Projekt: spielzeugfreier Kindergarten

*paxxie*
Dabei seit: 29.06.2010
Beiträge: 1478
@Globi
ach du mit deinen Vorurteilen wieder icon_frown.gif
wülchli
Dabei seit: 18.12.2010
Beiträge: 1047
Habe jetzt keine anderen Beiträge gelesen und berichte dir, wie es bei uns war. Das wurde mal in der Krippe eine ganze Woche lang so gemacht und später dann im Kindsgi auch. Die Kinder haben auch spielelos trotzdem eine sehr lässige und eindrückliche Zeit erlebt. Und der positive Nebeneffekt.... sie haben die Spielsachen wieder schätzen gelernt.

Sprachkürze gibt Denkweite
Platibus
Dabei seit: 08.10.2005
Beiträge: 239
Das ist nichts neues, ich erlebte das vor rund 40 Jahren in meiner Kindergartenzeit. Das Umfeld war damals noch etwas anders, wir waren z. B. 45 Kinder, wovon mehr als die Hälfte nicht deutschsprachig (ja, auch das gab es damals schon!) und nur eine einzige Kindergärtlerin. Das hat die Ausgangssituation sicher erschwert.

Alles Spielzeug wurde weggeschlossen. Wer etwas haben wollte, musste es selber basteln. Das hiess im Klartext, die grossen Jungs holten sich Knüppel und Äste aus dem nahen Wald, rotteten sich zu Gruppen zusammen und zogen wie marodierende Räuberbanden durch den Kiga. Wer bei drei nicht auf dem Baum war, wurde auf der Stelle verprügelt. Wer neutral war, verriet den "Räubern", wo sich die andern versteckt hielten, wurden dafür nur geplagt, aber nicht gehauen. Unsere Rollenspiele hiessen denn auch dementsprechend "Fangis" "Verröterlis" und "Erpresserlis".

Manche hier im Forum kennen mich ja und wissen, dass für mich Rückzugsmöglichkeiten enorm wichtig sind. Für mich war es eine Tortur, nirgends still etwas für mich machen zu können und mich immer auf die andern konzentrieren zu müssen. Schlussendlich schloss ich mich jeden Tag im Klo ein und kam erst wieder heraus, wenn wir heimgehen durften.

Nach Tagen (!) und mehreren blutigen Verletzungen bei diversen Kindern gab die Kindergärtlerin dann den Tarif durch, es durfte nicht mehr gehauen werden im Kiga. Die "Räuber" mussten sich alle daran halten, worauf sie ihre "Tätikeiten" einfach auf den Schulweg verlegten. Für sie war das ganze nicht ein Experiment, sondern ein Freipass für Gewalttätikeiten. Auch als die Spielsachen wieder eingeführt wurden, blieb unser Weg in den Kiga sehr gefährlich. Es nützte auch nichts, wenn wir das den Eltern sagten. Ich bin vor 1970 geboren, das wurde damals noch anders gehandhabt. Helden und so...

Ob ich eine schöne Kindergartejzeit erlebt habe? Ich weiss nicht so recht, aber in Gedanken nenne ich schon ab und zu "Kinderguantanamo".
Manya
Dabei seit: 30.05.2002
Beiträge: 1707
@someone: Spielzeugfreier Kindergarten heisst ja nicht, dass die Kindergärtnerin nur noch danebensitzt und Däumchen dreht. Bei uns wurde z.B genauso miteinander gesungen und auch gespielt wie vorher. Das, was vorher freie Spielzeit mit Spielsachen war, fand jetzt halt ohne statt. Und die Lehrplananforderngen kann man auch bestens ohne Spielsachen umsetzen (war bei uns auch grosse Sorge mancher Eltern, dass die Kinder ichts lernen würden).

Bei uns hatte ganz sicher die Kindegärtnerin den grössten Respekt vor dem Projekt, hat es aber im Nachhinein super gefunden.
Klar ist, dass für diese Zeit neue Regeln definiert werden müssen. Wir haben am Elternabend Filme aus einem Kindergarten in Solothurn gesehen, da kletterten die Knder auf die Regale..

Es lag dann dann an uns gemeinsam mit der Kindergärtnerin zu entscheiden, was wir zulassen würden.
someone
Dabei seit: 24.08.2011
Beiträge: 36
manya
vielen dank für die ausführliche info. so macht es sinn für mich.
Gufechnopf
Dabei seit: 18.03.2007
Beiträge: 3509
In den Ferien hatte eine Familie mit 2 kleinen Kindern ihr Zelt vis-à-vis von uns. Die hatten ausser Büechli keine Spielsachen dabei. Die Kinder standen irgendwie wie bestellt und nicht abgeholt. Die kleine etwa 3 Jahre, lief ständig davon, weil ihr langweilig war und die ältere musste auf sie aufpassen und war damit überfordert.
Am Boden lagen Steine und Tannzapfen hätte man auch finden können.

Ich kann kein holländisch und getraute mich nicht, mich da einzumischen.
Aber es hat mich schon gluschtet, gemeinsam mit den Kleinen aus den Steinen Bilder zu legen, Tannzapfen und anderes zu suchen und einen Naturalien-Laden zu machen oder einen Stein zu suchen, mit dem man ein Himmel und Hölle-Spiel auf den Teer zeichnen könnte.

Aber genau für solche Fälle finde ich es gut, wenn Kinder lernen, mit dem was die Natur liefert, sich zu beschäftigen.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
someone
Dabei seit: 24.08.2011
Beiträge: 36
second wife
es tut mir leid. aber dafür muss man nicht in den kindergarten. wäre es nicht besser die kinder einfach "normal" aufwachsen zu lassen? sich dauernd "qualitative" zeit zu nehmen, sondern die kinder einfach in den alltag mitzunehmen? dem kind auch mal langweilig sein lassen? auf frühförderungsprogramme zu verzichten und 17 hobbies ab dem alter da es laufen lernt?

dann muss man nicht in den kindergarten gehen um zu lernen, wie man sich ohne spielsachen und vielleicht auch mal alleine beschäftigt.

es ist spannend, das finde ich auch. aber für mich ist das eine verkehrte welt.
milena27
Dabei seit: 07.05.2010
Beiträge: 35
Ich habe die anderen Meinungen nicht gelesen, möchte aber ein Beispiel von mir anfügen.
Wir hatten mal eine "Kriesenzeit" mit unseren Kindern, betr. Ordnung im Kinderzimmer......sie wollten einfach nicht aufräumenicon_wink.gif
Da haben wir ihnen mal ALLE Spielsachen weggepackt für ein paar Tage....
hat sich absolut nicht gelohnt, denn in dieser "leeren Kinderzimmerzeit" war ihnen nicht 1x langweilig....sie haben so tolle neue Spiele "erfunden".....
Es war eine lehrreiche Zeit, aber mehr für uns Eltern, als für die Kinder....sie hatten einfach nur Spassicon_wink.gif
Gufechnopf
Dabei seit: 18.03.2007
Beiträge: 3509
@ simeone
Was heisst normal aufwachsen lassen? Was ist normal?
Ich war viel draussen und habe mich alleine beschäftîgt. Langeweile kenne und mag ich nicht.
Meinen KiGa habe ich negativ in Erinnerung.

Warum diese Familie ihre Kinder nicht beschäftigen konnte war mir ein Rätsel. Und ich arbeitete an mir, dass es mich nichts angeht und ich mich nicht einmische.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
carmelita233
Dabei seit: 28.05.2007
Beiträge: 1328
wir haben das in der krippe gemacht....war für uns superanstrengend,also sei froh hast du so eine engagierte kindergärtnerin..!icon_smile.gif

bei uns hiess spielzeugfrei nicht dass nichts mehr da war,sondern nichts vorgefertigtes.dafür standen überall kisten mit korkzäpfen,büchsen, zeitungspapier und ähndlichem rum.wir hatten sogar ein planschbecken mit sand..icon_smile.gif


globi:nein,die kinder werden nicht mehr beschäftigt wie sonst auch.das heisst eine zeit wird geführt(lieder,klatschspiele etc) und eine zeit ist freispiel.aber ja,viel vorarbeit ist dabei,das ganze material und spiele suchen.

toll war dass da wieder alte sachen die ganz in vergessenheit geraten sind ausgegraben werden,wie dieses spiel mit den fingern und der schnur oder zietigläsä oder dä fuchsgaht umä etc.

damit die kinder selber das material verwerten können hatten wir aber soweit ich mich erinnere leim,schere und farbstifte erlaubt.

man bekommt alles hin wenn man nur genug will!!!