Religionsfreiheit - wie weit?

Gelöschter Benutzer
Ich habe gestern am Elternabend einen Mann kennengelernt, der keiner Frau die Hand gibt. Ich war natürlich irritiert - bei uns ist es üblich, dass man einander per Hand begrüsst. Und eine ausgestreckte Hand der Lehrerin zurückzuweisen finde ich extrem.
Daraufhin hatte ich später eine spannende Diskussion mit anderen Eltern.

Wie weit darf Religionsfreiheit gehen?
Was meint ihr dazu?
Sinalco
Dabei seit: 23.04.2003
Beiträge: 1255
Ich kenne dieses Verhalten vom Libanon. Es wäre respektlos der Frau gegenüber, wenn der Mann ihr die Hand gibt. Anfangs hat mich das auch gestört, aber mit dieser Begründung konnte ich es verstehen.
Stell es Dir andersrum vor.
Einen Körperkontakt verwehren finde ich weniger schlimm, als aufdrängen - das wäre für mich ein NOGO!
lg
S.

You don't get always what you want - you get what you need!
sabi72
Dabei seit: 14.11.2009
Beiträge: 121
Ich bin grundsätzlich ein toleranter Mensch und akzeptiere dieses Verhalten. Nachvollziehen kann ich es nur schwer. Ich finde es OK, wenn Frauen verschleiert herumlaufen und katholische Kirchenglocken läuten. Was ich nicht will, dass man Kirche und Staat nicht trennt. In der Schule hat für mich Religion nichts zu suchen. Das ist privatsache von jedem einzelnen.
someone
Dabei seit: 24.08.2011
Beiträge: 36
es ist eigentlich nicht eine sache der religion ob man sich die hand schüttelt oder nicht. sich die hand zu geben ist bei uns ein begrüssungsritual. da sollte dieser man tolerant genug sein, das anzuerkennen.
someone
Dabei seit: 24.08.2011
Beiträge: 36
mann nicht man
Sinalco
Dabei seit: 23.04.2003
Beiträge: 1255
ach seid doch ein bisschen tolerant!

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sabi72
Dabei seit: 14.11.2009
Beiträge: 121
someone
es ist eben dochh eine religionssache. für ihn. Stört dich das?
someone
Dabei seit: 24.08.2011
Beiträge: 36
nein, mir ist es egal wer sich wo wie begrüsst oder nicht. ich finde es nur anstössig, dass man unsere eigenen rituale nicht so durchsetzt, wie es die anderen mit ihren tun.

dieser mann gibt nicht die hand. wir sind tolerant und nehmen das an. umgekehrt: er könnte auch tolerant sein und sich sagen, dass wir uns nun halt mal so begrüssen.

in japan verbeugt man sich. jeder der das weiss tut es den japanern gleich und geht nicht hin, und streckt die hand zur begrüssung aus, wie es bei uns üblich wäre.

für uns ist es normal, dass jeder seine rituale lebt, warum nicht auch für die anderen? sollte toleranz nicht gegenseitig sein? passen wir uns nicht auch an, um ein friedliches miteinander zu leben? muss sich dann immer nur einer anpassen?

es sind nur überlgungen die ich mir mache. es ist mir persönlich tatsächlich egal wer sich wie begrüsst oder nicht icon_smile.gif
pascale 11
Dabei seit: 27.03.2002
Beiträge: 927
Schaut es anders rum an:

Die Lehrerin ist eine absolute Respektsperson - zumindest in den Augen der meisten Kulturenicon_wink.gif Für diesen Mann ist der Frau die Hand geben ein absolutes No-Go und würde er dies tun, würde es für Respektlosigkeit der Frau gegenüber sprechen.
Also, hat er auf seine Art genau richtig gehandelt..... Religion ist nicht immer anpassbar und dann kommt noch dazu (ich nehme an es handelt sich um einen Muslimen?), er hat soeben Ramadan beendet und wäre jetzt in den 20 Tagen danach, wo ebenfalls sehr strikte Verhaltensregeln zählen. Genau kenne ich die nicht, aber ich weiss, dass auf jeden Fall auch Verhaltensregeln gegenüber Frauen dazugehören. Er "verdirbt" sich ganz sicher nicht seinen streng eingehaltenen Ramadan, indem er eine fremde Frau berührt...icon_wink.gif Es ist halt nicht alles schwarz-weiss und Integration ist wichtig, aber für strenge Muslime ist ihre Religion logischerweise wichtiger.... Wie für jeden strenggläubigen Christen oder Jude auch....
Ultramarin
Dabei seit: 30.03.2009
Beiträge: 1425
wenn die Lehrerin das als persönlich Ablehung auffasst, weil Hand geben zu unserer Kultur und den gängigten Höflichkeitsformerln entspricht, dann ist es problematisch.

Wenn sie es als teil der Kultur des anderen sieht, das ebenso Platz hat wie ihre Kultur, dann ist es weniger problematisch.

"Wir" finden es deswegen anstössig, weil wir es uns nicht gewohnt sind. Mit ein bisschen Offenheit, Verständnis und Interesse für andere Kulturen, sollte das kein Problem mehr sein.

We stopped checking for monsters under our bed, when we realized they were inside us