Patchwork Familie: Wie sehr darf sich ein Partner engagieren?

Sinalco
Dabei seit: 23.04.2003
Beiträge: 1255
Familien- / Paartherapie !

You don't get always what you want - you get what you need!
Prager
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 26.04.2012
Beiträge: 3
Danke euch allen für eure Beiträge.

@Pluto: ich bin nicht so der Auf-den-Tisch-klopfen-Typ. Ich habe es eher mit 2. versucht, mit dem Ergebnis, dass ich jetzt fast bei 3. stehe...

@Miss Maple: Ich weiss noch nicht mal, ob es hier um Kritikfähigkeit geht. Ich kritisiere eigentlich gar nicht so viel, ich bin einfach manchmal einer anderen Meinung und sage es. Ich habe aber bemerkt, dass meine Frau meine Aussagen persönlich und als gegen sie gerichtet empfindet, obwohl das gar nicht der Fall ist.

@Alexa: Dein letzter Satz ist auch unser Ziel, und in meinen Augen klappt das auch. Die Tochter meiner Frau hat nach dem Ortswechsel eine Wahnsinnsentwicklung gemacht, bringt statt wie vorher 2er und 3er nur noch 5er und 6er heim, kommt mich um Uffzigihilfe fragen, und auch wenn sie manchmal die Zicke rauslässt, können wir es sehr schnell aus der Welt schaffen. Auch mit dem Buben habe ich an sich einen guten Draht – immer dann, wenn ich keine Leistung von ihm verlange bzw. ihn mit dem Thema Schule in Ruhe lasse. Ich habe zwar anfangs die Meinung vertreten, er könnte daheim mehr helfen, habe jedoch (auch wenn es mir schwer fiel, zugegeben) den Standpunkt meiner Frau akzeptiert, dass das, was er macht, nämlich auf Anfrage helfen, genug ist. Nur jetzt, wegen dem Thema Schule, eskaliert das ganze irgendwie.

@Lisi69: Das ist das komische daran: wir haben an sich die gleichen Werte! Wir wissen, was die Kinder sollen und nicht sollen, und wir vertrauen darauf, dass sie ihren eigenen Weg finden werden. Nur in der Durchsetzung dieser Ziele sind wir einfach komplett verschieden. Meine Frau ist komplett gegen jeglichen Druck und sieht ihn auch dort, wo ich als "klare Regelung" bzw. "Zielvorgabe" verstehe.

@Alexa3: danke für den laaangen Text. icon_wink.gif Das, was Du über Dich schreibst, könnte von meine Partnerin stammen. Auch sie hat mir geschildert, dass sie in ihrer langjährigen Ehe „allein“ war, Verantwortung getragen und Entscheidungen getroffen hat. Nun ist es ja nicht so, dass ich ihr diese Rolle abnehmen kann und will! Ich habe tw. haargenau die gleichen Worte benutzt die Du benutzt, dass ich meinen Beitrag nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung, als andere Sicht der Dinge sehe, sicherlich auch als einen anderen Stil. Ihre Kinder haben in ihr ein tolles, liebevolles Mami, ich hingegen bringe (nicht nur, aber auch) die „klare Ansage“, die IMHO auch nicht fehlen darf. Nur, sie empfindet dies als Druck, Dominanz, Entmündigung...

@Zoe007: Du kennst meine Frau nicht, die kocht immer super! icon_wink.gif Und ja, in vielem, was ich sage, möchte ich ihr eigentlich eine Liebeserklärung machen. Sie steht zZt auf vielen Gebieten in ihrem Leben unter einem immensen Druck, hat einige "Baustellen offen", von einigen habe ich gewusst, bevor wir zusammengezogen sind, einige sind dazu gekommen. Ich versuche sie zu unterstützen wo ich kann. Nur, da liegst Du richtig: genau das sagt meine Partnerin auch, dass sie meine Wortwahl verletzt. Nun sollte ich vielleicht einfügen: Deutsch ist nicht meine Muttersprache, ich kam erst mit 14 Jahren in die Schweiz. Daher komme ich beim Sprechen wohl tw. ziemlich schroff rüber, obwohl ich es nicht so meine. Und, wie gesagt, wir haben bereits festgestellt, dass wir komplett unterschiedlich kommunizieren. Meine Frau verpackt viele Botschaften in einen Scherz, oder eine Frage, und so motiviert sie auch ihren Sohn, ohne Druck, mit Humor. Ich bin eher der Typ Carrott & Stick.

@Sinalco: Ja, das ist nun wirklich die einzige Möglichkeit, die ich noch sehe.

Danke euch allen.
alexa3
Dabei seit: 12.05.2008
Beiträge: 97
Ich wünsche dir alles Gute! icon_smile.gif
Gelöschter Benutzer
@prager: kennt ihr das kommunikationsmodel nach schulz von thun? das wäre etwas für deine frau und dich. dann klappt es auch mit dem hören auf dem richtigen ohricon_smile.gif
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
Das Problem mit dem Buben sceint mir das dringendste. Ich glaube, wenn Du da einen guten Weg findest, wird die Situation auch sonst entspannter. Also mir scheint, dass Du etwas zuviel Verantwortung für das Gelingen des Projektes Kind übernehmen willst. Du meinst, mit den richtigen Massnahmen wird sich die Faulheit des pubertierenden Jungen verflüchtigen, er wird Vernuft annehmen und endlich fleissig arbeiten. Tschuldigung, so läuft das in der Pubertät nicht (oder selten). Es kann nicht funktionieren. Es würde bedeuten, dass der Junge seinen eigenen Weg nicht findet, sondern Deinen (bzw. Euren) übernimmt und somit eigentlich Kind bleibt. Er muss aber erwachsen werden, und zwar selber. Dazu kannst Du keinen Halbwüchsigen zwingen. Einige brauchen Jahre dazu (hm, viele). Und weil Du so betonst, dass Du dieses Problem für ihn lösen möchtest, ist das natürlich auch Kritik an Deiner Partnerin, die es eben nicht schafft. Ich sage Dir eins, Du wirst es auch nicht schaffen mit Deiner jetztigen Methode. Sie spürt das und wirkt Dir daher heimlich entgegen (durch Inkonsequenz etc).
Also was sollst Du tun? Nichts. Du hast Deine Hilfe angeboten, das kannst Du ab und zu eher unauffällig weiterhin tun. Du bist da, wenn jemand jemanden zu Reden braucht. Du hältsts die Situation aus, ohne am Kind zu zweifeln, denn Du weisst, dass er schlussendlich (selber!) den Rank finden wird (vielleicht erst in ein paar Jahren). Du lebst vor, wie man Konflikte austragen kann (mit sehr behutsamen direktem Ansprechen von Problemen... mit Betonung auf behutsam und einfühlsam!). Du lebst vor, dass sich ein Mensch ändern kann... Du übernimmst Verantwortung für Deinen Teil des Familiengefüges (dh. Du suchst weiterhin den guten DRaht zum Jungen und lässt das Thema Schule einfach weg). Für alles brauchst Du keine Verantwortung zu übernehmen, denn Du bist kein Uebermensch.
pluto
Dabei seit: 23.10.2002
Beiträge: 2313
@Prager mit auf den Tisch klopfen meine ich vor allem, dass du ihr klar machst, dass sie sich bewegen muss. Bei vielen Problemen liegt die Lösung in einem Kompromiss, welcher man aushandeln kann und jeder ein bisschen von seiner Position abrückt um sich in der Mitte zu finden. Einige Dinge sind aber so weit von jeglicher Norm entfernt, dass klar ist wer sich bewegen muss.
Zum Beispiel gibt es auch keinen Kompromiss, wenn er sie schlägt wie etwa er schlägt weniger fest und sie lernt etwas weniger schmerzempfindlich zu sein. Dein Fall ist zwar weniger augenfällig wie mein Beispiel, aber in vielen Punkten genauso ein absolutes NoGo bei denen es keine Kompromisse gibt. Dein bis jetzt gefundener Kompromiss scheint ja zu 100% auf deine Last zu gehen und kommt Punkt 2 gleich, was auf lange Zeit offensichtlich nicht funktioniert, daher musst du über Punkt 1 gehen und ihr klar machen, dass auch sie sich bewegen muss oder du hast wirklich nur noch die 3. Möglichkeit.
Mütter sind von Natur aus Glucken und auch als Mann und Vater in einer nicht-Patchwork Familie muss man seine Position oftmals verteidigen um nicht automatisch Schritt für Schritt ins abseits gedrängt zu werden und auf die klassische Rollenverteilung reduziert werden, Stiefväter haben es zusätzlich einfach noch schwerer, weil ihnen dafür scheinbar auch noch die Legitimation in Frage gestellt wird.

Der denkende Mensch ändert seine Meinung. (F.N.)
sensefrau
Dabei seit: 02.10.2009
Beiträge: 723
Ich schliesse mich pluto an.

Prager, ich finde es toll, dass Du Dir hier externe Hilfe holst. Ich denke, solange die Liebe stark genug ist, wirst Du dies alles weiterhin mitmachen. Ich bin mir ganz ehrlich nicht sicher, ob eine Familientherapie für Euch das Richtige ist. Das Zauberwort heisst: REDEN REDEN REDEN. Ich befürchte jedoch, dass Deine Partnerin nicht mit sich reden lässt.
Ich selbst habe 4 Kids aus erster Ehe. Mein Partner wohnt mehrheitlich bei uns, hat jedoch auch noch zwei eigene Kids. Wir wohnen jedoch bewusst noch nicht offiziell zusammen. Wir sind immer noch in der Uebungsphase, wie ich dies nenne. Diese dauert nun schon seit 2 Jahren.
Ganz wichtig finde ich, dass Du die Kinder auch miterziehen darfst. Aber ganz ehrlich, da ertappe auch ich mich immer wieder, dass ich meine eigenen Kinder wie eine Löwin verteidige.
Dory
Dabei seit: 13.03.2012
Beiträge: 6
Definiert doch mal miterziehen ? Heisst das, Partner darf Kind Schuldgefühle machen 'wegen Dir ist Mutter am Anschlag' ?
Muss eine Mutter ihre Ideale und ihre Bedürfnis, die Kinder nach ihrem besten Wissen und Gewissen zu erziehen, über Bord werfen, 'nur' weil dann sich jemand zurückgesetzt fühlt und 'keine Verantwortung' tragen darf?
Ihr sagt 'reden, reden, reden'. Könnt ihr Euch vorstellen, dass der Worte manchmal einfach genug sind? Dass man sich verschliesst, vor jedem noch so guten Rat, weil er nicht mehr als solches erkennbar ist, bei all den vielen Worten, die schon gefallen sind?
Findet die Erziehung der Kinder nur im Bereich 'Schule' statt? Oder gibt es noch mehr, dass es zu vermitteln gibt (Werte, Anstand, Denkweisen)?
Ich finde den Text von 'Kaye' gut. Teenager kann man nicht einfach umprogrammieren und ihnen Willen aufzwingen. Für alles, was man erreichen will betreffend dem Kind, braucht es die Mitarbeit des Kindes dazu. Ohne geht es nicht.
Barcley
Dabei seit: 01.09.2002
Beiträge: 606
Familien sind immer komplexe Systeme, wenn sie zuzsammen gewürfelt werden, kommt eine Komponente dazu. Reden ist gut, kann aber auch in Sackgassen fühlen, weil Aussagen verschieden gemeint, gesagt und verstanden werden können. Wichtig ist doch, dass am Schluss alle auf ihre Kosten kommen, sich ernst genommen fühlen und ds Zusammenleben funktioniert. Meine frühere Ärztin hatte dafür ein gutes System, welches mir einleuchtete: sie halten jeden Freitag Abend Familienkonferenz: jeder sagt, was die Woche gut war, was ihm fehlte, was er gerne anders hätte. Jeder spricht sich aus - danach geht man gemeinsam drann, zu sehen, was möglich ist, wer was dazu beitragen kann. Mich hat das überzeugt, aber es erfordert klar die Bereitschaft von allen.

Es ist für beide nicht leicht: die Mutter war gewohnt, alles alleine zu machen, der Partner war noch nie in der Situation, will helfen. Dieses Helfenwollen kommt bei ihr an, als ob er denke, sie hätte nur drauf gewartet, dass er hilft, als ob er ihr das nicht zutraut. Dabei hat sie es bislang gemacht - vielleicht war es anstrengend, weswegen er denkt, eine gute Tat zu tun - was sie als Entmündigung und Anknlage wertet. Vielleicht kannst du ihr deine Bereitschaft, da zu sein signalisieren, sie fragen, was SIE von dir wünscht. Kinder wirst du - wie Kaya schon sagte - nicht mit Druck zu Musterschülern erziehen. Das muss auch von ihnen gewollt sein. Vielleicht wäre es wirklich sinnvoller, Wünsche auszusprechen und darauf zu reagieren und nicht Lösungsmodelle überzustülpen. Und so eine Annäherung zu finden und eine Entspannung.

Never argue with an idiot - They drag you down to their level then beat you with experience
waldchutz
Dabei seit: 10.04.2008
Beiträge: 211
Sehr interessant Eure Beiträge. Ich bin nun gerade vor einem Monat aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen. Weil es einfach nicht mehr ging.

Ich bin Mutter von zwei Jungs wohnte (drei Jahre) zusammen mit meinem Freund der ebenfalls zwei Jungs hat (über Wochenende und Ferien).

Sagt er etwas gegen meine Kids (6 u. 9) bin ich schwer betroffen und umgekehrt. Er sagte mir immer, er dürfe meine Kids nicht erziehen, er würde viel härter durchgreifen usw. Ich sehe Sachen bei seinen Kids die ich nicht akzeptable finde. So drehen wir uns immer im Kreis. Bis ich aufgegeben habe, dass heisst, zu seinen Kids (13 u. 15) halte ich mich raus, dann sollen sie doch 12 Stunden am Tag vor dem Fernseher und ihren Games hocken. Jedoch bekomme ich ein Problem, wenn dann meine dies ebenfalls einfordern. Auch wurden von meinen Jungs Aufgaben (z.b. Fussballsachen wegräumen nach dem Training) verlangt, die aber bei seinem Jüngeren nicht eingefordert wurden. Da liegt die Tasche von Freitag abend bis Sonntag, wo er wieder nach Hause geht, im Eingangsbereich, wenn ich ihn darauf angesprochen habe, bekam ich die Antwort: nun er ist 13 er muss dann mit stinkenden Sachen wieder auf den Fussballplatz. Meiner neunjähriger musste aber die Tasche in den Keller bringen, seine Sachen aufhängen, vorher gab es gar nichts. So das ist nur ein Beispiel.
Schlussendlich wurde aus Überforderung meines Freundes noch Gewalt eingeführt, was ich überhaupt nicht akzeptieren konnte. Nun meine Kids könne man nur mit Schlägen erziehen. Der Grund weshalb ich auszog. Die Beziehung haben wir nun auch beendet, obwohl das nicht vorgesehen war.

Patchwork ist eine riesen Herausforderung, wobei es nur zum scheitern verurteilt ist. Sorry. Es gibt vielleicht ganz wenige Ausnahmen. Es kommen zwei Ethniken aufeinander und jeder verteidigt sein Revier. Und den Partner zu finden, den man möchte und auch noch in alle Konzepte von Erziehung über Wohnen und Partnerschaft passt. Weiss nicht ob dies möglich ist. Ich lass mich überraschen was die Zukunft bringt.

Ich habe aufgegeben. So traurig wies tönt.

Was soll ich dir für ein Tip geben. Ja Reden Reden Reden, und wenn es nichts nützt, dann den gleichen Schritt machen wie ich. So hart es ist.

Wünsche allen viele gute Gespräche, Einsichten, Entgegenkommen, Akzeptieren, Geben und Nehmen.

wer nicht wagt, gewinnt nichts