Das ist nichts neues, ich erlebte das vor rund 40 Jahren in meiner Kindergartenzeit. Das Umfeld war damals noch etwas anders, wir waren z. B. 45 Kinder, wovon mehr als die Hälfte nicht deutschsprachig (ja, auch das gab es damals schon!) und nur eine einzige Kindergärtlerin. Das hat die Ausgangssituation sicher erschwert.
Alles Spielzeug wurde weggeschlossen. Wer etwas haben wollte, musste es selber basteln. Das hiess im Klartext, die grossen Jungs holten sich Knüppel und Äste aus dem nahen Wald, rotteten sich zu Gruppen zusammen und zogen wie marodierende Räuberbanden durch den Kiga. Wer bei drei nicht auf dem Baum war, wurde auf der Stelle verprügelt. Wer neutral war, verriet den "Räubern", wo sich die andern versteckt hielten, wurden dafür nur geplagt, aber nicht gehauen. Unsere Rollenspiele hiessen denn auch dementsprechend "Fangis" "Verröterlis" und "Erpresserlis".
Manche hier im Forum kennen mich ja und wissen, dass für mich Rückzugsmöglichkeiten enorm wichtig sind. Für mich war es eine Tortur, nirgends still etwas für mich machen zu können und mich immer auf die andern konzentrieren zu müssen. Schlussendlich schloss ich mich jeden Tag im Klo ein und kam erst wieder heraus, wenn wir heimgehen durften.
Nach Tagen (!) und mehreren blutigen Verletzungen bei diversen Kindern gab die Kindergärtlerin dann den Tarif durch, es durfte nicht mehr gehauen werden im Kiga. Die "Räuber" mussten sich alle daran halten, worauf sie ihre "Tätikeiten" einfach auf den Schulweg verlegten. Für sie war das ganze nicht ein Experiment, sondern ein Freipass für Gewalttätikeiten. Auch als die Spielsachen wieder eingeführt wurden, blieb unser Weg in den Kiga sehr gefährlich. Es nützte auch nichts, wenn wir das den Eltern sagten. Ich bin vor 1970 geboren, das wurde damals noch anders gehandhabt. Helden und so...
Ob ich eine schöne Kindergartejzeit erlebt habe? Ich weiss nicht so recht, aber in Gedanken nenne ich schon ab und zu "Kinderguantanamo".