Kindsmisshandlungen nehmen zu!

smaragd*
Dabei seit: 17.08.2010
Beiträge: 426
Von dieser Sendung mit den missglückten Ratschlägen habe ich noch nie was gehört, bis du es hier breit geschlagen hast - auch sonst nicht von offiziellen Ratschlägen zur Nachbarsverpetzung!

"Seit Beginn der Datenerhebung hat das Kinderspital Zürich noch nie so viele Fälle von Kindsmisshandlung registriert wie im vergangenen Jahr: 487 Fälle wurden 2010 gemeldet, bei 348 bestätigte sich der Verdacht."

Darum ging es eigentlich in diesem Thema. Und mir gehts auch darum.
wolfgang
Dabei seit: 07.11.2008
Beiträge: 2034
@ smaragd*

Nun ja, um was es DIR hier geht, ist eigentlich auch nicht so relevant.

Diskutieren darf hier jeder, ausser er/sie wird von der Redaktion rausgeschmissen. Damit musst Du leben.

Das Thema soll ja nicht den Zweck haben, dass nun 100 Forümler den selben Beitrag "Ja, das ist schlimm" schreiben. Hier wird doch auch diskutiert, wie man Misshandlung evtl erkennen und im besten Fall sogar verhindern kann. Ich bin der Meinung, dass öffentliche Angaben einer Kinderschutz-Tante von subtilen Anzeichen wie "Babys halten das Fläschchen früh" und "Das Kind regiert nicht auf seine Eltern" falsch. Punkt.

Damit will ich aber nicht die Arbeit der Kinderschutzgruppe als Gesamtes diskreditieren.

Neid ist die aufrichtigste Form von Anerkennung
wolfgang
Dabei seit: 07.11.2008
Beiträge: 2034
@ smaragd*

Und hier nochmal der Link mit dem Zitat der Kinderschutz-Tante:

http://bazonline.ch/kultur/fernsehen/TVKritik-Es-ist-der-Horror-wenn-man-sein-Kind-so-sehen-muss/story/13130485

"Oft seien die Anzeichen subtiler, die Verdacht weckten: Wenn Kinder gleichgültig gegenüber ihren Eltern sind, wenn die Eltern die Fürsorglichkeit bloss spielen oder wenn der geschilderte Unfallhergang nicht mit dem Verletzungsmuster übereinstimmt. Bei einem Fall habe ein vier Monate alter Säugling die Flasche bereits selber gehalten, was ein Hinweis sein könnte, dass etwas nicht stimme. Ein schlechtes Gefühl der Pflegenden oder der Ärzte reiche, um einen Fall genauer zu untersuchen."

Neid ist die aufrichtigste Form von Anerkennung
murbeli
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 28.03.2004
Beiträge: 453
@Wolfgang
Und genau der letzte Satz deines Links finde ich gut. Ein schlechtes Gefühl reicht (auf ein Gefühl kann man sich oft verlassen), um den Fall GENAUER ZU UNTERSUCHEN! Genauer untersuchen, nicht verhaften und verurteilen! Wolfgang, ich sag's noch einmal. Du fühlst dich wegen dem Flaschen halten persönlich angegriffen und deshalb schlägst du hier so wild um dich.

Urteile nicht über einen Menschen, ehe du nicht eine Meile in seinen Mokassins gelaufen bist.
wolfgang
Dabei seit: 07.11.2008
Beiträge: 2034
@ murbeli

Standardspruch: "Du fühlst dich... ...persönlich angegriffen und deshalb schlägst du hier so wild um dich"

Murbeli: Wer lesen kann ist klar im Vorteil. Gegen Untersuchen hat ja gar niemand was! Aber gegen die Aussage der Kinderschutz-Tante im SF DRS bezgl. subtiler Anzeichen von wegen Baby Fläschchen halten etc. Das gehört nicht in die Öffentlichkeit.

oldboy würde jetzt sagen Du bist beratungsresistent. Ich sags anders, Du hast Scheuklappen auf...

Neid ist die aufrichtigste Form von Anerkennung
fisi
Dabei seit: 05.04.2007
Beiträge: 4066
genau hinschauen, anzeichen erkennen, bei bedarf handeln, aktiv werden, beobachten und handeln, und all die schönen ausdrücke und ratschläge haben eines gemeinsam: sie bedürfen der subjektiven wertung und unterliegen alle der möglichkeit, dass man falsch liegt.

es ist oft eine gratwanderung, das "richtige" zu tun oder dass "falsche" zu unterlassen. beispiele wie jenes von wolfgang zeigen auf, wie heikel es ist, eine solche aussage zu machen, eine solche beobachtung als beispiel für handlungsbedarf heranzuziehen.

hat jemand einen verdacht, ein ungutes gefühl bei "grenzwertigen" vorkommnissen, macht es allenfalls sinn, weiterzubeobachten oder hinweise zu deponieren. übereifriger aktivismus und vergleiche zu anderen fällen sind hierbei oft vorveruteilungen nahe. da wäre ich sehr sehr vorsichtig.

Der Vorteil der Klugheit besteht darin, daß man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.
wolfgang
Dabei seit: 07.11.2008
Beiträge: 2034
Ich erzähle Euch jetzt was von subtilen und anderen Anzeichen...

An unserem früheren Wohnort lebte eine Familie mit 3 Kindern (Mädchen 5, 2 Jungs 8 und 16) in unserem Haus. Dem Vater wurde der Zutritt vom Berzirksgericht Brugg untersagt. Die Mutter arbeitete und liess die Kinder den ganzen Tag! alleine. Oft lief das 5 Jährige Mädchen alleine auf der Hauptstrasse! und schrie nach ihrem Mami. Aus Angst vor dem bekanntlich gewalttätigen Vater wollte sich niemand einmischen. Familien, welche sich anboten, das Mädchen und zumindest den jüngeren Sohn tagsüber zu betreuen, wurden vom Vater bedroht. Er wollte, dass die Frau zu Hause bleibt, nicht arbeitet und dass SIE die Kinder betreut. Trotzdem haben wir uns angeboten, wenigstens das Mädchen tagsüber zu uns - ein Stockwerk über der Familie - zu nehmen und mit unseren damals 5 und 8jährigen Jungs gemeinsam zu betreuen.
Den Vater konnte ich mit Gesprächen davon überzeugen, dass das Mädchen besser bei uns ist, als alleine auf der Strasse nach ihrem Mami ruft und evtl. Überfahren wird. Die Vormundschaftsbehörde genehmigte einen Pflegevertrag und wies nit Nachdruck auf die Gefährlichkeit des Vaters hin.

Das ging genau einen Monat gut, bis unser damals 5 jährige Sohn von der Mutter beschuldigt wurde, das Mädchen sexuell missbraucht zu haben. Unverzüglich machte ich Meldung dieses Vorfalls erst bei der Vormundschaftsbehörde welche meinte diese Sache sei eine nummer zu gross für sie, dann bei der Kantonspolizei Brugg. Diese leitete sofort eine Untersuchung ein, unter Zuhilfenahme einer Spezialistin aus Zürich. Es stellte sich heraus, dass das Mädchen tatsächlich sexuell missbraucht wurde, jedoch mein 5 jähriger Sohn nichts damit zu tun habe. Der Täter wurde in der Familie des Mädchens gefunden. Trotzdem wollte uns die Mutter das Mädchen nicht mehr zur Pflege überlassen und erzählte in der Schule und im Dorf weiter, dass einer meiner Jungs (nun war es halt der grössere) ihre Tochter sexuell missbraucht habe. Das ging so weit, dass Mütter ihre Töchter demonstrativ an sich zogen, wenn wir mit unseren Kindern an ihnen vorbei gelaufen sind. Von den beiden Brüdern des Mädchens wurde unser älterer Sohn regelmässig zusammengeschlagen für etwas, dass er erwiesenermassen nicht gemacht hat, der Täter sich jedoch in dieser Schlägergruppe befand.

Am 9. April 2009 wurde die Mutter an der Busshaltestelle in Riniken vor den Augen ihrer Tochter vom Vater erschossen. Hier:

http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2009/04/09/Schweiz/Festnahme-nach-Bluttat-in-Riniken-AG

Ich möchte hinschauen - und ich möchte auch helfen. Was es bringt oder bringen kann und wie gefährlich das sein kann, könnt ihr Euch nun selber vorstellen.

Neid ist die aufrichtigste Form von Anerkennung
jomoh
Dabei seit: 08.05.2006
Beiträge: 204
@wolfgang: das ist wirklich eine krasse Geschichte... Und schlimm finde ich, dass ihr, die ihr hingeschaut und geholfen habt, dann so dasteht. Ich habe solches in der Art auch gehört, nämlich dass es oft verpuffte Energie sei, in solchen Fällen helfen zu wollen, oder dass man sich noch selber in Gefahr bringt dazu.
Und es zeigt ganz klar, dass ich wirklich hingeschaut und geholfen habt...
So schlimm, was diese Kinder ertragen müssen... Weisst du wie es mit ihnen weitergegangen ist?
jomoh
Dabei seit: 08.05.2006
Beiträge: 204
sollte heissen "dass IHR hingeschaut habt..." sorry!
ginimi
Dabei seit: 14.07.2005
Beiträge: 48
@Wolfgang

Wieso denn gleich so aggressiv auf „die Tante vom Amt“? Klar wird auch mal jemand unschuldig beäugt und ja, es gibt sicher „Sozialtanten“ die schlicht übertreiben. Nur, und das ist doch der Punkt, wenn man nach aktuellem besten Wissen und Gewissen vermuten kann, dass etwas nicht stimmt, dann soll man bitteschön dem nachgehen.
Klar würd ich mich im ersten Moment wahrscheinlich auch aufregen, wenn mir jemand so was vorwirft und ich weiss genau, da is nix. Nur, denk doch bitte mal nur einen kleinen Moment an die armen Würmchen, die tatsächlich vernachlässigt werden und es so rausgefunden wird. Ich finde, dafür kann man sich auch als gute Eltern ein paar unangenehme Fragen gefallen lassen! Oder sind dir fremde Kinder sowas von Scheissegal? In dem Fall solltest du mal ganz dringend an deiner Einstellung arbeiten!

In der Familie meines Mannes ist grad vor kurzem Missbrauch der übelsten Sorte an den (mittlerweile erwachsenen) Kindern rausgekommen. Das war für uns alle ein Schock. Und jetzt im nachhinein wurde so manche „komische Situation“ plötzlich klar. Hätte dort eine neutrale Person mal genauer hingeschaut und nachgehakt, dann wäre diesen Kindern vielleicht viel erspart geblieben. Bei diesen Kindern gab es null sichtbare Verletzungen, kaum „Anzeichen“, allenfalls eben ein „irgendwie ein bisschen ein komisches Gefühl“ aber nicht genug, dass irgendjemand in der Familie drauf gekommen wäre. Aber der Missbrauch war trotzdem so schlimm, dass man sich in seinen kühnsten Träumen kaum vorstellen kann, dass Eltern fähig sind, sowas mit (den eigenen!) Kindern zu machen!!! Nur so als Denkanstoss.
Übrigens halten sich die Eltern bis zum heutigen Tag für fantastisch gute Eltern und verstehen nicht, wie man da jetzt so drauf rumhaken kann...

Äh du findest z. Bsp. die Lehrer sollten schaun, aber einen Satz später findest die Schulpflege das hinterletzte wegen der Bergtourgeschichte (find ich auch lächerlich, da kann ich dich verstehen). Also was denn nun? Solln die Lehrer schaun oder nicht schaun? Nach deinem Erfahrungsschatz sind Lehrer doch auch nicht besser als Nachbarn, warum sollten die dann was erkennen können oder unterscheiden können? Oder hab ich deine Lehreraussage falsch verstanden?