kann schwere körperliche Arbeit verrichten". Da gibt es wahrscheinlich mehr Männer als Frauen, auf die das zutrifft, aber das hat tatsächlich etwas mit der Aufgabe zu tun und macht Sinn. Ausserdem gibt es auch viele Männer, auf die das nicht zutrifft, genauso wie es Frauen gibt, die das können. So einfach ist das.
Wenn also eine Bewerberin für einen höheren Posten die klar besseren Qualifikationen hat, aber an ihrer Stelle ein deutlich schlechter qualifizierter Mann befördert wird, weil der Chef einfach lieber einen Mann in dieser Funktion hat, dann ist das diskriminierend. Dasselbe wenn es darum geht, dass jemand lieber jemanden mit christlichem Glauben an dieser Position hätte als jemanden muslimischen Glaubens (ausser der Arbeitgeber ist die Landeskirche...).
Ein guter Chef stellt Leute nach Fähigkeiten ein, nicht nach für die Arbeit irrelevanten Dingen. Ein richtig guter Chef (und Mensch!) geht bei der ersten Sichtung der Bewerbungsdossiers sogar noch einen Schritt weiter. Im Wissen um ungewollte Vorurteile und damit verbundene Diskriminierung gibt er den Personengruppen, die häufig von Diskriminierung betroffen sind, einen Bonus, um den unbewussten, fast nicht steuerbaren Malus auszugleichen.
[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 16.03.2017 um 10:45.]