Kälber Mastbetrieb Brasilien

bnicolic
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 07.12.2016
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Meine Freundin hat mich nach ihrer Brasilienreise besucht und mir begeistert erzählt. Neben vielen eindrücklichen Erlebnissen hat sie auch von einem Kälbermastbetrieb erzählt, den sie besichtigen konnte. Die Kälber sind in kleinen Boxen und können sich kaum bewegen. Diese Haltung hat den positiven Effekt, dass das Fleisch hell bleibt, wie es von den Kunden geschätzt wird. Die Nahrung besteht aus Kraftfutter und einem Milchersatz, der mit vielen Fetten angereichert wird. Die beiden Kalorienbomben führen zu einer rasanten Gewichtszunahme. Das Kraftfutter wird mit Salz durchsetzt, was die Kälber sehr durstig macht. Deshalb trinken sie auch sehr viel des mit Fetten durchsetzten Milchersatzes. In der angeschlossenen Versuchsanstalt wurde den Kälbern Kraftnahrung ohne Salzzugabe verabreicht, dafür wurde der Milchersatz gesalzen. Dies führt dazu, dass die Kälber ihren Durst löschen , indem sie noch mehr des mit vielen Fetten und Salz durchsetzten Milchersatzes trinken, was eine starke Gewichtszunehme garantiert. Jeden zweiten Tag wird der Milchersatz hingegen ohne Salzzugabe verabreicht, damit die Kälber keinen Schaden nehmen. Wie ist das eigentlich in Schweizer Mastbetrieben. Werden die gleichen oder ähnlichen Verfahren angewendet?
Frau
Dabei seit: 11.04.2014
Beiträge: 43
Die Mästerei von Kühen, Schweinen, Kälbern etc. war eigentlich schon immer etwas problematisch und immer schon hat der Mensch Methoden entwickelt, um der Nachfrage optimal gerecht zu werden. Im Vordergrund steht natürlich, dass den Konsumenten mit möglichst geringem Aufwand (Kosten und Zeit) das Fleisch zur Verfügung gestellt wird, das er sich wünscht. Es soll preislich günstig, schmackhaft und fein und im Fall Kalbfleisch auch sehr hell sein. Also auch optisch was bringen. Dabei werden eben auch notwendige Tricks angewendet und Futter entwickelt, welches die Tiere von Natur aus nicht fressen und die zu enormen Gewichtszunahmen führen und trotzdem für das Vieh verträglich sind. Dazu kommt, dass sich Mastkälber kaum bewegen können in ihren Boxen und dadurch keine Kalorien verbrennen, was sich in zusätzlicher Gewichtzunahme niederschlägt wie bei bewegungsfaulen Menschen, die viele Erdnüsse knabbern, Chips und Schokolade essen etc.. Die Methode mit dem gesalzenen und mit Fetten angereicherten Milchersatz leuchtet ein, weil ja die Kälber durstig werden beim Konsum und ihnen als Getränk zum Durstlöschen nur wiederum der gesalzene mit Fetten ergänzte Milchersatz zur Verfügung steht. Da überrascht es nicht, dass das Gewicht der Tiere sehr schnell massiv zunimmt. Wie bei jeder Mastmethode laufen viele Leute Sturm gegen diese, aber die meisten mögen doch sehr ein möglichst billiges, gutes, helles Kalbsplätzli, oder nicht? Persönlich habe ich nichts gegen die Methoden einzuwenden, denn ich mag auch ab und an Kalbfleisch und meine Kinder und mein Mann auch. Das lassen wir uns nicht nehmen.
goodie
Dabei seit: 12.11.2011
Beiträge: 3198
Wenn ich sowas lese, denke ich über eine vegetarische Ernährung nach. Das ist doch völlig unnatürlich, aber bei dem Fleischkonsum der Amerikaner kein Wunder.

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg."

Mahatma Gandhi
Universum
Dabei seit: 13.05.2013
Beiträge: 1515
Genau aus diesem Grund haben wir mal acht Jahre vegetarisch gelebt.
Das Fleisch das wir nun wieder essen, stammt ausschliesslich von Biobauern direkt, wo wir die Verhältnisse kennen. Rind, Kalb, Truthahn. Charcutterie vom Metzger im Nachbarsdorf, der noch einmal in der Woche selber metzget und nur Tiere aus der Region.

Versprich nichts, wenn Du glücklich bist.
Antworte nicht, wenn Du wütend bist
und triff keine Entscheidungen wenn Du traurig bist.

Autor unbekannt.
goodie
Dabei seit: 12.11.2011
Beiträge: 3198
Genau so machen wir es auch Universum. Rindfleisch, Lamm und Trutenfleisch bekommen wir direkt vom Bauernhof.

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg."

Mahatma Gandhi
bnicolic
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 07.12.2016
Beiträge: 32
Ja, es kann einem durchaus zu denken geben, was da so läuft. Aber ich finde es eigentlich noch eigenartiger in der Milchwirtschaft. Da werden gewisse Kälber von sehr produktiven Kühen zum Ersatz 'erkoren'. Die werden dann etwa zwei Jahre gezielt für ihre Aufgabe auch medikamentös aufgepeppelt und besamt, sobald sie empfängnisbereit sind. Die SS dauert wie bei uns 9 Monate. Wenn das Kalb dann geboren ist, läuft bei denen die Milch natürlich, natürlich immer vom Veterinär zusätzlich 'gefördert'. Sobald sie dann wieder empfängnisbereit sind, werden sie wiederum besamt, und dann sind sie sowohl trächtig und produzieren zusätzlich viel Milch. Wenn das zweite Kalb dann geboren wird, werden sie medikamentös trockengestellt und nach knapp zwei Monaten, wenn sie wieder empfängnisbereit sind erneut besamt. Dann setzt der Turboeffekt ein und eine junge Kuh kann dann, trächtig und gleichzeitig stark milchproduktiv (je nach Zuchterfolg) bis über 50 Liter täglich abliefern. Und dann geht der Reigen weiter. gebären, kurze Pause, besamen und liefern. Alles wird computerisiert überwacht und wenn dann nach der Geburt des dritten oder vierten Kalbes die Leistung abnimmt, werden die Kühe verwertet. Romantisch ist das wohl nicht mehr, aber der Milchpreis bleibt im Rahmen.
thea
Dabei seit: 28.06.2013
Beiträge: 878
Nein, romantisch ist die heutige Milch- und Fleischwirtschaft nicht mehr - aber ich nehme mal an, das Getreide für das Morgenmüesli wird auch nicht mehr von Hand geernet...

Wirbelsturm
Dabei seit: 10.08.2013
Beiträge: 317
Und doch gibt es noch ausnahmen. Gerade in den Betrieben die in den Voralpen sind und in den sehr ländlichen Gebieten wird noch zu den Tieren geschaut so wie die Kühe auch noch die Hörner behalten dürfen oder die Betriebe die die Mutterkuh haltung praktizieren.
Wir essen ein bis zwei mal die Woche Fleisch dafür holen wir das bei uns beim Dorfmetzger der selber noch schlachtet und das Fleisch wo er in der Theke hat ist von den umliegenden Bauern egal ob Schwein Rind Kalb Huhn und Pferd. Da zahle ich gerne etwas mehr, dafür hab ich Qualität und weiss woher das Fleisch kommt.

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 03.03.2017 um 09:29.]

Mir egal ob ich in den Himmel oder in die Hölle komme, ich hab auf beiden Seiten Freunde.

Menschen glauben oft der Mehrheit und nicht der Wahrheit.

Einige Menschen sind nicht Dumm, die haben einfach nur Pech beim Nachdenken
Spargel_2
Dabei seit: 26.10.2007
Beiträge: 1388
Ich kaufe kein ausländisches Fleisch. Ich kaufe wenn möglich Natura-Beef oder Bio Rindfleisch, CH-Poulet(wenn möglich Bio) und Bio-Schweinefleisch.

Nebst der Tierhaltung finde ich es auch sehr bedenklich, dass die Tiere Antibiotika verabreicht bekommen, auch wenn die Tiere gar nicht krank sind. Rückstände können im Fleisch nachgewiesen werden.

Wenn man mit solchen Haltungen und Mästereien (Rind, Kalb, Huhn und Schwein) nicht einverstanden ist, darf man dieses Fleisch auch nicht kaufen. Und sei es noch so billig!!! Nur wenn die Nachfrage sinkt, wird auch weniger produziert.

Mir tun die Tiere einfach leid.

Nehme jeden Tag wie er kommt!
Reiselust
Dabei seit: 30.12.2016
Beiträge: 10
Hallo Spargel 2
Ich finde deine Einstellung schön und nachahmenswert. Bei der Kaufentscheidung muss aber vieles beachtet werden. Mein Mann arbeitet auf dem Bau und wir haben zwei Kinder (Sohn ist 18, Tochter 16), also voll in der Entwicklung und alle drei verschlingen Fleisch wie Löwen. Auch ich habe gerne ein schönes Stück Fleisch. Da können wir leider nicht an Biofleisch denken, denn das würde uns finanziell überfordern neben all den Ausgaben für die Familie. Die Kinder sind ja in der Ausbildung (Schule). Irgendwo muss man sich da einschränken und akzeptieren, dass Kälber Antibiotika bekommen als Wachstumsförderer, auch wenn sie nicht krank sind. Aber uns Menschen geht es ja auch nicht besser in vielen Fällen. Aus gesundheitlichen Gründen muss mein Vater stets Antibiotika nehmen, bevor er zum Zahnarzt geht, und er ist ja auch nicht krank und muss sie deshalb nehmen. Man kann ja schon hin- und her gerissen sein, aber wenn man auf günstiges Fleisch oder günstige Milch angewiesen ist, dann muss man halt auch einiges akzeptieren, was dies ermöglicht. Dass in Brasilien den Kälbern Milchersatz angeboten wird, der gesalzen ist und mit diversen Fetten angereichert ist, damit immer ein gewisses Level Durst der Kälber gehalten werden kann, damit die dann wiederum die gesalzene und fette synthetische Milch konsumieren, finde ich etwas weitgehend. Und dass sie sich nicht bewegen können um zu vermeiden, dass sie all die Kalorien verbrennen können, ist ja auch diskutabel.