Mindestlohninitiative

KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
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"nanny72" schrieb:

und wenn firmen angestellte haben, denen sie einen (Teilweise mehrfach) 6stelligen Monatslohn bezahlen kann, dann sollte es auch möglich sein, den schlechtbezahltezten Mitarbeiter einen Mindestlohn von 4000.- zu bezahlen


Monatslöhne im 6-stelligen Bereich werden ja nicht allzu häufig ausbezahlt und IdR betrifft das nicht die Branchen mit Niedriglöhnen.
fraulein
Dabei seit: 26.10.2003
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@nanny72
Es geht darum, wie ein Mindestlohn finanziert werden soll.

Nur weil es ein paar Handvoll Menschen gibt, die evtl. monatlich 100'000 verdienen (in welcher Branche und Funktion wäre das dann?), heisst das doch nicht, dass mit etwas weniger Lohn dort x Prozent der restlichen Bevölkerung finanziert werden kann.

Umgekehrt könnte ich auch fragen: wieviel von deinem monatlichen Einkommen gibst du weg, damit ein anderer ein höheres Einkommen erzielt?

Partner, 4 Kinder mit teilweise Schwiegerkindern, aktuell 2 Enkel :-)
Stricken, Lesen und immer wieder an meinem Lieblingsplatz sitzen und den Bäumen zuhören.
nela65
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Beiträge: 716
Die 4'000 sind aber inkl. 13., macht also knapp 3700 pro Monat. Und dies sollte doch eigentlich realisierbar sein, zumindest mit einer guten Ausbildung.

Es gibt nur wenige Branchen, die ausgebildeten Mitarbeitern diesen Mindestlohn nicht auszahlen. Und auch bei den Handwerkern merken sie langsam, dass gute und motivierte Mitarbeiter nicht mit einem Hungerlohn zu ködern sind.

Aber, das heisst auch, dass wir selber bereit sein müssen, für Dienstleistungen einen gerechten Preis zu zahlen und nicht für jeden Hennenschiss ins benachbarte Ausland rennen.

KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
"nela65" schrieb:


Aber, das heisst auch, dass wir selber bereit sein müssen, für Dienstleistungen einen gerechten Preis zu zahlen und nicht für jeden Hennenschiss ins benachbarte Ausland rennen.




*daumenhoch*

Oder wir akzeptieren, dass der Markt spielt. Für einen Mehrwert zahlen wir auch gerne den Mehrpreis, für die gleichwertige Leistung aber nicht. Dann gilt das aber auch für den Arbeitsmarkt, nicht nur für die Konsumenten.
mauserl
Dabei seit: 20.07.2008
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"KlaraM" schrieb:

Ich war gestern im Dolder essen. War sehr fein, übrigens. Was der Kellner da drauf hat - echt beeindruckend. Kein Vergleich mit der Aushilfe im Bären in Hinterlupfigen. Aber da braucht es doch kein Gesetz, um diesen Unterschied zu beLOHNen.


meiner erfahrung nach sind es genau die schuppen welche kaum zahlen und ganze "sippen" aus zb portugal holen. (war in meinem 1. Lb so)

warum sollte ich als aushilfe keinen anständigen lohn bekommen wenn ich doch eine ausbildung als kocu UND servicefachangestellte habe? Nur weil ich nicht 100% arbeite heisst das ja nicht dass ich nicht gut bin!

du bist nicht allein
mauserl
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Beiträge: 1186
"nanny72" schrieb:

fraulein
beim mindestlohn geht es aber doch genau darum, das sich eine person, ein eigenes leben leisten kann und nicht in einer wg (bei den Eltern) leben muss oder vom staat unterstützt werden muss, trotz 100% anstellung.
und wenn firmen angestellte haben, denen sie einen (Teilweise mehrfach) 6stelligen Monatslohn bezahlen kann, dann sollte es auch möglich sein, den schlechtbezahltezten Mitarbeiter einen Mindestlohn von 4000.- zu bezahlen


ich wage zu zweifeln dass das nur dadurch möglich ist denn genau wie die andern vor mir anmerkten wird das wohl mit höheren preisen finanziert werden. Somit werden die allgem. Lebenskosten steigen und evt müssen danach auch noch mehr leute zum soz die sich jetzt grad so durch bringen....

du bist nicht allein
lirumlarum122
Dabei seit: 18.09.2013
Beiträge: 184
Irgendwie schaut jeder nur in sein eigenes Gärtchen, dabei wäre das die Chance, wirklich etwas zu verändern.

Beispiel: Soll jemand, der nicht klug genug für eine Lehre ist, sich aber gewaltig anstrengt und eine Attestlehre schafft nach mehreren Jahren und mit 2 Kindern immer noch mit 3800 brutto bzw. 3300 netto bei 100% abgespiesen werden dürfen?

Wollen wir weiterhin die Billiglohnbereiche mit Almosen wie KK-Prämienverbilligung subventionieren?

Warum sind jeweils genau die gegen Veränderungen, die selber betroffen waren oder jemand in der Familie haben, der betroffen ist?
KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
"mauserl" schrieb:

meiner erfahrung nach sind es genau die schuppen welche kaum zahlen und ganze "sippen" aus zb portugal holen. (war in meinem 1. Lb so)

warum sollte ich als aushilfe keinen anständigen lohn bekommen wenn ich doch eine ausbildung als kocu UND servicefachangestellte habe? Nur weil ich nicht 100% arbeite heisst das ja nicht dass ich nicht gut bin!


Ich kenne jemanden, der mehrere Jahre als Sommelier in einem vergleichbaren Restaurant tätig war. Er hat a) ok verdient und b) wahnsinnig viel Trinkgeld gemacht. Was der Kellner im Dolder bot, das kann eben die ungelernte Kraft nicht. Der kannte sich mit allem aus, konnte zu allem kompetent Auskunft geben. Und da gab es SEHR viel zu erläutern. Wirklich Hammer. Und am Schluss als Gast macht es eben nicht nur das Essen auch, sondern auch die Bedienung. Also wird der Wirt schlau genug sein und das ausgebildete und leistungsfähige Personal besser bezahlen als irgendwelche Springer. Ist ja auch richtig so. Und ja, der Kellner war noch jung, verdient also vielleicht keine 4'000 Fr., aber der macht locker 100 - 200 Fr. Trinkgeld pro Tag, an sehr guten Tagen sicher mehr. Man darf also nachrechnen.

Witzig finde ich ja, dass ich mich an alles erinnern kann, ausser ob der Kellner Deutscher war oder nicht. Das habe ich mich erst gestern gefragt bei der Diskussion hier ("billige Arbeitskräfte..."icon_wink.gif. Ich kann mich schlicht nicht erinnern. Es ist auch so vollkommen irrelevant, ob Aargauer, Zürcher oder Konstanzer, ob Grenzgänger oder Zuwanderer, und interessiert mich als Gast nicht die Bohne, Hauptsache der Service stimmt. Dafür bin ich bereit, einen Mehrpreis zu zahlen, der hoffentlich auch dem Arbeitnehmer zu Gute kommt. Aber einen Mehrpreis für seine Staatszugehörigkeit zu zahlen, nein, dazu bin ich nicht bereit. Wüsste nicht warum.

Und natürlich ist mir auch egal, was für eine Ausbildung er gemacht hat. Es geht um seine Leistung, die belohnt wird, und die wird hoffentlich durch die Ausbildung spürbar besser sein. Wenn nicht, müsste man die Ausbildung hinterfragen. Deshalb verstehe ich nicht, warum alle Panik haben vor "billigen schlecht ausgebildeten" Konkurrenten aus dem Ausland. Wird ja hoffentlich ein Unterschied festzustellen sein in der Arbeit, also wird der AG diesen Unterschied auch machen. Lohn- wie aufgabenmässig.

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 27.03.2014 um 07:40.]
KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
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"lirumlarum122" schrieb:


Beispiel: Soll jemand, der nicht klug genug für eine Lehre ist, sich aber gewaltig anstrengt und eine Attestlehre schafft nach mehreren Jahren und mit 2 Kindern immer noch mit 3800 brutto bzw. 3300 netto bei 100% abgespiesen werden dürfen?



Was hat die Anzahl Kinder mit dem Lohn zu tun? Der AG bezahlt die Arbeit, nicht das Privatleben.


Lösungen suchen ja, aber der allgemeine Mindestlohn ist in meinen Augen nicht die richtige.
nanny72
Dabei seit: 21.05.2006
Beiträge: 991
fraulein
du findest es also richtig, das jemand, der einen 100% Job hat, noch vom Sozialamt Geld braucht, nur weil sein arbeitsgeber ihm keinen anständigen lohn zahlen will?