Psychomotorik

hoppla
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 06.02.2006
Beiträge: 558
Hallo! Unser Sohn wird im Juni 7 Jahre alt und geht in die erste Klasse. Er war schon immer total energiegeladen und kann diese Energie manchmal nicht steuern. Dann ist er wild, laut, ständig in Bewegung. In der ersten Klasse nun haben die Lehrerinnen ein Problem damit, weil er dadurch öfter den Unterricht stört. Die Einschulung steht ausser Frage, da er leistungsmässig weit vorne steht und bereits Bücher der zweiten Klasse liest. Für mich persönlich war seine Art bisher kein Problem, auch wenn es oft anstrengend war und ich immer sehr konsequent sein musste. Ich wäre aber nie auf die Idee gekommen, dass es therapiert werden sollte...
Davon ist nun aber die Rede. Im Raum stehen Begriffe wie Psychomotorik oder Kinsiologie. Ich bin grundsätzlich allem gegenüber offen was dazu beiträgt, dass es ihm in der Schule gut geht und nicht irgendwann verleidet, weil er immer nur Kritik einsteckt. Etwas, was seine Konzentrationsfähigkeit verbessern würde, wäre sicher gut.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Kennt ihr die Psychomotorik und könnt mir dazu etwas sagen? Gibt es womöglich ganz einfache Sachen die ich in den Alltag einbauen könnte und die ihm bei der Konzentrationsfähigkeit helfen würden? Danke für alle eure Tips!
robine
Dabei seit: 07.01.2004
Beiträge: 554
liebe hoppla

vor ein paar monaten hab ich genau die selbe frage gestellt und ich habe ein paar gute antworten, vor allem über erfahrungen mit der psychomotorik therapie erhalten. hier der link zu meinem thema.

http://www.wireltern.ch/community/forum/detail.php?rf=34&sh=2171368

inzwischen hat mein sohn mit der therapie angefangen. die therapeutin meint, dass er nicht so ein "schwerer" fall sei und es vielleicht sogar bis zu den sommerferien gut ist. er geht sehr gerne hin und erzählt immer wie toll es ist und was sie alles machen. also ich denke "nützt s nüt s schads nüt"

lg robine
Myz
Dabei seit: 17.09.2005
Beiträge: 373
Ich habe eine ähnliche Geschichte mit meinem Sohn (damals 9, inzwischen 12) erlebt und fand - wie robine - "nützt's nüt, so schad's nüt". Unser Sohn ist ein "Schufli" und ein "Schwauderi", auch immer in Bewegung und voller Energie, aber manchmal etwas ungelenk. Er war etwa 5 Monate lang in der Psychomotorik. Ob es etwas "gebracht" hat, kann ich nicht beurteilen, da er in dieser Zeit sowieso reifer (und ruhiger) geworden ist.
Nach diesen paar Monaten, hatte mein Sohn aber keine Lust mehr auf diese Psychomotikstunden und der Therapeut sagte mir, er könne ebenso gut einen Sport wählen, welche die Koordination seiner Motorik fördern würde. Inzwischen macht mein Sohn Capoeira (brasilianische Kampf/Tanz/Akrobatik-Sportart) und ich habe den Eindruck, dass das nun wirklich dazu beiträgt, seine Koordination, sein Körpergefühl und sein Enegrie zu strukturieren.

Bekanntlich führen viele Wege nach Rom. Vielleicht probiert Dein Sohn es einfach Mal aus mit der Psychomotorik und schaut, ob es etwas für ihn ist.
hoppla
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 06.02.2006
Beiträge: 558
Danke für eure Beiträge! Ich habe mich durch das Thema von Robine durchgelesen.

Mir stellen sich noch folgende Fragen: Was passiert denn überhaupt in einer Psychomotorikstunde? Ich habe versucht die Therapeutin anzurufen, habe sie aber noch nicht erreicht. So aus "Gwunder": Weiss jemand genau was es ist?

Robine: Weshalb genau wurde denn deinem Sohn die Therapie empfohlen? Bei uns ist es eben so, dass ich meinen Sohn nicht als "auffällig" empfinde. Allerdings ist es wahr, dass er nicht gut stillsitzen kann und dass er sich nicht gut auf eine einzige Sache konzentrieren kann. Er ist sehr leicht abzulenken. Ist das denn schon ein Fall für eine Therapie? Kann man denn nicht alles irgendwie therapieren, auch wenn es mit zunehmendem Alter und Reife von selbst käme?

Versteht mich richtig: ich bin offen dafür, Sohni dürfte es sogar während der Schulzeit machen und die Kosten sind auch nicht das Problem. Es geht mehr um die Botschaft an ihn: Du bist ein "Therapiefall"...
Myz
Dabei seit: 17.09.2005
Beiträge: 373
Genau diese Bedenken (Du bist ein "Therapiefall"...) hatte ich damals auch. Ich war dann aber einfach ganz ehrlich mit meinem Sohn und habe ihm gesagt, dass sich sein "Problem" (das ja eben eher dasjenige der Lehrerin war) vielleicht auch "von selber" und "mit der Zeit" erübrigen würde, dass er nun aber diese Psychomotikstunden ja mal ausprobieren könne. Anfangs hatte er auch Spass daran, weil es sehr spielerisch war (so mit Hindernisparcours u.ä.). Aber es kam offenbar wenig Neues dazu und mit der Zeit fand er es langweilig.
In der heutigen Zeit werden ja ganz viele Kinder "therapiert". Ob das gut ist oder nicht, da kann man verschiedener Meinung sein. Aber ein Vorteil hat es ganz bestimmt: die Kinder gehen damit viel lockerer um. Der eine ist in der Logopädie, weil er lispelt, der andere beim Psychologen, weil er schlecht schläft und der dritte halt beim Psychomotoriker, weil er ein Schufli ist. Für unsere Kinder ist dies jedenfalls so und sie würden niemals ein anderes Kind deswegen hänseln oder ausgrenzen (weil es eben mehrere sind in der Klasse).
robine
Dabei seit: 07.01.2004
Beiträge: 554
@hoppla

bei meinem sohn war der eigentliche grund, dass die lehrerin das gefühl hat, dass er sich nicht richtig spührt.. es ist nicht so einfach zu erklären.. er kann zb schlecht rücksicht nehmen auf andere, wenn er ein bedüftnis hat, dann kann er sich nicht in die anderen versetzen.. zb, im rechnen ist er immer als erster fertig, die anderen haben kaum angefangen, anstatt leise zur lehrerin zu gehen muss er es laut rausposaunen, dass er fertig ist. er verunsichert mit seinem verhalten die andern und ihm erklären nützt nix. er kann schlecht still etwas machen (ausser gamen und fernsehen, das würde stundenlang gehen) er kann sich nicht zurücknehmen. er ist einzelkind, am weekend haben wir jeweils die zwei kinder von meinem freund hier, da kann er sich ebenfalls schlecht einfügen, die beobachtungen von der lehrerin stimmen also, jedoch kann ich es halt nicht ändern, dass er einzelkind ist und so sein sozialverhalten etwas "umpolen". zb unter den drei kindern ein fernsehprogramm wählen, das allen gefällt, geht für ihn fast nicht, weil da müsste er ja eventuell einen kompromiss eingehen... das kann er fast nicht, oder nur sehr schwierig.
motorisch ist er auch nicht grad ein held, aber nicht so schlimm, einfach nicht unbedingt mit viel talent. er geht aber seit letzten sommer ins fussball und das tut ihm gut. auf den sommer hin, will er noch mit klavier spielen anfangen, das ist laut therapeutin eine gute idee, welche eigentlich von der homöopathin kam, damit er etwas zu "lernen" hat und nicht immer alles gleich kann... er ist sonst ein absolut liebenswertiger junge, freundlich und ein charmeur.. aber mit andern kindern klappts fast nur, wenn er der chef sein kann, ich hoffe, dass ihm die therapie da ein wenig hilft..
Tagesmamma
Dabei seit: 02.06.2010
Beiträge: 1058
Unser grosser ging auch in die psychomotorik. Er hatte immer großen Spaß daran. Nach 1,5 Jahren wollte er dann auf einmal nicht mehr, wir haben dann mit der Therapeutin gesprochen und sagte dann das sie bemerkt habe seit einem Monat das er jetzt eigentlich soweit sei um aufzuhören, und erst sollte er dann noch 3 mal gehen bis zu den sportferien dann tobte er aber so das wir von jetzt auf gleich aufhörten.
Judo wird übrigens auch von vielen psychomotoriktherapeuten zur unterstützung empfohlen weil alles miteinander geschult wird, körperkontrolle, korpergefühl und Spannung, sozialverhalten und sie können ihren Bewegungsdrang ausleben. Oftmal haben Jungs auch das Bedürfnis sich zu messen und das können sie in randoris unter kontrollierten fairen Bedingungen.

Wer glaub jemand zu sein, hat aufgehört jemand zu werden

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Franz Josef Neffe
Dabei seit: 17.11.2006
Beiträge: 1021
Es ist alles interessant, wo Dir jemand sagen kann: "Damit habe ich schon konkreten Erfolg gehabt." und wo er Dir plausibel am besten vormachen kann, wie er den Erfolg auch bei Deinem Kind hervorrufen will.
Ich zum Beispiel beobachte, wie das Problem durch alle Erklärungen an nden bewussten Verstand nicht zu lösen ist, ganz einfach, weil der bewusste Verstand dafür nicht zuständig ist. Die Talente und Kräfte, auf die es ankommt, liegen im UNBEWUSSTEN. Dieses Unbewusste ist für mich als Ich-kann-Schule-Lehrer der wichtigste Partner für Problemlösung.
Die dort liegenden Talente sind sehr sensibel und reagieren schon auf das, was wir denken und ausstrahlen, und nicht erst auf das, was wir reden und tun. Sowie diese entscheidenden Kräfte reagieren, so verlöuft die Entwicklung. Problemlösung hat folglich gar nichts mit Anstrengung zu tun sondern ist eine feine, sensible Steuerung der tatsächlich zuständigen Kräfte.
Ein gut, tief, schnell wirkendes Hilfsmittel ist die sog. Schlafsuggestion (Beispiele s.Coué Brief 9). Sie wirkt deshalb so effizient, weil da nichts ist, was stört und ablenkt und deine guten Worte den geraden Weg in die Seele finden. Du kannst die Kräfte auftanken, ihnen ihre gute Entwicklung ausmalen und schmackhaft machen und einen klaren Auftrag dafür geben. Es ist ja der Lebenssinn aller Talente, alles für den Menschen zu tun. Welch eine Dummheit ist es, zu meinen, man müsse sie dafür antreiben. Wenn ich die Kräfte achte und stärke und sie sich als sie selbst entwickeln können, dann tun sie das. Ich wünsche Euch besten Erfolg, er ist möglich.
Franz Josef Neffe

"Wenn ich Sie in dem Irrtum lasse, dass ich es bin, der Sie gesund macht, dann mindere ich Ihre Persönlichkeit!" Émile Coué
Gelöschter Benutzer
Hier ein paar spannende Links:

http://www.psychomotorik-therapie.ch/

http://www.psymo.ch/psychomotorik/text.htm

Meine Zwillinge sind auch gegangen und haben es geliebt! Wenn du offen bist dafür, würde ich es ihm ermöglichen, er kann nur davon profitieren. Bei uns ist eine Abklärung durch den Schulpsychologen nötig. Wie ist das bei euch?
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
@FJN: danke, das war mal ein ganz klarer Beitrag! weiter so!