@linda-priska
Natürlich hat deine Schwiegermutter Mühe etwas abzugeben. Aber das ist ein Phänomen, das viele Paare mit dem Erreichen des Pensionsalters haben.
Die Schwiegereltern haben über Jahre eine bestimmte Rollenverteilung gelebt und es war fixiert. Wenn nun noch die Behinderung der Tochter dazu kommt, sind die Rollen noch fixierter.
Es klingt nach einem Cocktail von Pflichterfüllung, Rollenverteilung, Verharren in Altbewährtem, persönlicher Eigenheit, Verantwortungsbewusstsein und Bewusstsein, dass vermutlich vieles nicht so gekommen ist, wie man es sich gewünscht hat.
Und ja - auch ich hab gedacht, dass man vermutlich nicht immer glücklich ist über die Jahre, die man noch in der Pflicht verbringen muss. Bei aller Liebe nicht.
Wir haben CF in unserer Familie, in einer glücklicherweise (noch) eher leichten Variante. Bei der Geburt der Kinder hiess es, sie werden knapp das Teenageralter erreichen, jetzt ist die Lebenserwartung (falls sich nichts verändert) auf etwa 40 Jahre gestiegen. Tendenz steigend, da man immer mehr über die Krankheit weiss und mehr Medikamente und Therapien zur Verfügung stehen. Nun hatte letzthin eines der Kinder einen Infekt der Atemwege, der einfach nicht weg wollte und als Folge musste dieses Kind (Teenager eher) ins Krankenhaus, damit Antibiotika intravenös über mehrere Tage verabreicht werden konnte und ständige Kontrolle möglich war. Meine Schwägerin hat keinem in der Familie etwas davon gesagt, wollte keine moralische Unterstützung o.ä. Dies, weil sie trotz dem sonst guten Gesundheitszustand der Kinder immer mit einem früheren Ableben rechnen muss. Es wird seltenst über diese Krankheit gesprochen, was es für sie emotional bedeutet. Die "praktischen" Seiten kennen wir. Offen spricht sie wohl nur in einer Selbsthilfegruppe darüber, weil die Menschen dort sie wirklich verstehen.
Diese Komponente darf man nicht unterschätzen.
Und ja: sag doch mal der Schwiegermutter dass du gerne über die Therapien Bescheid wissen würdest, falls sie z.B. mal krank wäre und du einspringen müsstest. Oder vielleicht wäre es für beide Seiten leichter, wenn sich hier mal dein Mann drum kümmern würde. Schliesslich ist es seine Schwester.
Aendern wirst du deine Schwierige nicht. Aendern kann man sich selbst, aber durch eigene Veränderungen verändert sich automatisch auch das Umfeld.
Partner, 4 Kinder mit teilweise Schwiegerkindern, aktuell 2 Enkel :-)
Stricken, Lesen und immer wieder an meinem Lieblingsplatz sitzen und den Bäumen zuhören.