Mindestlohn-Initiative

GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Unser jüngerer Sohn besucht bekanntlich eine Sonderschule. Vor knapp 2 Monaten fand eine Infoveranstaltung zum Thema Berufsbildung statt. Anwesend war auch jemand von der IV. Es wurde viel erzählt und angepriesen. Am Schluss veröffentlichten sie eine Statistik, wieviele Schüler was machen nach der Schule. Ein kleiner Teil beendet die Schule ohne etwas, also weder noch eine Schule, noch irgendeine Arbeitsstelle. Erstaunlich viele machen entweder ein PRA=Praktikum und etwa gleich viel ein EBA=2 jährige Ausbildung, ein ebenfalls kleiner Teil macht ein EFZ=3 oder 4 jährige Lehre. Es hiess, die IV unterstütze diese Jugendliche ebenfalls. Dabei wird jedoch vorwiegend darauf geachtet, dass eine Ausbildung gefunden wird, wo der Jugendliche später möglichst wenig auf finanzielle Unterstützung seitens IV geshaut wird, dafür weniger, was der Jugendliche möchte.

Ich fand dies sehr erstaunlich, denn die meisten Schüler in dieser Schule haben ein (körperliches) Handycap und sind von den schulischen Leistungen her nicht wirklich beeinträchtigt.

In diesem Punkt frage ich mich, wie die Mindestlohn-Initiative bei Lehrlingen und Praktikas gehandhabt wird. Wieviel (mehr) verdient später einer, der z.B. eine 4-jährige Lehre machte, als der, der eine 2jährige Lehre absolvierte?

Vor einiger Zeit traf ich einen Bekannten. Wir unterhielten uns über unsere Kinder. Der Mann erzählte, er hätte damals Maurer gelernt, wäre jedoch zu faul (seine Worte) gewesen, weiter zu machen. Rückblickend hätte er lieber gleich die Polierschule und allenfalls gar den Vorarbeiter gemacht. Dieser Mann arbeitet seit 20 Jahren in seinem Beruf. Während seinen (Zwangs-)Ferien wegen zuwenig Arbeit im Winter, stellte der Arbeitgeber einen jungen Arbeiter ein, der den Polier machte. Dieser verdiene über 1'000 Fr. mehr als der Ältere.

Universum
Dabei seit: 13.05.2013
Beiträge: 1515
@lirumlarum: ich habe Vorgängig einige Argumente gegen diese Initiative angebracht.
Mein letztes Statement war lediglich die Einschätzung auf taraxacum's Frage.


Versprich nichts, wenn Du glücklich bist.
Antworte nicht, wenn Du wütend bist
und triff keine Entscheidungen wenn Du traurig bist.

Autor unbekannt.
lirumlarum122
Dabei seit: 18.09.2013
Beiträge: 184
@Universum: Du lehnst die Initiative ab, weil:
- die Baubranche sich eh nicht an den GAV hält, wie die Baustellenkontrollen beweisen
- weil in der Migros die Lebensmittel teurer würden wegen der vielen überbezahlten Gestellauffüllerinnen
- weil du annimmst, dass die Ausnahmen bei den Falschen gemacht würden
- weil der Preis für deinen Haarschnitt bereits um 5% gestiegen ist und dir dein Haarschnitt nicht noch mehr wert ist
- weil man ev. die Tagesmütter subventionieren müsste
- weil es immer jemand geben wird, der den Mindestlohn umgehen kann
- weil es eine linke Vorlage ist und links ist generell suspekt

Paranoia?
Universum
Dabei seit: 13.05.2013
Beiträge: 1515
Du interpretierst jetzt aber ein wenig sehr viel in meine Aussagen rein, lirumlarum. Habe ich geschrieben, dass mir mein Haarschnitt auch weiterhin nicht mehr wert wäre?
Und dann hast du halt so einiges ausgelassen, was ich auch noch geschrieben habe: Sehr viele Branchen haben bereits sehr gute GAV's mit den Sozialpartnern ausgehandelt. Und genau so muss es sein. Und nicht einfach generell Verordnen lassen.
Und dass es nicht sein kann, dass z.b. jemand, der eine vierjährige, anspruchsvolle Ausbildung gemacht hat mit einem Anfangslohn (!) von 4100.- startet- dem gegenüber ein 16jähriger nach der Schule steht der zu faul ist eine Ausbildung zu machen weil er für Hilfsarbeiterjobs ja auch 4000.- bekommt.
Und weil unser Land durch EINSATZ zum ERFOLG gekommen ist und das auch weiterhin so sein wird.

Aber du kannst ja auch weiterhin gegen irgendwelche "Lölichefs mit ihren bünzligen Hausfrauen" schnöden, wenn es dir gut tut....

Ich für meinen Teil habe meine Meinung gebildet und ich weiss, dass diese Initiative eh abgelehnt wird. Wie damals die sechs Wochen Ferien....Das Volk ist eben doch nicht so dumm und weiss was Erfolg bringt.

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Autor unbekannt.
KlaraM
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
"Universum" schrieb:

Und weil unser Land durch EINSATZ zum ERFOLG gekommen ist und das auch weiterhin so sein wird.


*like*

Wichtig ist, dass die Jugendlichen das wissen, sich anstrengen und einen Beruf erlernen. Deshalb bin ich dafür, dass unsere Gesellschaft dafür sorgen muss, dass ausgebildete Berufsleute mit 3 oder mehr Berufsjahren (Lehrjahre nicht gezählt) min. 4'000 Fr. verdienen (x12). Der Markt sollte das aber regeln. Nicht nur der Arbeitsmarkt, wir können auch als Konsumenten eingreifen. Einfach die Firmen meiden, die ihre Angestellten ausnehmen.
fisi
Dabei seit: 05.04.2007
Beiträge: 4066
"Universum" schrieb:

Und weil unser Land durch EINSATZ zum ERFOLG gekommen ist und das auch weiterhin so sein wird.

Daran zweifle ich nicht - ABER es war nicht nur "unser" Einsatz, sondern auch derjenige der schlechtbezahlten Gastarbeiter, der schlecht bezahlten Mitarbeiter der Zulieferer aus dem Ausland, der schlecht bezahlten Produzenten im Ausland, ...



Der Vorteil der Klugheit besteht darin, daß man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.
fisi
Dabei seit: 05.04.2007
Beiträge: 4066
Zudem geht es bei der betroffenen Schicht lange nicht nur um die Jugendlichen, Schulabgänger usw., sondern auch und in grosser Zahl um Teilzeitangestellte, die auf ihrem erlernten Beruf keinen Job finden, oder um Stellen die nur in Teilzeit angeboten werden:
- Verkäuferin an der Tanke
- Kioskverkäuferin
- Reinigungskraft
- Servicangestellte
- ...

Der Vorteil der Klugheit besteht darin, daß man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.
Universum
Dabei seit: 13.05.2013
Beiträge: 1515
Und ich behaupte jetzt mal einfach, dass es auch eine Win-Win Situation war. Wenn in den Herkunftsländern so rosigere Bedingungen geherrscht hätten, wären sie wohl kaum in die Schweiz gekommen. Zudem war dazumal die Geburtsstunde der Gewerkschaften und seither konnte so Einiges verbessert werden.

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 22.04.2014 um 20:17.]

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Autor unbekannt.
fisi
Dabei seit: 05.04.2007
Beiträge: 4066
Man kann es sich auch schönreden.
http://www.swissinfo.ch/ger/wirtschaft/Die_Auferstehung_des_Saisonnier-Statuts.html?cid=37748944



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GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Möchte einfach noch etwas anderes aufzeigen:
Bei uns in der Gegend hat der Volg täglich von 6-21 h offen, Mo-Fr. Nun gibt es Leute, die finden es eine Zumutung, dass so spät abends das Verkaufspersonal noch arbeiten muss. Zufällig kenne ich gleich 2 Frauen, Mütter, die dort jeweils am Abend arbeiten. Sie beginnen um 16 Uhr und arbeiten bis 21 Uhr. Das sei ideal, so können sie tagsüber die Kinder (selber) betreuen und brauchen auch keine KiTa. Als die Kinder noch klein waren, hatten sie eine Nachbarin, die für ca. 1 h auf die Kinder aufpasste, bis der Mann nach Hause kommt.

Auch Teilzeitstellen können eine Bereicherung sein, gerade für Familien, wo beide (Teilzeit) arbeiten. Kenne sehr viele Mütter, die teilzeit im Pflegeberuf arbeiten.