@yucca
Mich irritiert, dass du die "Schuld" automatisch bei den Eltern suchst/siehst.
Eine Eskalation kann durchaus nur durch eine Seite erfolgen. Ein "leichtes" Beispiel: die Ende 60iger/70iger Jahre: die Hippie-Bewegung. Eine Auflehnung gegen das Etablishment, grundsätzliche Ablehnung der Werte oder Lebensart der Eltern/Vorgängergeneration. Haben diese etwa alles falsch gemacht? Kaum. Es kam jemand mit neuen Ideen, neuen Ansichten und viele folgten diesen und wieviel wurde wirklich hinterfragt?
Jemand hat einen Lebenspartner, der die Eltern des anderen ablehnt. Wieviel Einfluss hat dieser nun auf diese Person, so dass die Eltern weniger besucht werden, der Kontakt eingeschränkt wird etc? Passiert gerne mal bei interkulturellen Beziehungen.
Viele solcher Dinge passieren im Kleinen und haben dann nichts mit irgendwelchen Traumata sondern mit äusseren Einflüssen zu tun und kann dann wohl von den betroffenen (Eltern) nicht nachvollzogen werden.
Hatten wir früher mehr Respekt vor den Eltern? Zum einen ist es sicher auch eine Zeiterscheinung, welche Erziehungsregeln "normal" waren. In früheren Generationen war ein wirtschaftliches Leben ohne den Familienverbund gar nicht möglich. Finanzielle Freiheiten bieten auch andere Freiheiten. Wenn man nicht mehr auf jemanden angewiesen ist, ist es auch um vieles leichter, diesen auf die Seite zu schieben.
Wenn es um einen spezifischen Fall geht, wie dein Beispiel im Eröffnungstext, dann ist eine Beurteilung gar nicht möglich ohne die ganze Situation zu kennen.
Was das Verhalten der Eltern betrifft, alles aus dem Haus von den Kindern zu entfernen: nun ja, ein Stück weit verstehe ich es. Die Eltern sind im Schmerz, werden tagtäglich daran erinnert, was sie verloren haben, ohne wirklich zu wissen, warum. Ja, der Schritt mag sehr überzogen wirken, macht ein Stück weit für mich Sinn. Sie sind im Grunde den gleichen Schritt gegangen wie die Kinder. Sie machen den Bruch, damit sie auch weiter gehen können, ohne tagtäglich im Schmerz zu sein. Möglicherweise war es ein Versuch, die Töchter aufzurütteln.
Und zu guter Letzt: mich macht eher ein Satz von dir nachdenklich:
"Meine Kinder sind 20 u. 18 beide waren lang mein Lebensinhalt" - sollen Kinder ein Lebensinhalt sein? Was bleibt dann ohne diese? Wenn nun deine Kindern diesen Druck dein Lebensinhalt zu sein nicht ausgehalten und rebelliert hätten: würdest du da den Fehler bei dir suchen, da du ja alles für sie getan hast?
Partner, 4 Kinder mit teilweise Schwiegerkindern, aktuell 2 Enkel :-)
Stricken, Lesen und immer wieder an meinem Lieblingsplatz sitzen und den Bäumen zuhören.